Produkt Test: iOptron CEM40

  

Die iOptron CEM40 auf dem Berlebach Planet Stativ, hier auf die landesübliche Polhöhe eingestellt

 

Prolog

Die CEM40 ist der neueste Zugang der Center Balanced Mounts von iOptron. Soll sie die ieq45 ersetzen? Die CEM40 hat sicher ein wenig von der ieq45 bzw. ieq30 geerbt. Welche der beiden Montierungen mehr Pate gestanden ist, sei dahingestellt. Die CEM40 ist schmächtiger ausgefallen als es die ieq45 war, sie hat die Basis der ieq30 geerbt, und ist auch deutlich leichter als die ieq45. Ja, man muss hier die Vergangenheit ansprechen, die ieq45 ist "out of stock", und wird wohl nie mehr kommen. Wir müssen uns deshalb mit der CEM40 auseinandersetzen, um zu sehen, was sie ist, was sie kann.

Man kann die CEM40 mit Stativ und dem elektronischen Polsucher iPolar im Paket nehmen, und bekommt noch ein 4.5 kg Gegengewicht dazu. Es gibt die Alternative, nur den Montierungskopf zu nehmen, ohne Polsucher und ohne Gegengewichte. Genau genommen, wenn man hier den iPolar nachrüsten würde, Gegengewichte braucht es sowieso auch, kommt man teurer raus. Da nimmt man besser das Angebot mit dem eindeutig zu schwachen Stahlrohrstativ, auch wenn man dieses gleich entsorgt. Ein gutes Holzstativ ist unbedingt anzuraten.

Ob der elektronische Polsucher iPolar der Weisheit letzter Schluss ist? Das Manual suggeriert, es gäbe auch die Möglichkeit eines opt. Polsuchers. Nur, genau diesen, der gezeigt wird, findet man nirgendwo. Derjenige, der im Zubehör angeboten wird, passt einfach nicht. Sieht man sich die Sache genau an, kommt man zur Erkenntnis, ein opt. Polsucher ist an dieser Montierung schlicht nicht möglich. Dazu später noch. Eines steht fest, ohne Computer und Software fängt man mit dem iPolar Ding nichts an. Es gibt andere Möglichkeiten, einen externen Polsucher zu schnitzen, oder für die Fotografie, da bietet manche Astro-Software auch eine Routine für die schnellere Poljustierung an. Ein externer Polsucher ist jedenfalls eine Hilfe, näher hin zu kommen. Hochgenau wird es nicht sein. Zur Klarstellung: Der iPolar Polsucher ist nicht Gegenstand des Tests.


Die Details der CEM40

Berlebach Planet Stativ für die CEM40

Der Berlebach Stativkopf ist geeignet für die ieq30, ieq45 und die CEM60. Die M8 Bohrungen sind für die ieq45 bzw. CEM60, die M6 Bohrungen für die ieq30 bzw. CEM40. Der einzige Unterschied: Bestellt man das Berlebach Planet Stativ für ieq45/CEM60, bekommt man einen Alignment Peg (wie iOptron diesen Zapfen nennt) mit M8 Gewinde. Für die ieq30/CEM40 kommt einer mit M6 Gewinde. Im obigen Bild haben wir also das Stativ in der Konfiguration für die ieq30 bzw. CEM40. Die beiden M6 Gewinde habe ich nachgeschnitten, damit sich die Schrauben leicht eindrehen lassen.

Das originale Stahlrohrstativ weist Beine mit einem Durchmesser von 1.5" auf. Es ist das gleiche, das mit einer ieq30 kommt. Es reicht nur für sehr geringe Zuladung. Wohl, es gibt auch wahlweise das Stahlrohrstativ mit 2" Beinen. So viel besser ist es nicht. Wer die CEM40 mehr fordert, sollte unbedingt auf ein stabiles Holzstativ setzen.


Die CEM40, hier auf dem Stativ verschraubt. Zu erkennen ist der Polblock, die Azimut und Höheneinstellung.

