Den Vixen VMC 260L Field Maksutov habe ich schon seit eingier Zeit bei mir. Wie schon mehrfach erwähnt, es ist ein Kundenteleskop, und mein "Job" ist die Beurteilung der Optik, vor allem in der visuellen Beobachtung. Ich kann dazu nur sagen, je mehr ich damit beobachte, desto mehr mag ich dieses Teleskop. Sicher, der Lichtverlust durch den zweifach durchlaufenen zweilinsigen Meniskuskorrektor ist gegeben, aber was, am Ende kommt raus was raus kommt. Die Abbildung ist nett. Es macht Spaß, mit dieser "Tüte" zu beobachten.
Mich hätte es gejuckt, mit dem VMC auch mal einen Fototest zu machen, doch mit welcher Montierung? Meine "Dienstmontierung", die iOptron ieq45, tut es mit dem VMC für visuelle Beobachtung, doch fotografisch ist bei etwas mehr als einem Meter Brennweite Schluss. Wie mir der Zufall halt immer wieder in die Hände spielt, bekam ich von einem Kunden eine Celestron CGE Montierung zum Test. Mit der gab es Guiding Probleme. Also ich musste da sowieso an die CGE ran, und da der VMC noch bei mir war, war auch ein würdiger "Sparringpartner" gegeben. Andi Berthold hat mich bei meinem Tests unterstützt.
Ganz ehrlich, der Adapter für die CGE auf das Berlebach Stativ ist verkehrt herum gebaut. Normal sollte ein Stativbein nach Norden weisen. Es ist leider andersrum. So hat man immer Kippgefahr beim Aufbau, das ist allein kaum zu schaffen. Man muss auf die Trittplatte des Südbeins drauf steigen, um dies zu verhindern. So geht es ohne Hoppala. Aber eben nur zu zweit.
Der
Vixen VMC 260L hier im Foto Setup, auf der Celestron CGE, diese
wiederum auf Berlebach Stativ. Im Fokussierer steckt meine
astromodifizierte Canon 1000 D mit einem AstroPhysics 0.67x Reducer.
Guider ist der Lacerta MGEN an einem 50 mm Sucher
Die Celestron CGE ist eine dieser Montierungen, die keinen eingebauten Polsucher aufweisen. Stabiltität geht hier vor durchbohrten Achsen. Nun, jedesmal Scheinern, das ist ein bissl fad. Wohl, man kann die Dämmerung nützen, und bis es wirklich finster wird, ist man so weit. Doch, es ist nicht immer Sommer, wo sich die Dämmerung wie ein Strudelteil zieht. Und es gibt Zeiten im Jahr, da baut man auf wenn es schon dunkel ist. Da will man nicht wirklich erst noch 30 bis 40 Minuten verlieren. Ok, Scheinern geht zwar auch als Autokollimationsverfahren, mit einem Meßokular. Hab ich jetzt nicht, also halt "klassisch". Die erste Aufstellung kann man ja mit Kompass erledigen, damit ist man schon nicht Welten daneben. Und, um das Verfahren der Poljustierung zu vereinfachen, habe ich einen externen Polsucher gebastelt. Man kann sich die Switch Postition der Montieurng zu Nutze machen. Wenn man nach der Session die Montierung in die Home-Position fährt, dann richtet sich die Montierung dabei genau aus. Die Achsen stehen damit korrekt in "Grundstellung", die es auch für die Poljustierung mittels Polsucher braucht.
Bei meinem ersten Anschnuppern der Montierung hatte ich den behelfsmäßigen Polsucher in einem 6x30 Sucherhalter, und das auf einer 2" Parallelmontage Schiene, wobei ich die Poljustierung von meiner parallel aufgebauten iOptron Montierung abgenommen hatte. Dazu musste ich allerdings den Sattel der CGE quer drehen, das ist weder Homeposition noch hat man Index Markierungen, ist also mehr "schätzomativ", und diese Schiene konnte ich nicht klemmen, daher musste ich sie händisch an die Führung des Sattels anpressen. Immerhin, nach dieser Poljustierung war mit einem 3-Stern Alignment das Goto Pointing der CGE sehr zufriedenstellend, und das mit 3 Meter Brennweite des VMC, bei 111x.
Zur Verbesserung der Handhabung des Polsuchers habe ich nun eine kurze 3" Schiene genommen, einen Sucherschuh drauf appliziert, und da drauf kommt jetzt der Polsucher. Man gehe folgendermaßen vor: Nach dem Scheinern hat man eine recht genau eingenordete Montierung. Fernrohr runter, Polsucher drauf, und die Poljustierung via Polsucher "abnehmen". Das war mein Um und Auf beim zweiten Test. Mehr war eh kaum zu wollen, böiger Wind, grauslich schlechtes Seeing. Aber wie der Wind etwas nachgelassen hat, habe ich wohl den Autoguider mal dran gehängt und im Fadenkreuzokular zugeschaut. Fazit dieser Nacht war: Mit diesem Wind und diesem Seeing wäre nichts zu wollen gewesen.
Mein Polsucher, auf einer 3" Prismenschiene, kommt also erst mal statt des Fernrohrs auf die Montierung
Die
dritte Testnacht mit der CGE hatte ich sorgsamer ausgewählt,
und
zwei an sich klare Nächte vor allem wegen des Windes "sausen"
lassen. Am 8. August 2016 ergab sich dann die erhoffte Nacht: Klar,
kein Wind an meinem Standort, das Seeing war am Anfang nicht grad gut,
hat sich aber zu durchschnittlichem Seeing gemausert. Wesentlich besser
wird es eher selten sein.
