Die ZWO ASI 385 MCC liegt schon ein Weilchen hier. Viel habe ich damit noch nicht gemacht. Warum ich dieses Ding geholt habe: meine alte SBIG ST-402 hatte ich an einem "sterbenden" Notebook dran, und dieses hat wohl im "Abgang" auch die Kamera Elektronik geschädigt. Wandernde Streifen, von Bild zu Bild anders. Dem kommt man nicht mehr bei. Als Guider Kamera geht's vielleicht noch, als Imaging Kamera nicht mehr. Eine Reparatur lohnt nicht mehr, da bekommt man was Neues auch schon.
So war die ASI 385 MCC als Ersatz gedacht, mit relativ kleinem Sensor, so dass man sie einfach an ein Teleskop dran dengelt, ohne Bildfeld Korrektor, und gleich ein Farbbild hat. Der erste Test hat mich nicht überzeugt. M76, fade Rottöne, und mehr grün als sonst was. Ich war eigentlich fast dran, das Ding weiter zu verkaufen, die Canon 1000D macht ja weit schönere Bilder. Aber - ich bin drauf gekommen, dass diese Kameras alle im Grünen zu "vorlaut" sind, und man einen LPR Filter vorschalten muss, der im Bereich zum Roten hin etwas aus dem Spektrum nimmt, wo Airglow und künstliche Lichtquellen vorherrschen. Dadurch sollten Rottöne wieder kräftiger kommen.
Es gab mal den Hutech IDAS LPS-D2, der dafür gelobt wurde, leider nicht mehr erhältlich, so ist es nun der neue LPS-P3 geworden. Diesen Filter hatte ich da, und damit wollten wir nun testen, und wenn schon, auch mit dem Live-Stacking spielen.
4. Oktober. Von Sonnenuntergang weg hatten wir klaren Himmel, wir waren in meiner Sternwarte schon startbereit. Dann kamen auf einmal Wolken von Süden, die sich just gebildet hatten - Abendthermik.Nach einem spätsommerlichen Tag war es eine sehr milde Nacht. Es hat gedauert, bis sich die Wolken auflösten. Dadurch sind wir erst relativ spät zur Sache gekommen. Es braucht auch, wenn man das erste mal mit dem Live-Stacking arbeitet, bis man sich zurechtfindet, welche Buttons, welche Regler, was, wie. Verwendet haben wir SharpCap.
M76 haben wir abgelichtet, und den Bubble Nebel haben wir kurz angerissen, dabei ist die Montierung ins Meridianlimit gelaufen. Umschlagen wollten wir nicht, es war eh schon recht spät geworden, also beließen wir es mal damit.
M 76 - 8" f/5 Newton - ZWO ASI 385 MCC mit IDAS LPS-P3 Filter. 4 Minuten Single-Shot
Anmerkung: Teleskop, Kamera, Filter bei den nachfolgenden Bildern gleich.
M76 ist also das einzig zählbare Ergebnis aus dieser Nacht. Zuerst hatten wir 20 Sekunden für das Live-Stacking, wir sind dann auf 30 Sekunden gegangen.Der Autoguider ist zu Beginn nicht mitgelaufen, später schon. Nett, wenn sich das Bild langsam aufbaut und besser wird mit der Zeit. Ich wollte noch zum Vergleich ein Einzelbild haben. Letztlich waren beide quasi gleich von den Details her. Beim Stacking hatten wir die Kühlung der Kamera noch nicht an, dem CameraSettings-File nach 17°. Beim 4 Minuten Single-Shot war die Kühlung mit 5° aktiv. Deshalb habe ich nur diese Einzelbelichtung genommen. Das Stack Bild hätte nur mehr Rauschen gebracht. Dennoch, ohne Rauschfilter ist es nicht gegangen. Und ja, was wir draus ersehen, der IDAS LPS-P3 Filter funktioniert, wir haben tiefere Rottöne. Das ist farblich eine ganz andere Geschichte als beim ersten Test auf selbigem Objekt. Immerhin, eine Erkenntnis: 4 Minuten Einzelbelichtung gegen 16 x 30 Sekunden, praktisch gleiches Ergebnis.
