StarSense für Skywatcher Goto Montierungen
Im Test mit einer NEQ6 Pro

Prolog

Den Celestron StarSense gibt es, wie schon erwähnt, nicht nur für Celestron Goto Montierungen, auch für Skywatcher Goto Montierungen. Der einzige Unterschied: Für Skywatcher Montierungen bedarf es einer Interfacebox, um die AUX Ports der Celestron Montierungen zu emulieren. Mir ist nun ein solcher StarSense in die Hände gekommen, zusammen mit einer NEQ6 Pro, und einem 152/900 Achromat. Montierung wie Teleskop kenne ich gut, schon zigmal in der Hand gehabt. Auch einen StarSense mit der Celestron AVX schon. Ich war gespannt, wie sich der StarSense letztlich mit einer Skywatcher Montierung macht. Mit einem Refraktor als Teleskop auch noch, da war ich sehr gespannt.

Aufbau und Details

Wenn neue Ware rein kommt, und es gleich eine klare Nacht gibt, und das Anfang November, das ist speziell, kommt nicht oft vor. Es war aber so. Beginnen wir mit dem Aufbau. Normal haben wir beim Stativ ein Bein nach Norden gerichtet. Der Zapfen für die Abstützung der Azimut Stellschrauben war so gesehen auf der "Südseite". Das Stativ für die EQ6 wurde immer so geliefert. Ich habe jeweils den Zapfen gleich auf die andere Seite ummontiert. Diesesmal nicht. Aus gutem Grund. Wir haben die Interface Box, und der StarSense sitzt mal hinten auf dem Teleskop, anstelle eines Suchers. Gleich lange Wege für das Kabel des StarSense Moduls haben wir eben, wenn ein Bein nach Süden gerichtet ist.

Die originale Skywatcher Synscan Handbox braucht man nur einmal, um die Helligkeit der Polsucher Beleuchtung anzupassen, das Kabel der Handbox brauchen wir dennoch, wir ziehen einfach die Handbox ab. Der eigentliche Betrieb erfolgt über die Celestron StarSense Handbox, egal ob man nun eine Skywatcher oder Celestron Montierung vor sich hat. Konkret gibt es an der Interfacebox für den StarSense eine Eingangsbuchse, dort kommt nun das Kabel vom HC Port der Montierung rein. Die restlichen Ports an der StarSense Interfacebox sind allesamt AUX Eingänge. Einen davon belegt die StarSense Handbox, den zweiten der StarSense Modul, und einer bleibt frei, für was auch immer, z.B.: GPS Modul. 

Der Lieferumfang des StarSense ist gleich wie bei Celestron Montierungen, nur die Interfacebox kommt dazu. D.h. man hat den StarSense in der Schelle mit dem Fuß für die spezielle Celestron Sucherbasis drauf, deren Gegenpart ist auch dabei. Freilich ok für ein Celestron SC, in unserem Fall haben wir einen Refraktor. Hier ist die andere Schelle für normale Sucherschuhe gefragt. Um die Schelle umzurüsten, muss erst die Taukappe des StarSense abgeschraubt werden. Die Klemmschraube für die Schelle ist zöllig, ein passender Inbus Schlüssel liegt bei. Mit dieser Umrüstung sollte der StarSense in normale "Vixen-Style" Sucherschuhe passen. 

Der 152/900 Achromat auf der EQ6, anstelle eines Suchers ist dort der StarSense Modul angebracht.

Man sieht auf obigem Bild die Verkabelung von der Montierung zur Interfacebox, und auf jeden Fall das Kabel von der Interfacebox zum StarSense Modul. Die StarSense Handbox liegt auf der Spreizpatte des Stativs, sie ist natürlich auch mit der Interfacebox verbunden. Das Foto ist am Ende der Testsession entstanden, die Taukappe war bereits beschlagen.

