Die Corona Pandemie treibt seltsame Auswüchse, auch im Astronomie Sektor. Eine verstärkte Nachfrage trifft auf schleppenden Nachschub, viele gut nachgefragte Produkte vergriffen. So konnte ich schon im letzten Herbst viele Wünsche nicht mehr erfüllen. Die Lage ist nach wie vor schwierig, auf viele Produkte lange Wartezeiten, Monate, nicht Wochen.
Einen verspäteten Christkindl Auftrag konnte ich nun Anfang Februar schaffen. Man muss nehmen, was es gibt, was in den Budget Rahmen der Kunden passt, das war im Herbst auch schon so. Und so fiel mein Auge auf den Skywatcher 114/500 Newton auf einer neuen Montierung, genannt AZ-EQ Avant. Zum aktuellen Zeitpunkt dieses Berichts kostet das Set 260 Euro. Was ist mit der kleinen Montierung, taugt die was?
Ist dies ein "Kinderspielzeug", das nach ein paarmal Durchschauen nur mehr in der Ecke steht, oder kann es auch als Einsteigerteleskop gelten?
Beide Betriebsarten sind möglich. Wobei die äquatoriale Betriebsart einfach den Vorteil hat, dass man nur eine Achse nachführen muss. Freilich ist diese Betriebsart für Einsteiger auch ungewohnt, man muss eben das Teleskop von Ost- auf Westlage umschlagen. Das entfällt mit der azimutalen Betriebsart, da gibt es nur auf-ab und von mir aus rundherum (so lange keine Kabel sich herumwickeln können). Der Nachteil ist eben, dass man immer mit beiden Achsen nachführen muss.
Fertiger Aufbau. Links die AZ Konfiguration, rechts die EQ Konfiguration
Fangen wir mit dem Aufbau an. Man packt erst das Stativ aus. Es fühlt sich gegen das leichte Alu Feldstativ gut an, das wir von den EQ1 und EQ2 Sets kennen, das auch unter der Basis EQ3 zu finden ist. Wir haben hier ein Rundmaterial mit doch gewisser Wandstärke. Die Höhenverstellung wird geklemmt, wie wir es von Wanderstöcken her kennen. Ein Dreh, das Bein geht eher schwer raus ziehen, das heißt, sehr passgenau, und wird mit einem Gegendreh wieder geklemmt. Insgesamt gewinnt das Stativ an Standbreite durch das Ausziehen, es wird nicht unbedingt instabiler, wirkt soweit mal solid. Diese Spinne und Ablageplatte ist halt nicht der Ausbund an Stabilität. Plastik, die Ablage wird einfach rein gedreht und klemmt sich so fest. Egal wie, wie gesagt, es gibt Schlechteres. Wenn etwas, und immer schon habe ich es kritisiert, das Stativ zum Schaukeln bringt, dann diese Gummifußerl. Irgendwann sind die eh durch. Es steht das Stativ sicher besser, wenn Metall direkt auf den Boden kommt. Die Gummidinger sind Fußbodenschoner, für die Wohnung. Weil solche Teleskope oft im Wohnraum stehen, um sich einen intellektullen Touch zu geben. Räusper, das musste mal raus...
Diese Kurzsäule weist einen deutlich stärkeren Querschnitt auf, ist durchaus solid, schon wenn man sie in der Hand hält. Man kann sie verwenden, muss nicht. Das Stativ kann man weit genug ausfahren, dafür braucht es die Kurzsäule nicht. Am ehesten wird die Kurzsäule im AZ Betriebsmodus erforderlich sein, damit der Tubus glatt nach unten schwenken kann. Auf jeden Fall, mit der Kurzsäule muss man das Stativ nicht sehr hoch ausfahren.
Die Kurzsäule wird von unten mit einer Schraube gegen den Stativkopf gezogen und so fixiert. Den Kopf der Säule kann man abnehmen, verschraubt ihn mit der Montierung und setzt ihn wieder auf. Der Kopf wird mit drei seitlichen Klemmschrauben fixiert. Zu sehen sind zwei der Klemmschrauben im rechten Bild oben. Der Kopf der Kurzsäule ist im Styling so gehalten wie das untere Ende. Soweit, durchaus mal attraktives Design.
