Um dieses Teleskop kurz vorzustellen: Es ist ein 150/1500 Maksutov-Cassegrain aus russischer Produktion, vom Optik Konzept her ein Rumak. D.h. der Sekundärpiegel (er verursacht eine Obstruktion von 36%) weist einen eigenen Radius auf. Im Fall des Alter M603 ist er justierbar in einer Bohrung der Meniskuslinse montiert. Es geht hier um ein etwas älteres Modell, leicht sichtbar an den Gebrauchsspuren am Tubus. Wie viele Vorbesitzer dieses Teleskop schon hatte, ist für mich nicht eruierbar.
Mir hat es dieses Teleskop in die Hände geschneit, weil man nicht fokussieren könne. Der Fokussiertrieb sei ausgehängt. Die Fehlerquelle war schnell gefunden. Ich drehte mal am Fokussierknopf, und sah, wie sich das SC Anschlussgewinde dabei dreht. Aha, so soll das wohl nicht sein. Ein Griff, den SC Gewindeadapter, der an der Fokussiereinheit aufgeschraubt ist, festgezogen. Der Adapter stützt sich somit gegen die Rückwand ab und kann sich damit nicht mehr drehen, somit muss sich beim Drehen des Fokussierknopfs nun der Hauptspiegel bewegen. Der SC Adapter ist zusätzlich gegen Verdrehen mit Madenschrauben gesichert.
Die Rückseite des 6"
Mak
mit dem SC Anschlussgewinde und Fokussierknopf. Es ist ein
aufgeschraubter Adapter,
der
mit Madenschrauben gegen Verdrehen gesichert ist. Es gibt
vier Bohrungen, aber nur zwei sind besetzt.
Die nächstbeste klare Nacht nützte ich, um mich zu vergewissern, dass die Sache nun so funktioniert, wie es sein soll. Wie erwartet, konnte ich fokussieren und einen ersten Blick durch dieses Teleskop werfen. Dabei fiel mir auf, dass die Justierung nicht ganz perfekt war, also da war auch was zu tun. Aber für's erste genug. Mit der Justierung wollte ich mich ein andermal auseinandersetzen, dazu muss man ja erst schauen, was, wie, justierbar ist.
Bei näherer Inspektion des Teleskops bei Tageslicht stellte ich fest, dass irgendwer offenbar schon alles zerlegt hat. An der Meniskuslinsenfassung Markierungen, hinten an der Rückwand eine Markierung. Und wie ich die Justierschrauben des Sekundärspiegels betrachtete, fiel mein Auge auch auf die Meniskuslinse. Da sah ich nicht nur Staub, sondern etwas, was mir gar nicht gefiel, etwas, das wie Fungus aussah. Somit stand nicht die Justierung im Vordergrund, sondern erst mal der Ausbau der Meniskuslinse zur Reinigung.
Seltsame, fasrige Flecken auf
der
Innenseite der Meniskuslinse. Fungus? Der Verdacht lag nahe.
Anm: Man sieht hier auch die Zug-/Druck Schrauben für die
Sekundärspiegeljustierung
Die ausgebaute Meniskuslinse. Etwas "russisch" die Halterung: Die Beilagscheiben von drei seitlich sitzenden Schrauben halten die Linse, aber mit Gefühl, Pinchig ist im Startest nicht festzustellen. Das Multicoating ist so gut, dass das Glas aus gewissen Blickwinkeln nicht wahrnehmbar ist.
Zu reinigen war letztlich die Linse auf beiden Seiten, der Sekundärspiegel und die Innenseite der Blendhaube des Sekundärspiegels. Das Reinigungsmittel enthält ein Antifungizid, somit sollte, wo gereinigt wurde, der Fungus "ausgerottet" sein. Das Coating der Linse ist sehr effizient, aber wenn die Linse so beim Durchschauen gegen das Licht perfekt sauber aussah, gegen einen dunklen Hintergrund, wenn die Linse eingebaut ist, zeigten sich Schmierer von der Reinigung. Somit musste ich die Linse noch einmal ausbauen und die Schmierer regelrecht mit dem Mikrofasertuch "wegpolieren". Freilich nicht trocken, etwas Reiniger und Anhauchen war schon notwendig. Diese Behandlung steckte das Coating aber ohne weiteres weg, es ist kein Kratzer entstanden. Und zu meiner Freude waren auch keine Spuren sichtbar, wo der Fungus war. Normal bleiben im Coating sichtbare Flecken. Die Linse sah nach der gelungenen Reinigung schlicht gesagt aus wie neu.
