Der Hersteller nennt sich Orion Telescopes & Binoculars, nicht zu verwechseln mit Orion UK. Als ehemaliger Sky & Telescope Leser habe ich die Orion Produkte regelmäßig in den Werbespalten gefunden, mal war auch ein Produkt Test dabei. Man könnte sagen, es sind im Grunde Skywatcher, anders aufgemacht, teils mit Mehrwert, aber auch eigenständige Produkte gibt es. Das vorgestellte Teleskop ist ein 10" Dobson mit einer Öffnung von 254 mm, einer Brennweite von 1200 mm (f/4.7). Das "i" und der Zusatz "IntelliScope" bezieht sich auf die Encoder und den Teleskop Computer, man nennt dies auch digitale Teilkreise. Es ist kein brandneues Produkt, die IntelliScope Dobson gibt es schon lange. 2004 haben es die IntelliScope Dobson zum Hot Product in Sky & Telescope geschafft. Ich habe auch schon einen 8" dieser Bauart irgendwann, irgendwo in der Nacht gesehen und auch durchgeguckt. Es ist nur so, dass mir der Zufall jetzt so ein Ding in die Hand spielte, und ich mich damit näher auseinandersetzen konnte.
Der Orion 10" XT IntelliScope Dob beim First Light in meiner Einfahrt
Der Tubus ist praktisch ein Skywatcher, Stahlblech, halt nicht weiß, sondern braun mit "Goldglitter" lackiert. Fallweise wirkt der Tubus auch sehr dunkel, fast schwarz - Chamäleon Effekt der Metallic Lacke. Die Tubus Mechanik ist ganz typisch Skywatcher: Spinne, geklebter Fangspiegel, Crayford Okularauszug, Hauptspiegel und Zelle. Daran war für mich nichts überraschend, und ich ahnte schon, was mich im Startest erwarten würde. Die am Tubus angebrachten Höhenräder sind fast gleich wie bei den Skywatcher Dobs, hier findet man aber schon erste feine Unterschiede.
Die Rockerbox und das Groundboard drunter unterscheiden sich schon mehr von den Skywatcher Dobson. Wohl erkennt man noch die geschwungene Seitenwand der Rockerbox, hier hat man aber Ausnehmungen, die einerseits Gewicht sparen, andererseits ist es nicht unpraktisch, weil man auch seitlich in die Rockerbox hinein greifen kann. Letztlich kann man auch die Rockerbox anders als beim Griff fassen, um sie zu tragen. Statt glatt und weiß wie bei Skywatcher sind die Orion Rockerboxen leicht strukturiert und schwarz laminiert. Klarerweise hat die Ausstattung mit Encoder Spuren hinterlassen, dafür musste die Konstruktion schon etwas umgekrempelt werden. Die Encoder sind nicht irgendwie außen draufgepappt, sie sind integriert.
Wenn man das erste Mal ein derartiges Teleskop zusammenbaut, erschließt sich nicht alles auf den ersten Blick, was man an Löchern, Aussparungen und vormontierten Komponenten vorfindet. Im Laufe des Arbeitsfortschritts, unter Konsultierung der Beschreibung wird es langsam klar. Die Beschreibung sollte man wirklich lesen, die Details sind es. Dennoch bin ich auch auf Ungereimtheiten gestoßen, wo ich selbst erfinderisch werden musste.
Prinzipiell werden die Teile der Rockerbox, die beiden Seitenwände, das Frontbrett, der Boden, mit Schrauben zusammengefügt. Ganz wie gehabt, egal Skywatcher oder GSO. Es sind gleiche Schrauben, es passt der selbe Inbusschlüssel. Das Groundboard ist als Dreieck ausgeführt, im Gegensatz zur Konkurrenz, wo das Groundboard rund ist. Unten sitzen die Kunststoff Füße, soweit noch alles bekannt. Genau über den Füßen, richtig so, sitzen oben, hm, ich sage einmal "Gleitsteine". Nach Teflon spürt sich das nicht an, es ist nicht so "seifig", ich vermute hier Nylon. Es sind auch nicht nur "Pads", wie man es so von Teflon kennt, 2 mm oder 3 mm stark, es sind festere, runde Dinger, 7 mm hoch. Ich habe zumindest die Kanten mit Schleifpapier abgerundet, damit ergibt sich ein schönerer Lauf auf dem strukturierten Laminat der Unterseite der Rockerbox. Ein alter Trick, um hörbare "Kratzigkeit" zu vermeiden.