Das Stativ, hier ist die Spreizplatte (zugleich Ablage) mit der Spinne erkennbar, sowie die Höhenverstellung
Die
Kurzsäule
Sowohl
das Stativ wie auch die Montierung selbst verfügen
über eine
Libelle. Die zwei Dinger sind sich sogar weitgehend einig
Die silbrige Kugel unten ist Teil der Knebelschraube, die zur Fixierung
der Säule oder Montierung dient
Da ist mir gleich mal die Höhenverstellung aufgefallen. Nein, nicht nur einfach eine Schraube, die sich gegen das Übergewicht auf der anderen Seite abstützt. Wir haben hier einen Schneckentrieb. Nobel geht die Welt zugrund', könnte man sagen. Das macht einen guten Eindruck. Die eingestellte Polhöhe kann auch sicher geklemmt werden. Die Skala mit der Polhöhe ist wiederum etwas grob in der Auflösung, 3° Unterteilungen.
Immerhin, wir haben auch eine AZ Feinverstellung und Konterung. Die Achsklemmung ist wie bei der Smart EQ ausgeführt, die ich im Herbst des Vorjahres, mit einem 70/700 Refraktor drauf, in der Hand hatte. Nicht so übel. Dann die Feintriebe in beiden Achsen, man dreht direkt an der Schneckenwelle. Weitgehend spielfrei. In RA auf jeden Fall, in Dec habe ich ein kleines bisserl Spiel gefunden, was sich aber nur bei sehr hoher Vergrößerung bemerkbar machte.
Hier
ist der Polblock der Montierung zu sehen.
Die Höhenverstellung
(Schraube links), die Klemmung (Hebel an der Achse), sowie das
Schneckenrad (die Verzahnung unter dem Dec Kopf)
Hier
die Ansicht von der "Nordseite". Das "Schneckenrad" ist hier als
normale
Verzahnung ausgeführt, deshalb läuft die Verstellung
spielfrei.
Wir sehen hier noch die AZ Feinverstellung und Klemmung, mit zwei
Inbusschrauben
Also die Polhöheneinstellung, die AZ Feinverstellung, das sind durchaus Merkmale, die man bei den "richtigen" Astromontierung in ähnlicher Form auch findet. Diese Art der Polhöheneinstellung sogar relativ selten. Insgesamt, ein erfreuliches Konzept. Klein, aber oho! Warum dieser Aufwand? Man bekommt als Zubehör einen RA Nachführmotor, man staune, mit ST4-Level Autoguider Eingang.
An der Smart EQ, die ich - wie gesagt - im Herbst in der Hand hatte, war eine Prismenklemme dran. Interessant, hier finden wir keine. Das Teleskop hat zwar eine 2" Prismenschiene montiert, die EQ-AZ Avant biete jedoch keine Prismenaufnahme. Die Prismenschiene hat in diesem Fall 1/4" Fotogewinde Bohrungen, und man verschraubt einfach.
Ja, kann man manchen, mit so einem "Provisorium" habe ich lange Zeit gelebt, meine Vixen SP-DX hat auch nur so funktioniert, da sind die Rohrschellen direkt mit dem Montierungskopf verschraubt worden.
Nun, man kann aber bei der EQ-AZ Avant schnell eine Prismenklemme nachrüsten. Habe hier eine Baader Prismenklemme liegen, die ein 1/4" Fotogewinde in der Mitte hat. Passt genau drauf. Und schon hat man eine Schnellkupplung für das Teleskop. Kostet halt etwas. Doch wer's haben will, geht. Schließlich könnte man so auch ein anderes Kleinteleskop schnell aufsetzen, oder Fotozeug, in welcher Form auch immer.
Wir
sehen hier die Klemmen der Achsen (Viel-Flügel Muttern,
sozusagen), die Schneckenwellen an beiden Achsen mit den Feintrieben.
