Die Zeiten der Planetenfotografie mit der Philips PCVC 840K TOUCAM sind Geschichte. Diese kleine USB Kamera hat die Mond- und Planetenfotografie im Amateurbereich revolutioniert. Es kamen dann die The Imaging Source USB Kameras, als weit bessere Alternative, aber auch weit teuer. Der Kreis an preisgünstigen USB Kameras ist gewachsen, die vielleicht in direkter Nachfolge der TOUCAM gesehen werden können. Eine sehr interessante Vertreterin der mittleren Preisklasse ist nun die ZWO ASI 120MC. Aus diesem Grund habe ich mir sie einmal geholt, um sie in der Praxis zu testen.
Mit dem C11 steht mir momentan eine gute Planetentüte zur Verfügung. Jupiter war schon eine Ansage, wir, Andi und ich, haben das schon diskutiert. Leider steht Jupiter nun ziemlich tief am Himmel. Wir setzten auf die Dämmerungszeit, in der Hoffnung, gutes Seeing zu erwischen. Am 2. Juli 2018 war es so weit. Wie es halt so ist, kam ich schon von daheim ein bisserl verspätet weg, die sommerlichen Baustellen mit Ampelregelung brachten weitere Verzögerungen. So standen wir schon etwas später als erhofft draußen auf den Feldern, auf dem Höhenrücken östlich von Niederleis.
Andi hatte die Software schon vorinstalliert, allerdings auf einem Netbook, auf dem noch Windows XP läuft. Die Hoffnung, die Kamera damit zur Arbeit zu bringen, erfüllte sich nicht. Flugs packte ich mein Windows 7 Notebook aus, Andi steckte seinen USB Stick an, und installierte Treiber und Software. Doch damit verging weiter wertvolle Zeit. Letztlich war die Verbindung zur Kamera da, ich hatte Jupiter mit dem C11 im Visier, also Okular raus und rein mit der Kamera. Ohne viel an Reglern zu drehen, ging es los. Ein paar Filmchen, bei f/10, also 2800 mm Brennweite. Eine 2x und auch eine 2.5x Barlow hatten wir mit, die könnten wir bei Bedarf noch einsetzen. Doch dazu kam es nicht mehr. Die ersten beiden Filmchen zu je zwei Minuten (etwa 4000 Frames) schienen noch ok, bei den weiteren, wir fokussierten vor jedem Versuch neu, war Jupiter schon im Live Bild unruhiger. Somit ließen wir es bei vier Filmchen. Ich steckte noch ein 10 mm Okular in den Auszug, eh frech genug, 280x, das Seeing gab noch ein paar Momente her, wo man zumindest die Details wie auf den besten Live Bildern sehen konnte. Also quasi eine Überprüfung, ob das sein kann, was wir da drauf hätten ;-)
Das rote Ding am C11 Zenitspiegel ist die ASI 120MC. Mit 100g ist diese Kamera gerade mal so schwer wie ein größeres Okular
Jupiter am 2. Juli 2018, 22:34
MESZ. Der Mond links ist Ganymed, der oberhalb des Planeten Kallisto
(nur schwach zu sehen)
C11 @ f/10 (Aufnahmebrennweite = 2800 mm)
Bearbeitung: Aufnahme mit Original Software, 7 ms pro Frame.
Autostakkert: Stacking (ca. 1000 von ca. 4000 Frames), Registax:
Wavelet, Fitswork: Rauschfilter
Nicht übel für einen ersten Versuch, und was das C11 bringen kann, haben wir natürlich noch nicht ausgepackt. Wir hoffen auf weitere Abende mit gutem Seeing, und es kämen noch Saturn und Mars...
Die ASI 120MC hat auf der Rückseite ein Fotogewinde, also kann man sie so auf ein Stativ setzen. Sie kommt mit einem 2.1 mm 150° Objektiv. Als Himmelsüberwachungskamera kann sie somit dienen, um z.B. aufziehende Wolken anzuzeigen, und hellere Metore, die durch das Feld fliegen, wird sie auch anzeigen. Im Test, Kamera Temperatur war laut Log 17° C, war auf den 30 Sekunden belichteten Bildern starkes Farbrauschen zu sehen. Man hat nur mit Mühe den Großen Wagen und die Cassiopeia ausmachen können, den Arktur, dann war's es aber. Wir haben noch ein paar Darks gezogen, und aus denen habe ich einen Masterdark erstellt, diesen von einer dieser Aufnahmen abgezogen, das Bild noch einem Rauschfilter unterzogen, und siehe da, man erkennt weit mehr, obwohl noch immer ein paar bunte Hotpixel herumschwirren. Man müsste also so einen Prozess automatisieren, wenn man halbwegs brauchbare Bilder damit haben will, auf denen man auch etwas erkennen kann.
Der Große Wagen ist leicht erkennbar, Cassiopeia auch, man findet sicher auch den Polarstern und den Kleinen Wagen, dann Arktur und den Bärenhüter, und die Krone. Die Leier mit Vega und der Schwan mit Deneb sind auch gut erkennbar, auch die Milchstraße durch den Schwan und Kepheus Richtung Cassiopeia kommt raus. Kepheus zwischen Schwan und Cassiopeia finden wir auch noch, und zwischen Leier und Krone den Herkules (mit Hotpixel), und sogar M13 ist zu erahnen. Wer das Bild genauer untersucht, wird noch einige andere Sachen finden. Die Umgebung hat die Kamera auch mitgenommen, z.B. die offene Heckklappe meines Autos, die Taukappe des C11 und links unten meinen Kopf mit Kappe, ich war offenbar noch zu nahe dran.
Sagen wir so, als Überwachungskamera ok. Die Sterne sind gegen den Rand zu doch einingermaßen verzerrt. Vielleicht wäre der Fokus noch besser zu treffen. Aber ja, wenn ich feinere Aufnahmen mit riesigen Himmelsfeldernhaben will , nehme ich doch besser die DSLR mit einem Walimex Fisheye-Objektiv drauf. Egal wie, das war ein erstes Anschnuppern, die ASI 120MC will noch ein paar andere Dinge können, die wir uns noch anschauen werden.
Howdii