iOptron CEM120

und die leidige Geschichte

Die iOptron CEM120 in meiner Sternwarte

Prolog

Vorweg: Andi ist mit der ganzen Geschichte vertraut, er ist involviert. Daher: Wenn die Rede von "wir" ist, dann sind wir beide gemeint. Nicht dass jemand meint, ich spräche schon im Pluralis Majestatis von mir selbst.

Dieser Bericht hätte eigentlich schon im Lauf des Jahres 2019 kommen sollen, wenn da nicht eine leidige Geschichte ihren Anfang genommen hätte. Kurz gesagt: Ich hatte die CEM120 für einen Kunden bestellt, sie kam auch prompt, war ein paar Tage später bei mir. Das war Ende November des Jahres 2018. Ohne Stativ keine Testmöglichkeit, wir konnten gerade bei ausgekuppeltem Getriebe die Motoren laufen lassen. Das schien mal ok zu sein. Also holte mein Kunde die Montierung ab. Geplant war der Einsatz eines C14 darauf, parallel zu einem 4" Takahashi APO und HA Sonnenteleskop.

Wie es so läuft im Leben, hatte mein Kunde seine Sternwarte noch nicht fertig, somit lag die Montierung einfach unberührt in der Schachtel, in der sie geliefert wurde. Zu einer ersten Inbetriebnahme kam es in der Zeit des Monatswechsels von September auf Oktober 2019. Ich erfuhr von sonderbarem Verhalten, dass es immer wieder Fehlermeldungen auf dem Display der Handbox gäbe. So setzte ich mich ins Auto, fuhr zum Kunden, um mir die Sache anzusehen. Erst noch sporadisch, kamen "Mainboard Connection Error" Meldungen dann immer häufiger, ein Arbeiten mit der Montierung war unmöglich. Ich hatte nicht nur das Mainboard als defekt in Verdacht, es könnten auch weitere Boards, vor allem das Dec Motorboard betroffen sein. Und die durchgeschleiften Kabelstränge müssten erneuert werden. Ja, die Montierung ist so toll gebaut, dass man die Kabel beim Einstellen der Polhöhe leicht einquetschen kann, bevor man es bemerkt, selbst wenn man versucht, aufzupassen, kann es noch passieren. Nichts im Manual, dass davor warnen würde.

Die CEM120 im Kundeneinsatz, ein C14 drauf, parallel dazu ein 4" Tak APO.

Der gelbe Pfeil bezeichnet die Kante, an der die Kabelstränge sich leicht verfangen und gequetscht werden. Die roten Pfeile bezeichnen die bereits leicht beleidigten Kabelstränge. Der eine mit grünem Pfeil bezeichnet, ist weniger in Gefahr und war auch ok. Mein Gott, ein simpler Kabelbinder, der die Kabelstränge in der Mitte zusammenhält, hätte all die Misere verhindern können. Und wenn wenigstens im Manual eine Warnung zu finden wäre...

Ich reklamierte die fehlerhafte Montierung beim Lieferanten gegen Ende Oktober 2019. Mir wurde beschieden, man würde sich drum kümmern, aber ich müsste drauf gefasst sein, dass es nicht gleich passieren würde. Ich war in die Kommunikation mit dem iOptron Support eingebunden, schickte sogar englisch verfasste Fehlerbeschreibungen, was festgestellt wurde. Es ging hin und her, ein paarmal, dann kam die Kommunikation zum Erliegen. Ich bohrte ab und zu beim Lieferanten an, was los sei. Daraufhin, es war schon im zweiten Mai Drittel 2020, schickte mein Lieferant eine Beschwerde an iOptron, beklagte den "unglaublich schlechten Support", und urgierte diverse Produkte, die zur Reparatur eingeschickt worden waren, darunter auch meine reklamierte CEM120. Allerdings, man könnte auch in den Wind reden, keine Reaktion seitens des Herstellers.

Mittlerweile wurde mein Kunde unrund, es waren ja schon mehr als sechs Monate ergebnislos vergangen. Also ich solle die CEM120 zurücknehmen, und dafür eine handgeschubste Alt-Az Montierung verkaufen, die einen 14" Cassegrain Tubus, der mit zwei M6 Schrauben befestigt sei, stabil tragen solle und butterweich beweglich sein solle. Hm, ich kann alles glauben, aber das war mir ein wenig suspekt. So schlug ich meinem Kunden einen Deal vor: Wir tauschen. Er bekommt meine bewährte Sternwartenmontierung, die WAM 450, die sollte sein Setup auch tragen, und das plausibler als dieses angedachte Ding von Alt-Az Montierung, allein wenn man nur die Massenverhältnisse in Betracht zieht, von Teleskop Setup zu Montierung... Und ich würde eben sehen, dass die CEM120 in Ordnung kommt, und folglich in meine Sternwarte stellen. So konnte ich zumindest meinen Kunden zufrieden stellen.

Meine ehemalige WAM 450, als Gegentausch zur CEM120, hier z. B. mit "Solarbatterie", alles Sonne, auch das C14

Semipermanentes Setup: Drei definierte Punkte, eine Libelle, so ist reproduzierbare Aufstellung möglich.
Zur Lagerung wird das Stativ samt Teleskopen in seinen Schutzbau gerollt.

Im ersten November Drittel des Jahres 2020 wurde auch ich unrund. Jetzt war schon ein ganzes Jahr vergangen. Vor allem sah ich beim Lieferanten, dass eine neue größere Lieferung da sein müsste, auch CEM120 Modelle eingetroffen sind. Es geht nicht an, da muss jetzt eine Montierung her. So brachte ich mein Anliegen vor. Prompt bekam ich eine Antwort, man müsse beim Einkauf nachfragen, ich würde Nachricht bekommen. Eine Nachricht bekam ich diesbezüglich nicht, aber ein paar Tage später eine Versandbenachrichtigung, obwohl ich nichts direkt bestellt hatte. Könnte das etwa? Endlich? Ein paar Tage später war ein großes Paket da, für mich mit freiem Auge zu erkennen, da ist eine CEM120 drinnen. Ein erster Blick drauf, es ist eine neue Montierung, also ein Austausch. Ich war optimistisch, dass diese Montierung nun funktionieren sollte. Belassen wir es einmal damit, und sehen wir uns die CEM120 näher an.

Die Details der CEM120

Die CEM120 kommt in einer großen Schachtel, doppelter Karton, innen eine etwas stoßdämpfende Hartschaum Einlage

Inhalt der großen Box, laut beiliegender Packing List

Geliefert wird die Montierung in einer großen Schachtel, siehe oben. Wenn man die CEM120 neu bestellt, kommen zwei extra Pakete: eines für den "Prügel" von Gegengewichtsstange, und eine weitere mit 2 Stück 10 kg Gegengewichten. Ein Stativ bekommt man nicht dazu. Man braucht eine viereckige oder runde Grundplatte, mit vier M8 Gewindebohrungen, 180 mm im Quadrat. Mittlerweile gibt es von iOptron eine Säulenstativ, oder von Berlebach das Planet Holzstativ. Stativ, falls wer diesen 26 kg Brocken von Montierung mobil einsetzen wollte. Von der Konzeption her ist die CEM120 ja eine Montierung für Amateursternwarten. Und solchermaßen wird man üblicherweise nur einen Säulenadapter brauchen.

Die beigelegten Inbusschlüssel sind billiges Zeug mit Kugelkopf, das man besser nicht verwendet. Ich spreche hier nicht nur aus Vermutung, sondern aus Erfahrung. Was etwas unklar dran ist: Es liegt ein Plastiksackerl bei, mit zweier Kabel, Steckkontakten, damit man sich spezielle Kabel fertigen könne für die DIN-422 Anschlüsse der Montierung, über die interne Verkabelung. Wie brauchbar das ist, wird die Zukunft zeigen.