Und oben bei der Dec Achsklemme sieht man auch die Sterngriffschraube,
die zur Befestigung des Teleskops bzw. einer extra
Prismenklemme dient
Und hier ist die Baader Prismenklemme drauf
Und hier die Schnellkupplung für's Teleskop, mit der Baader Prismenklemme realisiert
Das hintere Ende des Tubus - keine Justierschrauben. Der Tubus ist hinten geschlossen. Gut, und auch nicht
Hier ein Blick in den Tubus, auf die Spinne und die Fangspiegel Justierschrauben
Der kleine 114/500 Newton ist ein Leichtgewicht. Also der bringt diese kleine Montierung sicher nicht in Verlegenheit. Was man natürlich erwartet, Zahnstangenfokussierer, für 1.25" Okulare. Statt des 5x24 Suchers, mit dem man eh auch nicht viel sieht, ist hier ein Rotpunktvisiergerät drauf. Ein erster Blick in den Auszug: Wirklich justiert schaut die Optik nicht aus. Ich griff mal routinemäßig hinten ans Teleskop, und fand nichts. Ha? Da gibt es keine Justierschrauben. Ein Deckel drüber? Vorsichtig kletzeln, nein. da geht nichts ab. Man kann nur die Zelle als Ganzes abschrauben. Blick von vorn in den Tubus, aha, keine Halteklammern, das heißt, der Hauptspiegel ist fix eingeklemt. Na bitte, hoffen wir, dass es passt. Man kann also die Optik nur über den Fangspiegel justieren. Wie man an obigem Foto bereits sieht, haben wir eine dreiarmige Spinne. Was mich an meinem ehemaligen 110/900 Tasco Newton erinnert. Der Fangspiegel wird über drei Madenschrauben justiert.
Ich nahm nun ein Justierokular, steckte es in den Auszug, und ging an die Arbeit. Nach etwas Schrauben brachte ich das Reflektierte Fadenkreuz mit dem Fadenkreuz des Justierokulars zur Deckung. Offset war erkennbar, aber die drei Streben der Spinne erschienen gleich lang, die Reflektion des Sekundärspiegels schön in der Mitte. Na dann, scheint mal die Justierung gelungen, ohne weitere Probleme. Zumindest kann man sagen, da es keine Hauptspiegel Justierschrauben gibt, kann hier auch nichts irrtümlich dejustiert werden. Speziell Kinder drehen gern an allen möglichen Schrauben...
Dass der Tubus hinten dicht ist, hat seine zwei Seiten. Gut: Licht kann von hinten nicht in den Tubus. Schlecht: der Spiegel bekommt kaum Luft, kann seine Wärme nur nach vorn abgeben. Ja, eh, so eine gewaltige thermische Masse hat der kleine 114 mm Spiegel wohl nicht. Das Teleskop rechtzeitig raus stellen, dass es sich an die Außentemperatur anpassen kann, wird's tun. So haben wir es damals auch gemacht, auch an meinem 110/900 Tasco war hinten dicht, einzig, der hatte dort Justierschrauben, sogar in Zug- Druck Ausführung.
Geliefert, und am nächsten Tag bahnte sich ein klarer Nachtbeginn an. Ich wusste, von Westen werden Wolken kommen. Alsdann, das Set war schon zusammen gebaut, ein paar Okulare zum Test herrichten, und raus damit, unter den Sternenhimmel. Das Set ist so leicht, man kann es an der Kurzsäule gut packen und mit einer Hand hinaus tragen. Einzig, die Stativbeine wird man eingefahren lassen, sonst klopft man überall dagegen damit. Man muss draußen sowieso die Höhe anpassen, und sollte, wenn's leicht geht, und schon Libellen vorhanden sind, das Stativ auch nivelliert hin stellen. Wenn man alles richtig montiert, hat man die Gegengewichtsstange in Polstellung genau über einem Stativbein, und dieses schaut nach Norden. So steht es stabil, und wie die großen Montierungen, üblicherweise. Mit Okular balancierte ich noch den Tubus und das Gegengewicht, das war rasch erledigt. Den Fokussierer orientierte ich so, dass er in Polstellung genau nach oben zeigt. So spart man im Prinzip die Notwendigkeit, den Tubus in den Rohrschellen rotieren zu müssen.
