Die iOptron CEM60 auf dem Berlebach Planet Stativ, hier auf die landesübliche Polhöhe eingestellt
Die "Z" Mounts oder auch "Center-Balanced" Mounts von iOptron sind nicht ganz neu. Dieses Design schaut auf den ersten Blick sehr eigenartig aus. Nun ja, bei neuen Produkten sollte man auch etwas vorsichtig sein - es sei denn, man will Beta-Tester spielen. Jetzt ist die CEM60 schon einige Zeit am Markt, und sie ist doch eine interessante Montierung, eine innovative Interpretation der Deutschen Montierung. Mit einem Eigengewicht von grad mal rund 1 kg mehr als die ieq45, 12.3 kg wiegt die CEM60, bietet sie nach der Papierform eine deutlich höhere Tragfähigkeit - 27 kg werden genannt. Kann man dem Glauben schenken? Wir kommen später noch darauf zu sprechen. Es geht aber schon auch um's Schleppen. Weniger Gewicht bietet schlicht dem inneren Schweinehund weniger Angriffsfläche. Für junge, kräftige Menschen mag das weniger ein Problem sein, wer vor dem Herbst seines Lebens steht oder schon drin ist, wird das anders sehen. Genau aus diesem Grunde bin ich auch auf die CEM60 gestoßen, im Sinne meiner Kunden.
Was ist jetzt der Clou an diesen Montierungen? Wie der Name "Center-Balanced" schon sagt, ist das Gewicht so verteilt, dass der Schwerpunkt des Setup genau mittig über dem Stativ zu liegen kommt. Zudem bauen diese Montierungen sehr kompakt, kurze Hebelwege bedeuten mehr Stabilität.
Von der CEM60 gibt es zwei Versionen, die hier besprochenen CEM60 und die CEM60-EC, letztere mit hochauflösendem RA-Encoder. Für die EC Variante wird ein Trackingfehler von 0.5" RMS angegeben, für die 2. Generation sogar 0.3" RMS, also da sollte der Autoguider nicht mehr viel Arbeit haben. Lohnt der saftige Aufpreis von ca. 1800 Euro? Kommt ganz drauf an. Es kann die spontante Fotografie, vor allem mit Teleskopen moderater Brennweite ermöglichen. Eins ist klar, die ganze Gleichlaufgenauigkeit des Antriebs nützt nichts gegen Polaufstellungsfehler, gegen die atmosphärische Refraktion, gegen Durchbiegungsprobleme. Solche Dinge sind nur mit einem Fehlermodell einzufangen, um zu einem Imaging ohne Guiding zu kommen. Also wer nur eher kurz belichtete "Schnappschüsse" macht, die aber gern spontan, wird mit der EC Variante wahrscheinlich gut fahren. Alle anderen, die ernsthaft Astrofotografie betreiben wollen, kommen um einen Autoguider nicht herum. Somit, für die meisten wird es die normale CEM60 vollauf tun, die nach iOptron auch nur einen Trackingfehler von etwa +/- 5" aufweist.
Die CEM60 in ihrem Koffer
Geliefert wird die Montierung in einem Alukoffer, sie ist dort gut eingebettet in etwas nachgiebigen Hartschaum, aber auf 0° Polhöhe gestellt. Der Aufbau gerät nicht nur deshalb zu einer gewissen Zeremonie. Wer dieses ständige Einstellen und wieder Rückstellen der Polhöhe nicht mag, wird um ein anderes Transportbehältnis nicht herumkommen. Für den normalen mobilen Einsatz wird es vielleicht ein Kunststoffbox aus dem Baumarkt sein, die man einfach auspolstert und die Montierung hinein legt. Es liegen alle Kabel bei, und ein 9.5 kg Gegengewicht (mit dem allein man sicher keine 27 kg an Nutzlast balancieren kann). Stativ ist keines dabei. Gott sei Dank, möchte man sagen. So kann man gleich ein ordentliches Stativ drunter stellen - das Berlebach Planet ist eine gute Wahl.
Stativ Vorbereitung für die CEM60
Der Berlebach Stativkopf ist geeignet für die ieq30, ieq45 und die CEM60. Für die CEM60 werden zwei Schraubbolzen seitlich (also auf Ost- und Westseite) eingedreht. Man muss sie nicht anknallen, aber eine Querbohrung erlaubt das Einsetzen eines Stiftes um sie wieder lösen zu können. An diesen beiden Bolzen wird die CEM 60 mit dem Stativ verschraubt. Außerdem stützen sich die Azimut Einstellschrauben darauf ab.
Montierung aufgesetzt
Die CEM60 sitzt nun auf dem Stativ. Man sieht seitlich einen Bolzen, auf den ein Bolzen mit Innengewinde zur Klemmung aufgesetzt wird. Eine Kunststoff Unterlegscheibe erlaubt auch bei schon mäßig angezogener Klemmung noch eine Feineinstellung in Azimut.
Die CEM60 auf dem Berlebach Stativ verschraubt, in 0° Polhöhenstellung, in korrekter Nordausrichtung.
Was man hier sehr schön erkennen kann: Die Polachse ist über der Polhöhenwiege zweifach gelagert, am Nord- sowie am Südende. Ein Stativbein zeigt nach Norden. Die Gegengewichtsstange würde mit dem Stativbein in Konflikt kommen. Für niedrige Breiten kann die Gegengewichtsstange nach außen gekippt werden. Man sieht zudem eine der Befestigungsschrauben, die die Montierung auf dem Stativ halten. Schräg darüber die Klemmung der Polhöheneinstellung. Beide Elemente haben Querbohrungen, um mit einem Stift angezogen und auch wieder gelöst werden zu können. Anmerkung: Das glänzende Ding senkrecht über der Montierung ist ein Fremdteil, die Dachrinne an der Hausecke.
Wenn die Montierung nach Nord ausgerichtet ist, ist dies die Ostseite.