Die Interfacebox. Links steckt das HC Kabel der Skywachter Synscan drin, AUX1 ist von der StarSense Handbox belegt, AUX2 von dem StarSense Modul

Der StarSense Modul steckt in dem Sucherschuh am Fokussierer

Der Refraktor kam mit einem vormontierten Sucherschuh. Es ist seit geraumer Zeit so, dass die Gewindebohrungen auf dem Fokussierergehäuse nicht mehr quer sondern längs angebracht sind. Dazu musste man ja einen eigenen Sucherschuh erfinden, eine sog. "universelle Basis", mit Längs und Querschlitzen, also kann man nur diese hier verwenden. Dieses Modell von Sucherschuh ist allerdings etwas eng geschnitten. Der StarSense Modul ließ sich nur mit  Nachdruck einschieben, und wollte auch nicht recht wieder raus. Die Klemmschrauben waren da eigentlich obsolet. Ich weiß, dass GSO/TS Sucher problemlos passen, bei Skywatcher Suchern könnte es knapp werden, und Baader Quickrelease Sucherhalter passen genauso gut wie der StarSense. Eine befriedigende Lösung ist das nicht. Für den ersten Test beließ ich es einmal so.

Die StarSense Handbox im Einsatz

Erstinbetriebnahme

Wie schon beim StarSense Test mit der Celestron AVX verlief auch hier die Inbetriebnahme holprig. Gleich beim ersten Alignment Run des StarSense ist die Prozedur scheinbar eingefroren, irgendwann hat sich nach dem vierten Alignment Punkt nichts mehr getan, minutenlang nicht. Ich habe abgebrochen, die Montierung zurück in die Home Position gefahren und ausgeschaltet. Beim Neustart bootet StarSense neu. Natürlich wieder ein Alignment Run, der nun aber fertig wurde. Aha, kenn ich doch schon. Nun die Kalibrierung. Dazu fuhr ich die im Westen noch relativ hoch stehende Wega an, und zentrierte den Stern so gut es ging im 28 mm Weitwinkel Okular. Darauf zieht StarSense ein Bild, errechnet den Offset zu seiner Sensor Mitte. Es muss ein Re-Alignment Run erfolgen. Dieser ging glatt durch. Dann fuhr ich ein paar Objekte an. Zwar recht konsistent, aber alle rechts von der Bildmitte. Na, das geht sicher besser. 

Zweiter Test

Die folgende Nacht war wiederum klar. Ich wollte nun einen neuen Test, auch neu kalibrieren. Dazu lud ich den Kunden ein, beizuwohnen, um alles gleich einmal in Betrieb zu sehen. Ich war gerade dabei den Aufbau zu starten, kam mein Kunde an. Das ist schon eine gute Einschulung wenn man es direkt miterlebt. Nun war es so weit: erster Alignment Run, und neuerlich kalibrieren. Die Wega stand sogar noch höher am Himmel als gestern, wo ich beim ersten Aufbau ja noch mehr mit Balance des Teleskops etc. zu tun hatte, und dadurch verging halt auch mehr Zeit. Zum Kalibrieren nahm ich nun das 6 mm Abbe Okular. Nach dem Re-Alignment wieder ein Testlauf mit Goto Zielen. Hoi, ein Objekt nach dem anderen, mal auf der Westseite, mal im Süden, mal im Norden, mal auf der Ostseite, alles pipifein in der Bildmitte, innerhalb eines sehr kleinen Streukreises. Das war eine sehr zufriedenstellende Testsession, und alles hat wie am Schnürchen geklappt. Auch mein Kunde war beeindruckt, und durfte ja auch die ersten Blicke durch sein neues Teleskop werfen. 

Der Himmel war für meinen Standort nicht schlecht, und bis auf Mars haben wir alles "sportlich" bei 32x genommen, auch so Dinge wie NGC 404, den "Blinking Planetary" oder auch "Cat's Eye Nebula". 

Ich kam mit einem breiten Grinsen vom Test rein in die warme Stube. Am nächsten Tag war es allerdings vorbei mit lustig, strukturlose graue Suppe am Himmel - Hochnebel. Bei mir kam so etwas wie Katerstimmung nach einem rauschenden Fest auf...

