Das Wetter Ende Oktober 2021 brachte noch ein paar schöne, goldene Herbsttage, tagsüber mild, auch die Nächte. Allerdings, vor einer herannahenden Front eine straffe Südströmung, die ja für die milden Temperaturen zuständig war. Und damit gab es auch mehr oder weniger windiges Wetter. Südwind hat selten guten Himmel gebracht, so meine Erfahrung. Aber es gab eben ein paar klare, wenn auch mehr oder weniger dunstige, und teilweise auch sehr windige Nächte, die wir in meiner Sternwarte für weitere Tests mit dem SharpCap Livestacking nützen konnten.
Ziel war, die Kühlung der Kamera, die wir bei bisherigen Tests nur auf -5° C gehalten hatten, auf -10° C zu setzen, und mit automatischer Dark Subtraction im Live-Stacking zu testen. Was auch noch interessant war in Erfahrung zu bringen: Was bringt das Hintergrundabzug Feature, das im Prinzip den Farbschlag durch Lichtverschmutzung rausrechnen soll. Dabei gibt es zwei Optionen: "Simple Offset" und "Blended Offset". Man weiß es halt erst, wenn man damit gespielt hat, was es damit auf sich hat. Laut User Manual soll "Blended Offset" zu bevorzogen sein, insbesonders in Verwendung mit Darks und Flats Preprocessing.
Als Andi zu mir kam, war vor dem Haus kein Wind zu spüren, doch auf der Südseite des Hauses war es noch ein wenig windig. Wir brauchten sowieso etwas Zeit, bis wir für die Aufnahmeserien bereit waren Derweilen legte sich der Wind fast vollständig, das, was wir fallweise noch spürten, ist kaum der Rede wert. Der Himmel präsentierte sich durchschnittlich, 5 mag im Kleinen Wagen. Eine andere Geschichte waren die Wolken. Ein paar Schleier waren noch am Himmel vorhanden. Von Norden würden weitere Schleierwolken herein ziehen, das war auf dem Sat-Bild schon absehbar. Wie dick könnten diese Wolken sein? Vielleicht nur ein etwas mehr aufgehellter Himmel? Oder würden sie sich auflösen, was ich vorderhand annahm. Meine Vermutung sollte sich als halb richtig erweisen.
Die vorhandenen Schleier lösten sich tatsächlich auf. Der Himmel wurde im Zenitraum besser, auch südlich davon. Die heran ziehenden Wolken waren über dem Hausdach sichtbar, kamen allerdings nicht weiter voran. Unser Himmelsgebiet, wo wir mit dem Teleskop drauf hielten, blieb wolkenfrei. Später sahen wir im Osten einen Wolkenstreifen.
Unsere Arbeit bestand einmal darin, Darks zu ziehen. Man sagt SharpCap wie viele man mitteln will, stellt Gain und Belichtungszeit ein, und los. SharpCap legt auf Wunsch die Darks in einer Library ab, und stellt den Masterdark in einem Verzeichnis bereit. Wenn man den Masterdark für das Preprocessing auswählen will, zeigt SharpCap direkt die Library. Da wir nur den einen Masterdark hatten, war die Auswahl nicht schwierig.
Wir wollten nun auf M76 drauf halten, und mit dem Hintergrundabzug spielen. Also erst mal eine Serie von 30 Bilder zu 1 Minute ohne Hintergrundabzug, dann selbiges mit "Simple Offset" und nochmals mit "Blended Offset".
M76: 30x 1 Minute mit Dunkelbildabzug, ohne Hintergrundabzug
M76: 30x 1 Minute mit Dunkelbildabzug und Hintergrundabzug (Simple Offset)
M76: 30x 1 Minute mit Dunkelbildabzug und Hintergrundabzug (Blended Offset)
Beim Bearbeiten des Bildes mit Hintergrundabzug "Blended Offset" bin erschrocken. In Fitswork den Schwarzpunkt gesetzt, dann wollte ich die Farbgewichtung ändern, und kaum 5% Grün raus, wurde der Hintergrund violett. Oha, was ist da passiert? Nun ja, leichte Diskrepanz in den Daten - auch wenn man meint, die Darks mit dem gleichen Gain gezogen haben wie die Lights, war leicht daneben. Ist das der Grund, in Zusammenhang mit "Blended Offset"? Erst gab ich auf. Will nicht, basta. Dann wollte ich es doch nochmals angehen, versuchte den Schwarzpunkt in einer neuen Bearbeitung neu zu setzen. Oh! Jetzt auf einmal konnte ich die Farbgewichtung beeinflussen, ohne dass der Hintergrund farblich gleich voll auszuckt. Da habe ich vielleicht initial eine "schlechte" Stelle erwischt. Mit dem "Blended Offset" hat es offensichtlich nichts zu tun.