Man erkennt hier die Längslöcher für die Azimut Feineinstellung, die Einstellschraube, und auch die Klemmung der Polhöheneinstellung. Der Kompass ist eine nette Spielerei. Ja, wenn die Metallteile direkt davor sitzen, zeigt er letztlich nach Norden. Sonst halt auch irgendwohin, Richtung Gartenzaun oder so. Ob man damit die Montierung wirklich an einem unbekannten Beobachtungsplatz vorab nach Nord ausrichten könnte, darf bezweifelt werden. Unter dem schwarzen Ding seitlich sitzt vermutlich der GPS Empfänger. Anmerkung: Für diese Fotosession steht das Stativ verkehrt herum, nicht wundern, es hat keinen tieferen Grund, es war einfach eine Fotosession um die Details der Montierung zu zeigen..
Wenn die Montierung nach Nord ausgerichtet ist, ist dies die Westseite
Hier finden wir die Polhöhenskala, und wir sehen den Stift, den man in die Querbohrungen stecken kann, um die Bolzen anzuziehen bzw. zu lockern. Die Libelle stimmt übrigens mit der des Stativs überein, ist also nicht nur zur Zierde drauf. Im normalen Einsatzfall liegt sie dann direkt neben der des Stativs (siehe hier), so kann man es leicht überprüfen. Die Libelle der Montierung ist aber wesentlich empfindlicher. Wenn auch diese "Gut" zeigt, ist man mit dem Stativkopf sicher in der Waagrechten. Der Stift zum Betätigen der Bolzen kann übrigens direkt an der Montierung verstaut werden.
Dies ist die Nordseite der Montierung
Die obige Ansicht ist recht ergiebig. Fangen wir mit der Polwiege an. Sie läuft auf Gleitbahnen, verstellt wird die Polhöhe mittels Schnecke, die auf einem Schneckenradsegment angreift. Der Verstellknopf trägt eine Skala, hier könnte man in der Genauigkeit von Bogenminuten nachbessern, wenn die Montierung nach erfolgtem Alignment den Polfehler angibt. Aber bei korrekter Pojustierung sollte er in einem Bereich sein, der fotografisch vollkommen ausreichend ist. Was noch zu sehen ist: Der "Parkplatz" des Stiftes zur Betätigung der diversen Bolzen mit Querbohrungen. Auch der RA Motor ist zu entdecken. Und nun kommt die ganz große Eigenheit der CEM60: der schwarze Dregriff oben ist der Gearswitch. Zum Auskuppeln der Achse zwecks Balance wird hier die Schnecke vom Schneckenrad getrennt. Ganz nach rechts drehen (Disengage) ist Auskuppeln. Ganz nach links drehen (Engage) ist Einkuppeln.
Die Nordansicht von weiter oben gesehen
Hier nochmals die Nordseite, von weiter oben gesehen. Man sieht klarer auf den RA Gear Switch Knopf und dessen Beschriftung "Engage" bzw. "Disengage". Was weiter hier klar zu sehen ist: Der Ansatzstutzen für die Gegengewichtsstange, der weiter nach außen gestellt werden kann, speziell für niedrige Breiten, wo die Gegengewichtststange mit dem Stativbein in Konflikt kommen könnte. Hier sieht man auch auf das obere Ende, das Nordende der Polachse, mit dem verschraubten Deckel, der die Öffnung für den Polsucher freigibt.
Noch einmal die Ostseite
Am unteren, südseitigen Ende sieht man die verschraubte Kappe, unter der der Polsucher sitzt. Hier sieht man auch den Kombisattel, der 2" (Vixen Level) und 3" (Losmandy Level) Prismenschienen aufnehmen kann. Die Klemmschrauben wirken auf eine Backe, hier drückt keine Schraube direkt auf die Schiene. Und die Klemmschrauben haben Inbus Einsätze, damit man notfalls die Schrauben wieder mit Werkzeug lösen kann. In kalten Nächten kann das manchmal ein Problem sein, dass man die Schrauben, dann schon mit klammen Fingern, kaum mehr aufkriegt.
Der Polsucher mit Libelle und Buchse für die Beleuchtung
Am Südende der Polachse findet man unter der Abdeckkappe den Polsucher. Er weist eine Libelle auf. Steht die Luftblase genau mittig, ist die "Uhr" im Polsucher Strichmuster korrekt ausgerichtet. Fokussiert wird über das Okular. Sollte man nicht Stern und Strichmuster gleich scharf sehen, kann man den Polsucher leicht abschrauben und am Vorderende auf den Stern fokussieren. Das Okular fokussiert auf die Strichplatte. Die Beleuchtung kommt von einem versteckten Port, mittels Verbindungskabel. Beleuchtet wird, so wie auch bei der ieq45, nicht das ganze Feld, sondern nur das Strichmuster. Die Helligkeit ist über die Handbox regelbar.
Polsucher und Input Panel für die interne Kabeldurchschleifung
Das Input Panel bietet einen USB 2.0 B Stecker Port und eine Buchse 6P6C für RJ12 Westernstecker, und 12 Volt Spannungsversorgung (2.5 mm x 5.5mm, center positive, max. 5 Ampere). Hier kann man Signale (z. B.: USB für die Kamera, Spannungsversorgung für die Kühlung der Kamera, Guidersignal von der Guider Kamera zum Guiderport der Montierung) durchschleifen. Am Kopf der Dec Achse ist das Gegenende mit Anschlüssen zu finden. Die Verkabelung wird intern geführt.
Der Kabelanschluss für die Polsucherbeleuchtung
Von hinten gesehen, links unten am Dec Gehäuseteil, findet man etwas versteckt die Buchse, wo das Kabel für die Polsucherbeleuchtung angesteckt wird.
Die Polsucher Strichplatte, als "Uhr" für die Positionierung des Polarsterns
Wer har's erfunden, die Polsucher Strichplatte als Uhr zu sehen? iOptron. Schon bei der Ur-Version meiner ieq45 war das so, und ich habe es toll und innovativ befunden. Die Steuerung gibt für die Poljustierung nicht nur die "Uhrzeit" an, sondern auch den Radius, wo man den Polarstern hin positionieren soll. Wie oben gesehen, ist vorher der Polsucher in die richtige Orientierung zu bringen, das geht einfach mit der eingebauten Libelle.