Die CEM40 wird wie die CM60 nur mit zwei Schrauben ost- und westseitig auf dem Stativ befestigt. Die beiden Schrauben sind außen glatt, greift sich bei Kälte sicher nicht gut. Also bei den Tests war es warm, und ich habe vielleicht auch griffige Fingerkuppen, für mich war es so kein Problem. Andi, der mich bei meinen Tests unterstützte, hat schon ein bisserl geflucht. Es wäre kein Fehler, einen passenden Inbus Schlüssel mit Kugelkopf dabei zu haben. Prinzipiell ist ein Inbusschlüssel vorhanden, er hat seinen "Parkplatz" an der Montierung und wird dort magnetisch fixiert

Um die Montierung aus dem Lieferzustand (0° Polhöhe) auf die landesübliche Polhöhe einzustellen, ist Umbauarbeit vonnöten. Zum Einen muss, wie es bei der ieq45 war, die Achse, wo die Höhenfeinverstellung angreift, auf die obere Position gesetzt werden. Weiters ist noch eine Schraube an der Klemmbacke des Polblocks zu versetzen. Der Verstellbereich ist in diesem Kreisbogen-Schlitz nicht groß genug. Kein Thema, ein bisschen Fummelei, und verstehen muss man es mal. Eine Libelle ist auf der Montierungsbasis vorhanden, ein Erbe von der ieq45. Die Höhenfeinverstellung übrigens auch.

Der Inbusschlüssel für die Befestigungsschrauben und Polblock Klemmschrauben, hier fährt er ein in seinen "Parkplatz". 

Stupst man den Inbusschlüssel ein bisschen an, fährt er zack in seine Position. Der nach unten weisende Teil sitzt dabei in einer Nut. Er stört dennoch ein wenig, wenn man die Befestigungsschraube mit der Hand eindrehen will. Jedenfalls, das wichtigste Werkzeug ist an Bord, sozusagen.

Befestigungsschraube und "Parkplatz"

Im obigen Bild ist eine der beiden Befestigungsschrauben zu sehen. Die schwarze Beilagscheibe ist in der Nacht eine Freude. Beim Auf- und Abbau muss man verdammt aufpassen, dass man sie nicht verliert. Wenn die Montierung nicht auf dem Stativ sitzt, haben die Befestigungsschrauben hinten in der Basis ihre "Parkplätze". Man sieht die beiden Löcher, wo sie eingeschraubt werden. Man hat die Schrauben also dabei, ohne mit einem Plastiksackerl hantieren zu müssen. Das ist sicher keine schlechte Idee, aber mehr Fummelei.

Zu erkennen ist hier auch die Polhöhenskala. Und ebenfalls gut erkennbar ist das Loch für die Klemmschraube an der Backe des Polblocks, wo sie hin muss, für niedrigere Polhöhen. Es ist oberhalb der Polblock Backe zu finden.

An dieser Stelle noch ein Hinweis zum Aufbau. Wenn man die Montierung ohne Gegengewichtsstange aufsetzt, no na, ist sie hecklastig. Man muss sie also nach dem Aufsetzen auf das Stativ festhalten. Die Idee, den Nordzapfen mit den beiden Azimutstellschrauben zu klemmen, um sie vorn auch zu halten, so steht sie mal, ist keine gute. Die Montierung sitzt dabei leicht schief, sie wird vorne in die Höhe gedrückt. Das kann später zu Problemen führen, sollte man daher nicht machen. Es geht schon so, mit einer Hand die Montierung halten, die Klemmschraube von ihrem "Parkplatz" raus schrauben, und in die Bohrung des Stativkopfs einschrauben. Wobei man darauf achte, die schwarze Beilagscheibe nicht zu verlieren. Sobald eine der beiden Befestigungsschrauben sitzt, mit der Hand auf Anschlag gedreht, kann man schon loslassen. Die Montierung wird nicht mehr vom Stativ fallen. Beim Abbau alles umgekehrt, versteht sich.

Die CEM40 mit eingeschraubter Gegengewichtsstange

Die Gegengewichtsstange hat einen Durchmesser von 20 mm. Dies ist ein übliches Maß in der Klasse der leichten Feldmontierungen. Daher muss man auch nicht die Gegengewichte von iOptron verwenden, es gibt preisgünstigere Alternativen von Skywatcher, Celestron, etc. Mit der angeschraubten Gegengewichtsstange ist die Montierung in Balance. Die Länge der Stange ist daher sicher nicht zufällig gewählt. Um eine größere Zuladung, was die CEM40 können will, zu balancieren, muss man schon einiges Gewicht anbringen. Ziemlich symmetrisch, was an Teleskopgewicht drauf hängt, muss auch an Gegengewicht drauf, mindestens.

Das Handbuch empfiehlt, beim Anbringen der Gegengewichte die RA Achse auszukuppeln. Hm. Wenn man es genau nimmt, beim Einschrauben der Gegengewichtsstange bringt man weit stärkere Vibrationen auf die Montierung, und somit auf das Getriebe der RA Achse. Also sollte man eher beim Einschrauben der Gegengewichtsstange die RA Achse auskuppeln. Aber Achtung: Die Achse ist nun übergewichtig! Den Dec Teil muss man mit einer Hand festhalten, und mit der anderen die Gegengewichtsstange einschrauben. Fasst die Stange mal im Gewinde, kann man den Dec Kopf auslassen und mit beiden Händen schrauben. Beim Abmontieren dann detto, und hier wiederum den Dec Kopf festhalten, wenn die Stange das Gewinde an der Montierung verlässt...