Die mitgelieferten Okulare, wie immer, diese werden einem auch noch nachgeschmissen, wenn man einen 10" Dob kauft. Das 25 mm, ein Kellner, das auf Weitwinkel spielen will, das geht nicht gut. Schwalben über Schwalben, ein ganzes Vogelhaus im Okular, aber Sterne sind das nicht. Her mit einem 25 mm Plössl. Ah, gleich etwas ganz anderes. Scharfe Sterne über das gesamte Feld. Ich visierte kurz einen hellen Stern an: Ja, Justierung gelungen, schaut perfekt aus. Mit dem Rotpunktsucher hatte ich nichts zu tun, der war sogar gleich richtig, was ich damit anvisiert hatte, war auch in der Mitte des Okulars. Der Fokussierer lief etwas streng, man hat ein bissl gewurstelt damit und das Teleskop zu Schwinungen angeregt. Ich habe das etwas nachgestellt, und gleich war der Fokussierer geschmeidig zu bewegen, ohne dass etwas wackeln würde. So ist das gleich ein anderes Gefühl beim Beobachten.
Dann schauen wir doch mal. Die Pleiaden anvisiert. Im 25 mm Plössl, bei 20x schön eingerahmt, noch etwas Himmel rundherum. Mit einem 20 mm Plössl sind die Pleiaden schon formatfüllend. Da hat eindeutig das 25 mm Plössl den besseren Eindruck hinterlassen. Nun spielte ich mit div. Okularen. Hatte dabei gleich mal zwei schadhafte TS SP, ein 6 mm und ein 4 mm, die jeweils Doppelbilder erzeugten. Na sowas. Ich habe den Verdacht, das bei einem das eine Achromatenpärchen nicht nur nicht auf Achse ist, sonder verkehrt auch noch drin. Das nennt man Qualitätsprodukt. Mein Gott.
Ich steckte nun ein 8 mm SWA auch rein, ohja, das geht gut. Das 10 mm Kellner aus dem Lieferumfang geht auch. Mit einer 2x Barlow sowieso. Und das 8 mm SWA mit einer 2x Barlow hat sich auch gut gemacht.
Letztlich habe ich noch ein altes 4 mm Kellner gefunden, und das mit der 2x Barlow auf Mars gesetzt. Oida, spinnst? Den 114/500 Newton bei 250x? Na gar nicht übel. Ich konnte perfekt fokussieren. Kaum kommt der Planet aus der Bildmitte, hat man laterale Farbe vom Okular, aber genau in der Mitte passt die Abbildung. Scharf! Seeing gut! Die Sterne flackerten nicht. Obwohl der Jetstream genau drüber ging, aber das ist noch nicht schlimm, wenn die Geschwindigkeit hoch ist, die Strömung dafür laminar ist. Bester Beweis. Ich kann nur sagen, ich konnte auf Mars sogar ein wenig Details ausmachen. Dabei wird der Bursche ja schon schwächer und erscheint auch kleiner im Okular. Das heißt nur, der kleine schwarze Teufel von Newton ist scharf! Der kann das. Der kann den Bereich von Widefield bis Planeten und Doppelsterne abdecken!
Leztlich noch mal bei 20x auf den Orion, auf das Schwert. Das ganze Schwertgehänge im Okular, fein, und der Orionnebel, obwohl der Himmel immer stumpfer wurde, erstaunlich! Ich war angefixt. Das kleine Röhrl, auf dieser Montierung, es geht weitgehend wackelfrei beobachten! Und gibt schon was her!