Blick auf Anschlüsse am Dec Kopf und Dec Gear Switch
Wie die RA Achse, verfügt auch die Dec Achse über einen Gear Switch Knopf. Was für die RA Achse dazu gilt, gilt hier genauso für die Dec Achse. Man entklemmt damit die Achse (Disengage) für die Balance des Teleskops, und auf voller Engage Position ist der Schneckentrieb wieder auf Kontakt. Es gilt auch hier, das Schneckenspiel feinfühlig einzustellen.
Was noch zu sehen ist: Die Anschlüsse der durchgeschleiften Kabel. Ein USB Hub für vier USB 2.0 A Stecker, der 6P6C Port für RJ12 Westernstecker, und zweimal 12 Volt Output (2.1 mm x 5.5mm, center positive). Kabelsalat kann man so minimieren. Die durchgeschleiften Kabel sind auch der Grund, warum man den Dec Kopf nicht einfach rundum drehen kann wie einen Quirl. Es ist ein Stift als mechanische Sperre installiert.
Die Kombiklemme
Ein Blick auf die Kombiklemme. Man sieht hier die durchgeschleiften Kabel, die am unteren Ende zu den Anschlüssen führen. Der Pfeil oben zeigt an, in welche Richtung die Öffnung des aufgesetzten Teleskops zu richten ist. Prismenschienen werden per Backe geklemmt. Die ausgefrästen Taschen unten und oben erlauben es, diverse Prismenschienen bei denen die Schraubenköpfe unten abstehen, zu verwenden. Hier hat sich wer Gedanken gemacht. Insgesamt hat die Schienenklemmung eine schöne Länge, das bringt durchaus Stabilität.
Anschlüsse: Power 12V und Schalter, Handbox und ein spezieller iOptron Zubehörport
Die 12 Volt Buchse (2.1 mm x 5.5 mm, center plus) hätte ein Gewinde zum Verschrauben des Spannungsversorgungskabels, das mitgelieferte Kabel hat aber nur einen normalen Stecker. Die rote LED ist im Betrieb gut versteckt, sie wird bei visueller Beobachtung kaum blenden. die beiden Ports sind Buchsen für RJ12 Westernstecker. Unter HBX wird die Handbox angeschlossen.
Auf der anderen Seite: Guider und RS232 Anschlüsse
Der Guider Port und auch der RS232 Port sind ebenfalls Buchsen für RJ12 Westernstecker. Insgesamt sind die Kabel mit Westernstecker etwas fummelig in die Ports zu kriegen, der Platz ist recht knapp, das Schnapperl schaut jeweils zum Montierungskörper. Man muss schon aufpassen, dass man in den richtigen Port einfädelt, wenn man so schräg von oben drauf blickt - man kann sich da leicht irren.
Zero Position
Die CEM60 mit eingeschraubter Gegengewichtsstange ind der sog. Zero Position. Die Gegengewichtsstange ist recht lang, sie hat den gleichen Durchmesser wie die der ieq45. Somit können auch 5 kg Gewichte der ieq45 verwendet werden. Im Lieferumfang der CEM60 ist ein 9.5 kg Gegengewicht enthalten. Für höhere Instrumentenlast empfiehlt es sich, mehr Gegengewichte zu verwenden und diese möglichst weit oben zu positionieren. Damit wird das ganze Setup stabiler und weniger schwingungsanfällig. Wenn man prinzipiell Tests mit den Funktionen der Montierung durchführen will: Mit der montierten Gegengewichtsstange allein, so wie abgebildet, ist die CEM60 in Balance. So darf man testen.
Was ich aus meiner Erfahrung mit iOptron Montierungen kenne, GPS hin oder her, die Zeitzone kann GPS nicht wissen, diese ist von Menschen festgelegt und kann sich ändern. Also muss man diese im Menü des Standorts einstellen, in unserem Fall auf "UT + 60 minutes".
Beim ersten Einschalten unter freiem Himmel muss man erst den Satfix abwarten, das kann etwas dauern. Auch nach längerer Zeit, z.B. nach einer Winterpause, kann es dauern. Die Steuerung rechnet dann offenbar den Almanach für die Satelliten neu. Verwendet man hingegen die Montierung Nacht für Nacht, dauert es kaum eine Minute bis der Satfix da ist. So kenne ich es auch von den ieq45 Montierungen. Bei der CEM60 war der Satfix sehr schnell da, selbst bei der Erstinbetriebnahme. Vielleicht sitzt der Empfänger günstiger oder er ist empfindlicher. Die Steuerung muss aber nicht unbedingt den Satfix abwarten, sie hat eine Pufferbatterie(3V, CR1220) und rechnet die Zeit mit. Also einmal eingestellt, kann man damit bereits arbeiten, beim Satfix wird dann die Zeit eben aktualisiert.