Was sonst? Viel Unterschied nicht. Man muss bedenken, wir sind mehr und mehr in den Zenit gekommen. Also es war schon schwierig, den M76 etwa gleich hin zu bekommen. Man darf sich nicht wundern, dass die Bilder mehr und mehr hergeben, wenn das Objekt höher und höher steigt. Wenn mich nicht alles täuscht, dann war im Bild ohne Hintergrundabzug etwas mehr Rauschen drin als in dem mit Hintergrundabzug "Simple Offset". Das letzte Bild mit Hintergrundabzug "Blended Offset" ist vielleicht eine andere Geschichte, man ist freilich verleitet mehr raus zu holen weil auch mehr an Signal da ist, dann weckt man aber auch wieder mehr Rauschen. Noch ist das letzte Wort dazu nicht gesprochen, ob "Blended Offset" wesentlich mehr bringt als "Simpe Offset".
Während der Aufnahmen wurde es etwas feucht, zumindest der obere Streulichtschutz des Newton war außen Tau nass. Innen nicht, da wir den Lüfter am Newton ständig laufen ließen, so gab es im Tubus "Wind", außerhalb kaum bis nicht.
Nach der Arbeit in der Sternwarte begleitete ich Andi noch zum Auto. Da sahen wir den Mond im Nordosten stehen, um festzustellen: auch der Mond hatte Korona, sogar ziemlich heftig. Selten so eine schöne Korona gesehen!
Als ich dann auf meiner Spätrunde mit Canis Maior war, sah ich auch im Süden Wolken. Der Zenitraum war noch immer unbehelligt. Ein Blick auf das Sat-Bild zeigte, die Wolken sind hier offenbar auf eine Luftmassengrenze angelaufen, hatten sich nach Osten ausgebreitet und dann zogen von Osten Wolken herein, daher die Wolken auch im Süden.
Andi ist etwas früher zu mir gekommen, aber wir sind später in die Sternwarte gekommen. Verplaudert oder so, derweilen lief halt der Lüfter am Newton, der Hauptspiegel war sicher gut gekühlt, bis wir zur Tat schritten. Der Himmel präsentierte sich etwas besser als letzte Nacht, 5.5 mag im Kleinen Wagen. Es war etwas windiger, dafür war der Himmel wolkenfrei und blieb es auch. Diese Nacht war sogar etwas milder als die letzte. Die Luftfeuchtigkeit war geringer, alles blieb trocken. Meist war es ja ruhig, kein bis kaum Wind, doch hin und wieder bekamen wir etwas stärkere Böen ab.
Andi wollte etwas mit seiner DSRL probieren, was nicht so nach Wunsch klappte. Wir hatten den Newton extra dafür balanciert, nun war die ASI 385 MCC wieder im Spiel, und wir mussten nochmals dafür umbalancieren. Egal wie, in dieser Zeit stieg unser Zielobjekt, NGC 981, wenigstens höher, und noch genug Zeit vor dem Erreichen des Meridians. So hielten wir 90 Minuten lang drauf, in einem Sitz. Eingestellt war Hintergrundabzug "Blended Offset", Dark Abzug sowieso, die Kühltemperatur der Kamera lag wieder bei -10° C.
NGC 891: 90x 1 Minute mit Dunkelbildabzug und Hintergrundabzug (Blended Offset)
Keine Probleme beim Bearbeiten - so stelle ich mir das vor. Einfach Schwarzpunkt setzen, ein bisserl Histo-Stretch und die Farbgewichtung nachbessern, zarter Rauschfilter, fertig. Was auffiel: Wir bekommen die Einstreuungen trotz Dark Abzugs nicht raus. Speziell eine Ecke ist heller, was beim Stacking mit einer Laufzeit von 30 Minuten noch nicht wirklich groß auffällt. Sonst, soweit recht zufrieden mit diesem Einsatz. Dem Autoguider ist nicht fad geworden, er hatte etwas mehr zu tun als in der vorigen Nacht, die Windböen zu parieren. Aber es gab keinen Ausschuss, alle Bilder wurden im Stack verwertet.
Da mir in der vergangenen Nacht schon kalt geworden war, war ich dieses mal winterlicher adjustiert. Für meine Spätrunde mit Canis Maior musste ich mich sogar etwas leichter bekleiden, sonst wäre ich in der noch immer recht milden Nacht ins Schwitzen gekommen.
