Vixen VMC 260L im Test

Mir ist wieder einmal ein interessanter "Patient" in die Hände gelaufen: ein Vixen VMC 260L. Ganz so verbreitet sind diese Instrumente nicht, daher will ich dieses Teleskop ein bisschen näher vorstellen. VMC soll wohl heißen "Vixen Maksutov Cassegrain". In der Tat ist es ein Teleskop mit Cassegrain Fokus, aber im Gegensatz zu einem Maksutov vorne offenem Tubus. Man nennt diese Teleskope auch "Field Maksutov". Mit einem Maksutov im herkömmlichen Sinn haben sie wenig gemeinsam. Vor dem Sekundärspiegel sitzt beim VMC 260L ein (laut Vixen) zweilinsiger Meniskus Korrektor, der zweimal vom Licht durchlaufen wird. Freilich sind diese Linsen multicoated, somit ist der Lichtverlust ziemlich vernachlässigbar. Inwieweit der Vixen Ansatz vom Klevtsov Design abweicht, kann ich nicht sagen. Bei letzterem wird als Sekundärspiegel ein Mangin Spiegel verwendet, davor sitzt ein meniskusförmiger Korrektor. Jedenfalls lässt sich auf diese Art eine Optik mit komafreiem, gut korrigiertem und relativ gut geebnetem Feld herstellen. Eine wirkliche "Flat Field Optik" ist das VMC 260L nicht, auch ein Klevtsov Teleskop nicht. Was diese "Field Maksutov" mit sich bringen: Eine Spinne, die eine relativ schwere Sekundärspiegeleinheit halten muss, und deshalb einigermaßen massiv ausgeführt sein muss. Das viele Glas vorne beim Sekundärspiegel macht sich durchaus auch thermisch bemerkbar. Die Spider Spikes sind in der Abbildungsleistung auch der eigentliche Unterschied zu einem guten Maksutov Teleskop.

Vixen VMC 260L - ein Blick in den Tubus

Die Eckdaten des VMC 260L sind: 260 mm Öffnung, 3000 mm Brennweite, ergibt ein f/11,5 System. Damit rangiert man etwa im Bereich eines C11. In der Tat, eine kleine Verwandtschaft zu den SC Teleskopen hat das VMC 260L: Die Hauptspiegelfokussierung mit zwar geringem, aber doch vorhandenen Spiegelshifting. Auch die Justierung über den Sekundärspiegel ist gleich wie bei SC Teleskopen. Mit einer Obstruktion von 34% der Öffnung liegt das VMC 260L gleich auf mit einem C11.

Man sieht hier die nicht ganz feinen Spinnenarme, sie sind der größeren Masse geschuldet, die beim VMC getragen werden muss. Auch die Justierschrauben sind zu erkennen.

Hier ein Blick auf die Sekundärspiegeleineheit und Spinne aus einem anderen Winkel. Wenn man rein blitzt, sieht fast jede Tubusinnenschwärzung grau aus.

Der Tubus des VMC 260L hat den gleichen Durchmesser wie ein C11, ist aber rund 10 cm länger. Mit einem Tubusgewicht von 11 kg ist das VMC 260L rund 2 kg leichter als ein C11. Der vorne offene Tubus bringt thermische Vorteile gegenüber geschlossenen Systemen wie bei "echten" Maksutov und SC Teleskopen. Dafür wird der Hauptspiegel halt mit der Zeit verschmutzen, und die Reinigung gestaltet sich wohl aufwändig. Die relativ kleinen Korrektorlinsen sind leichter als eine Meniskuslinse oder Schmidtplatte über die volle Öffnung. Auch die üblichen Tauprobleme der Mak und SC Teleskope kennt ein VMC nicht. So gesehen, ist das VMC 260L eine durchaus interessante, wenn auch teurere Alternative zu einem C11, fotografisch auch zum GSO 10" RC. Mein Testgerät hatte unten eine 2" Prismenschiene dran. Hinten war ein externer Crayford Fokussierer mit Untersetzungstrieb montiert, eine kundenseitige Erweiterung.

Das "Business End" des VMC 260L. Es gibt einen Fokussierknopf wie bei SC Teleskopen, und einen kundenseitig nachgerüsteten externen Crayford Fokussierer.

Das VMC erreichte mich, weil es eine schlechte Abbildungsqualität aufwies. Meine Nase sagt mir, meist ist eine dejustierte Optik die Ursache. Ich wollte nicht annehmen, dass hier ein wirklich schlimmer optischer Fehler vorliegen könnte. Wiewohl, die beiden Korrektor Linsen müssen werksseitig perfekt justiert eingebaut werden, das ist eine besonders heikle Sache. Also, man weiß ja nie was wirklich los ist. Erst muss man durchschauen.