Man könnte sich fragen, ob das die größte Schnapsidee sei: Die CEM60 verfügt über keine Achsklemmen. Mittels des Gear Schwitch trennt man tatsächlich die Schnecke vom Schneckenrad. Die so ausgekuppelte Achse dreht dann sehr frei. Man muss bei der Balance des Teleskops aufpassen, dass nicht eine unbalancierte Masse gleich Unheil anrichtet. Und dann muss man natürlich die Achse wieder einkuppeln. Sachte, sachte führt man die Schnecke an das Schneckenrad heran, man könnte Zahn auf Zahn stehen, ein wenig die Achse verdrehen hilft, bis man spürt, man ist eingerastet. Und nun will mit Gefühl das Schneckenspiel eingestellt werden. Der Gear Switch Knopf wird erst mal ganz nach links gedreht, bis "Anschlag". Bitte nicht mit Gewalt. Sobald man Widerstand spürt, ist es genug. Das Schneckenspiel ist so am geringsten. Die leere Montierung läuft mit dieser Einstellung. Unter Last wird es nicht reichen. Dazu muss man den Knopf wieder etwas nach rechts drehen. Nur so viel, dass man kein Getriebespiel spürt, wenn man an der Gegengewichtsstange oder dem Teleskop leicht antippt. Sollte das der Fall sein, etwas zurück, ist das Schneckenspiel zu groß. Fingerspitzengefühl ist gefragt. Was passiert, wenn das Schneckenspiel zu gering ist? Nun, der Schneckentrieb steckt fest. Der Motor geht dann in Stall, mit einem unschönen Geräusch. Und logischerweise ist Schrittverlust damit verbunden. Bei Schrittverlust ist natürlich Alignment Information dann nicht mehr valide. Motor Stall kann man auch anderweits eintreten, wenn z.B. ein langer Newton Tubus in gewissen Stellungen mit dem Stativ kollidiert.
Das Schneckenspiel einstellen zu müssen, mag für viele Anwender wie der reinste Horror klingen. Was, jedesmal das Schneckenspiel einstellen? Wir wären doch froh, wenn das mal passt, und bitte in Ruhe lassen so. Das Einstellen des Schneckenspiels ist etwas gewöhungsbedürftig, aber kein so großes Mirakel, wie es scheint. Arbeitet man immer mit dem selben Setup von Teleskop, wird man bald wissen, wie weit man von "fully engaged" wieder nach rechts dreht. Ich, als Tester, habe viele verschiedene Teleskope drauf, daher muss ich gefühlvoll vorgehen, man stellt dann je nach Last ein. Das eingestellte Getriebespiel wird dann per Magnet konstant gehalten. Ein neues Ding, auf das iOptron sehr stolz ist. Die ieq45 beispielsweise, erledigt dies per Federdruck.
Die Gear Switches sind auch ein Thema beim Aufbau und Abbau. Im Koffer sollte der RA Gear Switch offen sein, damit die RA Achse frei beweglich ist. Vor dem Rausnehmen aus dem Koffer muss man aber das Getriebe einkuppeln. Man kommt mit dem Finger hin, es ist eine Aussparung vorhanden. Also erste Aktion beim Aufbau, noch im Koffer, RA Gear Swicht einkuppeln. Dann kann man die Montierung herausheben. Dec ist eingekuppelt. Es sollte alles voll eingekuppelt sein, man drehe aber nicht mit Gewalt, sondern mit Gefühl. So setzt man die Montierung auf das Stativ. Beim Abbau umgekehrt. Die Getriebe voll einkuppeln. So wird die Montierung letztlich vom Stativ gehoben und in den Koffer gelegt. Nun langt man noch an den RA Gear Switch und kuppelt das RA Getriebe aus. So kann beim Transport nichts passieren.
Man schraubt die Gegengewichtsstange dran, ganz einfach. Und dann die Sicherungsscheibe unten raus, Gewichte aufschieben, klemmen, Sicherungsscheibe wieder dran. So macht man es doch bei jeder Montierung. Halt, iOptron schreibt da was ins Handbuch der CEM60. Wenn die Gegengewichtsstange montiert wird, ist offenbar das Getriebe einzukuppeln. Es steht so nicht explizit, aber es ist schlüssig aus dem Aufbauprozedere zu entnehmen. Man soll halt nicht rüde an der Gegengewichtsstange herumrütteln, das steht explizit im Handbuch.
Wenn die Gegengewichte und das Teleskop hingegen installiert werden, soll die RA Achse ausgekuppelt werden. Dann kann sie aber frei schwingen. Hm. Nicht, wenn man vorher den Sicherungsstift einschraubt. Das ist jener Stift, der in die Querbohrungen diverser Bolzen gesteckt werden kann, um diese fest zu ziehen oder zu lösen. Er ist nicht an seinem "Parkplatz" zu installieren, an der RA Achse, in Zero Position, befindet sich seitlich eine Bohrung. Da kann man diesen Stift einschrauben. Er blockiert dann die RA Achse, sie kann ein bisschen hin und her, aber nicht "ausreißen". Aber Aber, im Handbuch steht genau nichts davon, dass man diesen Sicherungsstift einschrauben soll. Das darf man sich selbst schlüssig aus den Fingern saugen.
Ein bisschen zu hinterfragen ist diese Sache schon. In älteren Versionen der CEM60 gab es diese Bohrung an der RA Achse nicht. Man konnte dort also keinen Sicherungsstift einschrauben. Damals hat das Handbuch voll eingekuppelte Getriebe für die Installation von Gegengewichten und Instrument vorgegeben. Und genau so habe ich es bislang gemacht. Negative Auswirkungen konnte ich derweilen nicht feststellen. Das Guiding läuft zufriedenstellend. Man muss eben das Getriebespiel feinfühlig einstellen und den Guider natürlich entsprechend parametrieren - jede Montierung hat ihre Charakteristik, mal reicht sanfterer Guidereingriff, manchmal muss der Guider fester zupacken.
Vielleicht können wir uns auf diese Position einigen: Wenn man den Stift durch die RA Achse schraubt und das Getriebe auskuppelt, kann dem Getriebe sicher nichts geschehen. Gut, andererseits, bei anderen Montierungen ist das Getriebespiel betriebsbereit eingestellt, fix, und da wird auch die Gegengewichtsstange installiert, Gegengewichte und Instrument, bei geklemmter Achse. Da entklemmt auch niemand die RA Achse. Genau gesagt, wäre dies hoch gefährlich. Man fragt sich zu recht, ob diese ganze Sache nicht überkandidelt ist.
