ZW Optical ASI 533 MC-Pro

Die ZWO ASI 533 MC-P, hier am 102 mm f/7 Triplet APO. Montierung ist die iOptron CEM60 auf Berlebach Stativ

Insgesamt die vierte ZWO ASI Kamera, die ich in der Hand hatte. Aber zugegeben, außer kurz angetestet, mehr habe ich damit noch nie gemacht. Nun stand eben die ASI 533 MC-Pro zum Test an. Andi war hier, neues Zeug, neugierig, beide. Wir hatten den 102 mm f/7 Triplet APO auserkoren. Die Kamera hat einen relativ kleinen Sensor, einen Flattener würden wir hier nicht brauchen. Aber, eine Verlängerungshülse. Der Fokussierer kann zwar 10 cm weit ausfahren. Wir mussten einen 2" 50 mm Verlängerung einziehen, der Fokussierer ist dabei fast 7 cm weit ausgefahren. 

Die ZWO ASI 533 MC-P von der Seite

Von der Seite sieht man zwei Kühlöffnungen, gegenüberliegend. Eine ist hier im Bild sichtbar. Die Kamera ist ein Leichtgewicht, ein feistes 2" Okular ist schwerer.

Die Rückseite der ZWO ASI 533 MC-P

An der Rückseite finden wir einen USB 3.0 Eingang, die Kamera kann aber auch über USB 2.0 betrieben werden. Die beiden USB 2.0 Buchsen sind Ausgänge, daran könnte man z. B. eine USB 2.0 Guider Kamera anschließen, einen Fokusmotor, oder was auch immer. Über dem DC 12 V Eingang finden wir die LED, die anzeigt, ob genug "Saft" für die Kühlung vorhanden ist. Diese Kamera kann nicht allein über USB betrieben werden (was bei vielen anderen USB Kameras möglich ist), sie braucht immer eine 12 V Speisung, 1 A mindestens, und für die Kühlung nimmt sie bis zu 3 A. Was noch an der Rückseite zu finden ist, ein Ventilator, der im Kühlungsbetrieb läuft.

Ein paar Details der ASI 533 MC-P: Verbaut ist der Sony Color IMX533, ein quadratischer (11.31 mm x 11.31 mm, Diagonale 16 mm) back-illuminated CMOS Sensor, 14 Bit ADC Tiefe. Die Pixelgröße beträgt 3.76 µm. Der Sensor ist also wirklich so klein, dass man keine Korrekturlinsen vor der Kamera braucht. Vor dem Sensor sitzt lediglich ein Klarglas Filter. Wer einen IR-Cut Filter benötigt, muss extra einen vorschalten. Da kaum wer einen wirklich dunklen Himmel hat, könnte man auch gleich einen guten LPR Filter vorschalten, der ebenfalls IR blockt.

Alles graue Theorie, Daten, ja, vorderhand schon kaufentscheidend, aber Daten sagen nicht alles. Beworben wird diese Farb-Kamera, dass es einfach sei, schöne Farbbilder damit zu gewinnen. Das kann wohl nur ein Test zeigen.

Erst hieß es die Kamera zu fokussieren. Solange man noch keine Ahnung hat, wo der Fokuspunkt etwa liegt, ist es immer etwas mühsam. Als das geschafft war, hielten wir einmal auf M13 drauf. Ein paar Testschüsse mit div. Belichtungszeit und Gain Einstellungen. M13, sind halt Sterne, ein richtig "buntes" Objekt wäre M27. Drauf damit, und wiederum etliche Testaufnahmen gezogen. Was die Kühlung betrifft: Andi hatte einen 12 V Akku mit 18 Ah bereitgestellt, relativ neu. Damit lief die Kamera zwar, aber statt zu kühlen zog sie nur sichtbar mehr Strom. Ich holte daraufhin flugs das Netzteil, das ich für den Kunden schon besorgt hatte. Schnell noch den passenden Stecker drauf, und 12 V als Spannung eingestellt. Siehe da, nun kam die rote LED, und der Ventilator meldete sich. So lief auch die Kühlung. Wir sind aber nur auf +5° gegangen, wirklich ausgereizt haben wir dieses Thema nicht.