Beiliegende PE Kurve über eine Schneckenumdrehung, 240 Sekunden. Der Verlauf sieht ein wenig zittrig aus, später mehr dazu

Eine Kurzanleitung liegt bei, wie man mit Achssperren und Getriebeschalter zu verfahren hat. Weiteres ein Datenblatt, was den Trackingfehler der Montierung betrifft. Gemessen wird werksseitig mittels Encoder. Demnach wäre der sog. periodische Fehler (falscher könnte man den Trackingfehler nicht benennen, muss einmal gesagt sein) hübsch innerhalb von +/- 5 Bogensekunden, der Anbieter gibt einen Fehler von +/- 3.5" an. Das ist eine Ansage. Zugegeben, der Hersteller kann sich die schönste Stelle für eine Messung aussuchen, oder mehrere Messungen durchführen, und die beste als "Zertifikat" beiliegen. Bislang hatten die iOptron Montierungen die angesagte Performance im Test erbracht. Was die CEM120 schafft, damit werden wir uns noch auseinandersetzen.

Ein paar Daten seien noch zitiert: 80 mm Edelstahl Hohlwellen in beiden Achsen. 26 mm Schneckendurchmesser, 240 Sekunden Periode, Schneckenräder in beiden Achsen mit 360 Zähnen. Die Gegengewichtsstange hat einen Durchmesser von 38 mm, und eine Länge von 505 mm (nutzbare Länge). Insgesamt beeindruckende Daten, die "Center Balanced" Mount Konfiguration dazu, das ergibt eine gute Stabilität und Tragkraft. Das Eigengewicht beträgt 26 kg, die Nutzlast ist traditionsgemäß, könnte man sagen, doppelt so hoch angegeben: 52 kg. Wie man sich vorstellen kann, wenn es stabil bleiben soll, sollte man diese Grenze nicht annähernd ausreizen. Das Limit für gute Stabilität würde ich auf etwa 35 bis max. 40 kg schätzen. Eine gewisse Erfahrung habe ich ja von den Tests mit der CEM60.

Wenn wir gerade von der CEM60 reden, die CEM120 sieht grundsätzlich aus wie eine groß gewachsene Version der CEM60. Genau genommen gibt es die CEM60 nicht mehr, die neue CEM70 ist wiederum quasi eine kleinere Version der CEM120. Aber, die CEM120 ist nicht eine große Kopie der CEM60, es ist eine ganz andere Montierung, mit anderen Features.

Die Einstellung der Polhöhe erfolgt über eine Schnecke und ein Stirnradsegment, das spielfrei in die Schnecke eingreift

Die Klemmung der Polhöhe, und die Skala

Spielfrei ist die Polhöheneinstellung nur, wenn man die Klemmung nicht zu locker macht. Sonst kann das Zahnradsegment Luft gegen die Schnecke bekommen. Dafür bekommt man aber bei fester angezogenen Klemmung und Verstellung der Polhöhe ein paar Aluspäne, die dann unter der Klemmlasche auf der Basis der Montierung liegen. Es hätte sicher eine elegantere Lösung dafür gegeben, und diese hätte auch den Vorteil, dass man beim Klemmen nicht die erlangte Genauigkeit der Poleinstellung wieder verwässert.

Die Skala suggeriert, dass wir auf mehr als 48,5° Breite wären. Es ist so, ich habe die Montierung in Ost - West Richtung nivelliert, in Nord - Süd Richtung sind wir ein bisserl daneben, das ist nicht der Rede wert, weil man es über die Polhöhe ausgleichen kann. Was die Skala zeigt, ist wirklich unerheblich.

Über die Markierungen kann die Polhöhe auf eine halbe Bogenminute genau eingestellt werden

Die Azimut Einstellung der Polachse

Die Feinskala der Azimut Einstellung

Die Azimut Einstellung stützt sich nicht wie üblich gegen einen Stift auf dem Flansch ab, sondern hier wird die ganze Montierung in ihrem Sockel gedreht. Wir finden an den Einstellschrauben Teilstriche und einen Hinweis, dass ein Teilstrich 3 Bogenminuten wäre. Mit der Feinskala in der Mitte zwischen den beiden Schrauben lässt sich die Polachse auch in Azimut auf eine halbe Bogenminute genau einstellen.

Wozu hier Skalen? Die Steuerung kann nach einem Alignment an zwei oder drei Sternen den Polaufstellungsfehler ausgeben. Hat man z. B. die Sterne beim Alignment mittels Fadenkreuzokular oder Sensormitte der Kamera zentriert, so könnte man, vorausgesetzt man weiß an welcher Schraube man wie drehen muss, die Korrektur allein anhand dieser Skalen in Azimut und Höhe nachstellen und so eine deutlich verbesserte Aufstellung erreichen. Klarerweise muss danach ein neues Stern Alignment erfolgen. Wir haben halt die Polausrichtung per Software erledigt, da zeigt das Programm wo die Polachse der Montierung hin schaut, und wo der Himmelspol ist. Man muss nur die Polachsen dann so in Azimut und Höhe bewegen, dass die Ausrichtung mit dem Himmelspol möglichst genau zusammenfällt. Das letzte kleine Stück ist heikel, weil man gewonnene Genauigkeit beim Kontern wieder verlieren kann. Man kann herum spielen damit, es ist mühselig, irgendwann is es halt gut genug. Wir haben so einen Aufstellungsfehler von deutlich unter einer halben Bogenminute erreicht.

Der GPS Modul

So eine große Montierung, und dann hat es nicht gereicht, einen GPS Modul irgendwo im Gehäuse unterzubringen. Es wird ein externer GPS Modul mitgeliefert, der über eine Schraubbuchse mit der Montierung verbunden wird. Wir haben den Modul derzeit einfach so an der Befestigungsschraube hängen, und bekommen sehr rasch nach Einschalten der Montierung GPS Satfix. Wir planen aber, den Modul mit Klettband unten seitlich am Montierungskörper anzubringen. Planen ist gut, ich kenne mich, ich kann gut mit Provisorien leben, die leicht zum Dauerzustand werden können.

Die Libelle

Die Libellen an iOptron Montierungen waren immer sehr sensibel und genau. Auch diese hier ist es. Nicht täuschen lassen, wir schauen etwas schief drauf. Wir stehen, wie gesagt, in Ost - West Richtung perfekt waagrecht, in Nord - Süd haben wir eine kleinen Abweichung.

RA Achssperre und Getriebeschalter

Hier am Beispiel der RA Achse: rechts, der kleine Schalter ist die Achssperre, der größere Schalter links der Getriebeschalter. Mit letzterem wird die Schnecke ausgekuppelt, die Achse kann dann frei drehen. Um dies zu verhindern, dafür gibt es die Achssperre. Sie hat rastende Positionen in der Zero Position (Polstellung, wie hier gezeigt) und den Meridian Stellungen, wenn die Gegengewichtsstange waagrecht liegt. Der gezeigte Zustand mit ausgekuppeltem Getriebe und gesperrter Achse ist für Transport und Aufbewahrung gedacht, könnte und sollte in einer Sternwarte auch die Ruheposition sein. Das verträgt sich zwar nicht mit Parkposition, aus der man den Betrieb direkt wieder aufnehmen kann, doch dem Schneckentrieb kann in dieser Position nichts passieren. Wenn man die Montierung wieder in Betrieb nimmt, enstperrt man einfach die Achsen und kuppelt die Schnecken ein, und startet aus der Zero Position heraus die neue Sitzung.