Wenn die Montierung nach Nord ausgerichtet ist, ist dies die Ostseite.

Wir finden an der Ostseite den Inbusschlüssel zur Betätigung der Befestigungsschrauben und der Polblock Klemmschrauben. Weiters finden wir hier den iOptron Port, "iPort" genannt, und den USB Anschluss. Der USB Anschluss dient zur Kommunikation mit einem Computer, früher hatten wir dafür einen RS232 Port, endlich ist es ein USB Port, man braucht also keinen RS232-USB Konverter mehr. 

Der GPS Modul hat in dem kompakten Gehäuse keinen Platz gefunden, er ist extern und wird auf dem iPort eingesteckt. Wer anderes iOptron Zubehör für den iPort hat, kann den GPS Modul nach dem Satfix auch abstecken. Er hat dann seine Schuldigkeit getan und keine weitere Funktion mehr.

Der GPS Modul

Einen großen Vorteil hat der externe GPS Modul auf jeden Fall. Satfix erfolgt sehr schnell, selbst im geschlossenen Raum. Das Kabel ist lang genug, er kann beim Berlebach Stativ ruhig auf der Dreiecksablage liegen. Seine Betriebsbereitschaft meldet der Modul via LED. Wenn die GPS Daten verfügbar sind, meldet dies die Handbox.

Wenn die Montierung nach Nord ausgerichtet ist, ist dies die Westseite

Hier finden wir die Polhöhenskala, den Hebel zum Auskuppeln der Dec Achse, den On/Off Schalter und weitere Anschlüsse: 12V DC (in) und Handbox. Die CEM40 verfügt über Kabeldurchführungen zum Dec Kopf, hier kann man auch Spannung abgreifen. Wer dies tun will, muss hier an der Versorgungsseite entsprechend Leistung bereitstellen. Die Stromaufnahme kann bis zu max. 5 A betragen. Die Motoren selbst sind nicht gar so leistungshungrig. iOptron gibt für das Tracking 0.6 A an, für den Goto Vorgang 0.9 A.

Die RA Kupplung befindet sich an der Ostseite der Montierung

Hier ein Wort zu den Achskupplungen. Es wird dabei die Schnecke vom Schneckenrad entkuppelt. Bei der CEM60 hat man einen Drehknopf, man kann von fest eingekuppelt bis ausgekuppelt gehen. Fest eingekuppelt wird kaum funktionieren, je nach Zuladung wird beim Einkuppeln das Getriebespiel eingestellt. Bei der CEM40 haben wir wie bei der CEM120 einen Hebel, es gibt nur ein- oder auskuppeln. Das Getriebespiel kann bei Bedarf dennoch eingestellt werden. Man findet hier auf der nach Norden und auf der nach oben zeigenden Fläche (unweit der RA Getriebekupplung) zwei Bohrungen. Die kleinere Bohrung verlangt nach einem 2 mm Inbus Schlüssel. Damit bedient man die Fixierschraube. In die größere Bohrung passt ein 3 mm Inbus, dies ist für das Einstellen des Schneckenspiels. Vor dem Einstellen muss die Fixierschraube gelockert werden, dann kann man das Schneckenspiel einstellen, anschließend ist es wieder zu fixieren. Gleiche Bohrungen findet man auch an der Dec Achse, auch hier kann man das Schneckenspiel bei Bedarf einstellen. Kurze Anmerkung meinerseits: für die im Test befindliche Kundenzuladung habe ich keinen Bedarf gesehen, irgend etwas einstellen zu müssen. Die Schneckentriebe sind sauber gelaufen.

Noch einmal ein Blick auf die Westseite der Montierung

Auf obigen Bild sieht man den als Bordwerkzeug mitgelieferten Inbus auf der Befestigungsschraube. Die Gegengewichtsstange ist montiert. Die Montierung befindet sich in der sog. Zero Position. Wie die CEM60 und CEM120 auch, kann die CEM40 ihre Zero Position selbst finden. Man hilft dabei, sie selbst so genau wie man schätzen kann, in die Zero Position einzukuppeln. Dann rucken die Motoren nur ein bisschen hin und her, und die korrekte Zero Position ist gefunden. Sollte die korrekte Zero Position verlorengehen, z. B. nach einem Firmware Upgrade, kann die sie neu angelernt werden. Man muss sich dann mit Visieren behelfen. Typischerweise lässt man die Montierung vor einem Stern Alignment die Zero Position suchen (Search Zero Position), schickt (Goto Zero Position) die Montierung nach dem Ende der Beobachtung in die Zero Position.