Noch am selben Abend gab es Sternenhimmel, zwar einen milchigen mit dünnen Wolken, aber was soll's. So 2. bis 3. Größe war freisichtig zu sehen, zu Beginn war es noch etwas besser, mit der Zeit wurden die Wolken dichter. Einen Stern zum Test wird man schon finden, also ging es gleich mal raus damit. Andi Berthold unterstützte mich auch bei diesen Tests. Zu zweit geht der Aufbau weit flotter, wir sind ein eingespieltes Team, da geht alles Hand in Hand. Was Optiken betrifft, sind wir ja beide „neugierige Nasen“. Als Montierung diente wie üblich meine iOptron ieq45. Mit dem ca. 11 kg schweren Tubus war die Montierung weit nicht so arg gefordert wie letztens mit dem 10" GSO RC. Allerdings war hier eine noch extremere Brennweite "zu verdauen". Gleich den Alignmentstern, wieder mal Capella um diese Jahreszeit, nahm ich mir im Startest vor. Pfui, arge Koma. Das Ding ist wirklich stark dejustiert. Da die Montierung auf meinem Baader Holzstativ thronte, und der Tubus des VMC 260L relativ lang ist, war eine Haushaltsleiter von Nöten, um an die Justierschrauben heranzukommen. Das war irgendwie ein Novum für mich.

Auf die Leiter, und justieren....

Wenn ich mit das defokussierte Beugungsbild anschaue, dann hab ich schon den Riecher an welcher Justierschraube ich drehen werde. Nun, erster Versuch, wieder runter von der Leiter und ein Blick ins Okular: Da tut sich ja gar nix. Also wieder rauf auf die Leiter und mal kräftiger gedreht an der Schraube. Kontrolle im Okular: Ah ja, richtige Schraube, richtige Richtung, aber da fehlt noch viel. In Summe habe ich recht fest an dieser einen Schraube drehen müssen, und auch an den beiden anderen relativ heftig. Das lässt auf eine sehr fein gängige Verstellung schließen, die sich auch nicht wirklich arg verstellen sollte. Ich habe im Web einige Erfahrungsberichte über das VMC 260L gefunden, und alle Autoren haben berichtet, dass sie die Optik stark dejustiert bekommen haben. Das ist für mich gewissermaßen ein Rätsel. Auch wenn beim langen Transport von Japan her vielleicht viel gerüttelt und geschüttelt wird an dem Paket, so kann es doch nicht sein, dass sich eine Justierschraube um mehr als eine ganze Umdrehung löst... Dem Vernehmen nach soll das VMC 260L in der Praxis ja die Justierung recht gut halten. Fallweises nachjustieren wird schon notwendig sein, aber es werden dann wohl nur kleinere Korrekturen notwendig sein. Als Fazit daraus bleibt nur die Vermutung, dass diese Teleskope im Werk nur zusammengebaut werden, die Justierschrauben voll angezogen. Genau in diesem Zustand habe ich sie nämlich vorgefunden. Justiert werden die Teleskope vor Auslieferung offenbar nicht.

...reingucken, und kritisch prüfen

Bei SC Teleskopen mit Hauptspiegelfokussierung ist es schon so, dass man diese am Stern justieren muss. Mit Laser kann man die höchstens dejustieren. Es liegt daran, dass durch die Hauptspiegelfokussierung der Hauptspiegel leicht verkantet sitzen kann, und dann "schielt" das Teleskop. Man muss es "schief" hin justieren, und genau auf die Fokallage mit der gearbeitet wird. Genauso ist es mir auch beim VMC ergangen. Am Ende der Justierung, wo ich intrafokal gearbeitet habe, musste ich feststellen, dass es extrafokal betrachtet nicht justiert ausschaut. Das ist typisch. Ich habe mich daher bemüht, die Justierung in einer sehr fokusnahen Position zu erledigen, somit sah es knapp defokussiert intra- wie extrafokal gleich aus. Und damit ergab sich beim Blick durchs Weitwinkel Okular auch ein schöner Anblick - feine Sterne über das gesamte Feld. Auch Jupiter konnte uns gefallen, bei mäßigem Seeing war mit etwas Geduld doch einiges an Details rauszuholen. Während ich gerade kurz ins Haus entschwand, hatte Andi wohl noch einen kurzen "magischen" Moment, wo er auf einmal einen erstaunlich feinen Jupiter sehen durfte. Bis ich wieder zurück kam, war der Zauber leider auch schon vorbei. Was beim VMC jedenfalls auffällt: Die Spider Spikes sind bei hellen Sternen schon sehr dominant. Da kann man die Beugungseffekte schön "studieren", sogar in Farbe. Dass vorn in der Blendhaube des Sekundärspiegels relativ viel Glas steckt, das zudem dort relativ schlecht austemperieren kann, merkt man auch: Es zeigt sich ein weiterer kurzer Spike thermischer Natur, wo man die warme Luft von der Sekundärspiegeleinheit quasi abziehen sieht. Dauert sicher länger, bis dieser Effekt verschwindet.