So, nun geht es daran, die Platinen und Encoder zu befestigen, und vor allem die Rockerbox mit dem Groundboard zusammenzufügen. Hier muss man aufpassen, was man tut. Nachfolgend Bilder mit Beschreibung. Eine Anmerkung: Die meisten Bilder sind im Innenraum bei künstlichem Licht fotografiert worden, ohne Blitz, weil dieser sich stark an dem Laminat der Rockerbox spiegelt und letztlich mehr stört als dass er was bringen würde. Daher bitte ich um Verzeihung, wenn die Bilder etwas dunkel und vielleicht etwas verrauscht sind.
Die
Platine auf der linken Seitenwand der Rockerbox. Innen werden die
beiden Encoder Kabel zusammengeführt, außen an der
Rockerbox
findet sich die Buchse, wo die Handbox angesteckt wird.
Die
Höhenräder laufen auf den schwarzen
Zylindern.
Die
weißen, oben abgeschrägten Gleitsteine dienen erst
einmal
dazu, das Höhenrad beim Einsetzen des Tubus in die Rockerbox
zu
leiten, und eine Distanz herzustellen, damit die Platine nicht
beschädigt wird.
Wie wir weiter sehen werden, haben
sie eine
andere Funktion auch noch zu erfüllen.
An
der rechten Seitenwand der Rockerbox wird innen die Platine mit dem
Altitude Encoder montiert. Hier muss man schon aufpassen, den Encoder
in der richtigen Höhe zu montieren, die Platine hat
hierfür
Längslöcher.
Die Platine sitzt auf Beilagscheiben mit
etwas
Distanz. Der Encoder soll letztlich direkt am Höhenrand
anliegen
und wird von außen mit einem Bolzen fixiert. Dadurch ist die
Abnahme des Höhenwinkels gewährleistet.
Über
dem Encoder
findet sich ein schwarzer Kegelstumpf mit abgerundeter Kante, dieser
weist das Höhenrad
beim Einsetzen des Tubus über den Encoder hinweg hinunter zu
den
beiden Auflagen.
Dass der Encoder beim Einsetzen des Tubus aber
seitlich mit dem Höhenrad in Kontakt kommt und etwas klappert,
wird kaum zu vermeiden sein.
Was gleich beim Ansehen der Encoder auffällt: Es sind keine optischen Encoder, es sind magnetische Inkrementalgeber. Sie sind einerseits robuster gegen Umwelteinflüsse, andererseits haben die magnetischen Encoder auch so ihre Tücken, die ich im Laufe der Testarbeiten kennenlernen durfte. Das ganze Werkel zur Funktion zu bringen, war nicht so einfach. Speziell der Azimut Encoder, der unter dem Boden der Rockerbox sitzt, und praktisch in die Mittelauflage der Rockerbox "integriert" ist, hat etwas mehr Aufmerksamkeit gefordert. Und hier musste ich auch nachbessern.
Die
Platine des Azimut Encoders sitzt an der Unterseite der Rockerbox. Die
Platine wird auf einer Seite angeschraubt und dort mit einer
Unterlegscheibe mit etwas Distanz zum Boden der Rockerbox montiert.
Das
andere Ende ist "frei fliegend", hier habe ich nichts in der
Beschreibung oder Explosionszeichnung gefunden.
Die Messingbuchse die
den Encoder aufnimmt, und von unten durch den Boden der Rockerbox geht,
ist hier
schon eingesetzt.
Man erkennt auch schon meine Modifikation: Ich habe
Matgerial der gleichen Stärke wie die der
Unterlegscheibe beim freien Ende der
Platine untergelegt, damit die Platine nicht schief gedrückt
wird.
Hier ist der Azimut Encoder aufgesetzt. Er wird letztlich im "Sandwich" zwischen Rockerbox und Groundboard gehalten.