Die CEM40 in Zero Position

Im obigen Bild die Montierung in Zero Position, von der Nordseite gesehen. Die Gegengewichtsstange zeigt genau nach unten, ein aufgesatteltes Teleskop würde auf den Himmelspol blicken.

Der Universal-Sattel der CEM40

iOptron hat an der CEM40 einen "Universal-Sattel" verbaut. Im obigen Bild befindet er sich in der Konfigurationen für 2" Prismenschienen. Wenn man die Klemmbacken abschraubt und umdreht, wieder anschraubt, hat man eine Aufnahme für 3" Prismenschienen. Bei der fixen Klemmbacke müssen allerdings auch die Schrauben getauscht werden, jene die seitlich sitzen gegen die, die oben sitzen, und umgekehrt. Was man hier auch sieht, ist die Kabeldurchführung. Nach unten im Bild, also and der Südseite des Sattels, befinden sich die elektrischen Anschlüsse. Dieser ganze Block könnte auch auf die andere Seite umgesetzt werden. Also alles hoch flexibel. Eines ist abzusehen, man sollte seine Teleskop einheitlich ausrüsten, wenn man mehrere hat. Z.B. alles auf 3" Schienen, für 2" Schienen gibt es Adapter auf 3". Das Teleskop sitzt so besser, und die Klemmen passen besser in der 3" Konfiguration.

Die fixe Klemmbacke des Sattels ist einstellbar

iOptron hat da etwas Neues, was es bislang noch nie gab. Die Schienenaufnahme kann auf schmälere und breitere Schienen eingestellt werden. Wir haben an beiden Enden eine Skala. Der längere weiße Strich soll wohl das Standardmaß der Schienen bedeuten. Auch dies musste eingestellt werden. Der Sattel wurde in 2" Schienen Konfiguration geliefert, konnte aber handelsübliche 2" Schienen nicht aufnehmen. Was man auch sieht, in der Konfiguration für 2" Schienen haben die Klemmblöcke unten kaum mehr Führung. Es wäre wirklich hoch empfehlenswert, 3" Schienen zu verwenden und den Sattel in dieser Konfiguration zu betreiben. Die Klemmung ist vertrauenserweckender.

Die Anschlüsse auf dem Dec Kopf

Der Anschlussblock kann, wie schon erwähnt, auf die Nordseite des Dec Blockes versetzt werden, z. B. für Teleskope mit Newton Focus. Alles andere mit Focus hinten am Teleskop ist mit der Standard Konfiguration wohl gut bedient. Wir finden hier einen USB Anschluss, z. B. für die Ansteuerung einer Digitalkamera. Den Anschluss für die Verbindung zum Computer finden wir am Südende der RA Achse. Weiteres haben wir hier 12 Volt DC (out), z. B. für die Kühlung einer Kamera. Es ist jedenfalls zu berücksichtigen, dass versorgungsseitig auch genug "Saft" zur Verfügung gestellt wird. Auch den Guiderport finden wir hier, üblicherweise sitzt in heutiger Zeit die Guider Kamera hinten am Sucherfernrohr.  Also kein Kabelgewurstel, das sich beim Schwenken des Teleskops verheddern könnte.

Anschlüsse an der Polachse

Im obigen Bild ist das untere bzw. südseitige Ende der Polachse zu sehen, mit den dort befindlichen Anschlüssen. Hier kann man USB Input geben, den man am Dec Anschlussblock wieder abgreifen kann. Wir finden hier auch den Anschluss für den iPolar digitalen Polsucher. Letzterer sitzt aber nicht hier, wenn, ist er am vorderen bzw. Nordende der Polachse eingebaut.

Das Ende der Polachse ist mit einer Kunststoff Abdeckung versehen. Greift man von unten her an die Polachse, findet man eine größere Öffnung. Hier, oder durch das Südende der Polachse, kann man ein eigenes Kabel zum Dec Kopf durchführen.

Durchblick durch die Polachse bei entfernter Abdeckung

Vorne an der Polachse finden wir einen verschraubten Deckel, hinten nur eine Kunststoffkappe. Nimmt man diese ab, sieht man, was ein optischer Polsucher sehen würde: Spaghettisalat. Die durchgeführten Kabel fordern ihren Tribut. Somit ist klar, dass ein opt. Polsucher an der CEM40 schlicht nicht möglich ist.

