Testbericht: Skywatcher 190 MN DS-Pro

Prolog

Der Skywatcher Maksutov-Newton 190/1000 hat schon länger meine Aufmerksamkeit erregt. Jetzt hat mir der Zufall dieses Teleskop in die Hände gespielt. Ich war sehr gespannt, nachdem ich selbst zwei Maksutov-Newton Teleskope in Verwendung habe. Allerdings handelt es sich bei meinen beiden um visuell optimierte, der Skywatcher f/5.26 ist für fotografischen Einsatz ausgelegt, das heißt aber nicht, dass man nicht auch visuell durchgucken dürfte. Beworben wird der 190mm Maksutov-Newton besonders für seinen fotografischen Einsatz. Er soll ohne Korrektor ein gut korrigiertes, komafreies und ebenes Feld liefern. Nun ja. Mal sehen. Ok, Koma habe ich bislang bei meinen eigenen f/6 MN Teleskopen auch noch nie gefunden. Dass die aber ganz frei von Bildfeldwölbung wären, könnte ich nicht sagen.

Geliefert wird der Skywatcher 190 MN in einer Kartonbox. Wie üblich doppelt kartoniert, mit einer Innenbox, die Schaumstoff und Styropor Formteile enthält, um den Tubus im Paket zu fixieren und vor groben Stößen zu schützen. Das ist nicht sehr fancy, aber auch dem günstigen Preis geschuldet. Der Preis ist wirklich gut! Früher hat es geheißen, man bekommt für den Preis eines MN einen APO eine Nummer kleiner. Im Fall des 190 MN ist es allerdings ein guter Vierzoll APO, den man zum gleichen Preis (1400 Euro zur Zeit des Tests, September 2014) bekommt. Das ist erstaunlich günstig - wobei der Preis für den Vierzöller schon sensationell ist... 

Schauen wir uns das Teleskop einmal genauer an: Es ist wie zu erwarten, ein durchaus schwerer Brocken. Allein der Tubus mit Rohrschellen und 2" Prismenschiene bringt 12 kg auf die Waage, mit allem Drum und Dran im Einsatztrimm (Sucher, Guider, Kamera) sitzen gut 13 kg auf der Montierung. Hebel ist bei der Brennweite von einem Meter auch genug vorhanden, so darf man schon eine Montierung in der EQ6 Klasse dafür ansetzten. Und die hat genug damit zu tun. Warum ist der Tubus so schwer? Die Tubuswand ist mit 1.5 mm stärker als bei normalen Newton Teleskopen, die schwere Meniskuslinse mit Fassung bringt vorn am Tubus viel Gewicht. Hinten die Hauptspiegelfassung muss von einem Newton nicht wirklich abweichen. Und ja, es sind Innenblenden im Tubus. All das wirkt sich aus. Dafür wirkt der Tubus aber recht solid und sauber verarbeitet. Nicht besonders toll, halt Skywatcher typisch, aber durchaus solid. Das Rohr ist nicht gefalzt, es ist offenbar geschweißt. Man sieht beim schnellen Schauen keine Naht, aber die Finger spüren eine, wenn man um den Tubus rundherum abtastet. Die Fassungen an Front und Ende sind Alu-Guss, ebenso die Rohrschellen. Dem Vernehmen nach soll ein low-expansion Hauptspiegel verbaut sein, die Meniskuslinse ist aus Schott BK7 Glas gefertigt. Die Fassung der Meniskuslinse hat Lüftungslöcher, die durch Vlies Hinterlegung staubdicht sind. Hinten am Tubusende befindet sich ein abnehmbarer runder Deckel, der mit zwei Rändelschrauben gehalten wird. In diesem Sinn ähnelt der Skywatcher MN durchaus meinem 8" Intes-Micro MN, nicht bis in die letzten Details, aber doch. Der Hersteller hat wohl schon einmal die russischen MN in Augenschein genommen.

