TS Photoline 125/975 ED APO

Nach etlichen TS Photoline Refraktoren, die schon durch meine Hände gegangen sind, ist mir jetzt ein neuer 125 mm f/7.8 APO "zugelaufen". Allemal ein interessantes Teleskop. Ein Zweilinser hat durchaus seine Meriten, vor allem von der thermischen Seite her, und er hat weniger Transmissionsverluste als ein Triplet Objektiv. Die Farbreinheit ist halt immer eine Sache für sich. Dagegen tritt dieser ED APO mit FPL-53 und Lanthan Gläser an.

Einen Koffer gibt es zu diesem attraktiven Angebot nicht. Der Refraktor kommt in einer Kartonbox mit ausgeformten Hartschaumeinlagen. Aber, hätte die Box nicht einen Zentimeter länger sein können? Das Teleskop ist so eingezwickt der Länge nach, dass man wirklich Mühe hat, es erst einmal aus der Schachtel zu entnehmen. Eventuell könnte auch eine Kartonschachtel als Transportbehältnis dienen, zumindest für eine gewisse Zeit lang. Diese aber sicher nicht.

Ansonsten, das Teleskop wie erwartet: Eine ausfahrbare Taukappe, die allerdings keine Klemmschraube mehr aufweist (offenbar kommen die neuen Photoline Refraktoren nun alle mit dem Kragen mit Madenschrauben, wie ich es schon beim 115/800 Triplet APO vorgefunden habe), CNC-gefertigte Rohrschellen, 2" Prismenschiene, und hinten ist ein 2.5" RPA Fokussierer dran.

Der 2.5" RPA Fokussierer wurde einer Überarbeitung unterzogen. Es kam immer wieder vor, dass er dort, wo man fotografisches Zubehör anschraubt, ungewollt auseinander ging, oder umgekehrt, gar nicht mehr auseinander wollte. Dem begegnet man durch Madenschrauben, die axial auf den Gegenpart angreifen. Die Madenschrauben haben nicht den Zweck, sich in den Konterpart zu verkrallen um eine ungewollte Rotation zu verhindern. Vielmehr stützen sie sich am Gegensctück ab und verspannen so die die Gewindegänge der beiden Teile. Das wirkt genauso wie auf Anschlag festgeknallt. Es reicht somit sanftes Verschrauben des Adapters und dann zieht man die Madenschrauben an. Hält. Und kaum löst man die Madenschrauben, lässt sich der Adpater auch problemlos abschrauben.

Der 2" Zentrierklemme des Fokussierers hat man nun noch eine Klemmschraube beigestellt. Diese kann als Hebel dienen und gibt zusätzliche Sicherheit, weil man noch die Klemmung damit besser sichern kann. Der 1.25" Reduzieradapter ist nun ein ganz normaler mit Messingklemmring. Das, was man früher mit der Zentrierklemme hatte, war genau genommen sehr gewöhnungsbedürftig. Man musste den Reduzieradapter immer heraus nehmen, wenn man ein 1.25" Okular klemmen oder entklemmen wollte.

Insgesamt ist nun ein besseres und leichteres Arbeiten mit dem 2.5" RPA Fokussierer gegeben. Die Überarbeitung darf man als gelungen bezeichnen.

Was noch zu erwähnen ist: ein Sucherschuh ist nicht enthalten. Man braucht einen mit Schlitzen in der Längsachse. Ein Sucher ist detto nicht enthalten im Lieferumfang.

Eine Besonderheit dieses Teleskops sei hier noch angemerkt: Zwischen dem Tubus und dem Fokussierer sitzt eine M95x1 Verlängerungshülse. Mit dieser Hülse ergibt sich ein maximaler Arbeitsabstand hinter dem 2" Anschluss von 150 mm, schraubt man die Verlängerung ab, steigt der Arbeitsabstand auf maximal 210 mm.