Von unten drückt das Groundboard eine Beilagscheibe gegen den Encoder (man sieht bereits den Abdruck auf dem Encoder im Bild weiter oben), durch die Messingbuchse wird von ganz unten durch das Groundboard ein Bolzen als Achse geführt.
Hier sieht man die Oberseite des Bodens der Rockerbox. Die Messinghülse steht ein bisschen heraus, und der Bolzen hat oben ein Gewinde. Drauf kommt eine selbst sichernde Mutter. Dadurch ergibt sich der Druck des Paketes, und der ist kritisch. Die Rockerbox selbst wird durch diese Messinghülse ja geführt, und liegt auf dem Bund der Messinghülse auf. Nicht ganz, da ist die Platine des Az Encoders dazwsichen, und meine Beilagen... Das "Paket" mit dem Encoder bestimmt die Distanz zwischen Rockerbox und Groundboard, übernimmt so auch die Funktion des Mittellagers, damit die äußeren Gleitsteine etwas entlastet werden, und sich so ein leichterer Lauf in Azimut ergibt. Man könnte so die Rockerbox einfach vom Groundboard abziehen. Also muss noch eine Sicherung rein, eine Beilagscheibe, damit das ganze Zeug zusammen bleibt, wenn man es anhebt.
Hier ist die Beilagscheibe unter der selbst sichernden Mutter zu sehen. Allein damit hat sich aber ein recht großer Spalt ergeben, das Groundboard konnte beim Abheben eine erhebliche Distanz zur Rockerbox annehmen, was den Encoder eventuell schief sitzen lassen könnte. Das wird wohl auch geschehen sein. Deshalb habe ich unter der Beilagscheibe noch Beilagen eingefügt, um diese Distanz zu minimieren. Wenn man seitlich zwischen Rockerbox und Groundboard in den Spalt hinein schaut, soll der Encoder sauber sitzen und in gleichmäßigem Abstand zur Platine drehen. Was man auf diesem Bild auch sieht: das Encoder Kabel wird in die Buchse gesteckt, die an der Platine unter dem Boden der Rockerbox sitzt. und durch eine Aussparung von oben zugänglich wird.
Und
so sieht das Groundboard montiert von unten aus. Der Bolzen hat einen
Sechskant Kopf, oben hat man eine selbst sichernde Mutter, also werkt
man mit zwei Gabelschlüssel,
um Rockerbox und Groundboard
zusammenzufügen und den richtigen Anpressdruck für
den
Encoder einzustellen.
Das
ist die fertig aufgebaute Rockerbox, von oben gesehen. man sieht die
Kabel vom Az Encoder und vom Alt Encoder kommend links zur
Platine laufend, wo die Kabel mittels Steckbuchsen
zusammengeführt
werden.
Der Alt Encoder sitzt rechts, der Az Encoder ist ja nicht
sichtbar, er sitzt unten am Boden der Rockerbox. Die Kabelklemmen sind
einfach mit Selbstklebepads befestigt.
Es geht darum,
herumhängenden Kabelsalat zu vermeiden, damit der Tubus
ungehindert durch schwingen kann.
Die verwendeten magnetischen Encoder bestehen aus einer relativ dicken runden Metallscheibe, auf deren Rand auf einer Seite ein Ring magnetischen Materials aufgebracht ist. Dieser Magnet Ring läuft bei der Drehung über den Sensor. Da es hier um ein Magnetfeld geht, ist die Distanz zwischen Magnet und Sensor kritisch, was speziell beim Az Encoder der Fall ist. Man muss nach Zusammenbau der Rockerbox mit dem Groundboard sehen, dass der Encoder sich mit dreht, und er soll dies auch tun, wenn das Gewicht des Tubus auf der Rockerbox lastet. Bevor das nicht gewährleistet ist, braucht man gar nicht unter dem Sternenhimmel mit diesem Zeug spielen wollen. Die Handbox bietet Testfunktionen, wo div. Diagnose Informationen über die Encoder selbst abgelesen werden können. Auf Fehlersuche sollten diese Daten kontrolliert werden. Weiters gibt es einen Alt-Az Test. Dabei muss nachgewiesen werden, dass bei einer vollen Drehung der Rockerbox um die eigne Achse die Az Anzeige wieder auf 0 geht. Detto muss die Alt Anzeige von der Waagrechten bis in die Senkrechte 0 bis 90 Grad zeigen. Dann wäre man ready für einen nächtlichen Praxistest.