8. Oktober. Es war deutlich kühler als zuletzt, richtig herbstlich. Keine Wolken, kaum Wind. Wir hielten auf M15, NGC 7331, Stephan's Quintet, und versuchten Jones 1 einzufangen. Erst gab es Probleme mit der Montierung. Beim Anfahren des ersten Sterns blieb der Dec Antrieb stecken. Damit verbunden war ein Verlust der Zero Position. Es hat ein Weilchen gedauert, bis ich alles wieder im Griff hatte, und die Montierung problemlos ihren ersten Alignment Stern angefahren hat. Grund für diese Misere war wohl das Einkuppeln des Dec Triebs, was eben schwierig ist, da im Bereich der Zero Position das Schneckenrad verschlissen ist. Die Instandsetzung war ja nur eine notdürftige Reparatur des CEM120 Dec Triebs, als Dauerzustand nicht zu tolerieren.
Beim ersten Objekt, M15, waren die Sterne ein bisserl gar dick. Das ist uns schon auch beim Fokussieren aufgefallen. Der Spiegel wahrscheinlich noch warm, etwas Sonneneinstrahlung gab es untertags schon. Ich wollte eigentlich Pease 1 fotografisch rauskitzeln. Es war ein Stack mit 80 x 2.5 Sekunden.
M15, 80 x 2.5 Sekunden Live-Stacking. 140% der Originalauflösung
Pease 1 ist das bläuliche Bemmerl etwa auf 10 Uhr Position, der Pfeil zeigt direkt drauf.
Ziel erreicht, Pease 1 fotografisch eingefangen. Die Bearbeitung dieses "verhungerten" Bildes war aber alles andere als streichelweich. Auch die gar dicken Sterne konnte ich nur mit Mühe eindämmen. Bei den Spielereien, der Suche nach der optimalen Belichtungszeit, war der Kugelhaufen M15 mit 30 Sekunden im Stacking ja schon recht fesch da. Vielleicht hätten wir doch auch so einen Stack speichern sollen. Gut, M15 läuft nicht davon. Da können wir noch weiter experimentieren. Und, ich holte schnell einen zweiten Akku, um den Lüfter am Newton in Betrieb zu nehmen. Der erste Akku diente ja zur Kamera Kühlung, wiederum 5°.
Mit NGC 7331 ist es weiter gegangen, erster Versuch mit 10 Sekunden im Stacking, das war sehr mager, mit 30 Sekunden sah es besser aus Letztlich war NGC 7331 schon am Bildschirm recht nett da, mit etlichen Begleitgalaxien. Wir gaben uns mit dem einen Stack zu 30 Sekunden zufrieden. Es war ja auch mal nur ein Antesten.
NGC 7331 - 23 x 30 Sekunden Live-Stacking. Da steckt auch nicht wirklich viel Belichtung dahinter.
Sicher, das wäre ausbaufähig von der Belichtungszeit her. Aber ja, wir waren ja mal auf der Ebenwaldhöhe, hatten meine Canon 1000D an dem 8" f/5 Newton, und hielten in der Wartezeit, bis unser Objekt hoch genug stand, auf die NGC 7331 Galaxie drauf. Das waren 2 Minuten Shots, mit ISO auf Anschlag. Ja, ein bisserl mehr war da drauf, aber auch noch etwas verhungert. Und das bei wesentlich dunklerem Himmel. Wenn man diese Galaxie besser haben will, heißt's schon Zeit zu investieren, da muss man schon ganz schön drauf halten.
Weiter ging es, nur ein kleines Stück am Himmel daneben, mit Stephan's Quintet. Da zeigte sich, Schluss mit lustig, Wir mussten die Belichtungszeit auf 3 Minuten erhöhen, um die Galaxien halbwegs zu sehen.
Stephan's Quintet - Live Stacking 8 x 3 Minuten
Selbst 3 Minuten für ein Bild ist da schon ein bisserl wenig. Wir hatten den Eindruck, es geht nicht mehr viel weiter nach einiger Stacking Zeit.
Der Versuch mit dem planetarischen Nebel Jones 1 (PK 104-29.1), da war mit 3 Minuten im Live-Stacking auch kaum was zu wollen. Wir versuchten 5 Minuten als Belichtungszeit, da kam ein bisserl was. Aber da die nächste klare Nacht folgen würde, ließen wir es für den Anfang der Folgenacht, nochmals drauf zu halten. Die Montierung ließen wir gleich mit eingekuppelten Getrieben stehen, und auch die Kamera im Auszug, in Fokusposition, mitsamt den Kabeln dran, dass wir für den kommenden Einsatz schneller startklar wären.
9. Oktober. Es war noch etwas kühler, und der Nordoster wehte lebhafter als einem lieb sein konnte. Vor dem Haus wäre nichts zu wollen gewesen. Hinterm Haus, in der Sternwarte, war es ruhiger. Die Kamera war schon ohne Kühlung nahe an unserem "milden" Kühlpunkt von 5°. Die Technik ist soweit problemlos gelaufen. Begonnen haben mit Jones 1, diesmal 5 Einzelaufnahmen zu 5 Minuten. Ich wollte es mal so versuchen.