RA Achse entsperrt und eingekuppelt

Im obigen Bild sieht man die Betriebsstellung. Die Achssperre ist gelöst, das Getriebe eingekuppelt. Die Schalter, man vergleiche mit dem Bild davor, zeigen jeweils beide in eine Richtung. Man geht so vor, um das Getriebe einzukuppeln: Gegengewichtsstange festhalten, Achssperre lösen. Vorsichtig den Getriebeschalter betätigen. Man muss genauso wie ich es von der CEM60 kenne, fühlen, ob die Schnecke richtig einrastet, oder auf einem Zahn steht. Nichts für Grobmotoriker. Wesentlicher Unterschied: Das eingestellte Getriebespiel bleibt gleich, bei der CEM60 hat man eine Schraube und stellt damit auch das Getriebespiel beim Einkuppeln selbst ein, mit Gefühl, für die jeweilige Zuladung.

Getriebeschalter und Achssperre an der Dec Achse

An der Dec Achse sind analog zur RA Achse je ein Schalter für die Achssperre sowie ein Getriebeschalter zu finden. Die Achssperre rastet in der Zero Position ein, sowie in West- bzw. Ost-Ausrichtung, und nochmals 90 Grad dazu. Insgesamt vier Sperrpositionen. D.h. der Sattel, oder Prismenschienenaufnahme, wie man auch sagt, kann für Parallel Setups auch quer montiert werden, und man findet auch so eine rastende Position für die Achssperre, egal ob in Polstellung oder eben West- oder Ost-Richtung.

Die Einstellschrauben für das Schneckenspiel an der RA Achse

Im obigen Bild sehen wir die Einstellschrauben (Inbus Madenschrauben) für das Schneckenspiel, hier an der RA Achse gezeigt. Die obere Schraube ist die Fixierschraube, die untere die Einstellschraube. An der Dec Achse finden wir ganz analog zur RA Achse ein solches Schraubenpaar, es muss nicht extra gezeigt werden.

Der Dec Kopf mit der Schienenaufnahme

Der Sattel der CEM120 ist sehr lang geraten, 437 mm. Sagen wir so, auch die CEM60 hat einen längeren Sattel, was ich prinzipiell begrüße, aber damit wäre es auch schon wieder genug. Sicher, will man der Zuladung der CEM120 einigermaßen gerecht werden, hat man an schwereren Teleskopen lieber eine längere Schienenaufnahme. Das bringt einfach mehr Stabilität. Was halt hier anzumerken ist: Es wird nicht die ganze Backe zur Schiene geführt, sondern nur drei Klemmpratzen packen die Schiene. Es wird nicht plump eine Schraube hingeführt, die auf die Schiene drückt. Die Pratzen sind auf den Winkel der Schiene angepasst.

Die Befestigungslöcher im Sattel, und der Pfeil zeigt immer nach Norden, auch wenn der Sattel quer montiert wird

Der ganze Sattel ist eloxiert, während der Montierungskörper großteils nur matt schwarz und rau lackiert ist. Es sind Erleichterungsbohrungen angebracht, als Durchgangsbohrungen. Man könnte diese Löcher auch verwenden, um etwas zu montieren. Was noch auffällt: mehrere Befestigungsbohrungen für den Sattel. Man kann ihn um eine oder zwei Schrauben weiter hinunter setzen, hinauf geht nicht, weil da der Anschlussblock am unteren Ende einen Halt setzt. Die Befestigungsbohrungen sind im Quadrat angeordnet. Man kann den Sattel auch quer montieren, egal ob Klemmschrauben dann oben oder unten sitzen, der Pfeil für die Zero Position soll immer nach oben zeigen, also nach Nord, zum Himmelspol. Auf die sichtbare Papiermarkierung kommen wir noch zu sprechen.

Eine 250 mm Schiene, typisch für Teleskope mit etwa 10 bis 12 kg, wie klemmen?

Hat man ein Teleskop in der 10 bis 15 kg Gewichtsklasse, ist vielleicht eine kürzere Schiene dran. Hier im Beispiel ist eine 250 mm lange Schiene gezeigt, lässt sich an vielen Montierungen problemlos verwenden. Man würde das Teleskop gerne mittig über dem Dec Kopf haben. Geht aber nicht bei der CEM120, weil so nur eine Pratze klemmt. Somit kann man nur die Schiene weiter unten oder weiter oben klemmen, mit je zwei Pratzen. So sich das Teleskop in den Rohrschellen so weit verschieben lässt, kann man so arbeiten. Einen gewissen Spielraum bietet noch die Versetzbarkeit des Sattels nach unten. Ansonsten muss eine längere Schiene an das Teleskop.

Das Anschluss Panel der Montierung, und die Anschlüsse bzw. Einspeisungen am unteren Ende der Polachse zum Abgriff am Dec Kopf

Im obigen Bild sehen wir unten das Anschluss Panel der Montierung. Von links nach rechts: DC 12 Volt Einspeisung, 5 Ampere sind gefragt. Ein entsprechendes Netzteil liegt der Montierung bei. Der On/Off Knopf ist versenkt, man muss hinein drücken um ein- oder auszuschalten. Er leuchtet rot im eingeschalteten Zustand. Durch die versenkte Lage ist ein unabsichtliches Betätigen des Schalters so gut wie ausgeschlossen. HBX, eine sechspolige Buchsen steht für Handbox, deren Anschlusskabel RJ-11 Stecker hat. RS232 ist eine vierpolige Buchse. Ein Adapterkabel mit RJ-9 Stecker auf D-Sub, DE-9, liegt bei. Über RS232 kann man Firmware Updates fahren oder die Montierung über ASCOM steuern. USB ist eine Buchse für USB B-Typ Stecker. Über diese USB 2.0 Verbindung können Updates gefahren werden, oder auch die Montierung per ASCOM gesteuert werden. Genau das machen wir, wie im Bild ersichtlich. LAN ist eine achtpolige Buchse für RJ-45 Stecker. Damit kann man die Montierung ins LAN einbinden, für remote Zugriff. WiFi Antennenanschluss, eine Antenne liegt bei. Siehe LAN, man kann die Montierung auch über W-LAN steuern. Und am GPS Antennenanschluss hängt der externe GPS Modul.

Das RS232 Adapterkabel, RJ-9 Stecker auf D-Sub, DE-9

Das RS232 Adapterkabel benötigt man auf jeden Fall für Firmware Updates auf die Handbox. Sie hat selbst eine 4-polige Buchse, parallel zur Buchse für das Handbox Kabel. Firmware Updates auf die Montierung (Mainboard und Motor Boards) selbst können über die USB oder eben auch die RS232 Buchse laufen.

Hier noch eine Anmerkung: Steuert man die Montierung über ASCOM, kann über RS232 jeweils nur ein ASCOM Client zugreifen. Wenn ein zweiter gewünscht wird, muss der erste den belegten Port freigeben. Über USB ist es kein Thema, da können auch mehrere ASCOM Clients laufen und zugreifen.

Am unteren Ende der Polachse finden wir das Cable Management Input Panel. Oben mittig der Anschluss für den iPolar Polsucher, als USB B-Typ Stecker. Der iPolar ist nicht im Lieferumfang enthalten, muss extra erworben werden, falls gewünscht. Der iPolar Polsucher wird vorne an der Polachse eingeschraubt. Linke Reihe: eine 12 V oder 24 V Gleichstrom Einspeisung mit 10 A, Pluskontakt mittig (was man am Output Panel abgreifen will, muss man unten rein tun). Darunter eine USB 2.0 Einspeisung, für B-Typ Stecker. In der rechten Reihe eine vierpolige AuxBuchse, DIN-422, was immer man darüber schleusen wollte. Darunter eine USB 3.0 Buchse für USB 3 Einspeisung.

