Testbericht: Takahashi FS 152

152 mm f/8 Fluorite Doublet APO


Ein Blick auf die Linse: Öffnung 152 mm, Brennweite 1216 mm, also genau f/8.
Man sieht auch die Distanzplättchen zwischen den Linsen.
Foto: kundenseitig beigestellt.

Prolog

Ein Bekannter, mit dem ich mich oft in der Sache Teleskop Optiken austausche, hat einen gebrauchten Takahashi FS 152 APO erworben. Irgend was hat bei seinem persönlichen "First Light" nicht gepasst. Er hat mit der optischen Performance gehadert. Saturn sei ja noch schön zu sehen gewesen, aber Jupiter hätte bei niedriger Vergrößerung total ungewöhnlich ausgesehen, und Sterne hätten ein Schwanzerl gehabt. Ferndiagnose ist schwierig. Ich würde mir das schon selbst ansehen müssen, um zu sagen können was los ist. Potentiell könnte es einfach ein Thermik Effekt sein, genauso gut könnte eine Dezentrierung der Linsen vorliegen. Man weiß nie, was einem gebrauchten Teleskop widerfahren ist.

Erste Begutachtung

Die vielleicht letzte klare Nacht für längere Zeit stand an, mein Bekannter rief an, ob er kommen könnte. Ich sagte zu, und war gespannt was auf mich zukommen würde. Gerne hätte ich für einen Check mit dem Cheshire Justierokular noch Tageslicht gehabt. Wenn man aber gegen Abend von Wien raus will, steht man halt im Stau. Bis mein Bekannter da war, war es auch schon dunkel geworden. Deshalb legten wir den Refraktor mal auf einen Tisch in der Garage, wo ich ans "Business End" ran konnte.

Ein erster Blick mit einem kurzen Cheshire: Was zum Kuckuck, das Fadenkreuz schaut irgendwo hin, nur nicht in die Mitte des Tubus. Wechsel auf ein langes Cheshire, selber Eindruck. Mein Bekannter erzählte, dass Leute im Cloudy Nights Forum vor einem verkippten Fokussierer warnten. Ich nahm mal die Frontlinse in Augenschein, da sah alles normal aus. Was mir aber auffiel: Der Staubschutzdeckel - so stabil wie ein Kanaldeckel, da könnt man mit dem Auto drüber fahren, und müsst nachher nur den Staub abwischen.

Der Fokussierer ist verschraubt, da kann eigentlich auch nichts verkippen. Der 4" Auszug hat einen Zahnstangentrieb, Takahashi ist bei der Geradverzahnung geblieben, die Konkurrenz aus Fernost setzt längst auf Schrägverzahnung. Fakt ist, der Fokussierer läuft spielfrei, aber auch ein wenig schwergängig.

Der in die Jahre gekommene Autor bei der ersten Begutachtung. Das Teleskop liegt hier in seiner Tasche, auf einem Campingtisch in der Garage
Foto: kundenseitig beigestellt

Mein Augenmerk fiel dann auf den Reduzieradapter auf 2" Steckmaß, der auch eine Rotationsmöglichkleit bietet. Ich löste mal die Klemmschrauben, und war verblüfft, dass man diesen massiven Adapter, der könnt auch Tankdeckel für einen Panzer sein, um etliche Millimeter herumschieben kann - eine Wurfpassung. Ich versuchte nun, den Adapter möglichst zentriert zu klemmen, und passte auf, dass der Adapter auch bündig auf dem Fokussierer Flansch aufliegt. Dann blickte ich wieder durch das Cheshire - jetzt sah auf einmal alles ok aus, ich konnte auch beim Einspiegeln von Licht keine dezentrierten Reflexe an den Linsen erkennen.

"Pack ein", sagte ich, "wir fahren auf den Berg, fünf Minuten von hier, und dann schauen wir uns die Sache im Star Test an." Mein Zeug hatte ich schon im Auto: das Berlebach Stativ und die iOptron CEM60., sowie Okularkoffer und sonstiges Zubehör, was immer dabei sein muss.

Star Test an Wega

Auf dem Berg angekommen, begrüßte uns ein mäßiger Südoster. Ich parkte mein Auto nochmals um, damit ich es als Windblocker einsetzen konnte, um das Teleskop direkt daneben im Windschatten aufbauen zu können. Wenn es windig ist, dann wird es wenigstens nicht feucht.

Nach dem Aufbau und Star Alignment der CEM60 Montierung richtete ich das Teleskop auf Wega. Kundenseitig war ein Baader BBHS Zenitspiegel am Teleskop. Ich steckte nun mein 10 mm Eudiascopic rein, das ergibt eine Vergrößerung von etwas mehr als 120x. Zu sehen war ein rein weißer Stern. Ich defokussierte intra- und extrafokal. Das Sternscheibchen zeigte sich gleichmäßig ausgeleuchtet, der äußerste Ring beiderseits des Fokus recht gleichmäßig in der Intensität. Die zu sehenden Ringe waren intrafokal einen Hauch kontrastreicher als extrafokal. Das deutet auf ein sehr geringes Maß an Unterkorrektur der sphärischer Aberration hin. Was mir aber nicht gefiel: im Strahlengang war am Rand irgend eine Obstruktion zu sehen, was aussah wie eine Flügelmutter. Ich dachte schon, ah, das ist vielleicht das Problem.

Mein Bekannter reichte mir sein Ronchi Okular. Ich stellte es so ein, dass nur mehr vier Linien zu sehen waren, die aber spießgerade. Zur Kontrolle nahm ich mein Ronchi her, gleiches Ergebnis. Auch im Ronchi sah man dieses Ding im Strahlengang. Was zum Teufel soll das sein? Ich hatte ja durch das Teleskop geschaut in der Garage und nichts dergleichen gesehen.