Das Nordende der Polachse

Unter dem Schraubdeckel wäre der iPolar Polsucher beheimatet. Er blickt also direkt auf den Polbereich des Himmels. Er dreht mit der Polachse mit, und kann vielleicht etwas schief eingebaut sein. Deshalb muss er kalibriert werden. Damit wird ein eventueller Winkelfehler rausgerechnet.

Praxiserfahrungen

GPS

Was ich aus meiner Erfahrung mit iOptron Montierungen kenne, GPS hin oder her, die Zeitzone kann GPS nicht wissen, diese ist von Menschen festgelegt und kann sich ändern. Also muss man diese im Menü des Standorts einstellen, in unserem Fall auf "UT + 60 minutes". Das Sommerzeit Flag (Daylight Saving Time) flippt man zweimal im Jahr, im Frühling auf Y und im Herbst wieder auf N.

Der GPS Satfix war auch beim ersten Einschalten sehr schnell da, etwas überraschend, weil ich die Montierung in einem südseitigen Raum aufgebaut habe, sogar bei geschlossenen Jalousien. Das hat den externen Empfänger scheint's nicht sonderlich beeindruckt.

Gear Switches

Die Gear Switches sind bei der CEM40 einfache Schalter, mit zwei Positionen. Zumindest kann man hier nichts falsch machen, was das Schneckenspiel betrifft. Es ist, wie schon beschrieben, anderweitig einstellbar. Beim Einkuppeln muss man dennoch Gefühl walten lassen, damit man mit der Schnecke genau zwischen zwei Zähne des RA Schneckenrades eingreift.

Installation der Gegengewichtsstange und Gegengewichte

Die CEM40 kennt keine Achssperre im ausgekuppelten Zustand, wie es bei der CEM60 oder der CEM120 der Fall ist. Das Aufrutschen der Gegengewichte auf die Stange ist wohl auch nicht so schlimm. Das Einschrauben der Gegengewichtsstange in das Gewinde an der Montierung ruft sicher mehr Erschütterungen hervor. Es ist also am besten so zu handhaben, dass man mal vorsichtig in den ersten Gewindegang einfädelt, dann die RA Kupplung öffnet. So kann der sonst übergewichtige Dec Teil nicht nach der einen oder anderen Seite abkippen. Man kann nun in Ruhe die Gegengewichtsstange vollständig einschrauben.

Zero Position

Die Montierung wird sowieso immer in die Zero Position gefahren. Also sollten die beiden Achsen auch nahtlos beim Einkuppeln in die Zero Position gehen. Ein Search Zero Postion Befehl rückt dann die Achsen ein bissl hin und her und nimmt die gefundene Zero Position ein. Es sei darauf hingewiesen, dass man die eingenommene Position immer auf Plausibilität prüfen sollte, und gegebenenfalls neu anlernen muss. Falls die Montierung aus einer beliebigen Position die Zero Position suchen muss, wird es zeitaufwändig, und man könnte dabei Angst bekommen, dass sich die Montierung selbst ins Gestell fährt. Mit einem aufgesattelten Teleskop umso mehr. Daher, denken was man tut, so geht vieles leichter.

Poljustierung und Alignment

Mangels eines optischen Polsuchers und nicht Vorhandenseins des iOpolar Polsuchers habe ich einen externen Polsucher aus 2" Prismenschiene, Sucherschuh, Sucherhalter für 6x30 Sucher und einem opt. Polsucher geschnitzt. Um diesen erst mal zu initialisieren, habe ich die CEM60 aufgebaut, die ich allein mit deren Polsucher schon sehr exakt hinbekomme. Von der CEM60 in Zero Pos habe ich dann die Stellung des Polarsterns in den externen Polsucher übernommen. Beim ersten Versuch damit auf der CEM40 war der erste Alignent Stern nahe dem Fadenkreuz des Suchers. Na bitte. Geht doch so auch.

Der von mir "geschnitzte" externe Polsucher

Auch die CEM40 muss sich für den Einsatz des externen Polsuchers in der Zero Position befinden.