Was neu für mich ist: Die CEM60 kann selbst ihre Zero Position (Polstellung des Fernrohrs) finden. Hm, könnte man nicht einfach Markierungen anbringen, um die Achsen so einzustellen? So habe ich es ja bei meiner alten ieq45 gemacht. Leider, es ist bei der CEM60 nicht gut möglich, Indikatoren anzubringen. Also zur Sache: Es gibt drei Befehle. "Set Zero Position" - sollte die Zero Position nicht genau genug sein, oder spätestens nach einem Firmware Update, muss sie neu angelernt werden. Da heißt es visieren, dass die Achsen schön ausgerichtet sind. Der normale Befehl ist "Goto Zero Position", die Montierung wird z. B. nach einer Arbeitssession vor dem Abbau in die Zero Position gefahren. Dieser Vorgang beruht offenbar auf Zählung der Schritte. Wenn die Steuerung alle Schritte von Goto, Alignment, Tracking, Sync, korrekt mitgezählt hat, wird die Zero Position wieder getroffen. Tritt jedoch durch gewisse Umstände bedingt Schrittverlust auf, kann die angefahrene Zero Position von der angelernten Position abweichen. Deswegen gibt es den Befehl "Search Zero Position". Es ist ein Hall Sensor verbaut. Damit sucht die CEM60 die antrainierte Zero Position und stellt sich drauf ein.
Dieses Thema müssen wir uns ein bisserl genauer anschauen. Steht die Montierung bereits in Zero Postition, so dass sie es auch weiß (letzter Befehl war ein "Goto Zero Position"), verstellt sie beide Achsen ein bisschen gegen die normale Suchrichtung, ein wenig hin und her, und die Montierung zentriert sich auf die Zero Position ein. Das geht sehr rasch vonstatten.
Eine andere Sache ist, wenn man nach der Balance, wo ja das Schneckengetriebe ausgekuppelt war, nun wieder die Schnecke in das Schneckenrad eingreifen lässt. Ob man genau wieder in der Position landet, wo man vorher war, ist die Frage. Jetzt die Zero Position einfach suchen lassen, kann dauern. Wenn man von der Nordseite auf die RA Achse blickt, wird die RA Achse im Uhrzeigersinn angefahren. Blickt man von der Südseite her auf die Dec Achse, wird auch sie im Uhrzeigersinn angefahren. Es kommt nun drauf an: ist die aktuelle Position in Suchrichtung vor dem Erreichen der Zero Position, geht es recht rasch vonstatten. Wenn die Zero Position schon "vorbei" ist, fährt die Steuerung die RA Achse langsam, quasi suchend, weiter und weiter, bis in den Meridianüberhang, und man hat schon Bange, dass das Achsgehäuse mit dem Polblock kollidiert. Das passiert nicht, knapp vorher stoppt die RA Achse, kehrt um und fährt nun zügig die Zero Position an. Ist nur die Dec Achse an der Zero Position vorbei, geht es hier ebenso. Langsam suchend wird bis zum Endpunkt gefahren, der Sattel liegt dann waagrecht, und es geht flotter retour zur Zero Position.
Die Sache ist nur die: Sind beide Achsen an der Zero Position vorbei, die Steuerung weiß ja nicht in welcher Stellung sie steht, sie muss im Fall des Falles bis zu den Endpunkten fahren und diese ertasten, bevor sie weiß, da ist aus, sie muss in die andere Richtung, um den Index zu finden. Dabei ist die Gefahr groß, dass ein aufgesatteltes Teleskop mit den Stativbeinen oder der Säule in Konflikt kommen kann. Die Dec Achse wird zwar irgendwann, vielleicht aber zu spät, so verfahren, dass ein Crash vermieden werden soll. In Testszenarien wäre ein Crash aber eindeutig eingetreten, zumindest mit einem längeren hinten überhängenden Tubus, eventuell auch dem Imaging Train bei einem Refraktor. Diesen Zustand soll man auf alle Fälle vermeiden. Im Fall, dass die Dec Achse beim Anfahren im Uhrzeigersinn den Index schon findet, während die RA Achse noch den Unmkehrpunkt sucht, ist keine Gefahr gegeben. Der Tubus wird am Stativ vorbei geführt.
Sagen wir so: Die Steuerung fährt ja beim Alignment aus der Zero Position den Alignment Stern an. Nach dem Alignment speichert sie den Offset zur Zero Position mit. Selbst wenn die Spannungsversorgung ausfällt, oder abgeschaltet wird, bleibt die Information vorhanden. Man kann direkt nach Wiederherstellen der Spannungsversorung weiter Goto Ziele anfahren, oder auch die Zero Position. Dies gilt immer, auch wenn mitten in einem Goto Vorgang die Spannungsversorgung ausällt. Für den Sternwartenbetrieb sollte somit kein Problem entstehen. Erst "Goto Zero Position", dann kann ein "Search Zero Position" erfolgen.
Für mobile Anwender, die eben nach der Balance vielleicht irgendwie wieder die Getriebe einkuppeln, nahe der Zero Position, gibt es einen kleinen Trick, wie die Steuerung rasch in die Zero Position findet. Man bewege die Montierung per Motoren ein bisschen gegen den Uhrzeigersinn über die Zero Postion hinaus, RA von Norden gesehen, Dec von Süden gesehen, wenn dann beide Achsen auf der Suche nach der Zero Position anfahren, wird diese alsbald gefunden. So kann man sich helfen, bange Momente zu umschiffen.
Wenn das Stativ und damit die Montierungsbasis perfekt nivelliert ist, sollte auch die Libelle am Polsucher perfekt waagrecht liegen. Es ist aber kein Drama,. wenn nicht, man achte einfach darauf, vor der Poljustierung die RA Achse notfalls mit dem Motoren so zu bewegen, dass die Luftblase der Libelle genau mittig steht. Der Polsucher ist genau genug, man bringt damit die Montierung bis auf ein paar Bogenminuten zum Himmelspol, das ist fotografisch voll ausreichend. Wer es genauer will: die Steuerung bietet eine iterative Methode mit zwei Sternen, an denen die Polaufstellung verbessert werden kann. Diese Routine ist auch hilfreich, wenn der Polarstern nicht zugänglich ist.