Mit dem Zeiss Abbe 6 mm ging ich nochmals dran. Im Fokus sah man einen rein weißen Stern, mit etwas flirrenden Beugungsringen. Keine Spur von Farbhof, und konzentrische Beugungsringe. Alles bestens, und bei dieser hohen Vergrößerung, etwas über 200x, sah man diese ungewollte Obstruktion im Strahlengang nicht mehr, dazu ist die Feldblende des Okulars zu klein. Intra- und extrafokal fand ich freilich gleich neben dem scharfen Fokus Farbe, aber etwas anderes wäre bei einem Zweilinser nicht zu erwarten, Fluorit hin oder her. Dreht man den Fokussierer weiter raus oder rein, dann mischen sich die Farben und man kann kaum noch Ringe unterscheiden. Nichts was mich störte - bis auf dieses "Krokodil" im Strahlengang, das wir noch finden müssten.

Saturn und Jupiter

Nun schwenkte ich das Teleskop auf Saturn. Gleich mal drauf mit 200x. Der Ringplanet stand knapp vor dem Meridiandurchgang, damit so hoch am Himmel wie er kommen kann. Ordentlich fokussiert, sah ich einen messerscharf gezeichneten Saturn. Der Ring schon in sehr flachem Winkel, hell vor dem Planeten, der Ringschatten als gestochen scharfe pechschwarze Linie auf dem Planeten. Auf dem Planetenscheibchen die Wolkenbänder. In den Ansen eine Andeutung der Cassini Teilung. Und zwischen dem Planeten und den Ansen pechschwarzer Himmel. Ich war angefixt, ein sehr, sehr fein dargestellter Saturn. Das Seeing war recht gut, nur dann und wann etwas Wallungen im Bild, immer wieder komplett ruhig. Auch mein Bekannter war angetan von diesem Saturn, und konnte sich auch eine ganze Weile nicht vom Okular lösen.

Der Mond war mittlerweile aufgegangen, etwa gleichzeitig auch Jupiter. Beide standen nun schon etwas höher am Himmel. Um Jupiter zu erwischen, musste ich mein Auto etwas zurück setzen, aber der Wind war auch fast eingeschlafen. somit kein Problem. Nun der Schwenk auf Jupiter, gleich bei 200x. Das war erst mal schwierig zu fokussieren, und viel Bewegung im Bild, blau-rote Refraktionsränder, von der Luftschichtung im Tubus. Wir ließen das Teleskop mal so stehen, damit sich die Luft im Tubus wieder etwas sortieren kann. Nach und nach, so viel stieg Jupiter in dieser Zeit nicht höher, wurde das Bild stabiler, man konnte fokussieren, und sah manchmal schon ein wenig Strukturen in den Wolkenbänder, auch feinere Bänderungen an einem der Pole wurde sichtbar. Farblich war Jupiter schön dargestellt, einen Farbfehler der Optik konnte ich nicht feststellen. Hätten wir Jupiter so hoch am Himmel gehabt wie Saturn, dann wäre das durchaus ein Fest geworden.

Star Test an Capella

Da ich schon wusste, dass es bei recht flach liegendem Teleskop Tubus Thermik gibt (die Temperatur ist während unserer Test- und Beobachtungszeit von 11° C auf 9° C gefallen), wollte ich zur Demonstration noch Capella im Star Test zeigen. Wieder sahen wir einen schön gelben Stern ohne Farbhof, aber die Beugungsringe zog es in eine Richtung das ergab einen leichten Thermik Schwanz. Genau das wollte ich meinem Bekannten zeigen, damit man es mal gesehen hat, und Thermik Effekte als solche erkennt, und nicht für Fehler der Optik hält.

Das Teleskop ist auf Capella gerichtet, um den Thermik Effekt am Stern zu demonstrieren.
Foto: kundenseitig beigestellt

Da nun der Tubus flach lag, konnten wir auf Suche gehen, was da im Tubus in den Strahlengang ragen könnte. Ich nahm die Taschenlampe und leuchtete vorn in die Taukappe hinein. Was ich sah, veranlasste mich zu einem Lachanfall. Hatten sich zwei Verpackungschips in Form von Erdnusslocken so in die Taukappe geschummelt, und ragten auch über den Rand des Objektivs, dass es eben einer Flügelmutter ähnlich sah. In der Garage hatte ich einen Blick aufs Objektiv, da war nichts drin gelegen, und ich selbst war behilflich, den Staubdeckel wieder aufzusetzen. Wie sich da und woher diese zwei Verpackungschips einschleichen konnten, ist mir schon ein Rätsel. Mein Bekannter bestätigte aber, dass diese Dinger in der Tasche waren. Also gut. Dieses Problem war schnell gefunden und auch schnell behoben. Sonst, alles ok mit der Optik, wirklich feine Performance.

Fazit

Vor ein paar Wochen hatte ich Saturn in einem 150/750 Skywatcher Newton gesehen. Dieses Teleskop hatte ich vorher selbst justiert. Und ich muss sagen, die "Brot-und-Butter" Optik hat Saturn durchaus schön dargestellt, aller Ehren wert. Das Seeing war etwa gleich gut wie dieses mal. Um Saturn ein Alzerl besser und noch schöner sehen zu können, so wie ihn dieser nahezu perfekte Takahashi Refraktor gezeigt hat, muss man viel Geld in die Hand nehmen. Immerhin, Saturn war im Takahashi Refraktor so eindrucksvoll, dass ich noch davon geträumt habe. Das will auch was heißen.

Howdii