Nach erster Poljustierung und 3-Stern Alignment habe ich das "Iterate Polar Alignment" der Steuerung ausprobiert. Mit Fadenkreuzokular. Nach sieben Durchgängen, wechseln zwischen zwei Sternen, wurden die Sterne praktisch zentriert angefahren. Wohlan. Man versucht noch vorsichtig die Befestigungsschrauben und Polblock Klemmschrauben etwas nachzuziehen. Nun die Alignment Daten verwerfen, ein neues 3-Stern Alignment, auf die Bildmitte des Kamerasensors. Was die Steuerung dann als resultierenden Polaufstellunsfehler ausgegeben hat, war nicht besser als das Ergebnis aus der Poljustierung mit dem externen Polsucher. Ich habe mich mal am Hirn gekratzt, ob das Zeitverschwendung war oder was jetzt. Hm. Denkt man scharf nach, liest man diverse Geschichten über die Poljustierung, kann man zum Schluss kommen: Allein mit dem Nachziehen der Schrauben kann man schnell wieder einen Fehler in der Größenordnung von 10' erhalten. Eine Lösung dabei wäre, den letzten Stern aus dem Iterate Polar Alignment noch im Fadenkreuz zu haben, und zu prüfen, ob er dort verbleibt, bzw. den Stern mit Anziehen oder etwas Lockern der Schrauben wieder zurück zu zentrieren. 

Egal wie, nach dieser Aktion hatte der Autoguider kein Problem. und beim Auswerten der Aufzeichnung des Trackingfehlers ist auch der Rohdatenverlauf nicht abgezischt wie irr. Es war alles im Rahmen des Gewohnten. Sicher sind die Daten, die sich die Steuerung aus dem Stern Alignment raus destilliert, nicht in Stein gemeißelt.

Sync

Ganz schlau werde ich aus dem Sync Feature der iOptron #8407 Handcontroller nicht. Mal ist das Sync Feature einfach gestrickt, mal doppelt gemoppelt. Hier, bei dieser CEM40 war es wieder einfach, so wie man es sich eigentlich erwartet. Objekt anfahren, im Bildfeld zentrieren, Sync Befehl, fertig.

Meridian Flip

Das Meridian Flip Verhalten ist mir bereits bekannt, seit den letzten Versionen der ieq45. Man kann den Meridianüberhang definieren, 0° bis maximal 15° sind möglich. Die Geometrie der Montierung gibt es her, nur: Es kann sein, dass das Teleskop mit den Stativbeinen in Konflikt kommt, und am Ende kommt das Gehäuse mit den Kabel der Handbox und Spannungsversorgung in Konflikt. Siehe Bild unten.

Meridian Überhang

Das Meridianverhalten stellt man sowieso besser auf Stop. Man will sicher nicht haben, dass die Steuerung dann automatisch los fährt. Als visueller Beobachter sicher nicht, als Astrofotograf wohl auch nicht.

Motor Stall

Vielleicht habe ich es noch nie angesprochen, aber es kann bei jeder Montierung auftreten, egal welcher Marke. Teleskope mit langem Überhang nach hinten neigen dazu, in gewissen Stellungen mit einem der Stativbeine in Konflikt zu kommen. Manchmal geht es knapp aus, manchmal doch nicht, und die Montierung fährt das Teleskop gegen das Stativbein. 

Bei iOptron ist dies mit einem unschönen Geräusch begleitet. Es kann bei gewissen Montierungen, und gerade bei iOptron, aufgrund schlechter Balance auch auftreten, dass das Schneckengetriebe stecken bleibt. Egal wie, das Getriebe steht oder steckt fest, der Motor rüttelt im Magnetfeld, der Controller zählt Schritte, die nicht in Bewegung der Achse umgesetzt werden können. Klar, so geht das Alignment verloren, die Montierung findet auch nicht mehr in die Zero Position zurück. Letzteres trifft für normale Montierungen zu. Nur Montierungen mit hochauflösendem Achsencoder in beiden Achsen, so die Encoder auch zur Positionierung herangezogen werden, würden die Position nicht verlieren (z.B. CEM120 mit RA und Dec Encoder). So käme man ohne neues Alignment aus. Wir haben aber bei der CEM40 so etwas nicht. Auch die mit dem hochauflösenden RA Encoder kann es nicht. Dieser dient nur für die Tracking Kontrolle der RA Achse.

Unschönes Geräusch, aber es kann im Prinzip nichts passieren. Die Abhilfe: Montierung ausschalten, Getriebe auskuppeln und das Teleskopmanuell vom Stativ weg bewegen. Man kann auch gleich per Hand die Montierung in Zero Position stellen und dort wieder das Getriebe einkuppeln. Man muss sowieso wieder in die Zero Postion und neu durchstarten, mit einem neuen Alignment. Damit die Steuerung nicht vielleicht doch noch verwirrt wird, und sich irgendwas vom alten Alignment gemerkt hat, ist es anzuraten, den "Clear Alignment Data" Befehl auszuführen. So ist es auch für die Steuerung ein neuer Start. Was sonst sein könnte, dass die Montierung beim neuen Alignment irgendwohin fährt, nur nicht dort hin, wo der Alignment Stern wäre.