Hier ist die Meniskuslinse mit den Bohrungen in der Fassung zu sehen

Das Teleskop kommt mit einem 50 mm Sucher mit 90° Einblick. Einerseits bequem, aber damit kann man nicht visieren. Ok, auf einer Goto Montierung braucht man den Sucher ja eh nur für's Alignment. Ein geradsichtiger Sucher hätte halt gleich - mit Adapter auf T2 Gewinde freilich - als Leitrohr dienen können. Notfalls muss man sich so einen Sucher extra dazu nehmen. Hätte auch was für sich. Der Winkelsucher für's Alignment ist dann immer justiert, der Guider Sucher schaut üblicherweise schief, wo halt der Leitstern bei der letzten Session war...

Interessant ist auch der Fokussierer. Es ist ein fein laufender Crayford mit Untersetzungsgetriebe. Eine Kamera braucht viel Backfokus, der Fokus liegt daher weit draußen. Visuell und fotografisch hat man eine stark differierende Fokus Position. Der Fokussierweg des Crayford kann dafür gar nicht ausreichen, sonst würde der Fokussiertubus bei fotografischer Anwendung weit in den Strahlengang stehen. Beim MN 190 findet sich da eine durchaus interessante Lösung. Der Fokussierer enthält eine ausziehbare 2" Hülse mit Anschlagbund auf beiden Enden. Leider wird diese Hülse nur mit einer Schraube geklemmt. Dadurch klemmt man sie sichtbar unweigerlich schief. Höchstens in den Anschlagstellungen der Hülse bekommt man das mit etwas Mühe gerade hin. Kurios ist auch der Reduzieradapter auf 1.25". Der ist radial geschlitzt. Der Sinn erschließt sich mir nicht ganz. Öffnungen, damit warme Luft abziehen kann? Oder soll dadurch eine verkippungsfreie Okularklemmung erreicht werden? Dass durch diese Schlitze Staub in den Tubus gelangen kann, liegt allerdings auf der Hand. Der Auflagebund ist nur 1mm dünn. 1.25" Okulare stecken meist recht fest, man kriegt sich nicht so leicht raus, dann darf man den dünnen Bund mit den Fingernägel rauskletzeln, nimmt den ganzen Adapter heraus um das Okular zu entnehmen. Irgendwie eigenartig. So geizig müsste das nicht ausgelegt sein, wir haben ja keine Fokusprobleme mit zu wenig Innenweg...

Der Crayford Fokussierer. Man sieht hier den geschlitzten Reduzieradapter auf 1.25". Die 2" Hülse ist voll eingefahren.
Wenn man einen T2 Adapter einsetzt, und die EOS 1000D fokussiert, fährt der Fokussierer nur knapp 1.5 cm weit aus

Hier ist die 2" Hülse voll ausgefahren - so braucht man sie für visuellen Einsatz

Erstes Anschnuppern

Am 17. September 2014 ergab sich eine klare Nacht, lange musste ich sowieso nicht warten. Ich stellte meine iOptron ieq45 Montierung auf dem Originalstativ auf, für Newton-Fokus Teleskope ist das kurze Stativ besser, auch wenn es nicht wirklich ein Ausbund an Stabilität ist. Mit der 2" Prismenschiene den schweren Brocken auf die Montierung setzen ist ein bissl kritisch. Man muss schon aufpassen, ob das Teleskop richtig sitzt und ordentlich geklemmt ist.

Der Skywatcher MN 190 beim "Anschnuppern" - hier auf meiner iOptron ieq45 Montierung. Man sieht, der Tubus steht hinten relativ weit über

Maksutov-Newton können in thermischer Hinsicht ganz schön hartnäckig sein, kenne ich speziell von meinen Achtzöller. Bei meinem ersten Test mit dem Skywatcher MN hatte ich Glück. Von der Lagerung zur Außentemperatur waren nur 3° Unterschied. Temperatur weiter fallend, wie das halt so ist. Ich schraubte den Deckel hinten am Tubus ab, so konnte das Teleskop mal atmen. Allerdings geht es nicht immer so streichelweich einher, manchmal fällt auch die Temperatur weit schneller in der Nacht. Kommt auch auf die Stunde des Einsatzes an. Ein Spiegel kann in diesem Fall immer nur der fallenden Temperatur nachhinken. Das kann ganz schön lästig sein. Weniger bei Deepsky Fotografie, aber bei Mond- und Planetenfotografie im hochauflösenden Bereich. Natürlich auch bei der visuellen Beobachtung im hohen Vergrößerungsbereich.