Zum Alignment kann ich sagen: Mit einem SC Teleskop hat man ein gewisses Spiegelshifting. Ein 3-Stern Alignment, da wundert man sich schon wie lausig diese drei Sterne angefahren werden. Der Polaufstellungsfehler, den man im Anschluss an das Alignment präsentiert bekommt, weist horrende Werte auf. Und hintennach trifft die Montierung gar nichrs. Mit einem korrekt justiertem Newton oder Refraktor hingegen schaut die Sache ganz anders aus. Da kommt am Ende ein brauchbarer Wert des Polfehlers heraus, und die Montierung trifft die Ziele ausreichend gut. Im fotografischen Betrieb ist man meist auf einer Himmelshälfte und bleibt dort, an einem Objekt. Da reicht ein 1-Stern Alignment vollauf aus. Bei guter Poljustierung trifft die Montierung dann auch erstaunlich gut, man wird bei einem APS-C Sensor alles im abgebildeten Feld finden. Und ja, mit einem SC sollte man auch nur ein 1-Stern Alignment fahren, das trifft besser, wenn man sich vorwiegend nur in einer bestimmten Himmelsgegend aufhält, und notfalls hilft man sich mit Sync, an einem hellen Stern in der Nähe, um ein schwaches Objekt in unmittelbarer Nähe dann zu treffen.
Die
Sync Funktion ist
etwas eigenwillig. Man nimmt an: Objekt im Feld zentrieren, Sync und
fertig. Nein, nicht so. Sync ist mit einem Ziel verbunden, das man erst
aus der Objektliste wählt, das angefahren wird, und dann wird
drauf zentriert und gesynct. Etwas umständlich. Zum
Glück
gibt es auch Goto RA/Dec als Auswahl. Voilà, da steht die aktuelle
Position drin. Dann eben einfach so.
Das Meridian Flip Verhalten ist gleich wie bei der letzten Version der ieq45, die ich in der Hand hatte. Man kann den Meridianüberhang definieren, 0° bis maximal 15° sind möglich für Anwender auf der Nordhalbkugel der Erde, also bis zu einer Stunde über den Meridian tracken ist nicht schlecht - so es machbar ist, deswegen ist dieses Limit ja einstellbar. Bei 0° als Limit gilt das Erreichen des Meridians. Als Verhalten sollte man Stop wählen, nicht automatischen Flip. Die Montierung bleibt bei Erreichen des Limits dann mit "Beep" stehen. So man das Objekt neu anfährt, wird sowieso ein Meridianflip erfolgen. Die Zeit in der die Montierung ohne Tracking im Limit stehen geblieben ist, wird natürlich mit berücksichtigt. Ein Autoflip ist wohl bei visuellen Beobachtern höchst unerwünscht, und Fotografen müssen vielleicht auch noch diversen Kabelsalat neu sortieren vor einem Merdidanflip.
Es wird an und für sich ein Trackingfehler von etwa +/- 5 Bogensekunden versprochen. Zumindest liegt ein Zettel bei, der dies belegten soll. Ein Schneckenumlauf dauert übrigens 300 Sekunden.
Die Steuerung bietet, es ist ja Usus, ein PEC Feature, sogar permanent speicherbar (PPEC). Und ein Validierungsfeature, ob die PEC Daten noch valid sind. Dem Vernehmen nach hat auch die RA Schnecke einen Index Marker, also sollte die PEC Routine nicht durch möglichen Schrittverlust außer Tritt geraten. Der Verlust der Index Position mag aber nach einem Firmware Update der Fall sein. Da muss man ja auch die Zero Position neu anlernen. Klar sollte sein, PEC gilt nur für die normale CEM60, nicht für die EC Variante, die ja einen hochauflösenden RA Achsencoder hat, und den Gleichlauf der RA Achse somit regeln kann. Dann erübrigt sich klarerweise PEC.
Konkret gesagt, mit dem PEC habe ich bislang nicht gespielt. Das Guiding lief auch so, der Autoguider hat, wenn man den Input beobachtet, den er geben muss, nicht wirklich harte Arbeit, diese Montierung zu bändigen. Weiter unten mehr dazu. So mir Zeit bleibt, natürlich auch klare Nachtstunden, gibt es ein Addendum über neue Erkenntnisse.
Wir haben auch versucht, das USB Kabel zur Ansteuerung der Kamera durch das Cable Management der CEM60 zu betreiben. Der USB 2.0 Hub wird sofort vom System erkannt, und prinzipiell hat alles bei einer Testsession tadellos funktioniert. Bei einer anderen Testsession hat das APT Programm zur Ansteuerung der DSLR Kamera Probleme mit der Verbindung gehabt, sie ist im Betrieb immer wieder verloren gegangen. Was da los war, schmecks. Wir haben schlicht daraufhin die Kamera wieder direkt über den USB Port des verwendeten Computers angesteurt, dann lief es problemlos. Diesbezüglich sind wir nicht wirklich schlau geworden. Es mag am eingesetzten Netbook/Notebook liegen.
Wir müssen gleich einmal unterscheiden zwischen dem iOptron ASCOM Treiber und dem iOptron ASCOM Commander. Idealerweise wird man zum Betrieb eine ASCOM fähige Planetariumssoftware einsetzen. Beide, der Commander und die Planetariumssoftware setzen auf dem ASCOM Treiber auf. Der Commander kann Zero Position, Park Position, Merdian Flip, kann das Teleskop in verschiedenen Geschwindigkeiten verfahren, von Guide Speed bis zu Slew Speed, hat den gesamten Objektkatalog, den man auch über die Handbox hat. Alignment und Sync bietet der Commander nicht. Nach einem erfolgten Alignment kann er aber den Polaufstellungsfehler zeigen. Natürlich zeigt der auch die aktuelle Position in RA/Dec sowie Alt/Az. Rückmeldung an die Handbox gibt es nur für die Zero Position und vielleicht auch Park Position. Von Objekten, die über den Commander angefahren werden, weiß die Handbox nichts. Der Commander akzeptiert aber auch Motoreninput der über die Handbox abgegeben wurde. Man kann also entweder via Commander oder Handbox ein Objekt z.B. im Feld zentrieren.