Alsdann, die Kamera funktioniert, die Kühlung mit dem passenden Netzteil auch. Sterne waren scharf bis in diei Bildecken, auch das war fein. Es ging nun "nur" um die Bearbeitung der Bilder.

M13 Rohbild und FITS Header. Vor dem END Term finden wir: BAYERPAT= 'RGGB'
Anmerkung: 'FOCALLEN', da war in APT ein alter Eintrag drinnen. Richtig wäre 713 mm

Debayern in Fitswork: 'RGGB', und 'Bayer, astro', so funktioniert es z. B. bei DSLR Bildern klaglos

Macht man es so, fehlt der Blau Kanal, die Folge sind magentafarbene Sterne. So wird das nichts

Ich war erst mal ratlos. Ist die Kamera defekt? Mit Andi war ich telefonisch in Verbindung. Auch er rätselte. Wohl, ich war schon dran, mit einem vertikal geflippten Bayer Pattern zu versuchen, da bekam ich grüne Sterne, auch nicht was man will. Mit RGB Abgleich hatten die Sterne sonderbare Farben. Andi ging mit Siril zu Werke, auch er klagte über sonderbar gefärbte Sterne. Was mich aber stutzig machte, ich fand auf einer Test Aufnahme sowohl rote, grüne und auch blaue Hotpixel. Also müsste doch der Blaukanal auch vorhanden sein.

Bei mir liegt schon seit längerer Zeit eine ZWO ASI 385 MCC herum. Die kühlbare Version der 385, die es so heute gar nicht mehr gibt. Außer mal kurz angetestet, wobei ich auch nicht von dem Farbbild überzeugt war, wir hatten damals den kleinen Hantelnebel, M76, mit dem 8" f/5 Newton aufgenommen. Also schoben wir kurzerhand eine Test Session mit der ASI 385 MCC ein, wobei ich die Bilder gleich auf USB Stick haben wollte, während Andi weiter Bilder zieht, derweilen mit Fitswork probieren zu können. Wir hatten M51 aufgenommen.Nur, mit dem RGGB Pattern war genau der gleiche Käse zu sehen, kein Blaukanal. Da wussten wir nun gewiss, dass das RGGB Pattern sicher nicht zutrifft. Aber ja, GBRG Pattern, das sah schon mal nicht so schlecht aus. Sehr verrauscht, weil viel zu kurz belichtet, und die Saturierung musste ich auch stark anziehen, nebst Kunststücken mit den Farbreglener aufführen. Dennoch, die Farben waren ok. Dann muss es mit der ASI 533 MC-P doch auch klappen.

Das Bayer Pattern vertikal geflippt: GBRG, nun ist der Blaukanal da, der Grünkanal ist vorlaut

Man frage mich nicht: Habe ich damals mit dem M76 Bild so selbstverständlich das Bayer Pattern geändert und auch den anderen Debayer Algorithmus verwendet? Ich werde halt auch schon alt und vergesslich. Jedenfalls, wir waren der Sache nun auf der Spur. Die ASI 533 MC-P funktioniert, nur so einfach ist es damit nicht.

Was aber bei der schnellen Bearbeitung der 385-er Bilder auffiel: Mit dem 'Bayer, astro' Algonrithmus hatte ich einen dunklen Raster drinnen. Gar nicht schön, und sicher nicht das was man will. Speziell bei Skalierung des Bildes in manchen Größen extrem sichtbar. 

GBRG Pattern, RGB Gewichtung und Abgleich, 'Bayer, modified Kimmel' - so geht es besser, nun auch ein glattes Bild ohne dunklen Pixelraster

Man weiß nicht, soll man lachen oder weinen. In ASICap, wenn man damit die Kamera ansteuert, wird gleich das GBRG Pattern richtig angezeigt. Wir haben die Kamera halt über APT angesteuert. Gain war ziemlich hoch gesetzt. In Fitswork braucht es einen anderen Debayer Aglorithmus, den "Bayer, modified Kimmel". Damit, mit einer besseren Farbgewichtung, ist man nahe dort. Ein bisserl farbliches Feintuning muss aber noch sein. So einfach wie die Werbung suggeriert, bekommt man keine guten Farbbilder.

M13, 30 Sekunden single shot, ohne Kühlung, ohne Dark Abzug, ohne Rauschfilter.