Erstes Anschnuppern und Startest

Am 3. April ergab sich eine klare Nacht, dazu bei relativ angenehmer Temperatur, im Vergleich zur Kälte des März. Also raus mit dem Teleskop, Aufbau: Als Montierung diente eine Skywatcher EQ6-R. Der erste Blick durch's Okular, vor der Balance des Teleskops, zeigte nadelfeine Sterne. Ein gutes Zeichen, sagt aber noch nicht alles. Ich schaue ganz gern den Teleskopen auch beim Austemperieren zu, wie sich die Performance ändert. Daher ging ich gleich in die hohe Vergrößerung rein. Was schnell festgestellt war: Die Abbildung an hellen Sternen ist farbrein. Absolut. Das Austemperieren dauerte bei moderatem Temperaturunterschied zwischen Lagerung und Außentemperatur rund 1.5 Stunden. Dann waren Astigmatismus und Farbdispersion des Beugungsscheibchens verschwunden. Das Ronchi Okular zeigte nun auch fast gerade Linien. Man musste schon sehr, sehr genau drauf achten, um noch eine minimale Biegung festzustellen. Auffällig im Startest war ein Zonenfehler. Extrafokal, in der Mitte ein "Berg" und weiter außen eine helle Zone. Intrafokal natürlich umgekehrt. Das Ronchi Okular hat diesen Fehler aber nur sehr schwach angezeigt, ich musste förmlich danach suchen. Mir sind schon andere Beispiele von Zonenfehler begegnet, wo das Ronchi Okular deutlich darauf ansprach, und dennoch war die Optik durchaus gut bei der Beobachtung. Mehr eine Anmerkung als Auswirkung auf die Performance im konkreten Fall. Für's erste war das genug, die Optik muss sich nun in der Beobachtungsdispziplin beweisen und im Fototest.

Der TS Photoline 125 mm f/7.8 ED APO auf Skywatcher EQ6-R Montierung, hier im Startest und Beobachtungseinsatz.
Der Sucher wurde von mir nachgerüstet

Visuelle Beobachtung

Nach dem Startest wurden noch einige Objekte angefahren. Toll war der Himmel nicht gerade, daher darf man sich keine Bombenresultate erwarten. Sternhaufen wie M35, M36, M37 und M38 wurden brav abgebildet. Saubere Sterne, so soll es sein. Der Eskimonebel, NGC 2392, zeigte den Zentralstern im Scheibchen des Planetarischen Nebels, bei höherer Vergrößerung wollte ich ein bissl schärfer drauf (246x), aber der matte Himmel war die Bremse, die äußere Nebelhülle war nur mehr schwach zu erkennen. Bei 0.5mm Austrittspupille kann einem schnell das Licht ausgehen, 125 mm Öffnung ist halt auch nicht die Welt. Jedenfalls, bei dieser Vergrößerung schnappte ich eine Reihe schwacher Sterne auf, in unmittelbarer Umgebung des Eskimonebels. Stellarium weist diese allesamt deutlich schwächer als 15.5 mag aus. Na bitte.

Was soll man noch anspechteln? Doppelsterne. Z.B. wurde Castor (α Gemini) sehr schön abgebildet, auch Algieba (der "Halsstern", γ Leonis), beide bei 98x. Die Stern-Eigenfarben bringt der Refraktor schön, durchaus auch an etwas schwächeren Sternen - die Performance dieser Optik kann also nicht schlecht sein.

Die folgende Nacht hätte eigentlich auch klar sein sollen, und ich wollte etwas mehr mit diesem Refraktor beobachten. Somit ging es raus auf die Felder östlich von Niederleis. Leider war der Nachtbeginn wolkendurchsetzt, die Beobachtung wurde ein Lückenspringen, die EQ6-R hatte einiges zu tun, es ging kreuz und quer über den Himmel, so gab es nur immer sehr kurz einen Blick auf's Objekt, mit etwas Glück ohne durch dünne Wolken zu schauen. So wird das nichts. Das ist eher ein Goto Test für die Montierung, aus dieser Sicht jedenfalls sehr zufriedenstellend. Der Nordhimmel war etwas verschont von den Wolken, dort waren ein paar intensivere Blicke möglich. M51 und M101 zeigten unter diesen Umständen sogar mehr als erhofft.

Der Leckerbissen des Abends war jedenfalls Izar, ε Bootis. Ein etwas härterer Brocken von Doppelstern, aufgrund des doch recht starken Helligkeitsunterschieds der beiden Komponenten (2.7 mag und 5.1 mag, Distanz: 2.8"). Bei 162x war der Doppelstern wunderschön aufgelöst. So schön muss das eine andere Optik erst einmal zeigen können!