Was soll ich sagen. Wenn eine Optik ok ist, macht das Okular aus, was man zu sehen bekommt. Gönnt man dem kleinen Newton gute Okulare, dann aber oho! Und wenn man nicht immer wieder an der RA Schneckenwelle nachdrehen will, wobei, das ist kein Beinbruch, könnte man sich auch den Nachführmotor gönnen. Zum Planeten Beobachten sicher kein Fehler. Es ist nicht nur ein Komfort Gewinn, es ist auch ein Gewinn an Information, weil man das Objekt ruhig im Feld hat, und sich nur drauf konzentrieren muss, was man sieht.
Ist nun dieses Teleskop als Einsteigerteleskop einzustufen? Klares Ja! Gute Okulare dran, vielleicht noch einen besseren Sucher, einen optischen 6x30, dann braucht man nur mehr die Himmelsobjekte finden! Ich hab mir als "Betthupferl", sozusagen, noch den Doppelhaufen im Perseus reingezogen. Ein feiner Anblick! Aber es war auch der Zeitpunkt, wo von Norden her die Wolken immer höher stiegen. Fertig.
Es ist klar, der Einsatzpreis ist mal nicht sehr hoch. Mit Okularen kann schnell nochmal so viel zusammenkommen. Aber investiert man das, vielleicht auch noch die Baader Prismenklemme, hat man ein Schnellspechtl Teleskop, gar nicht schlecht. So ein Ding, auch wenn man vielleicht im jugendlichen Alter dran kommt, niemals hergeben. Es ist selbst im Erwachsenenalter immer noch ein schnell einsetzbares Teleskop. Und genau so ist es besser als jeder Feldstecher, wenn man aus Aufwandsgründen vielleicht ein größeres Teleskop nicht aufbauen wollte. Es ist wie es ist. Der kleine Newton auf der EQ-AZ Avant setzt dem inneren Schweinehund wenig Widerstand entgegen.
Wie das Leben spielt, hatte ich kurz drauf ein weiteres Exemplar in der Hand. Ein Unterschied wie Tag und Nacht. Shiftender Zahnstangen-Fokussierer, ja, das ist häufig anzutreffen im Billigsegment, meist sogar. Man hat Glück, wenn man einen ohne nennenswertes Shifting antrifft, wie es beim ersten Test der Fall war. Nun anders. Mit viel "Schmalz" wurde versucht, das übermäßige Spiel zu kurieren. So viel, dass der Fokussiertubus oben schon angeranzt war. Man greift nur die Okular Klemmschraube an, und hat das pickerte, zähe Fett schon auf den Fingern, und verteilt es, wo man hintapst. Da war gleich eine Kur notwendig. Ich habe irgendwie versucht, das Shifting zu minimieren, konnte es zumindest auf ein eträgliches Maß reduzieren.
Die Optik erschien auch nicht justiert, ich verfuhr wie beim ersten Test. Dann hinaus in die klare Nacht. Auweh, diese Abbildung, astigmatisch, nicht nur ein bisserl, heftig. Justiert schaut das auch nicht aus. Da passt gröber was nicht. Gleich den Inbus her, extrafokal hätte es gepasst, intrafokal gar nicht. Also da ist der Wurm drin.
Wieder drinnen, nein, das schaut wirklich nicht justiert aus. Der Fangspiegel eigentlich wie eine Zwetscke, wenn man so schief auf den Hauptspiegel schaut, ist stark astigmatische Abbildung eigentlich kein Wunder. Aber, die Justierung ist trickreich. Man hat keine Anhaltspunkte. Im Fangspiegel sieht man den Hauptspiegel nicht mehr, er ist um das berühmte A..lecken zu klein. So tappt man eigentlich nur herum. Ein weiterer Versuch und Test schlug wieder fehl.
Ich musste mir noch ein spezielles Justiertool zulegen, obwohl derer schon genug herumliegen, offenbar doch noch eines zu wenig. Damit war es letztlich möglich, den Fangspiegel mal unter dem Fokussierer zu zentrieren. So ungefähr, wenn der Fokussierer shiftet. Nun noch mit Justierokular die Sache möglichst hinkriegen. Wieder raus zum Test. Ah, fast. Ein klein wenig justierte ich nach, wirklich nur eine Winzigkeit. Und die Erlösung, nun war intra- wie extrafokal der Schatten in der Mitte des defokussierten Sterns. Ein neuerlicher Check mit dem Justierokular, ja eh, wie halt der Fokussierer shiftet, wenn man es so will, passt es so. Am Stern, das ist die Wahrheit, sozusagen. Man möge den Fokus auch immer konsistent von einer Richtung her anfahren, so kann man auch mit dem shiftenden Fokussierer besser leben.