Die Öffnung am hinteren Tubusende - so kann der Hauptspiegel prinzipiell "atmen"

Der Deckel, der im Lieferzustand diese Öffnung verschließt

Um visuell in den Fokus zu kommen, musste ich die im Fokussierer fix verbaute 2" Steckhülse wie erwartet weit heraus ziehen. Halt so, dass der Fokussierer etwa mittig in seinem Verstellbereich ist. Dass man diese Hülse leicht verkippt klemmen kann, ist mir gleich aufgefallen. Der erste Blick durchs Okular war dennoch sehr erfreulich: feine Sterne über das ganze Feld! So mag ich das, so soll es bei einem guten MN aussehen! Ich ging auf höhere Vergrößerung. Mit meinem 6 mm Abbe Okular sah ich dem Teleskop beim Austemperieren zu. Die Justierung der Optik sah recht gut aus, aber solang es visuell geht, sind die MN da relativ tolerant. Bei schief geklemmter 2" Hülse kann man aber auch nicht endgültig urteilen. Nun, die Maßnahmen des Herstellers punkto Austemperieren sind nicht so schlecht, binnen einer Stunde war die meiste Thermik draußen. Ich konnte zum Startest schreiten. Also da haben wir eine sehr gute Optik, sphärisch fast perfekt. Beim Austemperieren war erst ein mäßiger Astigmatismus zu sehen, der zusehends weniger wurde und schließlich verschwand. Ich war darob auch nicht nervös, ich kenne diesen thermisch bedingten Asti zur Genüge. Da muss man geduldig warten. Für's erste war ich einmal sehr zufrieden und baute ab.

Lüfter Anbau und Test

Mich hat eigentlich gewundert, dass vom Hersteller nicht gleich ein Lüfter am Tubusende verbaut wurde. Beim Abnehmen des runden Deckels an der Tubusrückseite traf ich auf vier Schraubenlöcher. Der Deckel selbst ist nur mit zwei Schrauben befestigt. Erst einmal musste ich die Gewinde nachschneiden, weil sich die Schrauben nur widerwillig ein- bzw. ausdrehen ließen. Aber genau die runde Öffnung mit vier Befestigungsstellen, das war praktisch ein "aufgelegter Elfer", hier einen Lüfter dran zu bauen. Ich wollt erst sehen, wie sich solch eine Maßnahme auswirkt. Ich hatte einen 90 mm Lüfter herumliegen, dafür fertigte ich aus einem ebenfalls herumliegenden Stück dünnen Sperrholzes eine Montageplatte. Der 90mm Lüfter ist eigentlich ein bissl zu groß, da gehen die Befestigungsschrauben der Montageplatte grad noch so dran vorbei. Die Löcher für die Schrauben und das große Innenloch für den Lüfter kommen sich bedrohlich nahe. Die Spannungsversorgung habe ich auch nur provisorisch mit Klebeband hingebastelt, mehr als für einen Test sollte es ja nicht dienen.

Der provisorisch montierte 90 mm Lüfter - man sieht, der passt gerade noch so drauf. Egal, genug zum Testen

Die Testbedingungen waren durchaus schon hart. Von der Lagerung zum Einsatz waren 7° C zu verdauen, bei weiter fallender Temperatur - eine Menge "Holz".... Ich hatte ein Netzteil mit einstellbarer Spannung, da konnte ich ein bisschen experimentieren. Also ohne Lüfter sah man deutlich wie das Tubus Seeing an den Sternen "nagt". Bei 9 Volt Eingangsspannung zog der Lüfter sauber durch, man hört das und spürt es auch an den Einsaugöffnungen vorn an der Linsenfassung. Die Sterne wurden gleich merklich feiner im Okular. So richtig beim Austemperieren zugucken mach ich schon auch gerne, da nehm' ich mir dann einen hellen Stern bei hoher Vergrößerung mit meinen Zeiss Abbe Okularen vor. Obwohl die Sterne mit Lüftereinsatz feiner waren, war am defokussierten Stern eine schnelle Strömung merkbar. Diese gab sich nach einer halben Stunde ziemlich, ich probierte letztlich mit 7.5 Volt. Dies scheint eine gute Spannung für den Arbeitsbetrieb zu sein. Die Strömung im Tubus wird aufrechterhalten, es kommt aber anscheinend zu keinen großen Verwirbelungen mehr. Weniger Spannung hat sich als nicht sinnvoll erwiesen. Da zieht's den Tubus nicht mehr ordentlich durch.