Das Cable Management Output Panel, Rückseite

Oben sehen wir das Cable Management Output Panel, die Rückseite. Das Output Panel sitzt am hinteren Ende des Sattels, unten dran. Wir haben hier einen 4x UBS 2.0 Hub, den ST4 Guider Port, den Aux Output, einen iPort für iOptron Zubehör wie z.B. Motorfocuser, einen USB 3.0 Ausgang, sowie einen 5 Volt 1 Ampere Spannungsausgang. Anmerkungen: Wie man so liest und hört, ist der USB 3.0 kritisch, soll schon angeschlossene Geräte zerstört haben. Wir werden davon die Finger lassen, sicherheitshalber. Der ST4 Guider Port hat bei uns auch schon ausgedient, wir fahren das Guiding direkt über ASCOM.

Links um's Eck findet man zwei Anschlüsse der Einspeisespannung, 12 oder 24 Volt, bis zu 5 Ampere

Rechts um's Eck zwei 12 Volt Anschlüsse bis 1 Ampere

Die Spannungsanschlüsse auf der linken Seite des Output Panels könnten für die Kühlung einer Astrokamera dienen, die auf der rechten Seite für 12V Kleinverbraucher, z. B. ein Fokus Motor.

WiFi Antenne, Kabel und Stecker Krims-Krams

Mitgeliefert wird die WiFi Antenne, unten links im Bild. Dann zwei Kabel für Spannungsversorgung, abgehend vom Output Panel. Und DIN-422 Stecker Teile, damit man sich Kabel für die Einspeisung bzw. den Abgriff der Aux Buchse basteln kann.

Damit hätten wir die Beschreibung durch. Die 8407+ Handbox bietet die Features nach dem aktuell geladenen Firmwarestand. Also insgesamt schon bekannt von der CEM60, für mich nichts weltbewegend Neues drin.

Seriennummer "HK00191", etwas versteckt hinter dem AZ Einstellbock

Was ich sehr spät entdeckt habe, erst durch die Fotos für die Produktpräsentation: Die Montierung hat eine Plakette mit der Seriennummer. Hier finden wir "HK00191". Sonderbar, auf dem PE Zertifikat liest man "HL00191". Also die "00191" ist gleich, was "HL" bzw "HK" bedeutet, schmeck's.

Drama

Was die CEM120 kann, ist ja nur in den Praxistests festzustellen. Ohne funktionierende Montierung geht halt gar nichts. Immerhin, meine Sternwarte war vorbereitet. Ich hatte ja mit dem Tausch gegen meine alte Sternwartenmontierung einen Säulenadapter und insgesamt fünf Stück Gegengewichte zu je 10 kg geerbt. Also der Säulenadapter war montiert, die Sternwarte vewaist, nichts drinnen.

Gehen wir in der Zeit nochmals etwas zurück: Am 11. November 2020 ist ein neues Exemplar der CEM120 bei mir gelandet. Ich stellte die große Box einfach mal in der Sternwarte ab. Die Winterzeit über kann man sowieso nichts machen. Andi drängte, wir sollten doch testen, wer weiß. Erst noch hatte ich einiges um die Ohren, viele Kundenkontakte vor Weihnachten, die ich kaum mehr befriedigen konnte, weil es kaum noch Ware bei meinen Lieferanten gab. Erst knapp vor Weihnachten hatte ich wieder Luft, und stellte die Montierung einmal auf die Säule. Auch die CEM120 kann man mit montierter Gegengewichtsstange bereits für einen Funktionstest betreiben, sie ist damit, wie alle "CEM" von iOptron, die ich kenne, in Balance.

Erst mal einige Settings in der Handbox vornehmen, z.B. Zeitzone, und bei geschlossenem Dach würde ich auch kein GPS Signal empfangen, ich hatte den Modul gar nicht dran, und gab einfach Standortdaten und Zeit ein. "Search Zero Position" hat mal geklappt. Dann ein simuliertes Stern Alignment. Die Montierung fuhr die Position plausibel an. Im Tracking keine Auffälligkeiten. Ich wollte nun die Montierung wieder in die Zero Position zurück fahren lassen. In Dec ging der Motor in "Stall", also der Antrieb blieb stecken. Getriebespiel zu eng eingestellt. Eine Kleinigkeit. Kurz nochmals nachgelesen, ich wusste es schon wie es geht, doch längst wieder vergessen. So, nun sollte der Antrieb laufen, und er zog auch durch. Wenn die Dec Achse im Uhrzeigersinn lief, war sie leise. Gegen den Uhrzeigersinn kam von der Dec Achse ein lautes Schnarren, starke Vibrationen, die deutlich fühlbar waren. Da ist etwas nicht in Ordnung. Somit, die neu gelieferte Montierung hat einen Defekt. Schönes Weihnachtsgeschenk.

Am 20. Dezember reklamierte ich die CEM120 neuerlich beim Lieferanten. Vom iOptron Support bekam ich natürlich gleich wieder zu hören, ich solle doch das Getriebespiel richtig einstellen. Nun ja, hätte ich schon erledigt. Damit fing die Sache erst an mit diesem hässlichen Geräusch und den starken Vibrationen. Andi fand auf youtube ein Video, wo genau dieses Geräusch zu hören war, und es ist offensichtlich genau der selbe Defekt wie an unserer Montierung.

Hier der Link, aber ich kann keine Garantie geben, ob er funktioniert (ein Video von Luis Yamada zu seiner CEM120): https://www.youtube.com/watch?v=nnAx59kD4H4

Zumindest hatte ich vom iOptron Support PDF Dokumente erhalten, wie man an den Dec Antrieb ran kommt, bis hin zum Tausch der Schnecke. Das war einmal soweit hilfreich, dass man weiß, wo man angreifen muss. Andi kam, und gemeinsam zerlegten wir die Dec Achse so weit, dass wir einen Blick auf die Schnecke und das Schneckenrad nehmen konnten. Was da sichtbar wurde, wunderte uns dieses Schnarrgeräusch nicht mehr. Die Schnecke saß zu hoch in Relation zum Schneckenrad, sie griff nur am oberen Rand des Schneckenrades ein. Folglich versuchte das Schneckenrad die Schnecke weg zu drücken, und wäre da nicht der Gehäusedeckel gewesen, an den der Schneckenbock anschlug, wäre die Schnecke übergesprungen. Genau das Überspringen hat unsere Ermittlung am offenen Getriebe gezeigt.

Diagnose: Die Schnecke sitzt zu hoch, bzw. das Schneckenrad zu tief - ein schwerer Herstellungsfehler

Andi hat die Situation gleich mit dem Smartphone mitgefilmt, und seinerseits ein Video auf youtube gestellt, wo man sieht, was los ist.

Hier Andis Video: https://www.youtube.com/watch?v=80YLUybULyE

Anmerkung zu unserem Video: Jeder Tastendruck ein Piepser. Man könnte das Piepsen ausschalten, ich habe es aber immer an, weil ich dann eine akustische Bestätigung des Tastendrucks bekomme. Die Tasten spießen vielleicht mal, man drückt und hat in Wirklichkeit doch nicht gedrückt. Also das Gepiepse zeigt nur, dass ich die Schnecke sehr vorsichtig, immer nur ein kleines Stück, weiter drehen ließ. Man sieht dabei, wie das Schneckenrad die Schnecke raus drücken will. Ein tatsächliches Überspringen der Schnecke wollte ich vermeiden, das ist sicher nicht gut.

Wir versuchten, ob wir das Schneckenrad abnehmen könnten. Doch obwohl alle Schrauben entfernt waren, ich am Schneckenrad rüttelte, versuchte es zu drehen, oder anzuheben, es rührte sich nicht. Teufel auch, sitzt das so fest, dass man einen Abzieher braucht, um es zu demontieren?