Ein sonniger, aber recht windiger Tag, und eine wolkenfreie Nacht. Wir hofften, dass sich der Wind legen würde. Was teilweise ja der Fall war. Aber so wie gestern, ruhige(re) Phasen, dann doch wieder Böen. Klare Nacht, na ja. Nach meinem Gefühl der milchigste Himmel bislang, 5 mag in UMa, grad so. Dunstfelder waren auch auf dem Sat-Bild erkennbar.
Wir hatten erneut die ASI 385 MCC dran, und wollten nun - Andis Wunsch - auf die Galaxie NGC 925 drauf halten. Coole Ansage, gleich für 2 Stunden lang. Wiederum war die Nacht sehr mild, wie gesagt, keine Wolken, dafür eben fallweise Wind und die straffe Südströmung geht auch mit einer Höhenströmung einher, was eher schlechtes Seeing bedeutet. Wir lagen immer mit der FWHM etwas über 4 Bogensekunden. Nur die erste Nacht kamen wir im Zenitraum etwas unter 4 Bogensekunden.
NGC 925: 120x 1 Minute mit Dunkelbildabzug und Hintergrundabzug (Blended Offset)
Uije, 2 Stunden, und das ist noch viel zu wenig. Es ist ein Bild, wo praktisch alles schief gelaufen ist. Das Teleskop lag noch recht flach zu Beginn, der Himmel war so tief unten stark aufgehellt. Über die 2 Stunden manifestierte sich die Einstreuung durch die Kamera Elektronik stark. Nicht nur eine Ecke, auch entlang der Längsseite, und die beiden kurzen Seiten ebenfalls aufgehellt. Und das mit einem deutlichen Blaustich. Zuviel gewollt, und ob nicht hier die "Blended Offset" Einstellung beim Hintergrundabzug zum Bumerang geworden ist? Ich habe versucht, zu retten was zu retten ist an diesem Bild - hart am Anschlag was geht...
So sollte man es nicht machen, so tief am Himmel brauchen wir nicht mehr drauf halten. Das ist klar. Und 2 Stunden am Stück drauf knallen mit dem Live-Stacking ist offensichtlich auch keine gute Idee. Mit der ASI 385 MCC schon gar nicht.
Neuerlich eine klare Nacht. Aber, die nahende Front im Westen hat den Südwind nochmals stärker angefacht. Bei Spitzen mit 50 km/h ist es endültig zu viel für Arbeit in der Sternwarte. Andi kam dennoch, es gibt immer was zu tun. Wir brachten die Kamera auf Kühltemperatur und zogen Darks für diverse Belichtungszeiten, um einmal eine bestückte Dark Library zu haben.
Danach wollten wir noch eine Sensor Analyse der ASI 385 MCC in SharpCap durchführen. Andi hatte sein Tablet mit, eh schon die Helligkeit runter gedimmt, und dann mussten wir noch drei Blatt Papier dazwischen legen, damit der Sensor nicht von Überbelichtung geflutet wurde.
Wenn draußen ein stürmischer Wind weht, das Sternwartendach deshalb geschlossen bleibt, muss die Kühlung der Kamera mehr Strom ziehen. Wir lagen aber nur bei 40% Kühlleistung, weit weg vom Limit, und nur 10% höher als normal beim Imaging. Wir waren demnach etwas schneller mit unserer Arbeit fertig. Der Wind war statt vielleicht weniger noch heftiger geworden. Bei meiner Spätrunde mit Canis Maior musste ich mich schon fest dagegen stemmen.
Die Front kam in der Nacht, es waren aber nur Wolken, kein Regen.
Nach der Front, vor der nächsten Front, so hatten wir erneut eine kräftige Südströmung. Der lebhaft bis stürmische Wind hatte sich gegen Abend etwas beruhigt, doch bis wir in die Sternwarte kamen, blies er wieder lebhafter als uns lieb war. Zur Sicherheit ließen wir die Südhälfte des Sternwartendaches höher stehen, um einen gewissen Windschutz zu haben. Die offizielle Windrichtung war Südost, doch im verbauten Gebiet muss das nicht so sein. Mein Eindruck war, der Wind kommt direkt von Süden. Fallweise verwirbelte er, dann bekamen wir doch ziemlich heftige Böen ab, und das sehr häufig. Der Guider hatte sehr viel Arbeit, es gab heftige Korrekturen, die CEM120 spricht aber zum Glück spontan auf die Guider Befehle an, so konnten wir auch dieses mal unsere Arbeit durch bringen.