Wie auch immer, ich konnte feststellen, dass nach einer Stunde die Optik recht gute austemperiert war. Also ohne Lüfter hätte man da wohl zwei bis drei Stunden ansetzen können. Und die fallende Temperatur tut ihr übriges dazu, dass ein Quäntchen Restthermik einfach nicht raus zu kriegen ist... Deswegen ist der Dauerbetrieb des Lüfters mit 7.5 Volt anzuraten. Nur in den feuchtesten Nächten sollte man eher abschalten, sonst saugt man zu viel feuchte Luft in den Tubus, und die Meniskuslinse kann letztlich von innen beschlagen.

So, nun ging es daran, einen Lüfter fix anzubauen. Es wurde ein 80 mm Papst Lüfter mit kugelgelagerter Achse, der auch einen ordentlichen Luftdurchsatz aufweist. Zusätzlich besorgte ich eine Einbaubuchse und ein passendes Verlängerungskabel, damit man keinen Kabelsalat habe. Das Kabel soll letztlich von der Tubusrückseite bis zu den Rohrschellen geführt und entlang des Achsenkreuzes runter zur Spannungsversorgung. So halte ich es auch in meiner Sternwarte mit meinem 8" MN.

Der 80mm Lüfter fertig montiert

Die Adapterplatte, aus 8 mm Pappelsperrholz zu bauen, mit Kabelführung und Einbaubuchse, das war eine schöne Spielerei. Aber ich habe es hinbekommen, und die Platte auch weiß lackiert, somit schaut es fast so aus als wenn der Lüfter Serienausstattung wäre. Die Bedingungen beim ersten Praxis Test glichen fast aufs Haar genau denen mit dem provisorisch montiertem 90 mm Lüfter. Auch der nun fertig verbaute 80 mm Lüfter erwies sich als probat, und es war alles so wie ich es beim provisorischen Test festgestellt hatte. Man kann getrost mit 12 Volt anfangen, dann nach etwa 20 Minuten auf 9 Volt runter regeln, und nach einer Stunde etwa auf 7.5 Volt "Arbeitsspannung" gehen. Wie gehabt, binnen einer Stunde war die Optik austemperiert.

Der 80 mm Lüfter im Praxistest. Oben am Tubus ist eine zusätzliche 2" Prismenschiene drauf.

Also weitere Tuning Maßnahme spendierte ich dem Teleskop eine 2" Prismenschiene oben auf (siehe obiges Bild). Dadurch kann man den schweren Tubus doch besser greifen, und die Rohrschellen können nicht verkantet sitzen. Somit fällt, so es notwendig würde, das Rotieren des Tubus in den Rohrschellen leichter. Für die Kamerahalterung mit der Viertelzollschraube, die beim Skywatcher immer auf den Rohrschellen sitzt, musste ich halt ein eigenes Viertelzoll UNC Gewindeloch fertigen.

Justierung

Die Justierung eines Maksutov-Newton kann lausig sein. Wenn man den Auszug schräg stehen hat, und die Justierschrauben werden ein bissl zu locker, folgt der recht schwere Fangspiegel gern der Schwerkraft, und der Fangspiegel hängt seitlich nach unten. So was passiert auch beim Newton, nur da kann man in letzter Not in den Tubus greifen und den Fangspiegel packen. Beim geschlossenen Tubus geht das halt nicht. Um diesen Effekt zu vermeiden, justiert man nur in ganz kleinen Schritten, also mehr in der Materialelastizität. Auch dadurch ergibt sich eine Tücke: durch das Moment das man mit dem Werkzeug an den Schrauben aufbringt, kann sich der Fangspiegelhalter in der Bohrung der Meniskuslinse verdrehen. Speziell unerfahrenen Amateuren wird das schnell mal widerfahren.