Lasttest

Die CEM40 wirkt zwar, hat man sie solo auf dem Berlebach Stativ aufgebaut, rock-solid. Doch im Einsatz mit der Kundenzuladung, einem 125 mm ED Refraktor, merkt man schon den Hebel des Teleskops. Wenn man unsanft hintappt beim Fokussieren, zittert es schon ein wenig. Man kann noch fokussieren, sicher in jenem Vergrößerungsbereich den man typischerweise braucht. Also ich bin bis zum 4 mm Okular gegangen, das ergibt doch schon 245x. Wir sind so schon nahe an 0.5 mm Austrittspupille dran.

Die Nagelprobe würde ein Test mit dem C11 bringen. Ich kann sagen, die ieq45 geht noch mit dem C11. Sicher trägt die CEM60 das C11 stabiler, das merkt man schon, doch es geht, gesetzt, dass die ieq45 auf dem Berlebach Planet Stativ sitzt. Mit dem C11 auf der CEM40 war die Sache doch anders. Grenzwertig. Ungefähr so, wie ein C14 auf der CEM60, nicht ganz so schlimm, aber fast. Die 18 kg, die für die CEM40 angegeben sind, sind also Illusion.

Das C11 auf der CEM40

An der Gegengewichtsstange sitzen insgesamt 15.3 kg, nicht bündig. Es wäre mit so vielen Gewichten eine Spielerei gewesen, alle bündig hin zu kriegen. Ich habe danach getrachtet, überhaupt die Balance zu schaffen. Freilich, die CEM40 hat das Trumm von C11 geschnupft, die Motoren haben keine abartigen Geräusche von sich gegeben. Das ist kein Problem. 

Da ich nun den Sattel für eine 3" Schiene vorbereiten musste, konnte ich den externen Polsucher, der auf einer 2" Schiene sitzt, nicht wirklich gut verwenden. Ich habe die 2" Schiene einfach an die fixe Backe angelegt und grob den Polarstern halbwegs in Position gebracht. Es hat soweit gereicht, der Alignment Stern war im Sucher, der Stern aber nicht im Okular, etwas außerhalb. Ja, Spiegelshifting, der Sucher stimmt mal und mal nicht. Darf man immer wieder nachjustieren. Es ist kein Problem der Montierung, sondern des Teleskops. Schon mit dem 27 mm Panoptic hat sich gezeigt, dass die Sache etwas zittrig ist. Bei steigender Vergrößerung wird dies ja nicht besser. Letztlich bin ich bei 373x gelandet, da war fokussieren schon sehr mühsam. Aber das Tracking ist ruhig gelaufen, beobachten konnte man schon. Wind sollte halt keiner wehen...

Tracking und Guiding Performance

Angaben der Tracking Performance sind was sie sind, wir schauen uns selbst an, was die Montierung diesbezüglich kann. Wir hatten das Kundenteleskop auf der CEM40, klar doch, wenn schon, wird hier die Fotoperformance mit getestet. Die Nacht unserer Tests begann windig. Der Wind legte sich etwas, gerade diese Zeit habe ich anderweitig verbracht, mit dem Iterate Polar Align Feature zu spielen. Als wir ans Werk gingen, die Tracking Performance aufzuzeichnen, war es wieder windiger geworden. Tief im Nordwesten sahen wir eine Gewitterzone vorbeiziehen, die sich noch ausbaute. Und just als wir ans Fotografieren gehen wollten, für den Guidingtest, legte der Wind böig zu.

Der 125 mm ED Refraktor auf der CEM40, hier anlässlich des ersten Anschnupperns

Die Auswertung des Trackingverhaltens in PECPrep für rund 4.5 Schneckenumläufe

Hier sehen wir im Frequenzspektrum von links langperiodische Terms, wie sie für jede Montierung typisch sind. Diese Terms habe ich mittels Hochpass gefiltert, weil dieser Fehler kommt langsam, nimmt quasi den gesamten PE Verlauf "mit". Was der Guider tatsächlich bewältigen muss, mit ein bissl was dazu oder weg, ist das eben gefilterte Ergebnis. Die größte Magnitude kommt von der Schnecke selbst, so ist das normal. Danach folgt aber ein ganzer "Wald" an Perioden mit höherer Frequenz, die den PE Verlauf von einer Sinus Kurve abweichen lassen. Ganz rechts ist das hochfrequente Seeing Gezappel, gefiltert. 