Neuer Platz für den StarSense

Eines war klar: Dieser Sucherschuh auf dem Fokussierer passt so nicht wirklich, und die Position des StarSense dort ist auch nicht ideal. Das Ding steht irgendwie im Weg. In Absprache mit meinem Kunden montierte ich einen anderen Sucherschuh direkt auf dem Teleskoptubus. Da geht nun der StarSense locker rein und raus, und hinten am "Business End" hat man nun ungestört Platz. Eines war klar: Ich muss neu kalibrieren, und: Man sollte nun den Tubus in den Rohrschellen nicht mehr schieben oder drehen, das könnte die Kalibrierung ebenfalls beeinträchtigen. Nur: hier einen neuerlichen Test durchführen - wann? Die Inversionswetterlage hatte sich fest eingefahren.

Neuer Platz für den StarSense, nun auf dem Tubus, auch mit einem neuen Sucherschuh

Damit die Balance einfacher gelingt, und man nicht versucht ist, den Tubus in den Rohrschellen zu verschieben, Markierungen an der Prismenschiene
So ist der Refraktor in Deklination gleich balanciert, in Betriebskonfiguration

Außeneinsatz

Der Weg zu den Sternen ist weit. Wo hin? Am ehesten die Steyersberger Schwaig. Dort steht man hoch genug, auch im Herbst, wenn die Hochnebelgrenze noch höher lieg. Einfach drauflos fahren geht auch nicht. Es ist der Wetterbericht zu beachten, das Satbild zu beobachten. Bis zu gewissem Grad ist es ein Glücksspiel, ob es dann passt. So war ich eigentlich startbereit, doch von Westen kamen Wolken rein, die immer dichter zu werden drohten. Die Nacht darauf, es war ein Samstag, sollte passen. Auf der Schwaig würde ich allein oben sein, rechnete ich. Gastronomie hat im Corona Soft-Lockdown sowieso geschlossen, und wer sollte da oben sein? 

Als ich rauf kam, war ich regelrecht überrascht. Erleuchtete Fenster, ein Haufen Autos. Auch oben auf dem Parplatz war was los. Ich stellte mich auf die kleine Anhöhe westlich, dicht an den Wald. Aber nicht ganz so weit hinten, weil ich wenigstens Südwesthimmel noch haben wollte. Es war etwas windig, aber mit rund 7° C nicht wirklich kalt. Irgendwer ist dauernd zwischen oberem und unterem Parkplatz gependelt, Rotlicht habe ich gesehen, Astro-Kollegen? Ich habe mich auf mein Zeug konzentriert. Irgendwann sind ein paar Autos weg gefahren, und dann war es auch soweit dunkel, kein Licht mehr aus den Fenstern der Hütte. Es blieben aber weiterhin Leute da, und die Gespräche waren, was ich so an Wortfetzen mitbekam, technisch. Ich tippe auf Astrofotografen. Der Himmel war ja toll. Und da im Tal der Hochnebel lag, der Osten so dunkel, wie ich es noch nie erlebt habe.

Nun zu meinen Erlebnissen mit dem StarSense. Nach dem Aufbau ein routinemäßiger Alignment Run. Kalibrierung steht an. Ich dachte, nehmen wir einen Stern hoch am Himmel, Zenitbereich. Meine Wahl fiel auf Caph in der Cassiopeia. Zu meiner Verwunderung fuhr die Montierung den Stern mit dem Teleskop auf der Westseite im Überhang an. Ich nahm dennoch das 6 mm Okular, um den Stern zu zentrieren. Danach ein Re-Alignment. Dieses lief glatt durch. Nun wollte ich ein paar Ziele anfahren. M45, die Pleiaden - ich bekam eine Limit Warnung. Hä? Ein anderes Objekt, eine Galaxie, das Teleskop schaut letztlich Richtung Boden. Also was zum Kuckuck ist da los? Das Ding findet sich gar nicht mehr zurecht was wo ist. Ich fuhr mal das Teleskop in die Home Position, die perfekt getroffen wurde. Bringt es was, Datum und Uhrzeit korrekt einzustellen? Wollte danach Capella anfahren, und die Steuerung will mir im Merididanüberhang das Rohr ins Stativ fahren. Ich konnte gerade noch den Stecker ziehen, die Montierung vom Akku trennen. Zefix, was ist da los. Also: Montierung händisch auf die Home Position stellen, Schalter auf Aus. Kabel wieder anstecken, und einschalten. Nach dem Booten des StarSense der übliche Alignment Run. Finden wir nun die Capella? Ja, passt. Aha. Ich wiederholte die Kalibrierung, das Re-Alignment, und fuhr nun einige Ziele an. Alles getroffen, aber wie beim ersten Test mit dem Refraktor: Konsistent rechts von der Mitte. Sonderbar. 