Ein Fototest mit einer DSLR und einem 0.75x Reducer, der keine Feldebnung bewirkt, ergab das erwartete Bild: In den Ecken radial verzeichnete Sterne, aber eigentlich nur in den äußersten Ecken deutlich merkbar. Das Bildfeld lag leicht schief, also auf einer Seite etwas defokussiert. Nun ja, die Kamera hatte mit dem Reducer eine weiter innen liegende Position als mein 2" Zenitspiegel. Also das ist klar. Fotos brauch ich hier nicht wirklich einstellen, der Autoguider hat mit Leitsternen in der immer dicker werdenden Wolkensuppe schon zu kämpfen gehabt, dann läuft die Sache von Haus aus schon unruhiger. Dem 8x50 Sucher als Leitrohr ist effektiv das Licht ausgegangen. Aber beim Sternhaufen M38 war dann ein Stern dabei, der gerade noch ausgereicht hat, das war dann unser Foto, aus dem wir auch etwas analysieren konnten. Und irgendwo hat sicher auch das "Sucherguiding" ein Limit - wenn man über 2 Meter Brennweite zu bändigen hat. Ich würde für Fotozwecke doch ein herkömmliches Leitrohr bevorzugen.

Der Vixen VMC 260L, hier auf der iOptron ieq45 Montierung - im Fototest

Die Erkenntnis aus der ganzen Sache ist eben, dass man auf die Fokallage hin justieren muss, wie das Teleskop verwendet wird. Ganz so wie ich es von den SC Teleskopen typischerweise kenne. Da gibt es ganz wenige, die nicht schielen. Beim VMC mag es auch welche geben, die nicht schielen. Dieses getestete Exemplar gehört halt nicht dazu.

Nach der Feinjustierung der Optik auf den Zenitspiegel des Besitzers hin haben wir ein paar Sternhaufen - M38, M36, NGC 1931 (ein paar Sternchen mit Nebel), M37 und M35 angeschaut. Der Himmel war flau, deutlich waren nur Sterne bis 3. Größe sichtbar, mit etwas Mühe konnte man in der Polgegend noch 4 mag zusammenkratzen. Nun ja, die großen offenen Haufen schauen in so einem Teleskop eher nach einem Haufen Sterne aus, weniger nach Sternhaufen. Das liegt an der langen Brennweite. Mit meinem 27 mm Panoptic Okular kommt man schon auf 111x. Immerhin, feine Sterne über das ganze Feld, und die Stern Eigenfarben kamen schön raus. Kleine Objekte wie der Eskimonebel NGC 2392 sind eher ein Fressen für solche Teleskope. Bei 200x ein nadelfeiner Zentralstern, eine hellere innere und schwächere äußere Hülle. Schon da ist mir aufgefallen, dass da was Dunkles an der Grenze von der inneren zu äußeren Hülle ist. Bei 500x konnte ich mit Mühe das Clowngesicht zusammenklauben. Fokussieren war aufgrund des nicht optimalen Seeings schon schwierig. Bei besserem Seeing habe ich in meinem 8" f/6 Maksutov-Newton das Clowngesicht schon schöner gesehen. Nun ja, was das Seeing nicht hergibt kann eben nicht sein. Jupiter zeigte auch nicht viel her an diesem Abend - schnelles Seeing, Geflirre, nimmt feine Details weg. Das war definitiv weniger als bei unserem "First Light" mit dem VMC. Manchmal war für Augenblicke das ganze Bild verwaschen, dann kamen doch wieder ein paar Strukturen deutlicher durch. Man hat gesehen, die Optik könnte, wenn sie dürfte.

Wenn man ein Teleskop zur Justierung da hat, bleibt einem nur der Himmel wie er sich in den paar Tagen, die zur Verfügung stehen, zeigt. Ich würde das VMC 260L durchaus gerne unter einem dunklen Himmel erleben. Vielleicht bietet sich einmal die Möglichkeit.

Howdii