Es war mein Wunsch, einen Vergleich zu sehen: 30x 1 Minute gegen 10x 3 Minuten. Gleiche Gesamtbelichtungszeit von 30 Minuten. Man kann rätseln, oder es ausprobieren. Wir nahmen dafür den Bubble Nebula ins Visier, weil wir schon wissen, da kommt schon was mit relativ spärlicher Belichtung. Und beim hoch hinauf ragenden Süddach war eh nur der nördliche Zenitraum wirklich angesagt.
Der Himmel war wieder etwas besser, im Kleinen Wagen ging es schon bis 5.5. mag. Das Seeing war neuerlich nicht gut, FWHM wieder nur knapp über 4 Bogensekunden, obwohl wir recht hoch am Himmel operierten.
NGC 7635 (Bubble Nebula): 30x 1 Minute mit Dunkelbildabzug und Hintergrundabzug (Simple Offset)
NGC 7635 (Bubble Nebula): 10x 3 Minuten mit Dunkelbildabzug und Hintergrundabzug (Simple Offset)
Das Ergebnis ist klar und deutlich. No, na, in 3 Minuten hat man mehr vom Objekt drauf als in 1 Minute. Und die Sache mit dem Rauschen? Klar, weniger vorhanden im Stack mit 30 Bilder als mit 10 Bilder. Man sollte eher 30x 3 Minuten drauf halten. Das wäre besser, auch klar. Es ist so: Würde man das 30x 1 Minuten Bild so aufziehen, würde man auch exzessives Rauschen wecken. Die Lehre draus: Ohne Not nicht mit kurzen Belichtungszeiten auskommen zu wollen. Die Subaufnahmen durchaus auf 3 bis 5 Minuten, was halt noch geht. Davon dann möglichst viele. Das Rauschen sinkt ja mit der Anzahl der Bilder im Stack.
Der Wind hatte weiter zugelegt, so trachteten wir, den Tubus eher flacher zu legen. Wir wollten noch mit dem "Smart Histogram" Feature spielen. Unser Ziel, hm, wo soll man noch drauf halten, war halt NGC 1528, ein offener Sternhaufen. Leider etwas zu groß für unseren Sensor, wie sich herausstellen sollte. Nun ja, Smart Histogram hin oder her. Sicher wir hielten wieder auf einen helleren Himmelsbereich drauf. Und einen offenen Haufen würden wir schon auch mit geringer Belichtungszeit genug einfangen. So nahmen wir halt, weil wir Darks nicht beliebig ziehen wollen, die nächstliegenden Werte von Gain und Belichtungszeit, wo wir Darks dafür hatten. Die vorgegebene Anzahl von Aufnahmen lag immens weit über dem, was wir letztlich machten. Aber ja, wir hatten da ja nur einen Sternhaufen, oder anders ausgedrückt, ein paar Sterne...
NGC 2518: 31x 30 Sekunden mit Dunkelbildabzug und Hintergrundabzug (Simple Offset)
Im obigen Bild ist das ganze Sensor Feld voll mit dem Haufen, und damit ist er noch nicht gesamt erfasst. Ein APS-C Sensor hätte das besser hingekriegt. Egal, wenn man sich an ein paar Sternen im Feld auch erfreuen kann. Sensationell ist das nicht. Und: Smart Histogram hin oder her - wie ich oben schon geschrieben habe, ohne Not auf kurze Belichtungszeit, sollte man für die Subaufnahmen nicht dran sparen. Es ist halt auch so, ich hab meine Zeit nicht gestohlen, deswegen will ich auch in absehbarer Zeit ein brauchbares Bild haben.
Ein Wunder, dass wir bei diesem heftigen Wind überhaupt noch arbeiten konnten. Die Böen wurden bis 35 km/h ausgewiesen, und wurden später noch stärker, bis 40 km/h. Sicher, ohne den Windschutz durch das Sternwartendach wäre es unlustig geworden. Aber es zeigt auch, dass wir durchaus bei windigen Bedingungen nicht einfach aufgeben müssen, es geht immer noch was.
Insgesamt haben diese Nachtstunden in meiner Sternwarte Spaß gemacht, wir haben wieder einiges gelernt. Unser Ziel war, testen, üben, ob uns der Wind Sterne etwas verwackeln würde, wäre dabei auch eher egal gewesen. Dem war nicht einmal so, kein einzige Bild ging verloren, ob man es glauben will oder nicht.
Howdii