Die Kommunikation mit dem iOptron Support zog sich bis Mitte Jänner 2021. Immerhin wurde akzeptiert, dass hier offenbar ein Defekt vorliegt, und mir wurde angeboten, ein neues Schneckenrad zu senden. Die Seriennummer wurde nachgefragt, was ich umgehend nachlieferte. Damit erstarb die Kommunikation. Ein Schneckenrad von iOptron kam bei mir bis dato nicht an. Nachfrage beim Lieferanten, ob sie vielleicht eines bekommen hätten, ergab auch nichts. Es war nun schon der 17. März, und mein Lieferant bekundete, er könne iOptron nur bitten, mir ein Schneckenrad zu schicken. Ende der Kommunikation soweit.

Ich war eigentlich geistig schon fertig mit dieser Montierung, war drauf und dran, zu sagen, Defekt Nr. 2, reklamiert, und Reparaturversuch gescheitert. Also Montierung zurück, Geld zurück. Deshalb war die CEM120 auch längst wieder in ihrer Box.

Das Frühjahr und der Frühsommer war recht arbeitsreich für mich, weil ich dienstlich noch einen Rückstau an Aufträgen hatte, und Testarbeit hatte, auch Kundenbesuche. So bleib das Thema CEM120 erst mal im Hintergrund.

Eine Überlegung gab es doch: Das Rücksenden der Montierung kostet Geld, und wenn man 50 kg an Gegengewichten zurück schickt, das kostet einen Batzen Geld. Um diesen Betrag würde ich mir auch einen Distanzring fertigen lassen können, der das Schneckenrad so weit anhebt, dass die Schnecke ordentlich eingreift. Also kam die CEM120 wieder auf die Säule, zum neuerlichen Zerlegen. Es war nun Juni 2021, also Sommer, und ein anderes Temperaturverhältnis. Das Alu Schneckenrad könnte sich gegen der Stahl Achse mehr gedehnt haben, und nun vielleicht abnehmbar sein, ich könnte es noch zusätzlich mit Warmluft etwas anheizen. So drang ich einmal in das Gehäuse vor, und siehe da, ich versuchte nur, ob ich das Schneckenrad nun drehen konnte, ein stärkerer Ruck und es war lose. Ah, schon mal etwas. Nun hielt ich es mal so zirka in Position relativ zur Schnecke, und sah nach einer Messmöglichkeit, wie ich die Dicke des Distanzrings bestimmen könnte. Wenn schon, nahm ich das Schneckenrad mal komplett ab, und traute meinen Augen nicht, was ich sah: Unten eine Eintiefung, oben eine höhere Auflagestelle. Flugs das Schneckenrad umgedreht und verkehrt herum eingelegt, auf einmal war es richtig zur Schnecke positioniert! So was! Unglaublich. Andi kam dazu, und staunte auch nicht schlecht.

Das umgedrehte Schneckenrad, nun greift die Schnecke richtig ein

Links ist der Getriebeschalter zu erkennen, rechts der Zahnriemen. Und man sieht, die Lösung des Problems ist, das Schneckenrad einfach andersrum einzulegen und so zu montieren. Doch halt, was ist der komische Metallbügel da, rechts im Bild zu sehen. Ich nahm das Schneckenrad nochmals ab, ein Blick und ich hatte einen Hall Sensor entdeckt.

Nun war klar, das Schneckenrad, auch die Schnecke, muss erst mal gereingt werden. Das war schon eine Prozedur. Ich ging mit Aceton dran, und holte mit einem Borstenpinsel den Alu Abrieb und das alte Fett zwischen den Zähnen raus. In mehreren Durchgängen gelang es, das Schneckenrad zu reinigen und zu entfetten. Die Schnecke baute ich zwecks Reinigung nicht aus. Die stromlosen Motoren kann man ja mit der Hand durchdrehen. Somit konnte ich am Zahnriemen die Schnecke weiter drehen. Ich hatte Küchentücher drunter gelegt, dass nicht die ganze Soße innen herum rinnt. So konnte ich auch die Schnecke reinigen und entfetten. Alles blitzblank sauber.

Der Metallbügel für den Hall Sensor muss auf die andere Seite, klar, und dann die Getriebeteile neu fetten, das Schneckenrad wieder einbauen. Zum Fetten war Andi da, und steuerte ein Mehrbereichsfett bei.

Die gereinigte Schnecke

Das Schneckenrad ist gereinigt. Der Metallbügel ist ummontiert, das ist nun die neue Unterseite des Schneckenrades

Die neue Oberseite, hier ist die Eintiefung. Kein Wunder, dass das Schneckenrad zu tief saß

Hier sieht man, dass die Verzahnung durch den Fehler teilweise verschlissen ist, man achte auf den Außenrand

Der Hall Sensor wird erst sichtbar, wenn man das Schneckenrad entfernt

Danach probierte ich, ob die Sache mit dem Hall Sensor funktioniert. Ich hatte schon richtig getippt, dass die Zero Position Suche damit zu tun hat. Leider keine korrekte Funktion. Wohl, weil der Bügel nun zu hoch saß. Folglich müsste ich den Bügel mit etwas Distanz montieren. Ich suchte nach Beilagen. Da schien mir, zwei M3 Muttern sollten über einander gestapelt die richtige Stärke haben. Nur, mit Gewinde ist das so nicht möglich. Ich musste die M3 Muttern aufbohren. Keine so leichte Arbeit, die kleinen Dreckerl wo einzuspannen, dass man bohren kann. Aber, ich habe es geschafft, und konnte so den Bügel neu montieren. Und damit fand die Montierung auch wieder die Zero Position! Yeah!

Der Bügel für den Hall Sensor ist nun mit Distanz montiert. Das Schneckenrad ist bereits neu gefettet

Einfach zusammenbauen, so einfach ist es nicht. Das Schneckenrad will erst richtig zentriert werden. Es sitzt doch mit reichlich Spiel auf der Achse, und die Schrauben haben auch noch Spiel. Warum das Schneckenrad im Winter nicht abzunehmen war? Wahrscheinlich das Fett steif und richtig rein gepickt. Im Sommer dann das Fett weich, damit war das Schneckenrad schnell von der Achse gelöst. Im Nachhinein weiß man schlicht alles besser.

Die Zentrierung des Schneckenrads war eine rechte Spielerei. Ich habe Stunden aufgewendet, um es perfekt hin zu bekommen. Man kann ja die Achssperre lösen, und bei ausgekuppelter Schnecke die Achse in schnelle Rotation setzen. Dann dreht sich das Schneckenrad schnell mit. Ein vom Rand hin gehaltener Kartonstreifen zeigt genau, ob das Schneckenrad rund läuft oder eiert.

Nun war dieses Kapitel geschafft. Ich konnte wieder alles zusammenbauen. Es wäre jetzt das Schneckenspiel neu einzustellen, auf das geringst mögliche Spiel. Leider, so einfach wie gesagt, war auch das nicht. Es gab immer wieder mal Punkte, wo der Antrieb feststeckte. Und da gab es auch noch ein Hoppala, dass der Getriebeschalter feststeckte, und kaum mehr, oder nur mit sanfter Gewalt zu bewegen war. Das ergab einen eigenen Einsatz mit Andi, wo wir dieses Teufelszeug zerlegten und wieder zusammensetzten. Danach hatten wir auch ein tieferes Verständnis für den Schalter und die Einstellung des Schneckenspiels. Die Einstellung des Schneckenspiels konnte ich nun finalisieren. Es blieb mir nichts anderes übrig, als just an der etwas verschlissenen Stelle des Schneckenrades, im Bereich der Zero Position, mehr Spiel zu belassen.