Nicht wirklich sensibilisiert für dieses Thema, bin ich auch in alle möglichen Probleme hineingelaufen. Speziell die schief sitzende Az Platine war ein Problem. Der Encoder ist irgendwo dem Sensor zu nahe gekommen, und hat etwas magnetisches Material abgeschabt. Dann waren magnetische Brösel verteilt, und ein voller Kreis hatte etwa 30 Grad zu viel. Na so wird das nichts. Mein erster Test damit war auch entsprechend "erfolgreich". Ich habe darauf hin Groundboard und Rockerbox getrennt, den Encoder gesäubert, und eben die Platine am Ende wo sie in der Messingbuchse sitzt, untergelegt. Dann alles wieder zusammengebaut. Der Anpressdruck war aber noch nicht perfekt, ein voller Kreis hatte immer noch etwa 8 Grad zu viel. Sprich, der Encoder ist nicht über die volle Umdrehung ausgelesen worden, da waren Lücken drin. Es hat gedauert, bis ich das in Griff bekommen habe. Und nach jedem Zerlegen zu Wartungszwecken, wenn man z.B. den Encoder mal reinigen will, es wird sich so oder so Staub auch dort innen sammeln, muss alles wieder auf perfekte Funktion gebracht werden. Es ist eine Spielerei. Wenn man mich konstruieren ließe, ich würde eine Lösung suchen, wo der Encoder oben am Boden der Rockerbox sitzt, dort kommt man jederzeit leicht dazu, und kann etwas einstellen, vor allem gleich mit voller Beladung der Rockerbox mitsamt Tubus. Das Groundboard wäre dann unbeeinflusst und unproblematisch, man müsste sich nur um das Mittellager kümmern, und dies wäre problemlos zu schaffen. Beides unter einen Hut zu bringen, Encoder und Mittellager in einem, meines Erachtens nicht so eine tolle Idee... Freilich sieht es "smarter" aus, wenn man die Encoder möglichst gar nicht sieht, aber grad beim Alt Encoder ist es ja auch so, den sieht man sowieso, siehe Bild unten.
Bei
eingesetztem Tubus werden die Höhenräder mit der
Rockerbox mittels Bolzen durch die jeweilige Bohrung in der
Rockerbox verschraubt.
Auf der rechten
Seite ist es ein Bolzen mit großen Drehgriff, der den Encoder
an
das Höhenrad anpresst.
Die
Okularseite des eingesetzten Tubus: Hier hat man die Einstellung der
Gängigkeit für die Höhenachse in der Hand.
Der Bolzen
mit Drehgriff wird mit einer Kunststoff Beilagscheibe hin zur Rockerbox
Seitenwand eingesetzt, und drückt beim Einschrauben in das
Höhenrad die Seitenwange des Höhenrades mit den auf
der
Innenwand der Rockerbox befindlichen Gleitsteinen zusammen.
Mehr oder
weniger Anpressdruck ergibt mehr oder weniger
Leichtgängigkeit. Es
geht auch um die Balance. Mit einem relativ schweren Weitwinkel Okular
(viel Glas...) ist die Balance perfekt.
Verwendet man sehr leichte
Plössl Okulare kurzer Brennweite, wird die Sache etwas
schwanzlastig. Dann braucht man höheren Anpressdruck.
Wer die beiden obigen Bilder genau betrachtet, wird feststellen, dass die Höhenräder unterschiedlich breit sind. Das rechte ist breiter als das linke Höhenrad. Diese Asymmetrie ist eine Eigenheit dieses Teleskops, man hätte es sicher auch anders konstruieren können. In der Praxis hat es aber keinen Einfluss auf das Handling des Tubus beim Schwenken.