Nun ging es an die Justierung der Optik. Die hinten am Tubus befindlichen Justierschrauben könnte man als Hauptspiegeljustierung deuten. Mitnichten, die gesamte Einheit von Hauptspiegel mit Blendrohr mitsamt Zenitspiegel und Okular wird verkippt. Somit dienen diese Schrauben nur dazu, die ganze Einheit auf die geometrische Tubusachse auszurichten. Um dies zu bewerkstelligen, bastelte ich eine Zentriermaske, die genau in den Tubus passt, und auf dem ersten Blendring zu liegen kam. Hinten, in einen aufgeschraubten SC-2" Steckadapter kam ein 2" Laser rein, und siehe da, die Zentrierung erwies sich als ok. Der Tubus ist mechanisch schon sehr sauber ausgeführt, die Zugschrauben der hinteren Einheit sind einfach angeknallt. Der Laserstrahl traf perfekt die Mitte der Zentriermaske.
Zentriermaske zum Ausrichten der Hauptspiegeleinheit
Nun war Abwarten angesagt: eine klare, störungsfreie und trockene Nacht muss es sein. Die Justierung ist heikel, man muss dabei der Optik erst beim Austemperieren zusehen, um die Justierung auch perfekt hinzubekommen. Das Wetter ließ zu wünschen übrig. Etliche Nächte gab es: sehr feucht, wolkendurchsetzt, windig - alles nicht tauglich. Nach fast drei Wochen, endlich, am 20. April, alles perfekt, bis auf die Temperatur. Es kündigte sich eine kühle Nacht an. Das Teleskop war zwar in der Garage gelagert, dort hatte es schon 14° C. Beim Aufbau des Teleskops hatte ich in der Umgebung 10° C, bei Testende nur mehr 6° C. So gesehen war ein größerer Temperaturunterschied mit zusätzlich fallender Temperatur zu "verdauen". Und ja, diese Optiken mit geschlossenem Tubus und Cassegrainfokus sind thermisch zäh. Das bekam ich wieder einmal voll zu spüren.
Aufbau des Teleskops zur Justierung. Also Montierung diente eine EQ5 Goto, die tut es prinzipiell für diesen 6" Mak
Justieren kann man dieses System also nur über den Sekundärspiegel, so wie ein SC Teleskop. Mit dem großen Unterschied, dass man vorher den Hauptspiegel schön auf Achse ausrichten kann. Die Zug-/Druckschrauben für die Sekundärspiegeljustierung sind wenigstens richtig angeordnet, radial. Hier hat der Designer mitgedacht.
Testaufbau:
hier steckt der Baader Maxbright Zenitspiegel mit meinem 22 mm Panoptic
Okular drin. Manchmal braucht man das Übersichtsokular auch
bei der Justierung,
wenn man den Stern aus dem engen Okularfeld bei
hoher Vergrößerung "verschossen"
hat.
Es wurde langsam fad, dem Teleskop beim Austemperieren zuzusehen. Es wollte und wollte nicht. Aber, wie soll man nun justieren? Am besten geht's halt im engerem Bereich um den Fokus. Da war das Beugungsbild aber von der Thermik sehr entstellt. Im Fokus - davon red' ich besser nicht. Ich versuchte mein Glück also in weiterer Distanz zum Fokus, intra- wie extrafokal. Hier sieht man die thermischen Einflüsse nicht mehr, oder nur mehr gering. Das dadurch riesige Beugungsbild des Sterne erleichtert nicht gerade das Abschätzen, ob der Schatten des Sekundärspiegels zentriert sitzt. Aber: Die Beugungsringe sollen hübsch konzentrisch sein. Auf das bin ich letztlich los gegangen. Und zu meiner Freude - wenn es extrafokal konzentrisch aussah, tat es das auch intrafokal. Ein gutes Zeichen, die Optik ist auf Achse, da schielt nichts. Und wenn es so weit vom Fokus auf beiden Seiten justiert aussieht, muss das, was im Fokus verbleibend zu sehen ist, Thermik sein, auch wenn man meinte, man müsse es ausjustieren, weil es so komatös erscheint. Ich stellte aber immer wieder fest, dass diese Auswüchse aus dem Stern genau in der Lotrechten nach oben zeigen. Das war für mich eine zusätzliche Absicherung.