Zuerst stand die Poljustierung mit meinem nun eingerichteten Polsucher an. Das war flugs erledigt. Erst noch eine Scheiner Kontrolle, und notfalls nachbessern der Poljustierung. So schlecht war das nicht. Ich war in Azimut knapp dran, hab's aber in Unachtsamkeit "verschustert" und musste daher nochmals in etlichen Zügen die Montierung neu ausrichten. Dann die Polhöhe: Da war kein großer Handlungsbedarf gegeben, binnen weniger Minuten keine Bewegung des Sterns sichtbar. Also beließ ich es so. Besser wird's mit einem eingebauten Polsucher sowieso selten werden, und damit wird auch fotografiert.
Der Vixen VMC 260L wurde nun für die Fotosession umkonfiguriert, das ganze Setup neu balanciert. Wir fuhren erst mal Arktur an. Damit konnten wir die Kamera fokussieren und erste Guiding Versuche durchführen. Freilich, Arktur stand zu dieser Zeit schon recht tief am Westhimmel, und je tiefer, desto schlechter das Seeing. In der Dec Achse zeigte der Guider eine leichte Drift, aber es war nur die atmosphärische Refraktion, die der Guider ausgleichen wollte. Die RA Achse hatten wir noch nicht wirklich im Griff. Die Sterne waren immer leicht elongiert.
Arktur,
1 Minute belichtet, ISO 400. "Bilderbuch" Spikes durch die
relativ
massiven Spider Vanes - gleichzeitig eine Fokussierhilfe. Der Meniskus
Korrektor verursacht offenbar Geisterbilder, wenn helle Sterne im Feld
oder knapp außerhalb sind, wie man hier sehen kann. Die
schwachen
Sterne sind in RA elongiert. Dieses Bild ist direkt vom Raw auf RGB
umgesetzt, sonst keine Bearbeitung.
Bevor wie zu den Fotos kommen, der obligate Graukeil. Die beiden dunkelsten Felder sollen gerade noch unterscheidbar sein, dann ist der Bildschirm für die Betrachtung meiner Fotos richtig eingestellt.
Eine
generelle Anmerkung noch: Mit dem 0.67x Reducer arbeitet der VMC 260L
bei f/7.7, nicht so viel "langsamer" als typische Refraktoren.
Heißt aber, man darf schon länger drauf halten, um eine
brauchbar belichtete Aufnahme zu bekommen. Der Reducer ließ sich
im Fokussierer nicht bis auf Anschlag am T2 Ende einschieben, er
stieß sehr bald
an
einem Bund innen an. Nun ja, wir haben also den Reducer an diesen Bund
gepresst und geklemmt. Eine minimale Feldschieflage war die Folge, aber
eh nur. Ich hätte Schlimmeres befürchtet.
M57, 1x 10 Minuten bei ISO 400
belichtet, DSLR Bild, 8. 8. 2016, Mistelbach.
Auf das Bild
klicken, dann geht's zu einer größeren Ansicht.
Das ist ein Ausschnitt, in voller Auflösung. Man merkt schon, mit größerer Öffnung und Brennweite gibt es feinere Details
M27, 1x 10 Minuten bei ISO 400
belichtet. DSLR Bild, 8. 8. 2016, Mistelbach.
Auf das Bild
klicken, dann geht's zu einer größeren Ansicht.
Das ist ein vergrößerter Ausschnitt, 66% der Originalauflösung. Beachtliche Details für die spärliche Belichtung!
Die Bilder sind wenig bearbeitet. Vom Rohbild auf RGB umgesetzt, Farbbalance hergestellt, Histogrammkurve optimiert, leichter Rauschfilter, fertig. Es sind nur Einzelbilder. Keine Darks, Bias, Flats. Nix. Warum haben wir nicht auf ein Objekt mehr drauf gehalten, um wenigstens davon halbwegs viele Rohbilder zusammen zu bekommen? Nun, Testgegenstand war auch irgendwie die Montierung, wiewohl Mittel zum Zweck. Daher haben wir versucht, in verschiedenen Positionen zu fotografieren - und zu guiden.
Man kann eines sagen: Mit diesem Setup waren wie fotografisch unter den gegebenen Bedingungen schon sehr am Limit. Das Seeing hatte bessere Phasen, dann wieder unruhigere. Es war deutlich im Guiding Verlauf zu sehen. Die Dec Achse zeigte bei milderer Guider Einstellung keinerlei Drift. Da hat nur das Seeing dran gezupft. Mit schärfer Einstellung hat die Dec Achse demnach auch nur Seeing zu verkraften gehabt, und war damit recht beschäftigt. Auch hier waren deutlich ruhigere Phasen und unruhigere Phasen zu beobachten. Die CGE könnte es sicher unter besseren Umständen besser. Wenn das Seeing unruhig ist, muss man halt bei so einer Brennweite mit mehr Ausschuss rechnen. Ob ein Leitrohr mit höherer Brennweite hier etwas helfen würde?
Was zur Montierng noch zu sagen ist: ja, es ist ein wenig Spielerei, auf die besten Guiding Parameter hin zu kommen. Die CGE ist in dieser Hinsicht ein Sensibelchen. Fehlerhaft ist nichts dran. Es hat sich herausgestellt, dass der Guider des Kunden defekt war. So kam ich halt zu der Gelegenheit, die CGE näher lennenzulernen, und mit dem VMC 260L einen Fototest duchführen zu können.
Howdii