Insgesamt war ich dreimal mit dem Teleskop testhalber draußen unter mehr oder weniger klarem Himmel. Am 4. April fand der erste Test statt. Es war mit 4° C ziemlich kalt, leicht windig. Der Himmel sah in der Dämmerung viel versprechend aus, doch zogen immer mehr Schleierwolken auf. Das Alignment ging soweit glatt, Tubus senkrecht stellen, erster Stern Mizar, zweiter Stern Castor. Der Warp Faktor wurde mit 0.9 ausgeworfen. Naja, ein bissl viel ist das schon, hab ich soo arg daneben gezielt bei der Zentrierung der Sterne in meinem 22 mm Panoptic? Einerlei, probieren wir halt ein paar Objekte. Ich hatte praktisch nur mehr den Westhimmel halbwegs frei. M38 war außerhalb des Okularfeldes, detto M37 und M35. Ich versuchte M37 als weiteres Alignment Objekt hinzu zu fügen. Damit war der Warp Faktor dann bei 0.6, und ich konnte die angefahrenen Objekte, eh die selben noch einmal, am Feldrand oder nur knapp außerhalb des Feldes finden. Mehr an Test oder Diagnose ließ der Himmel nicht zu, ich musste meine Tätigkeit beenden. Mein Eindruck draußen war, dass sich der Az Encoder irgendwie nicht ganz so verhält wie er soll, Die Anzeige war beim genauen Ausrichten des Teleskops auf 0 in beiden Achsen in Azimut einfach indifferent, mal war da 0, mal dort. Also was? Da hat es was. Siehe weiter oben...Den Az Encoder Krempel musste ich erst mal in Ordnung bringen...
Am 5. April war eigentlich ein wolkenloser Himmel. Ich hatte bereits einige Modifikationen hinter mir, die Sache mit dem Az Encoder war gefixt. Also das sollte doch jetzt glatt gehen. Der Mensch denkt und Dr. Murphy lenkt - oder wie war das noch einmal? Ich haderte dieses mal mit dem Steuerkastl. Die Tasten blieben mir immer wieder gedrückt hängen, dann ist das wie wenn wer kontinuierlich auf diese eine Taste drücken würde - der Computer zuckt darauf hin voll aus, da fliegen die Zeichen im Display, man kriegt es nicht zum Stop. Auch entfernen der Batterie und neu Einsetzen hat nichts geholfen. Irgendwann ist die Taste wohl wieder raus gesprungen, neuer Start ganz normal. Also nochmals: Tubus senkrecht stellen, Enter. Und auf einmal flippt das Ding wieder aus, hat die ersten Sterne in der Liste abgenickt als Alignment, bevor ich noch das Teleskop auf irgend einen Stern ausgerichtet hätte. Das nennt man Quick Align, sollten sich die bei Orion patentieren lassen... So ist es weiter gegangen, es war einfach nichts zu wollen. Ich habe nichts, aber überhaupt nichts mit dem Zeug zusammengebracht. Etwas frustriert schaltete ich das Kastl ab und tat das, was ich gewohnt bin, durch den Sucher schauen. So angelte ich mir doch ein paar Objekte, eh wieder die von gestern, aber die sahen diesmal wesentlich besser aus im Okular, der Himmel war einfach besser, auch wenn es nur ein Mond heller 3 mag Himmel war. Später sind dann die zu erwartenden Wolken von Norden rein gezogen, also Schluss damit und wieder hinein mit dem Krempel.
Nach einiger Zeit, die ich dem Teleskop zur Temperaturanpassung gegeben habe, es kommt dabei in ein paar Pufferzonen, wo es immer etwas wärmer wird, bevor es wieder rein geht in die Stube. Ich wollte nochmals sehen, was da los war. Somit machte ich einen Trockentest, ohne Sterne. Alignment nach Schätzung. Regulus und Castor. Na was, der Warp Faktor war gar nicht soo arg daneben ;-) Bin ein paar Objekte "angefahren", die Führung war halbwegs glaubhaft. Und ich habe dabei sehr drauf geachtet, dass ich die Tasten der Handbox wirklich gerade hinein drücke. Es ist nix hängen geblieben, alles paletti. Ah, ja, den Dr. Murphy hab ich ja nicht ins Haus gelassen... Ja, das muss man erst mal überzuckern, dass die Tasten hängen bleiben, speziell in der Nacht, wo man die Helligkeit des Display und der Tastaturbeleuchtung auf ein Minimum dreht. Wenn man es weiß. kann man entsprechend vorsichtig damit umgehen, und siehe da klappt es doch.