Einmal geht noch. Ich fuhr die Montierung neuerlich in die Home Position, und startet neu durch, inklusive Booten des StarSense. Nun ging ich wieder auf Capella, nahm aber nun das 28 mm Weitwinkel, und erledigte die Kalibrierung damit. Nach dem Re-Alignment erneut ein Goto Testlauf: There we go! So stelle ich mir das vor. Wieder alles schön in die Bildmitte gebracht. Na, geht doch. Die Crux war wohl das Anfahren des Sterns Caph im Überhang und das Kalibrieren dort, denke ich. Generell, das sei eine Warnung, sehr zenitnahe Ziele sollte man tunlichst nicht wählen, das könnte zu Verwirrung führen. Oder ist doch Datum und Uhrzeit auch für den Deepsky Betrieb nowendig? Es heißt ja, bräuchte man nur für Objekte des Sonnensystems. Oder hat den StarSense der neue Standort so verwirrt, dass er sich erst darauf einstellen musste?

Mir war mittlerweile kalt geworden, speziell die Hände waren eisig. Die ganze Zeit auf der Handbox rumklappern und auf das Display stieren, und es war eben auch windig. Klar, die Blicke durchs Okular, und überhaupt, so ein Sternenhimmel, das war schon Labsal für die Seele. Als ich fuhr, ließ ich die offensichtliche Astro Gesellschaft zurück, die Leutchen waren noch nicht fertig, ich hingegen schon.

Fazit

Mit einem Refraktor auf der Montierung haben wir eine stabile optische Achse. Da kippt nichts, da verändert sich nichts. Das müsste zu einer sehr guten Goto Performance führen, so mein Schluss. Und es hat sich letztlich so bestätigt. Wenn alles passt, ist es eine Freude, zu sehen, wie die Objekte konsistent in der Bildmitte aufscheinen. Ganz ehrlich, mit einem normalen Dreistern-Alignment kriegt man es nie so hin. So, mit dieser Präzision, so konsistent, habe ich noch keine Skywatcher Goto Montierung gesehen, auch keine einer anderen Marke im bezahlbaren Bereich. Und dazu noch ohne perfekte Poljustierung. Einfach den Polarstern im Polsucher halbwegs in die Mitte stellen, das reicht vollauf. Wie ich schon gesagt habe, der StarSense ist für Einsteiger eine große Hilfe, und für routinierte Amateure ein Komfort-Feature. Ich habe letztlich gelernt: wirf das Zeug an, leg die Handbox weg, und warte bis das Teleskop nach vier Align Positionen und einer Kontroll Position stehen bleibt. Wenn dann StarSense Ready aufscheint, alles ok. 

Was ich noch gelernt habe. Bei der Celestron AVX hatte ich die RTC, und damit lief Datum und Uhrzeit mit. Bei Skywatcher Montierungen gibt es so etwas nicht, StarSense kann es auch nicht. Somit muss man vor jeder Session eigentlich Datum und Uhrzeit einstellen. Hochgenau auf Zehntelsekunde muss es sicher nicht sein. Egal wie, Planeten hat StarSense weder mit der AVX noch der EQ6 perfekt getroffen. Bei sehr niedrieger Vergrößerung, wie bei diesem Refraktor mit 32x, war Mars noch im Feld, ziemlich am Rand.. Beim C8 damals auf der AVX nicht mehr, im Sucher etwas neben dem Fadenkreuz.

Howdii