Wie ich mir die Justierschrauben des Skywatcher MN angeschaut habe (sie werden zugänglich, wenn man die aufgesetzte Kappe abschraubt) stieß ich auf fünf Schrauben. Eine zu viel. Vier hätte ich ja erwartet. Aber die fünfte hat sich durch ihre Lage gleich verraten. Diese Schraube soll den Fangspiegel vor dem Absacken bewahren. Und auf meinen Produkt Fotos habe ich noch etwas Interessantes entdeckt: Der Fangspiegelhalter wird durch eine Nase, die in eine Einfräsung der Meniskuslinse greift, vor dem Verdrehen gesichert.

Die fünf Justierschrauben. Die mittige ist klar, die drei 120° versetzten auch. die fünfte hindert den Fangspiegel vor unbeabsichtiger Verstellung.
Weiters sind hier die Innenblenden erkennbar, ebenso die Mittenmarkierung auf dem Hauptspiegel.
Auf der dem Fokussierer gegenüberliegenden Tubusinnenseite ist etwas rein geklebt, das offenbar Streulicht "schlucken" soll,
welches sonst von dort am Fangspiegel vorbei ins Okular bzw. auf den Kamerasensor gelangen könnte

Der Fangspiegelhalter sitzt durch eine Einfräsung verdrehsicher in der Bohrung der Meniskuslinse.
Hier ist übrigens die Abdeckung aufgeschraubt, die Justierschrauben sitzen darunter

Justiert wird mit einem Kreuzschlitz Schraubendreher. Das sehe ich nicht gar so gerne, die Schraubenschlitze sind bald vernudelt. Im konkreten Fall ist ein Phillips Schraubendreher gefragt. Innensechskantschrauben wären wesentlich besser. Naja, ein MN ist in aller Regel so robust gebaut, dass man ihn nur selten nachjustieren muss. Somit sind Kreuzschlitz Schrauben verzeihbar. Hinten am Tubus findet man Zug-/Druckschrauben, wobei die Zugschrauben als eigentliche Justierschrauben mit einem metrischen Inbusschlüssel zu bedienen sind, die Druckschrauben dienen zum Kontern und erfordern einen Phillips Kreuzschlitz Schraubendreher.

Die Justierung war im Lieferzustand etwas daneben. Sowohl an Fangspiegel wie auch Hauptspiegel musste ich nachjustieren. Tatsächlich war der Fangspiegel problemlos und schnell justiert. Diese fünfte Schraube wird nur etwas gelockert, und nach der Justierung des Fangspiegels ganz sanft, aber wirklich nur ganz, ganz sanft, angezogen. Dabei darf sich der Laserpunkt, der zu diesem Moment hoffentlich genau in der Mitte der Mittenmarkierung des Hauptspiegels sitzt, nicht mehr bewegen.

Insgesamt ist die Justierung erfreulicherweise einfach und rasch zu bewerkstelligen gewesen. Ich habe etwas Kummer befürchtet, was zwar nicht mich so arg plagen würde, ich kenne die Tricks ja, aber den zukünftigen Eigner des Teleskops eher nicht. Die Lösung, wie es vom Hersteller vorgesehen ist, mit der fünften Schraube, und dem verdrehsicheren Fangspiegelhalter, finde ich clever! Thumbs up!

Fototest

Einen ersten Fototest habe ich gleich nach dem Zuschauen beim Austemperieren, noch mit dem provisorischen 90 mm Lüfter durchgeführt. Schnell die Kamera dran, und nur ein Sternfeld abknipsen, das reicht um die Abbildungsqualität zu sehen. Auf den ersten Blick im Kameradisplay hat das gut ausgesehen. Die Sterne erschienen in allen Ecken fein. Bei genauerer Inspektion am Computerbildschirm zeigte sich dann dennoch eine leichte Schieflage des Feldes. Dachte mir gleich, wahrscheinlich ist die Optik nicht perfekt justiert und so fand ich sie auch bei einer Nachschau mit dem Justierlaser vor. Näheres siehe oben.