Die zweite im Test befindliche Montierung hatte weniger steife Achsen. Da zeigte sich gleich: Die Idee mit der Prismenklemme als Schnellkupplung funktioniert nicht wirklich. Hat man ein etwas schwerers "Nobelplössl" drin, oder eines der leichteren mit kürzerer Brennweite zusammen mit der 2x Barlow, dann geht es mit dem Gegengewicht nicht mehr aus, es sitzt schon unten auf Anschlag. Durch die Prismenklemme kommt der Tubus weiter weg, mehr Hebelweg, es balanciert nicht mehr. Wenn man so etwas wollte, halt in einer "Spezial Edition", wo man sich irgendwie behilft, um mehr Gegengewicht zustande zu bringen. Ein Stapel dicker Beilagscheiben bringt auch was zusammen, ist halt nicht schön.
Die üblichen Planetary Okulare, beileibe nicht schlecht, sind aber schon mit dieser f/4.4 Optik überfordert. Zu viel Feld wird abverlangt. Ein 25 mm Plössl, spielt eh nicht auf Weitwinkel, kommt schon genug ins Schwitzen. Mit gewisser Randunschärfe muss man bald mal leben. Das war letztlich auch für mich an meinem ehemaligen 18" f/4.4 Dob so, eine ganz andere Preisrelation, von Teleskop, und Okular..
Wollte ich jetzt dran rütteln, dass dieser 114/500 Newton auf der kleinen Montierung auch als Einsteigerteleskop für Erwachsene geht? Nicht wirklich. Sicher, man ist preislich noch immer im Bereich des "Graffl". Aber man sieht etwas, es ist ein kleines, handliches Teleskop. Und wer es ausschöpfen kann, sieht viel damit. Wie schon gesagt, g'scheite Okulare müssen dran, dass man das Röhrl auch ausschöpfen kann.
Mit kleinen Unzulänglichkeiten muss man leben. Gewisse Serienstreuung gibt es sowieso. Etwas wackelig, mehr oder weniger shiftender Fokussierer, speziell bei der niedrigsten Vergrößerung wird man es mit Randunschärfe zu tun haben. Das Auge merkt es aber nur, wenn hellere Sterne am Rand erscheinen. Bei schwächeren Sternen tolertiert das Auge gar viel, vor allem, wenn man nur die Bildmitte fixiert.
Ein
Gedanke noch. Man stelle sich vor, jemand bestellt so etwas online,
Preis passt ja, in den Warenkorb. Paket kommt. Der Zusammenbau wird
wahrscheinlich kaum wen überfordern. Und dann der erste Blick
durch: Abbildung kaka. Entweder steht das Teleskop dann herum, und man
findet es nach vielleich zwei Jahren auf "willhaben", oder es geht
gleich zurück, weil schlecht. Schlecht? Mit den zwei mitgeliefeten
Okularen halt auch, was fängt man mit einem 114/500 mit einem 25
mm und einem 10 mm Kellner an? Bei 50x ist Schluss, und wenn die
Optik fest dejustiert geliefert wird, mit dem 25 mm Kellner, das auf
Weitwinkel für ein Kellner spielen will, wird das sowieso nur eine
Enttäuschung pur sein können. Ich kann da nur den Kopf
schütteln. Ein aufkeimendes Interesse an der Astronomie ist damit
schnell zerstört. So soll es nicht sein. Meiner einer hat auch
schon viele Newton Teleskope justiert, und diesem zweiten Exemplar habe
ich auch noch Manieren beigebracht. Dass dies ein Einsteiger
fertigbringen würde, ist nicht zu erwarten.
Howdii