Na, geht ja doch. Und in dem 30 Sekunden M13 Bild ist immerhin schon die Galaxie NGC 6207 sichtbar. Ich musste schon noch mit der Farbbalance spielen und die Saturierung ziemlich anziehen, dass man Sternfarben nun einigermaßen differenzieren kann. Gar so einfach war da nicht. Ein bisserl Rauschen ist drinnen. Ich hätte das Bild locker glätten können, aber ich habe es bewusst so gelassen. Andi war mal angetan davon. Genau geschaut, sind die Sterne ganz am Rand etwas radial verzogen, die Bildfeldwölbung des 102 mm f/7 Refraktors schlägt da doch ein wenig zu.

Was nun mit dem M27 Bild? Nach neuen Erkenntnissen machte ich mich an die Arbeit...

M27, 120 Sekunden single Shot, Kühlung auf +5° C, ohne Dark Abzug, aber mit Wavelet Rauschfilter geglättet.
Anmerkung: Unser M27 Testbild mit der ASI 385 MCC sah farblich genauso aus.

M27, Ausschnitt in voller Auflösung, farblich etwas nachbearbeitet (Rot 5% angehoben). Hier sieht man die farbliche Differenzierung im Nebel besser.
Anmerkung: Die aufgeblähten Sterne - es ist ein Refraktor, ein IR-Cut Filter würde vielleicht helfen.

Dieses M27 Bild nur zwei Minuten belichtet, musste ich schon recht im Kontrast strecken, um M27 so raus zu bekommen. Wir hätten noch Bilder mit vier Minuten Belichtung gehabt, aber sinnlos, die Sterne helleren Sterne sind so schon ausgebrannt. Wobei die Werbung suggeriert, dass man weniger schnell saturierte Sterne hätte als bei einer DSLR. Ich habe eher den umgekehrten Eindruck. Und die laschen Rottöne, das erinnert mich an den Kurztest der ASI 294 MC-P, auch da war ein vorlauter Grünkanal und lasche Rottöne zu verzeichnen. Für die 294-er hat sich der Hutech IDAS LPS-D2 Filter als Lösung erwiesen. Und da kaum wer, habe ich schon gesagt, unter wirklich dunklem Himmel fotografiert, kann ein LPR Filter sowieso nicht schaden. Den IDAS LPS-D2 gibt es nicht mehr, die neueren IDAS LPS-P3 nehmen ebenfalls im Grünen einen Bereich heraus, wo der Airglow vorherrscht. Die Farbbalance sollte auch für Sterne gut erhalten sein damit, und die Sterne weniger schnell ausbrennen, während Nebel besser kommen. Diese LPR Filter sind quasi breitbandige Nebelfilter, die Störlicht weitgehend ausfiltern. Man muss halt für andere Objekte, wie z. B. Galaxien, länger drauf halten.

Ich denke, mit meiner ASI 385 MCC sollten wir uns auch noch intensiver auseinander setzen. Und ich werde wohl, weil wir im Weinviertel sowieso mehr oder weniger lichtverschmutzten Himmel haben, der auf der Ebenwaldhöhe ist auch nicht mehr das, was er einst war, einen solchen LPR Filter bei der nächsten größeren Bestellung mitnehmen. Alternative wäre vielleicht ein R-RGB Foto, aber das ist mehr Aufwand als einen Filter vorschalten.

Dass es mit der ASI 533 MC-P nicht gar so einfach ist, zu schönen Farbbildern zu kommen, kann man in diversen Foren nachlesen. Viele kämpfen damit, bis sie die Kamera endlich am Wickel haben. Wir sind ja auch mal auf der Spur, aber noch nicht dort, wo wir voll zufrieden mit dem Ergebnis wären. Mein Eindruck: Mit einer DSLR, astromodifziert, lassen sich schöne Farbbilder eher gewinnen, relativ streichelweich. Dass die 533-er einer DSLR von der Empfindlichkeit etwas voraus hat, will ich nicht bestreiten. Eines stimmt, "amp glow" (gemeinhin so bezeichnet) tritt bei der ASI 533 MC-P nicht auf, also keine leere Versprechung seitens des Herstellers.

Howdii