Das nun umgedrehte Schneckenrad in Dec blieb, was die Geräuschentwicklung des Getriebes betrifft, nicht ohne Folgen. Anfangs war in Goto Speed ein pochendes Geräusch zu vernehmen, das aber rasch in ein schabendes Geräusch überging. Aha, die Schnecke muss sich nun neu in das butterweiche Alu des Schneckenrades einarbeiten. Etliche Stunden Einlaufzeit, in Etappen, über die Tage, brachten das Dec Getriebe so weit, dass es wohl ein wenig lauter war als das RA Getriebe, aber weit weg von dem was vorher war.

Am Ende war alles soweit ok, und lief, dass wir nun zu den eigentlichen Testarbeiten schreiten konnten. Es ist eine Instandsetzung, aber nur eben eine notdürftige. Das Dec Schneckenrad ist zum Teil verschlissen, was es gerade im Bereich Zero Position schwierig macht, einzukuppeln. Deswegen habe ich auch eine Markierung gesetzt, die mir hilft, gezielt mit der Schnecke zwischen die Zähne des Schneckenrades zu treffen. Andere Überlegung: am Himmel hat man direkt im Bereich des Himmelspols üblicherweise nichts zu tun, deswegen, die normale Arbeit sollte es nicht stören, solang der Antrieb noch Fleisch genug hat, die Montierung über diesen Punkt auch sauber drüber zu fahren beim Goto. Das tut es offensichtlich.

Alles gut?

Zu den Tests war Andi da, wir haben sie gemeinsam durchgeführt. Ein erster Test mit meinem 8" f/5 Fotonewton auf der CEM120 zeigte noch ein Problem der RA Achse auf. Der Motor klopfte in einer gewissen Stellung laut und vernehmlich beim Tracking, da war wohl das Schneckenspiel zu streng eingestellt. Wir waren nach wie vor etwas skeptisch, ob wir nicht nun an irgendwelchen Problemen der RA Achse noch scheitern könnten. Somit griff ich wieder zu den Imbusschlüssel und nahm ein wenig Strenge aus dem Schneckenspiel raus.

In der Nacht vom 23. auf den 24. Juli ging es an die Evaluierungsarbeiten der Montierung. Es ging um die Tracking Performance. Ich hatte einige Positionen des RA Schneckenrades festgelegt, die wir auf ein paar Schneckenzyklen hin abfahren wollten, um den Trackingverlauf zu sehen, um auch das Frequenzspektrum zu sehen. Derweil die Protokollierung lief, sahen wir im PHD Graph den Trackingverlauf. Es war eigentlich nie irgend etwas Aufregendes zu sehen, kein Sprung, sondern ein Dahinziehen, ein bisserl auf, ein bisserl ab, mal auch eine größere Schwankung drin, aber alles unkritisch im Verlauf. Dem sollte ein Guider schon folgen können.

Die Protokollierung führten wir mit der ursprünglichen PHD Software durch, weil PECPrep diese Logfiles lesen kann. Für mich war die Position der Gegengewichtsstange Indikator, um die kritischen Stellen zu identifizieren. Nimmt man die Zero Positon, Gegengewichtsstange zeigt gerade nach unten, als Ausgang, dann haben wir folgende Positionen abgegriffen, wobei die Gegengewichtsstange als Zeiger gilt: 90° Ost, 45° Ost, 15° Ost, Zero, 45° West, 90° West, statt Winkelgrad kann man auch RA Stunden als Einheit nehmen. Etliche Schneckenumläufe wurden jeweils aufgezeichnet. Somit hatten wir ingesamt sechs Log Files zur Auswertung.

Gegengewichtsstange 90° Ost, 5.5 Umläufe

Die Seeing Magnitude nahm ich von der Dec Achse ab, und filterte damit den RA Verlauf. Der etwas zittrige Verlauf ist real, man sieht im höherfrequenten Bereich noch einige Spitzen aus dem Rauschen hervorgucken. Der weiße Zeiger im Frequenzspektrum steht ungefähr auf der Schneckenperiode. Man sieht die Magnitude der Schnecke selbst verkommt gegen die Anteile mit längerer Periode. Eine Periode mit etwa 580 Sekunden dominiert.

Gegengewichtsstange 45° Ost, 5 Umläufe

Hier dominiert die Schneckenperiode, die zweite und dritte Harmonische sind auch recht hoch in der Magnitude. Im höherfrequenten Bereich "raschelt" es doch noch ganz ordentlich über dem Rauschteppich. Das schlägt sich in dem sehr zittrigen Verlauf nieder, und es ist die wohl kritischste Stelle des RA Schneckenrades.

Einer der Zyklen aus dem obigen Verlauf, hier in etwas gestreckter Form

Der zittrige Verlauf schaut, etwas gestreckt, schon weniger dramatisch aus. Es kommt schon mal von den höheren Frequenzen, die da zahlreich vorhanden sind. Hier reibt der RA Trieb offenbar stärker. Aber ein Zyklus dauert eben 240 Sekunden, und auf diese Zeitbasis gestreckt, ist es dann kein Thema mehr, auch die Fehleranstiegsrate nicht. Der Guider hat hier was zu tun, sollte aber keineswegs überfordert sein.

Gegengewichtsstange 30° Ost, 4 Umläufe

Hier dominiert wieder ein niederfrequenter Bereich, die Schneckenperiode ist doch recht gut merkbar, die Harmonischen sind niedrig, und wenig los im höherfrequenten Bereich, daher ein glatter Verlauf, es geht aber ziemlich auf und ab. Dennoch, kein Problem für den Guider, diesem Verlauf zu folgen.

Gegengewichtsstange auf Zero Position, 4 Umläufe

Hier dominiert wieder ein niederfrequenter Term, die Schneckenperiode verkümmer dagegen fast, die Harmonischen sind niedrig, und im höherfrequenten Bereich ist wenig los. Ein recht glatter Verlauf, aber es geht teils recht munter los. Aber auch hier, der Fehleranstieg so gering, dass der Guider kein Problem haben sollte.

Gegengewichtsstange auf 45° West, 3 Umläufe

Hier ist ein längerperiodischer Term etwa gleich hoch wie die Schneckenperiode, die Harmonischen sind merkbar, und wieder etwas mehr "Gerappel" im höherfrequenten Bereich. Aber auch unkritisch.

Gegengewichtsstange auf 90° West, etwas mehr als 5 Umläufe

Hier dominiert wieder ein niederfrequenter Term, Schneckenperiode und Harmonischer verkommen fast, im höherfrequenten Bereich noch etwas los, aber nicht kritisch. Die 90° Ost und 90° West Perioden sind prinzipiell schon kritisch, weil sich der Antrieb in Meridanlage gern aufschaukeln kann. Das ist schon bei manchen Montierungen aufgefallen. Hier kein Problem, das Tracking ist hier ok.

Das uneinheitliche Bild, das sich aus dieser Tracking Evaluierung ergibt, deutet nicht auf eine Präzisionsfertigung hin. Der Schneckentrieb war zu dieser Zeit von uns fast noch unberührt, bis auf die leichte Korrektur des Schneckenspiels. Und nun folgte auch in RA Einlaufzeit, wiederum etliche Stunden Betrieb, in Etappen, über die Tage hinweg.