Der Trackingfehler beträgt nach dieser Auswertung etwas weniger als +/- 7 Bogensekunden. Sagen wir so, was sich links und rechts im Trackingverlauf anschließt, sieht nach kleinerem Fehler aus. Also dürften wir eh die größten Ausreißer erwischt haben. 

Im rechten oberen Feld sehen wir die Kurven überlagert. Ein bisschen Spaghetti-Salat ist vorhanden. Streckt man diese Kurven etwas, sieht die Sache entspannter aus. Die Schneckenperiode sollte rechnerisch 400 Sekunden sein. Den Best Fit fand ich bei 403 Sekunden, auch die Frequenzspektrum Analyse ist dieser Meinung.

Hier nochmals die PE Kurven der aufgezeichneten Schneckenumläufe, überlagert und etwas gedehnter dargestellt

Die gemittelte "Periodic Error Correction Curve" ist natürlich invers zum PE Verlauf. Es wirkt schon sinusförmig, halt etwas verunstaltet. Der Guider folgt natürlich dem Verlauf, wie er kommt, hat mit solchen Verläufen aber sicher kein Problem. Wir hatten auflebenden Wind. Als Guider war PHD2 im Einsatz, nicht einmal irgendwie auf die CEM40 optimiert, sondern mit den Settings für meine Sternwartenmontierung. Die Korrekturen waren ein wildes Gezacke, der Guider hat sich bemüht dem Wind zu trotzen. Der Mond stand auch schon am Himmel. Schauen wir, was dabei rauskommt...

Kugelsternhaufen M15, 5x 3 Minuten bei ISO 800, Canon 1000D, 125 mm f/7.8 ED Refraktor mit 2" Flattener

Mit Masse kann die CEM40 nicht protzen. Grad mal 7.5 kg, mit einem fast 9 kg schweren Setup drauf. Es ist ein Wunder, dass bei diesem böig auflebenden Wind der Guider noch einigermaßen hinhalten konnte. Mit kleinen Abstrichen, erstaunlich. Wir waren eher schon dran, aufzugeben und eine weitere Test Session zu planen.

Fazit

Die Teile der CEM40 sind aus vollem Alu gefräst, keine Gussteile. So hat diese Montierung eine höhere Steifigkeit. Dennoch, die schmälere Basis mit dem eher zierlichen Polblock ist die Schwachstelle, wenn man es so sehen will. An die ieq45 kommt die CEM40 in der Tragfähigkeit, praxistauglich, nicht nach dem Papier, nicht wirklich heran. Ich ziehe hier meinen Schluss: Die CEM40 ist nur unwesentlich schwerer als die ieq30. Sie ist vielmehr Ersatz für die ieq30, die wohl.bald aus dem Angebot verschwinden wird. Wer einen Ersatz für die ieq45 sucht, möge sich an die CEM60 halten.

Wer sich also für die CEM40 entscheidet, sollte sich bei der Zuladung zurückhalten. Mit kleineren, leichteren Teleskopen wird es kein Problem geben. Das Limit für fotografische Anwendung wird bei 9 bis 10 kg erreicht sein. Wind ist kaum erwünscht bei astronomischen Tätigkeiten, höchstens bei erhöhtem Gelsenflugaufkommen. Eine leichte, gleichmäßige Brise wird auch ein Autoguider noch ausbügeln können. Böen kann man visuell noch tolerieren, fotografisch werden sie schnell zum Showstopper. 

Die CEM oder ZEQ Modelle - ja, die Bauweise erlaubt eine höhere Zuladung, sofern das Konzept nicht durch eine zu schwache Basis wieder verwässert wird. Die CEM40 steht sicher etwas über der ieq30. Das kann man annehmen. Ansonsten, sachgerecht eingesetzt, ist die CEM40 ein feines Ding. Einziger Wermutstropfen, dass es keinen opt. Polsucher mehr gibt. Der iPolar verlangt halt nach USB Anschluss und ist von der Software an Windows gebunden, .NET braucht's obendrein. Das klingt mindestens nach Netbook, vielleicht tut es ein entsprechendes Tablet. Dessen sollte man sich bewusst sein. Wer Fotografie im Hinterkopf hat, hat sowieso einen Computer dabei. Für visuelle Beobachter ist es eher ein No-Go. Ein Hack mit einem selbst geschnitzten Polsucher geht, jedenfalls muss man diesen erst einmal initialisieren. Und sicher auch ab und zu nachjustieren, wenn man weiß. dass man eine sehr gute Poljustierung hat.

Howdii