Am 6. April gab es gegen Abend einige Schnee-Regenschauer. Alles pitschnass. Es war zu sehen, es klart auf. Naa, bei der Nässe geh ich nicht hinaus. Später steckte ich die Nase doch bei der Haustür raus, oh, klarer Himmel, immer noch, und es war nur mehr etwas feucht, der Wind hatte die Straße aufgetrocknet. Also dann, raus mit dem Dob. Eiskalter Wind, 4° C, ungemütlich, aber was soll's. Wieder das Alignment durchgeführt, erster Stern Mizar, zweiter Stern Castor, alles ok. Warp 0.6. Nicht ganz toll aber halbwegs brauchbar. Wie gehabt fand ich bei Warp 0.6 die Objekte, M38, M36, M37, M35 am Feldrand meines 22 mm Panoptic Okulars. Ich war da knapp ein halbes Grad etwa daneben. Ein Test an M108 war weniger erfolgreich. Da war ich fast ein Grad daneben, die Galaxie habe ich gefunden, als ich mit dem Teleskop ein wenig in der Gegend herumrührte. Weiter testen wollen war erneut aufgrund sich bildender und aufziehender Wolken nicht möglich. Mir war sowieso schon kalt. Diesen Test habe ich dennoch als erfolgreich gewertet.
Es ist abzusehen: Man sollte mit einem Fadenkreuzokular die Sterne zentrieren. Dann sollte es schon hin kommen. Und man sollte halbwegs flott die zwei Sterne nacheinander hin bekommen. Dann sollte man einen Warp Faktor von unter 0.5 schaffen können. Die Zielführung ist offensichtlich in der Gegend des letzten Alignmentsterns besser als weit weg. Meine Alignmentsterne waren sicher nicht optimal, mehr Himmel habe ich aber nicht in meiner Einfahrt vor dem Haus. Die Sache funktioniert sicher, wenn alles passt. Zusätzliche Alignment Punkte kann man auch setzen, sollte aber tunlichst Sterne dazu nehmen und diese wieder mit Fadenkreuz zentrieren. Auf diese Art könnte man ein 3 oder 4 Stern Alignment durchführen, damit sollte bei guter Auswahl der Alignment Sterne die Treffsicherheit durchaus hoch genug sein. Dass für die Aufsuche von Objekten ein Weitwinkel niedriger Vergrößerung hilfreich ist, sollte klar sein.
Die Funktionen der Handbox sind simpel. Es gibt div. Shortcut Tasten für Messier, NGC, IC, Objekte, Planeten (dafür muss man noch Datum und Uhrzeit eingeben, weil der Computer die Position der Planeten aktuell errechnet) Touren für jeden Monat, Objektkataloge auch nach Sternhaufen, Nebeln sortiert, auch Sterne gibt es im Katalog, und 99 User Objekte können eingerichtet werden. Soweit alles fein, simpel abzurufen. Die Helligkeit von Display und Tasten kann man in fünf Stufen regeln, für die Beobachtung ist sowieso nur die schwächste Helligkeit brauchbar. Dabei wird das Ablesen des Display aber schon etwas mühsam. Bis auf die spießige Tastatur ist die Handbox ok. Man muss aufpassen, dass keine Taste hängen bleibt, sonst gibt es Zores. Etwas kurios habe ich die Beleuchtung gefunden. Display ist grün, der Tastenblock sollte normal rot hinterlegt sein. In dem Dreierblock der ersten Zeile der Tastatur waren die beiden äußeren Tasten grün, die mittlere wie alle anderen rot beleuchtet.