Der RA Motor gibt im Tracking neben einem leisen Summen ein leises "Dong-Dong" etwa im Sekundentakt ab. An der kritischen Stelle, etwa 30 bis 45° Ost (Gegengewichtsstange als Zeiger) war das "Dong-Dong" ein bisserl lauter als sonst wo. Und durch weitere Einlaufzeit und echte Betriebsarbeit wurde das "Dong-Dong" auch nochmals leiser. Also, man verstehe mich richtig, ich hatte da schon das Ohr am RA Motor. Steht man auf der anderen Seite der Montierung, hört man gar nichts von der RA Achse im Tracking. Anfänglich war an der kritischen Stelle das "Dong-Dong" schon noch vernehmlicher. Es deutet drauf hin, dass sich die Schnecke und das Schneckenrad langsam anfreunden. Wie wir schon von der Dec Achse gelernt haben, das butterweiche Alu des Schneckenrads gibt nach, die Schnecke wird sich mit zunehmender Laufzeit besser einarbeiten und der Antrieb wird besser und besser laufen, mit zunehmender Betriebszeit.

Nicht lachen, ich habe tatsächlich ein Video auf youtube gesehen, dass ein iOptron Kunde vom Support die Empfehlung für eine Einlaufphase bekommen hatte, und zeigte, wie sich die Montierung hin und her bewegt. Ich hatte es auf Etappen von 30 bis 45 Minuten begrenzt, wenn der Motor schon recht warm war, gab ich auf, und setzte am nächsten Tag damit fort.

Eigentlich haben wir nun durch die Evaluierung des RA Triebs das gesehen, was auch im Dec Trieb festzustellen war. Es muss nicht das Schneckenrad unwuchtig laufen. In Dec eiert auch die Schnecke nicht, sie läuft sauber. Dennoch läuft der Schneckentrieb "unrund", mal mit mehr, mal weniger Spiel. In RA genau der selbe Eindruck.

Das lässt nur einen Rückschluss zu: Beim Fräsen des Schneckenrades wird der Fräser offenbar mit hohem Druck an das Werkstück geführt und läuft mit hoher Geschwindigkeit. Irgendwie entstehen Schwingungen, dadurch sind die Zähne nicht gleichmäßig tief eingefräst. Nicht das Schneckenrad selbst eiert, aber die eingefrästen Zähne tun es, unterschiedliche Tiefe. Und das so unregelmäßig, dass man es nicht auszentrieren kann. Wäre es die Schnecke, die eiert, würde man es bei jeder Umdrehung sehen.

Egal wie, bevor man nicht den Guider angeworfen hat, und sieht, was am Ende das Foto zeigt, ist alles graue Theorie. Das Wetter war im Sommer 2021 recht durchwachsen. Neben meinen dienstlichen Sachen hatten wir eine erste Test Chance am 12. August. Wir hatten meinen 8" f/5 Fotonewton auf der CEM120, mit einem dreilinsigen 0.95x Komakorrektor. Die effektive Brennweite konnten wir mit 947 mm ermitteln.

Der 8" f/5 Alpha Tauri Photo Newton auf der CEM120

Wir wollten just diese Stellen des RA Schneckenrades testen, wo wir aus der Analyse gesehen haben, dass in den hohen Frequenzen einiges los ist. Diese hochfrequenten Spitzen sind es, die das Guiding versauen können, nicht die langperiodischen Terms, die den ganzen Trackingverlauf ordentlich verbiegen. Ein Testbild hatten wir, und es sah aus, es läuft. Bevor wir weitere Schritte unternehmen konnten, hat es zu gezogen.

Bei diesem Test hatten wir den PHD2 Standard Guiding Algorithmus in Betrieb, es ist der "Hysteresis-Algorithm". Einzig die Aggressivität in RA war anzupassen, vorranging zu senken. Guiding Intervall war 1.5 Sekunden. Es ging auch nicht darum, ein Objekt schön abzulichten. Vielmehr kommt dort wo wir dem RA Trieb auf den Zahn fühlen wollten, im Lauf der Zeit nach und nach anderer Himmel vorbei. Mal kann da ein Objekt sein, mal nicht. Dann ist auch ein Sternfeld gut genug. Im Test geht es ja nur um perfekt runde Sterne.

Am 14. August sah es mit dem Wetter besser aus. Wir hatten Zeit zum Spielen, weil es wirklich eine wolkenlose Nacht war. Der 8" Newton war in der Sternwarte verblieben, also keine Änderung im Setup. Erst wollten wir noch sehen, ob wir mit der letztens verwendeten Guider Einstellung neuerlich Erfolg hätten. Dem war so. Dann hatte ich ein Anliegen, vielleicht einmal einige andere Guiding Algorithmen zu probieren. Der PHD2 "Z-Algorithm" ist ein Tiefpass, der zu hohen Frequenzen dämpfend wirkt. Man hat sein Korrekturintervall, dadurch wird die Belichtungzeit bestimmt. Man hat einen Faktor, mit diesem multipliziert man das Korrekturintervall, und kommt so auf eine virtuell längere Belichtungszeit. Eine deutlich längere Belichtungszeit heißt, dass das Guiding gegen Seeing stabiler wird. Aber, man läuft nun doch mit einer sehr hohen Aggressivität, die man leider nicht mehr extra einstellen kann. Genau das will die CEM120 nicht, somit schied dieser Z-Algorithm gleich wieder aus.

Von Interesse war noch der "Predictive-PEC-Algorithm". Da gibt man die Lernphase vor, in erster Linie z. B. die Schneckenperiode. Nach der doppelten Zeit, in der PHD2 noch nach weiteren länger periodischen Terms sucht, sollte der Algorithmus die wiederkehrenden Frequenzen analysiert haben, und vorausschauend eingreifen können. Man kann noch die Gewichtung einstellen zwischen den vorausschauenden und reaktiven Korrekturen. Egal wie, es schien, mit dem Unding von Schneckentrieb, den wir haben, kommt dieser Algorithmus nicht wirklich klar. Also waren wir zurück beim "Hysteresis-Algorithm", damit läuft das Guiding ja.

Nun ging es darum, mehrere heikle Punkte des RA Schneckenrads im Guiding Test zu sehen. Wir waren durchaus erfreut, es lief reht gut. Dass man in sehr hohen Deklinationen dann in RA etwas "Dampf" raus nehmen muss, ist keine Geheimnis, das hat uns nicht wirklich überrascht.

Ein Sternfeld Ausschnitt vom Guiding Test mit dem 8" f/5 Newton, die Gegengewichtsstange war fast auf Zero Position, eine durchaus schwierige Stelle, generell

Bei knapp einem Meter Brennweite, das sollte ja kein Thema sein für eine Montierung dieses Kalibers. Wir waren aber vielleicht schon etwas unterkorrigiert unterwegs, eher dem schönen Guidingverlauf verfallen. Es waren erste Tests, und wir haben noch Arbeit vor uns, die Feinabstimmung der Parameter. Die Montierung ist schon ein Sensibelchen in dieser Weise. Gut, ich sollte nicht reden, meine alte WAM 450 lief auch nicht mit einer allerwelts-Guider-Einstellung, sondern auch nur in engen Grenzen.

Ein Härtetest wäre sicher, das C11 drauf zu setzen, wir arbeiten bei einer wesentlich höheren Brennweite. Der lange Sattel wurde gleich zum Bumerang. Das C11 ließ sich nicht weit genug aufschieben. Der Griff ist im Weg. Abschrauben war nicht, die Schrauben wollten sich nicht lösen, auch mit etwas Wärmebehandlung nicht. Also dann vorn an die doch noch überstehende Prismenschiene eine 3" Klemme mit zwei Tariergewichte dran, eine Sperrholzscheibe noch dazu, ein bissl was bringt's, und über die Taukappe des C11 noch einen Schaumstoffwuzel drüber, jenen, den ich einst um die Taukappe des MN86 gewickelt hatte. Immer noch etwas hecklastig, aber ja, probieren wir mal. Kein Murren der Montierung, die Motoren haben sauber durchgezogen. In RA waren wir ja in Balance, in Dec halt nicht wirklich. Es war am 25. August 2021, Andi kam zum Test, und wir ermittelten mit dem 0.67x Reducer eine effektive Brennweite von 2126 mm. Da wir den Reducer hinten am externen Fokussierer dran haben, den Spiegel stark aus seiner normalen Lage verschieben müssen, erhalten wir nun eben einen ganz anderen Reduktionsfaktor.