Verwendet man ein ASCOM fähiges Planetariumsprogramm, läuft der Commander im Hintergrund. Die Planetariumssoftware bekommt nach Verbinden mit der Montierung die aktuelle Position übermittelt, und zeigt sie auch an. Man kann ohne weiteres die Planetariumssoftware beenden, eine andere starten, sofort nach Verbindungsaufbau hat diese die aktuelle Position. Wenn man über Planetariumsprogramm steuert, nehme man eines, dass eine Sync Funktion bereit stellt. Von Goto und Sync Vorgängen über die Planetariumssoftware bekommt die Handbox auch nichts mit.
Wie kommt man nun zu einem Alignment damit? Entweder man macht es vorher via Handbox, je nach Belieben, 1-Stern, 2-Stern oder 3-Stern Alignment, dann kann man über Commander bzw. Planetariumssoftware weiter arbeiten. Es geht aber auch anders, sofern man mit einem 1-Stern Alignment auskommt. Dann fährt man einen Stern einfach an, das kann über den Commander erfolgen, man zentriert dann den Stern im Feld, und über die Planetariumssoftware gibt man einen Sync Befehl ab. Fertig.
Im Sternwartenbetrieb geht es natürlich mit Parkposition weiter, das Alignment bleibt erhalten, man kann bei der nächsten Session direkt aus der Parkposition Objekte anfahren. Das sollte alles über die Planetariumssoftware möglich sein. Natürlich ist die Sache mit gespeichertem Alignment sehr stark von korrekter Uhrzeit abhängig. Man kann GPS abwarten, der Commander kann die Zeit Info dann anfordern, oder man nimmt Computer Zeit und schickt diese Zeit Info an die Handbox. Man sollte halt konsistent arbeiten, dann sollte es passen.
Jedenfalls, mit einem 1-Stern Alignment und Sync kann man durchaus arbeiten, gute Poljustierung der Montierung vorausgesetzt. Mit dem Commander allein reicht es nicht, mit Planetariumsprgroamm allein auch nicht, man braucht beides.
Dass die CEM60 mit einem Vierzoll Refraktor klar kommt, daran wird niemand zweifeln. Ein C11 ist schon eine andere Geschichte, ist im Einsatz Setup von der Masse her ziemlich gleich der Masse der Montierung. Gut, die ieq45 auf Berlebach trägt das C11 für visuelle Beobachtungen zufriedenstellend, wobei hat die Montierung schon mehr an Nutzlast tragen muss als die Eigenmasse der Montierung ist. Die CEM60 kann es freilich auch, sie wirkt definitiv ein bisschen solider damit. Auch mein 8" f/5 Alpha Tauri Fotonewton liegt in dieser Klasse. Ebenfalls kein Problem. Eine andere Sache, wenn ich meinen MN86 aus der Sternwarte entführe und auf die CEM60 setze. Da haben wir mitsamt Metall-Taukappe einen Prügel von 1.6 Meter Länge, einen mächtigen Hebel, und im Einsatz Setup sind wir nahe an 20 kg dran. Wie wird die CEM60 das wegstecken?
Der Intes-Micro MN86 auf der CEM60
Man sieht, die Gegengewichte, es sind die 21 kg drauf, die wir auch für das C11 und den 8" Fotonewton verwenden, aber hier sitzen sie deutlich weiter unten an der Gegengewichtsstange. Ziemlich gleicher Abstand zur Mitte des Tubus bis zu den Gegengewichten. Daran allein lässt sich schon etwa abschätzen, dass der MN86 ein ordentliches Bröckerl ist.
Wir haben ein Stern Alignment durchgeführt, und dann etliche Objekte bei 120x beobachet. Die CEM60 hat alle Objekte getroffen, die Motoren liefen genauso leise und ohne Jammern und Ächzen. Es sieht irgendwie beeindruckend aus, wenn sich diese Trumm von Teleskop beweg. Obwohl der JMI DX1 Fokussierer mit Smartfocus keinen Feintrieb hat, der Trieb nicht so leichtgängig ist wie typischerweise die Untersetzungstriebe, konnten wir ohne Gezitter fokussieren. Greift man unachtsam hin, regt man natürlich Schwingungen an, es schwingt aber schnell aus. Es war aber nicht wirklich schlimm. Wir hätten Ärgeres befürchtet. Genau genommen, es wackelt nicht mehr als mit dem C11 drauf, und das habe ich doch eben noch als solid beschrieben. Keck, wenn ich sage, ich würde sogar wagen, mit dem MN86 zu fotografieren. Ich sehe eigentlich keine Probleme, windstill sollte es halt sein.
Wie schon erwähnt, wird ein Trackingfehler von ca. +/- 5 Bogensekunden versprochen, und durch ein Beiblatt zur Montierung belegt. Papier ist geduldig. Bei meinen Tests hat mich Andi Berthold unterstützt. Wir wollen das genauer wissen, und schauen was wirklich los ist. Eigentlich eine Routinesache, wenn man schon mit der Montierung fotografiert hat.
Die Auswertung des
Trackingverhaltens in PECPrep
für 6 Schneckenumläufe
Hier sehen wir im Frequenzspektrum von links langperiodische Terms, wie sie für jede Montierung typisch sind. Diese Terms habe ich mittels Hochpass gefiltert, weil dieser Fehler kommt langsam, nimmt quasi den gesamten PE Verlauf "mit". Was der Guider tatsächlich bewältigen muss, mit ein bissl was dazu oder weg, ist das eben gefilterte Ergebnis. Die größte Magnitude kommt von der Schnecke selbst, so ist das normal. Danach folgt aber ein ganzer "Wald" an Perioden mit höherer Frequenz, die den PE Verlauf von einer Sinus Kurve abweichen lassen. Ganz rechts ist das hochfrequente Seeing Gezappel, gefiltert.