Die Frage, wohin mit der Handbox, wurde simpel gelöst: Einfach Klettband, ein Teil da, der andere dort. Man muss in der Nacht aber auf passen, dass man die Handbox halbwegs passend hinpickt, damit sie nicht von der Schwerkraft heimgesucht wird. Einmal verschmutzt, hält ein Klettband nicht mehr gut.
Der Tubus wiegt gut 13 kg, die Rockerbox 11 kg. Das ist beides noch recht gut handhabbar. Der Tubus lässt sich auf den Rücksitzen eines Autos angeschnallt transportieren. Ich würde etwas Weiches unterlegen, damit der Tubus schön gepolstert reist. Die Rockerbox sollte in den Kofferraum eines Kombi oder Liftback passen. Ansonsten geht sie notfalls auf den Beifahrersitz. Beim Transport der Rockerbox sollte man etwas Vorsicht walten lassen, weil eben der Az Encoder im Sandwich zwischen Groundboard und Rockerbox sitzt. Das Groundboard klappert im aufgehobenen Zustand etwas herum, hat etwas Luft. Darauf sollte man etwas Acht geben, harte Stöße vermeiden. Ich habe zumindest sichergestellt, dass der Encoder bei allem Klappern des Groundboards in Ruhe ist, sich nicht bewegt, sich nicht aus seiner Position lockert.
Das Klappern wird so sein müssen, weil sonst die Beweglichkeit in Azimut zu steif und spießig wird. Es muss ein Mittellager her, dass die äußeren Gleitsteine entlastet. Das Gewicht von Rockerbox und Tubus drückt sowieso runter, im Praxisbetrieb wackelt nichts. Ich musste sowieso noch mit "Gleitsalbe" nachhelfen, um eine ansprechende Gängigkeit in Azimut zu erreichen. In Altitude ist es einfacher, man dreht etwas am Knopf, ein wenig bewirkt durchaus Merkliches. In Summe passt die Beweglichkeit aber, selbst im Zenitraum, auch bei Vergrößerungen bis zu 300x. Wenn man wirklich so hoch vergrößert, merkt man schon leichte Schwingungen, die man aber mit einer ruhigen Hand fast vermeiden kann. Das ist der Spanplattenkonstruktion (Sperrholz ist es de facto nicht, Spanplatte in der Mitte, die Randschichten sind dichter, entsprechen einer MDF Platte) und den relativ hohen Seitenwangen geschuldet. Es ist aber schon so, bei einem Volltubus wird man mit einer hohen Rockerbox leben müssen. Wenn ich die Konstruktion "verbrochen" hätte, wären die Seitenwangen halt nicht so schön geschwungen, dafür wären "Strebepfeiler" seitlich dran, die die Seitenwangen versteifen. Egal wie, man kann durchaus leben mit dem Dob, Feingefühl und eine ruhige Hand sind immer gefragt, bei jedem handgeschubsten Dobson.
Der Hauptspiegel sei vom Material her Pyrex, so steht es im Prospekt. Man sieht hinten auf den Hauptspiegel drauf, es ist ein milchiges Substrat mit etwas Gelbstich. Schaut plausibel aus. BK7 ist es definitiv nicht. Die Optik bildet sauber ab, wenn sie entsprechend austemperiert ist. Dass ich im Startest den Spiegel als einen identifizieren kann, der von derselben "Mühle" runter kommt wo die Skywatcher Spiegel geschliffen werden, ist nicht viel mehr als eine Erwähnung wert. In der Praxis ist das unbedeutend. Wenn man einen 10" Spiegel von einer 15 Grad wärmeren Umgebung raus stellt in die kalte Nacht, darf man sich nicht wundern über eine alles andere als tolle Abbildung. Nach 1.5 bis 2 Stunden war aber die Abbildung soweit ok, dass ich am 4. April beim First Light, wie nix mehr anderes gegangen ist, noch einen recht feinen Jupiter sehen durfte. Auch ohne gröbere Blendung, dafür haben die dünnen Wolken gesorgt ;-) Sternabbildung und Handling des Tubus beim Schwenken und Nachschubsen habe ich bis 300x getestet, und auch bei 300x eine feine Stern Abbildung vorgefunden. Den Himmel dazu hatte ich am 5. April. Nebenbei hatte ich an diesem f/4.7 Newton ein 24 mm Panoptic zu testen und ein 8 mm Delos. Beide TeleVue Okulare lieferten eine tolle Abbildung, ohne Tadel. Randscharf. Mein altes 22 mm Panoptic kann da nicht mehr ganz mit, das neue 24 mm ist ihm schon merkbar überlegen.