M3 war nur mehr durch Wolkenschleier zu erhaschen, letztlich machten die Wolken endgültig zu. Aus.

Bei einem weiteren Beobachtungseinsatz des Teleskops, bei mir daheim, bei etwas besserem Himmel als beim Startest, waren die Sternhaufen M35 und M38 durchaus schön zu sehen, sogar das Leo Triplet gab etwas her, und M3 zeigte sich bei 162x fein aufgelöst, superfeine Nadelspitzen. M3 stand zu dieser Zeit nur knapp über dem Hausdach, gegen den hellen Stadthimmel war der Kontrast nicht sonderlich gut. Die Umstände darf man der Optik ja nicht anlasten. Dennoch, für mich war die gebotene Abbildung ein Genuss.

Fototest

Am 6. April war wieder eine klare Nacht, vorgesehen für den Fototest des Refraktors. Es war ja auch die Montierung im Guiding Test, daher wurden Bilder hier und da aufgenommen, M35, M38, Leo Triplet und Supernova 2018aoq. Zwei dieser Bilder möchte ich nachfolgend präsentieren (M38 und Leo Triplet). NGC 4151 mit der Supernova 2018aoq ist in einem separaten Bericht über die Supernova zu sehen.


Der 125 mm f/7.8 ED APO im Fototest. Im Hintergrund der "Computerarbeitsplatz", die Kamera (EOS 1000D) wurde über APT gesteuert.
Bei meinen Tests unterstützt mich Andi Berthold gerne, auch diesesmal. Er ist der Kamera Operator, ich kümmere mich um Montierung und Autoguider


M38 und NGC 1907 (links im Bild), 3 Minuten Singleshot ohne Dark, Bias, Flat, Kalibrierung, ISO 800, Canon 1000D astromodifiziert.
Um die Sternabbildung über das gesamte Bildfeld zu testen, ist ein sternreiches Himmelsgebiet, meist Milchstraßengegend gefragt.

Nicht alles war in Ordnung. Beim ersten Testbild, M35, stellten wir eine leicht verkippte Fokalebene fest. Und das bei verschraubtem Imaging Train. Der Fehler war schnell gefunden. Der rotierbare Fokussierer hatte zu viel Spiel in der V-Nut, daher, beim Rotieren, sackt er ab und schon hat man eine leichte Verkippung drin. Das korrigierte ich unmittelbar durch Anheben des Fokussierers nach dem Rotieren. Natürlich ist das keine dauerhafte Lösung. Um das Spiel zu beseitigen, habe ich letztlich die Zentrierschrauben fester gezogen. Der Fokussierer soll noch ohne große Mühe rotierbar sein, unter Last aber nicht mehr absacken.

Das Leo Triplet (M65 rechts oben, M66 rechts unten, NGC 3628 links), 10 Minuten Singleshot ohne Dark, Bias, Flat, Kalibrierung, ISO 800, Canon 1000D astromodifiziert.
Die Montierung war brav im Guiding, auch in fast schon Meridianlage, der Refraktor mit seiner Abbildung auch. Das passt so.

Fazit

In Summe hat der 125 mm ED Refraktor sowohl bei der visuellen Beobachtung wie bei der Astrofotogafie überzeugt. Es ist eine farbreine, durchaus feine Optik. Für die gebotene Leistung ist der Preis angemessen. Die Überarbeitung hat dem 2 5" RPA Fokussierer gut getan. Es ist damit besser zu arbeiten. Wenn ich Spaß beim Test habe, ist es immer ein gutes Zeichen. Und ganz ehrlich, wenn ich auch den 102 mm Tripler APO sehr schätze, detto den 115 mm Triplet APO, auch den 130 mm Triplet APO, der 125er behauptet sich als Zweilinser in dieser Reihe. Thermisch hat er dem 130er was voraus, und in der Lichtleistung bei der visuellen Beobachtung ist er fast gleichauf. Zudem ist der 125 mm ED Refraktor leichter als der 130er Triplet, damit reicht für rein visuelle Zwecke eine noch handliche Montierung wie die EQ5, vor allem, wenn man ihr ein besseres Stativ angedeihen lässt. Der 130er Triplet hat damit seine Daseinsberechtigung nicht verloren, der 125er ED ist aber eine harte Konkurrenz, zu deutlich günstigerem Preis.

Howdii