Was ein stabiler Unterbau bringt

Geiz ist geil. Teleskope werden meist auf zu schwachen Montierungen verkauft, und das Stativ unter der Montierung ist meist auch unterdimensioniert. Freilich, so kann man einen sehr günstigen Anschaffungspreis halten, das Ergebnis ist aber eine äußerst schwingungsanfällige, wenn nicht wackelige, Sache. Nachdem sich Ware immer über den Preis verkauft, sind die Käufer an dieser Entwicklung nicht unschuldig. Der Markt bietet das, was sich verkauft...

Welche Rolle dem Stativ zukommt,wird gemeinhin stark unterschätzt. Mir ist vor Kurzem ein Wunsch ins Haus geflattert: Da ist ein Skywatcher 150/750 Refraktor auf einer kleinen Montierung, und das Originalstativ ist halt das typische leichte Alustativ. Es gäbe ein EQ6 Stativ ohne Verwendung, ob man diese kleine Montierung nicht auf das EQ6 Stativ setzen könne. Ein kurzer Check der Sachlage ergab, ja, mit etwas Adaptierungsaufwand lässt sich das sicher machen. Nachfolgend die Wandlung vom "schwankenden Stativ" zum soliden Unterbau.

Das Originalstativ - es taugt höchstens für kleine, wirklich leichte Gerätschaft

Zuerst war einmal der Zapfen, gegen den die Azimut Stellschrauben drücken, zu lang. Also raus damit, kürzen, wieder einschrauben. Nächste Überraschung: die Azimut Stellschrauben greifen nicht, sie streifen gerade mal an dem Zapfen. Hm. Was tun? Ein neues Loch weiter außen bohren? Natürlich hätte ich dann auch ein Gewinde schneiden müssen. Aber was mir an dieser Lösung gar nicht gefiel, dass die übliche Beinanordnung des Statis dadurch in Unordnung käme. Also wurde die Wühlkiste durchsucht. Da fand ich ein Stück kräftiges Bandeisen, wo bereits zwei passend große Löcher vorhanden waren. Ich griff zur Eisensäge, und mit zwei Schnitten hatte ich das in der Hand, was Erfolg bringen könnte: zwei Stück Bandeisen mit je einem 10 mm Loch. Diese zwei Teile, ein Stück Gewindestange, zwei Muttern, und fertig war der neue Zapfen. Und damit hatten die Azimut Justierschrauben auch wieder einen Gegenhalt.

Nun ging es darum, die Montierung auf dem Stativ mittels Gewindebolzen zu befestigen und gleichzeitig die Spreizplatte zwischen den Stativbeinen auf Anschlag zu bekommen. Die Montierung hat eine zentrale M10 Mittenbohrung, die Stativspreizplatte des EQ6 Stativs ein 12 mm Mittenloch. Also den EQ6 Gewindezapfen mit M12 Gewinden kann man nicht verwenden. Somit war eine Neukonstruktion gefragt. Ich nahm eine M10 Gewindestange und brachte diese auf die erforderliche Länge. Ein 12 mm Rohr mit 1 mm Wandstärke passt genau über die 10 mm Gewindestange und auch genau in das Mittenloch der Spreizplatte. Zwei M10 Muttern halten das Rohrstück dort, wo es gebraucht wird. Und zum Anpacken der Gewindestange gibt es zwei M10 Sterngriffe, die gegen das Rohrstück verschraubt sind. Damit war nun die Montierung auf dem Stativ befestigt und mittels Spreizplatte war alles festgezurrt.

Allein das Handling gefiel mir noch nicht. Diese kleine Montierung kann man ohne Probleme auf dem Stativ belassen und beides zusammen tragen. Jedoch, die Verschraubung gelockert, dass man die Spreizplatte platzsparend zwischen die Stativbeine drehen kann, und so die Stativbeine einklappen kann, hinterließ eine wackelnde Montierung. Sie kann zwar nicht vom Stativ fallen, jedoch die Wackelei ist nicht befriedigend. Abhilfe tat ein dritter Sterngriff, der nun von unten gegen den Stativkopf geschraubt wird, und so die Montierung sichert. Das taugt, ergibt ein perfektes Handling.

Der 150 mm Refraktor mit Montierung, adaptiert auf das EQ6 Stativ (Foto: Daniel Springinklee)

Ein Test der Montierung mit neuem Stativ und dem gar nicht so leichten 150 mm Refraktor drauf war für mich höchst interessant. Ich war angenehm überrascht: Das fühlt sich wirklich solid an, die Stabilität ist erstaunlich gut! Man kann das Teleskop präzise führen, auch der etwas schwergängige Fokussierer bringt das Teleskop kaum zum Schwingen, wenn ma daran dreht - eine recht steife Angelegenheit mit kurzer Ausschwingzeit ist das geworden. Die wirkliche Überraschung war, dass diese kleine Montierung eine gute Stabilität hat, die sie nun auf dem soliden Stativ auch ausspielen kann.

Zu der Optik des 150/750 Refraktors ein paar Worte... Ein Achromat mit dieser Öffnung und so kurzer Brennweite, ein "Farbfernseher"? Der erste Blick durchs Okular, bei 28x: Ah, oh, feine Sterne. Solange kein heller Stern im Feld ist, merkt man gar nichts vom Farbfehler. Arktur ist ein ganz schwierigier Brocken, der zaubert auch sogenannten Superapochromaten bisweilen noch einen leichen Violetthalo hin. Arktur sah im 150er Achromaten zwar selbst schon sehr "bunt" aus, der Violetthalo war aber gar nicht arg. Das fand ich schon überraschend. Ich ging nun gezielt auf Beobachtungsobjekte los: M13 - hm, bei 50x müsste ich nadelfeine Sterne und Grieß sehen. Das war nicht wirklich so. Ich brauchte deutlich mehr Vergrößerung bis sich der Herkuleshaufen in Sterne auflösen ließ. Aha, kapiert. Da hat's was mit der sphärischen Korrektur, man fokussiert quasi weiter hinten auf den besten Fokuskompromiss, und aus dieser Fokusposition erscheint der Violetthalo kleiner, ganz einfach.

Also eine Gurke? Nein, so will ich das nicht sehen. Dieser Refraktor hat eine Bestimmung: Bei Vergrößerungen bis ca 100x Deep Sky Staubsauger sein! 150 mm Öffnuung, nur zwei Linsen! Da ist viel Licht am Okularende! Die Milchstraße abstöbern, Sternhaufen und Dunkelnebel zeigen, die Gasnebel mit UHC Filter mit viel Feld drumherum einrahmen, das ist es, was dieser Refraktor kann. Planetenspezialist ist er von Haus aus nicht. Man führe dieses Teleskop mit der neu gewonnenen Stabilität seiner Bestimmung zu und habe Spaß damit!

Howdii