Den zweiten Fototest nahm ich nach meiner Justierung vor, und dabei war auch schon der fertig installierte 80 mm Lüfter im Ersteinsatz. Wiederum, nachdem ich der Optik beim Austemperieren zugesehen habe, griff ich schnell zur Kamera. Diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Feine Sterne über das ganze Feld! In allen vier Ecken gleich schön. Fokussiert hatte ich just auf einen Stern in der Bildmitte. Vignettierung ist vorhanden, das war zu erwarten, aber ist nicht gar so schlimm, verläuft sanft, nur in den äußersten Ecken ist ein bisschen stärkerer Helligkeitsabfall merkbar. Also das ist schon eine tolle Performance, einfach die Kamera ohne irgend einen Korrektor dran und los geht's! Für "schöne" Astrofotos hat leider weder das Wetter noch meine Zeit gereicht. Somit müssen wir uns mit einem reinen Abbildungstest zufrieden geben.

M57 Umgebung: EOS 1000D, astromodifiziert, 30 sec. single shot bei ISO 1600

Fazit

Alles in allem ist der Skywatcher 190 MN sein Geld wert. Die Optik ist fein, die visuelle wie fotografische Performance toll. Wenn es was zu meckern gibt: Um helle Sterne bilden sich deutliche Halos. Jedes System hat seine Eigenheiten. Einen Lüfter an den 190 MN dran zu bauen ist kein Fehler, aus meiner Sicht sogar ein Muss. Es gibt ein paar kleine Unzulänglichkeiten an der Tubusmechanik, die verbesserungswürdig wären. Dafür findet man punkto Fangspiegeljustierung wieder Lösungen die ich noch nie wo zuvor gesehen habe. Die Schiene oben auf den Rohrschellen ist auch eine durchaus sinnvolle Erweiterung. Was hingegen aus meiner Sicht sinnlos wäre: Die Innenblenden raus reißen. Wozu auch, gerade mit dem Einsatz eines Lüfters ist diese Maßnahme von der thermischen Seite her gesehen obsolet. Vignettierung findet durch diese Innenblenden auch keine statt, da ist schon die Fassung der Meniskuslinse davor, die in diesem Sinne "alles erledigt". Natürlich braucht ein MN eine Taukappe. Schon als Streulichtschutz. Die recht dicke Meniskuslinse speichert zwar mehr Wärme als eine im Vergleich dünne Schmidtplatte, aber irgendwann wird auch die Meniskuslinse eines Mak beschlagen. Meine Einsätze waren ohne Taukappe, die Nächte zwar sehr feucht, aber die Einsatzzeit so kurz, dass die Meniskuslinse immer trocken blieb. Leider gibt es vom Hersteller keine Taukappe als Zubehör. Man muss sich im Zubehörhandel umschauen (z.B. Kendrick, Astrozap) oder eine Taukappe basteln. Für Fotosessions wird in sehr feuchten Nächten aber wohl nichts ohne Heizmanschette für die Meniskuslinse gehen. Wenn das Teleskop stundenlang in den Zenitraum "schaut", hilft die beste Taukappe allein nicht mehr.

Sonst noch was? Ja, der Tubus ist im Fotosetup ziemlich frontlastig, und steht ausbalanciert eher weit hinten vom Sattel der Montierung ab. Da gäbe es zwei Fliegen mit einem Schlag zu erlegen. Sucher und Okularauszug mit Kamera sind Massen die einseitig am Tubus vorne anziehen. Das erschwert die fotografische Balance. Eine Schiene mit Laufgewicht genau gegenüber am hinteren Tubusende wäre die Lösung. Auch wenn der Tubus dadurch nochmal etwas schwerer wird, und freilich ist diese Maßnahme auch mit weiteren Kosten verbunden. Der weitere Pluspunkt wäre, dass damit der Tubus nicht in sich besser balanciert wäre und dadurch weniger Gefahr bestünde, in Zenitstellung mit den Stativbeinen in Konflikt zu geraten. Wie gesagt, eine kräftige Montierung der EQ6 Klasse sollte mindestens drunter. Meine iOptron ieq45 war mit diesem Brocken von Teleskop fotografisch schon sehr am Limit.

Howdii