Jones 1 - 5 x 5 Minuten, konvetionelle Fotografie
Generell, als wir die Aufnahmen für dieses Objekt zogen, immerhin als 5 x 5 Minuten Single-Shot Serie, fuhren ein paar doch recht garstige Windstöße rein. Sie haben sich aber etwas anschwellend aufgebaut, der Guiderverlauf zeigte starke Korrekturen, aber die Sterne waren am Ende rund. Der Guider konnte diese "Angriffe" abwehren. Später legte sich der Wind, wir blieben zumindest in der Sternwarte unbehelligt.
Jones 1 ist halt ein lichtschwaches Ding, und unter dem gegebenen Himmel sicher schwierig einzufangen. Viel mehr könnte man die Belichtungszeit pro Einzelbild nicht mehr strecken. Da müsste man wohl mit einem OIII Filter auffahren. Man kann nur sagen, egal ob Stack oder Komposit aus Einzelbildern, mehr war da wie dort nicht drauf.
Unser nächstes Objekt, NGC 7662, auch Blue Snowball Nebula genannt. Das ist sicher wieder das angestammte Reich des Live-Stackings.
NGC 7662 (Blue Snowball) - 9 x 15 Sekunden Live-Stacking
Na, das schaut schon recht gut aus, Details schön raus geholt. Die türkise Farbe entspricht den visuellen Eindrücken. Ja, dieses Ding ist so klein und hell, dass selbst mit kleineren Teleskopen das Farbsehen anspringt. Allerdings, an Details bin ich visuell noch nie recht ran gekommen, außer dass es welche gibt - beschreiben konnte ich sie aber nicht.
Nun war es aber an der Zeit, auf den Bubble Nebula nochmals drauf zu halten, bevor er den Merdian erreicht. Das was sich da auf dem Bildschirm aufbaute, war nicht so schlecht.
NGC 7635 (Bubble Nebula) - 16 x 60 Sekunden Live-Stacking
Nicht übel, sag ich mal, aber auch hier müsste man noch deutlich mehr in Belichtungszeit investieren.
So, und wo könnten wir noch drauf halten? Ich wusste, im Perseus gibt es auch eine hellere Galaxie. Schnell ins Haus gezischt, und nachgeguckt. NGC 1023 ist es. Also los, schauen wir, was wir zu sehen bekommen.
NGC 1023 - 10 x 60 Sekunden Live-Stacking
Diese Galaxie wirkt auf's erste Hinschauen fad. Doch halt, oben, etwas rechts der Längsachse der Galaxie findet man noch ein sehr schwache Aufhellung. Es ist NGC 1023A, wenn man so will, oder PGC 10139, eine Zwerggalaxie. Dieses wahrscheinlich wechselwirkende Galaxienpaar ist auch als Arp 135 katalogisiert.
Alle Nächte haben etwa 5.5 mag Himmel gebracht. Wobei die Sterngrenzgröße ein bisserl täuscht, der Himmelshintergrund ist einfach heller. Mit 5 Minuten pro Einzelbelichtung steht man schon ziemlich am Limit, was unter diesen Bedingungen machbar ist. Aber auch dieses Limit will noch genauer erkundet werden. Vor allem mit dem LPS-P3 Filter, weil er doch ein bisserl was bringt.
Und, was kann man aus dem Live-Stacking ziehen? Guiding ist kein Fehler, auch bei kurzen Belichtungszeiten. Man muss die Deep Sky Fotografie mal anders sehen. Gibt man in SharpCap für das Preprocessing Darks, Flats etc. mit, lässt den Live-Stacker mit der geplanten Belichtungszeit laufen, egal ob es 10 Sekunden, 5 oder mehr Minuten sind, und mit der Anzahl der geplanten Aufnahmen: man hat am Ende kein Geklapper mit Bildkalibrierung und Stacking, schon ein Farbbild, wo man nur noch die Farben zurecht ziehen muss, Kontrast anpassen, vielleicht noch einen Rauschfilter drüber lassen, und fertig. Am Teleskop hat man die gleiche Zeit, hinten nach spart es viel Arbeit.
Was wir bislang gemacht haben, ein bisserl Herantasten, viele Objekte, unterschiedliche Objekte, um einmal einen ersten Eindruck zu gewinnen. Wir sind jedenfalls auf den Geschmack gekommen. Richtig eingesetzt, wird's auch die erwarteten Ergebnisse bringen können.
Howdii