In Dec waren wir durch das Übergewicht hinten nun hart auf Kontakt zwischen Schneckenrad und Schnecke. Dafür mussten wir die Aggressivität in Dec etwas zurückfahren. Dann sah der Guidingverlauf wieder gut aus. Die Sterne waren dennoch "birnenförmig" deformiert. Das C11 war bei weit wärmerer Temperatur gelagert, nun eine recht kühle Nacht. Die Richtung der Verformung konnte eindeutig der Tubusthermik zugeschrieben werden. Einige Zeit später wurde es auch weniger. wir hatten durchaus auch mit dieser langen Brennweite soweit Erfolg. Auch hier wäre noch Feinabstimmung notwendig. Klar, je nach Zuladung und Brennweite muss man etwas anpassen. Herzeigbar sind die Bilder nicht wirklich, die Sterne waren, dem Seeing geschuldet, dicke Patzen und eben von der Tubusthermik noch etwas deformiert.

Abschließend kann ich nur sagen, ich bin eigentlich etwas erstaunt, dass es nun, trotz all der Probleme, doch recht gut läuft. Was man beim Fotografieren mit der DSLR eventuell drinnen hat, dass der Guider die Erschütterung durch das Hochklappen des Spiegels mitkriegt, und man hat gleich einen Ausfahrer drin. War bei uns in Dec schon auch der Fall. Andi hat gemeint, das sollte bei einem Kaliber dieser Montierung nicht sein, wenn wir auch gerade mal etwa die Hälfte der Eigenmasse der Montierung an Nutzlast drauf haben. Aber: Wir haben einen "Krampen" von Dec Schneckenrad, wir können das Spiel nicht so eng, wie es möglich sein sollte, einstellen. Es gibt Stellen, da haben wir mehr, an anderen Stellen weniger Spiel. Es gibt ja die Möglichkeit, den Spiegel hochklappen zu lassen, und erst ein paar Sekunden später den Verschluss zu öffnen. Wir kennen nun soweit das Verhalten der Montierung, wie gesagt, die Guiding Parameter müssen noch auf den Punkt genau ausgetüftelt werden.

Fakt ist, die CEM120 läuft über das ASCOM Guiding sehr reaktiv, und es ist wirklch toll zu sehen, kaum ändert man die Aggressivität an einer Achse, sieht man schon nach ein paar Sekunden die Reaktion im Guiderverlauf. Wir könnten auch die Guiding Speed verändern, sogar für jede Achse einstellbar. Also wir haben noch Möglichkeiten zum Eingreifen, wenn's nicht so rund laufen sollte wie gewünscht. Es kommt ja, das ist zu erwarten, mein endgültiges Sternwarten Teleskop, und das ist dann ein schwerer Brocken. Aber wir waren mit dem C11 auch nur mehr knapp 30 cm von der effektiven Brennweite weg, mit der wir den 16" f/9 Cassegrain dann betreiben werden.

Fazit

Ich habe ja schon genug lamentiert. Man verstehe mich nicht falsch. Das Produkt ist vom Design her gut durchdacht, die Features toll. Auch der sehr lange Sattel, die lange Schienenaufnahme, es ergibt alles einen Sinn, wenn man die Zuladung der Montierung in Betracht zieht.

Was aufstößt ist die Fertigung. Die Montierung wird als hochgenau für die Astrofotografie beworben. Unsere Analysen haben aber gezeigt, eine Präzisionsarbeit ist speziell das Schneckenrad nicht. Gebaut auf Prinzip Hoffnung: die härtere Schnecke wird sich schon in das weiche Aluminium des Schneckenrades einarbeiten, je mehr Betriebsstunden, desto besser wird die Montierung laufen. Es kommt mir da nur ein Sprichwort in den Sinn - was erst beim Kunden reift, nennt man Bananenprodukt.

Wartezeit ein Jahr nach der Reklamation, das ist ätzend. Und dann bei dem Problem mit der neuen Montierung, da hat man uns im Regen stehen gelassen. Das ist schlicht gesagt kein Support, offensichtlich sollen die Kunden nur die Produkte kaufen, für Probleme mit den Produkten interessiert man sich nur marginal bis gar nicht.

Ich selbst kann iOptron Produkte niemandem mehr guten Gewissens empfehlen. Die Trefferrate ist zwar sicher höher als bei einer Lotterie, dennoch, der Einsatz ist auch wesentlich höher. Erwischt man eine funktionierende Montierung, darf man glücklich sein, und hoffen, das nie ein Problem auftreten möge. Elektronik kann defekt werden. Das Gute dran, es ist eine Volksweisheit: Wenn's nicht gleich defekt ist, hält es eh lange.

iOptron fährt eine sehr aggressive Preislinie. Dennoch, eine Montierung die 4000 Euro und ein paar Brösel kostet, da darf man sich schon etwas erwarten. Es ist doch ein Geld. Aber, wenn man schon so tief in die Tasche greift, ein paar Hunderter mehr würde man auch bezahlen, wenn man wüsste, das gelieferte Produkt ist in Ordnung, und ordentlich gefertigt.

Die Wartezeit von einem Jahr deutet drauf hin, die Kampfpreis Politik rächt sich. Die Herrschaften kommen offenbar nicht mehr nach mit Retouren. Deswegen, weil es langsam über den Kopf wächst, wird auch der Support schlechter. Das sind auch nur Menschen, die nicht mehr wissen wie ihnen der Kopf steht, die Probleme sitzen ja viel tiefer. Es wäre an der Zeit, ein Qualitätsmangement einzuführen, und eine die Produktion begleitende Qualitätssicherung. Das kostet etwas, klar. Und wie gesagt, wird würden gerne auch etwas mehr bezahlen, wenn wir die Gewissheit hätten, das Produkt ist in Ordnung. Nach der Reklamation einer defekten Montierung als Ersatz eine neue, ebenfalls defekte Montierung zu bekommen, spricht Bände.

Mein Lieferant hat sich auch nicht gerade ausgezeichnet. Kulant war da nichts. Ich durfte sogar selbst meine Fehlerbeschreibungen direkt für den iOptron Support aufbereiten. Man kann sich nicht endlos hinter dem Hersteller verstecken. Eine Reklamation darf auch nicht arg verschleppt werden. Ich als Händler musste meinen Kopf hin halten, meinen Kunden zufrieden stellen. Und so eine stabile, gut funktionierende Montierung in meiner Sternwarte gegen ein Wehwehchen tauschen. Die CEM120 ist ja nur notdürftig in Stand gesetzt. Ein saftiger Wertverlust damit verbunden. Die CEM120 wird, so lange sie ihren Dienst versieht, in meiner Sternwarte sein. Ob sie so lange hält, wie meine alte Montierung, die eben nun beim Kunden immer noch gute Dienste leistet, wird man sehen. Ich bin darauf vorbereitet, dass ich meine Sternwartenmontierung potentiell noch einmal tauschen müsste.

Noch ein Punkt: ein neues Schneckenrad für die Dec Achse würde ich immer noch nehmen, und installieren. Ob ich je eines von iOptron bekäme, steht in den Sternen. Viel Hoffnung habe ich nicht mehr.

Howdii