Der Trackingfehler beträgt nach dieser Auswertung P-P +/- 5,41 Bogensekunden. Im rechten oberen Feld sehen wir die Kurven überlagert. Ein bisschen Spaghetti-Salat ist vorhanden, die Kurven sehen aber grob gesagt ziemlich gleich aus. Streckt man diese Kurven etwas, sieht die Sache entspannter aus.
Hier nochmals die PE Kurven der 6 Schneckenumläufe, etwas gedehnter dargestellt. Damit sollte ein Autoguider kein Problem haben, hat er auch nicht, wie wir schon wissen
Bei so einem Verlauf der Kurven, weitgehend ident, mag eine gemittelte PEC etwas bewirken. PECPrep gibt uns eine solche Kurve vor. Damit würde der Fehler auf knapp +/- 2 Bogensekunden sinken, bei einer höheren Frequenz der Welligkeit freilich, aber deutlich geringerer Fehleranstiegsrate.
Mit eher kurzen Brennweiten bis zu einem Meter kommt bald eine Montierung klar im Guiding. Die CEM60 natürlich, siehe hier, mit dem 8" f/5 Foto-Newton. Auch mit dem 102/700 Triplet APO haben wir auf den Sternenhimmel gehalten, wie nachfolgend zu sehen ist.
M92, Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules
Wir wollten im Fall der CEM60 mehr wissen. C11 drauf mit 0.67x Reducer, und los geht's. Es war ein Versuch, es sind Testfotos, keine gepflegten pretty pictures. Unsere Ziele waren NGC 6229, NGC 40 und NGC 7662.
NGC 6229, der dritte Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules
Die Sterne sind hier recht fein, die hellsten liegen ja bei nur etwa 15.8 mag. Astronomisch ist dieses Bild nicht uninteressant. Einige Blue Stragglers stechen recht auffällig heraus.
NGC 40, Planetarischer Nebel im Sternbild Kepheus
Hier sind die Sterne mit schwachem Rand nach links verzogen. Kein Guidingfehler. Wir haben nicht wirklich großartig herumgetan, um das Objekt schön mittig im Bild zu platzieren. Einfach Goto, Belichtung starten. Unser Objekt war eben dann stark aus der Mitte, gegen den Rand hin. Was hier also zu sehen ist, ist eine komatische Verzeichnung, die der Reducer nicht behebt. Das Guidiung selbst ist gut gelaufen. Helle Sterne kommen bei 1.9 Meter Brennweite halt als dicke Patzen raus.
NGC 7662, "Blue Snowball", Planetarischer Nebel im Sternbild Andromeda
Dieses Objekt ist mehr in einer Bildecke gewesen, daher auch hier etwas komatische Verzeichnung der Sterne. Es sind nur schwache Sterne in der unmittelbaren Umgebung, daher erscheinen sie relativ fein. Das Guiding ist gut gelaufen, mit nur 180 mm Leitrohr Brennweite, wir haben einen 8x50 Sucher dazu verwendet. Und wir sind auf den Geschmack gekommen, mit dem C11 auf solch kleine Fuzerl loszugehen. Nicht übel. Diese Planetarischen Nebel sind oft recht hell, nicht einmal viel Belichtungszeit braucht man dafür. Wenn die Technik läuft, tritt sie in den Hintergrund, wir reden auf einmal Astronomie und nicht mehr Technik.
Ganz frech war das Ansinnen, mit voller Brennweite des C11 auf der CEM60 fotografieren zu wollen, siehe hier. Nun gut, das übliche Seeing im Sommer des Jahres 2018, das gibt dicke Patzen als Sterne. Wir haben aber auch nur den 8x50 Sucher als Leitrohr verwendet. Das muss man sich schon auf der Zunge zergehen lassen: 180 mm Leitrohr Brennweite, 2800 mm Aufnahmebrennweite. Aber, es ist soweit gelaufen. Genau da zeigt eine Montierung, was sie kann. Die CEM60 kann durchaus. Wenn wir nochmals so etwas angehen, dann aber mit einer längeren Leitrohr Brennweite.
Die CEM60 habe ich jetzt im Langzeit Test. Mit schnell-schnell kommt man der nicht wirklich bei. Deswegen hat es auch länger gedauert bis dieser Bericht fertig war. Ich hatte schon einen CEM60 in der Hand. Dann war nicht gleich Zeit für einen Bericht, und am Ende habe ich ein paar Details schon vergessen. Bis ich eine zweite in die Hände bekam, mit der ich mich eingehender auseinandersetzen konnte. Es ist ein komplexeres Ding, und man braucht nur diverse Foren bemühen, da gibt es viel Gerede und Diskussionen. Ich denke, in den Grundzügen habe ich sie verstanden, wir kommen bei der Arbeit ja klar damit. iOptron steht für innovative Lösungen, manchmal wird es extrem. Das Handbuch lässt einen oft etwas ratlos zurück. Der Montierung liegt nur ein Quick Start Guide bei, das Handbuch darf man sich selbst von der iOptron Site runterladen.
Prinzipiell schätze ich die CEM60 als gute Montierung, die auch einiges an Nutzlast wegstecken kann. Ein kleiner Nachteil ist die geringe Masse der Montierung. Wenn es windig wird, hat sie dem wenig entgegenzusetzen. Auf der anderen Seite sind mobile Anwender froh, wenn sie nicht arg viel schleppen müssen. Die CEM60 ist sehr eigenständig im Design, sie ist sehr kompakt gebaut, und durchaus stabil. Es gibt aber einige Kleinigkeiten beim Aufbau zu beachten, damit man sich nicht ungewollt einen "Wackelpeter" einfängt. Der Umgang damit ist heikel, man braucht gewisses technisches Verständnis und Feingefühl. Wie ich gerne zu sagen pflege: iOptron ist etwas für mündige Anwender. Das gilt auf alle Fälle für die CEM60.
Howdii