Der Orion10" Skyquest Dob ist ein nettes Teleskop, zum Anschauen wie zum Durchschauen. Es gibt eine klassische Variante auch, aber die Rockerbox lässt etwas an praktischer Eleganz vermissen, die wir am IntelliScope finden. Der "Bordcomputer" mit den Sensoren ist ein Addon. Man zahlt es wohl mit, klar. Man kann es nützen, muss aber nicht .Je besser der Himmel, desto eher würde ich einfach den Sucher und meine Sternkarten bemühen. Da gibt es genug Sterne zur Orientierung. Bei nicht ganz so tollem Himmel, wenn man in einer trüben Suppe nach "Standardobjekten" schon wirklich suchen muss, nehme ich Hilfen wie Goto oder in diesem Fall die digitalen Teilkreise gern in Anspruch. Selbst bei meinen Tests unter nicht ganz so tollen Umständen hat mich das Zeug zumindest in die Nähe der Objekte gebracht, mit etwas Field Sweeping hatte ich die Ziele im Okular. Das geht sowieso nur bei solchen Objekten, die man eh gleich erkennt, und viel mehr wird man unter diesigem Himmel eh nicht wollen. Es ist aber besser, etwas zu beobachten als gar nichts. Seine Skills als Beobachter kann man immer schärfen, auch an leichten Objekten, die unter weniger gutem Himmel bereits fordernder werden.
So, genug der Flötentöne. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Sicher ist der Zusammenbau etwas aufwändiger als bei einem normalen Dob. Durch Lesen der Beschreibung und Studium der Fotos kommt man der Sache aber sicher näher. Auch wenn man ein unbedarfter Teleskopmontierer ist. Die Sache mit dem Az Encoder und auch die Gängigkeit in Azimut hin zu kriegen, ist schon eher Spezialwissen, das ein Einsteiger, der sich sowas vielleicht gerade wegen der digitalen Hilfe nehmen würde, nicht leicht aufbringen könnte. Für mich als erfahrenen Dobson Bastler war es etwas Getüftel und Spielerei, alles zur Funktion zu bringen. Da war auch ein Designfehler zu finden und zu beheben. Letztlich entscheidet, wie stark man die Mutter auf der Mittelachse angezogen hat, ob der Sensor richtig ausgelesen wird oder nicht. Auch dies muss man mühsam ermitteln. Das Mitdrehen des Sensors allein sagt noch nichts. Der Abstand vom Magnet zum Sensor muss passen, und darf auf einer vollen Umdrehung nicht zu stark variieren.
Wenn alles passt, die richtigen Alignment Sterne gewählt werden, letztlich ist das 2 Stern Alignment nicht aller Weisheit Schluss, man kann weiter Objekte zum Alignment dazu nehmen, bevorzugt sind natürlich Sterne, ist sicher auch die Zielführung treffender, über den ganzen Himmel. Was man auf jeden Fall in Erwägung ziehen sollte: Ein Fadenkreuzokular mit 20 bis 30 mm Brennweite, damit Alignmentsterne auch perfektest möglich zentriert werden können. Hm ja, einen Designfehler habe ich schon noch: Mit dem Winkelsucher ist es zwar angenehm, ein aufrechtes und seitenrichtiges Bild zu haben. Jedoch, zielen, und das braucht man in erster Linie für das Alignment, kann man damit nicht. Ein Telrad oder Rigel würde den Tubus kopflastig machen, dann brächte man ein Balancegewicht hinten am Tubus, um die Sache wieder in Balance zu bringen.
Ein letztes Ding,wenn ich schon am Meckern bin: die Beleuchtung von Display und Tastatur sollte vollständig rot sein. Grün ist hier unerwünscht.
Howdii