Nach mehr als 3.5 Stunden also immer noch deutlich sichtbare Tubusthermik. Justiert wäre die Optik jetzt. Was kann das Teleskop in diesem Zustand am Planeten? Jupiter stand leider schon über Nachbars Dach, und da gibt es halt Wärmeschlieren vom Rauchfang, in einer praktisch windstillen Nacht mal ein Lufthauch von da oder von dort, mehr oder weniger zerrissenes Bild. Hin und wieder klarere Sicht, da war zu sehen, ja schon, wenn das Seeing passt und wenn die Optik austemperiert ist, geht sicher was. Noch eine Stunde warten, bis ich Jupiter in besserer Position hätte, wollte ich nicht mehr. Es war eine weitere klare Nacht angekündigt, diese wollte ich für eine Kontrollbeobachtung nützen.
Gebrauchsspuren am Tubus: Die
Lackierung hält offenbar härterer Beanspruchung nicht
Stand. die aufgeklebten Buchstaben noch weniger. Praktisch ist der
Tragegriff.
In den Sucher-Rohrschellen steckt ein beleuchtbarer Tak
Sucher (kundenseitig beigestellt), allerdings mit "toter" Batterie
In der nächsten Nacht war ich unerwarteterweise dienstlich unterwegs, um bei einem Kunden im Süden Niederösterreichs auzuhelfen. Kurzerhand packte ich meine iOptron ieq45, den 6" Mak, Okulare und Justierwerkzeug ins Auto, und baute mit freundlicher Erlaubnis im Garten des Kunden auf. In erster Linie wollte ich nur mehr kontrollieren, und hoffte auch auf eine vielleicht bessere Jupiter Beobachtung.
Die Temperatur war zu Beginn des Abends nicht so weit neben der Lager- bzw. Transport Temperatur. Zu meinem Erstaunen war die Optik recht bald in einem durchaus brauchbaren Zustand und zeigte bei nicht wirklich gutem Seeing doch etliche Details an Jupiter. Der GRF war zu sehen, fallweise etwas Strukur in den Wolkenbänder und auch blaue Fähnchen vom NEB ausgehend. Leider sank die Lufttemperatur in der Folge, sogar relativ kräftig, worauf die Optik thermisch wieder zu "arbeiten" begann. Das Seeing wurde im Lauf des Abends auch nicht besser. Aber, die Justierung, so wie am Abend zuvor, in weiterer Distanz zum Fokus intra- wie extrafokal betrachtet ok, alles schön konzentrisch. Ich war nicht nur auf meine Beurteilung angewiesen, das bestätigte auch mein Kunde, der ebenfalls ab und zu einen Blick durch den 6" Mak warf. Der Abschluss des Tests war somit etwas versöhnlicher, ich konnte sehen, die Optik sollte, wenn alles passt, durchaus passable Planetenbilder zeigen können.
Man sagt so, diese Intes-Micro 6" Maksutov sollen etwa die Planetenperformance eines guten 4" APO erreichen. Mit der Betonung auf "etwa". Weil: ein guter Refraktor zeigt einfach einen härteren Kontrast. Der Startest für den 6" Mak hat merkbar viel sphärische Unterkorrektur gezeigt, ein bissl besser als λ/4 vielleicht, mehr ist das nicht. Dazu kommt: ein 4" APO liefert vom Aufbau weg ein brauchbares Bild, wird nach absehbarer Austemperierzeit seiner Leistung gerecht. Diesen 6" Mak würde ich in thermischer Hinsicht hartnäckiger einschätzen als ein 8" SC Teleskop.
Ich habe da noch meinen ehemaligen 6" f/10 ARO Mak in Erinnerung: der, und der Intes-Micro Alter M603, die zwei nehmen sich nichts. Hätte ich stattdessen damals einen Alter M603 gehabt. glücklicher wär ich damit auch nicht geworden. Wer heute Interesse an einem solchigen Teleskop hat, sollte besser ein paar Hunderter mehr in die Hand nehmen und eine Version mit aktiver Belüftung nehmen. Das ist die einzige Chance, das Potential der Optik regelmäßig zu sehen, nicht nur an "Feiertagen" der Beobachtungsbedingungen.
Howdii