Dass der Nadirus Dob was hermacht, ist klar. Er schaut attraktiv aus. Und, gegenüber vielen "Versuchen" kommerzieller Hersteller scheint er den "klassischen" Designrichtlinien zu folgen, so ähnlich wie man auch einen Eigenbau Dob größerer Öffnung konzipieren würde. Was es ist, sieht man immer erst, wenn man es in der Hand hat. Und ich muss mich nur mit Geduld wappnen, bis mir der Zufall so ein Ding in die Hände spielt. Sehen wir uns also an, was hinter dem Nadirus Dob steckt.
Wenn man die Beschreibung beim Hersteller liest, das steht auch so im Begleitheftchen, in dem das Teleskop beschrieben ist, und man findet es genauso bei Anbietern - es ist schlicht ein Holler, wie man so bei uns zu sagen pflegt. Die Rede ist von einer Struktur aus Buchenholz, die Spinne wäre aus gekreuzten Birkensperrholzbrettchen, etc. Gut, wenn es der Hersteller so schreibt, als Anbieter übernimmt man diese Beschreibung, wenn man es selbst nicht kennt, z.B. aus eigener Anschauung. Sonst müsste etwas auffallen. Hier mal Klartext von einem, der wohl weiß wie Birkensperrholz aussieht, wie Buchenholz aussieht, und was Metall ist. Die Struktur ist aus Birkensperrholz gefertigt. Dagegen sage ich nichts. Gut so, es ist das bevorzugte Material. Buche finden wir nur an einigen relevanten Stellen, und wo es kaum Alternativen gibt: Die Füße auf denen das Teleskop steht, die Eckleisten in der Spiegelkiste, wo die Stangenklemmung angreift, der Knopf des "Klodeckels", und die zwei Knopferl an denen der "Klodeckel" mit Gummizügen zwecks Sicherung eingehängt wird. Die Spinne ist aus Metall. Wie kommt es dann zu dieser falschen Beschreibung? Die Erklärung ist für einen ehemaligen Dokumentierer relativ einfach zu finden. Es geht mal los, es wird was beschrieben, es folgen Designänderungen, aber niemand zieht die Beschreibung nach, und niemandem fällt es auf, dass diese mit dem Produkt letztlich nur mehr wenig zu tun hat.
Hier noch einige Worte zur Verarbeitung. Die Höhenräder sind recht aufwändig konstruiert, ineinander übergehende Radien. Das schreit förmlich nach einer CNC Fräse. Wenn schon, würde man meinen, kommen alle Teile von der CNC Fräse runter. Besser geht's nicht, weiß ich aus eigener Erfahrung. Doch schaut man die Struktur genau an, findet man "Spaltmaße" und vor allem auch schief zugeschnittene Teile - als wenn die von einer Tischkreissäge aus dem Baumarkt runter kämen. Dazu teilweise an den Kanten noch Fransen dran, da hat es an Schleifpapier gefehlt. Irgendwie Design hui, aber am Ende wirkt die Kiste etwas zusammengeschustert. Wenigstens ist die Struktur ausreichend dimensioniert, was die Materialstärke betrifft. Da habe ich auch schon etwas anderes gesehen, wo ganz hart an Sperrholz gespart wurde, dünnere Platten sind halt billiger. Es ist klar, nach einem Prototyp muss man die Serienfertigung so günstig wie möglich hinkriegen. Ich weiß auch um die Schwierigkeit, eine Platte in einen rechteckigen Kasten einzupassen. Nach Plan geht nicht, Sperrholzplatten sind nicht immer exakt gleich dick. Es sind die Verarbeitungsmängel schon dem Preis geschuldet. Pipifeine Verarbeitung kostet mehr.
Die Rockerbox hat unten einen Kompass und eine Libelle eingebaut. So was aber auch, wer das bei einem Dobson braucht? Hier hätte man etwas einsparen können, dafür die Holzteile sauberer verarbeiten... Die Ausnehmungen in "Ventilatorblatt" Form im Boden der Rockerbox und des Groundboard sind vom Design her nett, wahnsinnig viel Gewichtsersparnis bringen sie sicher nicht. Aber ja, Kleinvieh macht auch Mist. Sinnvoll hingegen, sehr sinnvoll sogar, die beiden Tragegriffe an der Rockerbox.
Ein Wunderwerk ist dafür wieder der "Hut", der obere Tubusteil. Es ist zu einem Kreis gebogenes Sperrholz, man findet aber keine Fügestelle. Hier hat man offenbar die Sache gut kaschiert. Aufwändig gefertigt ist auch der Fangspiegelhalter. Der Drehpunkt beim Justieren ist eine Kugelfläche, die weit oben sitzt. Es soll ein weicheres Gefühl bei der Fangspiegeljustierung erzeugen. Nun, die Spinne, aus Metall, durchbrochen (zur Gewichtserleichterung, oder Design?), verbiegt sich ziemlich, also am Ende ist die Justiererei kaum weniger Gefummel als bei anderen kommerziell hergestellten Dobson. Da nehme ich meinen ehemaligen Starsplitter II 18" Dob auch nicht aus.
Die Stangen sind aus Alu, pulverbeschichtet. Oben sitzt an jeder Stange ein Kugelflansch, unten ist das Alurohr etwas verjüngend angeschrägt. Die Stangenenden gehen durch Löcher in die Mirrorbox, und finden im Boden dieser je eine Bohrung, in der sie einrasten. Dadurch erhalten die Stangen die notwendige Ausrichtung, um den Hut aufsetzen zu können. Der Hut weist einen Griff auf, so kann man ihn gut halten um ihn auf die Stangen zu setzen. Der Hut hat unten Klemmblöcke dran, wo die Kugelflansche in Pfannen einrasten, und mit einem brillenförmigen Metallstück werden je zwei Stangen auf einmal geklemmt. Auch unten werden je zwei Stangen an einer Ecke der Spiegelkiste mittels einer großen Scheibe geklemmt. Dagegen ist nichts zu sagen, es funktioniert, und der Aufbau ist nicht sonderlich schwierig, wenn man es heraus hat, wie man am besten damit umgeht. Gut gemeint ist nicht immer gut. Diese "Brille", die die Kugelflansche am oberen Tubusteil klemmt, ist im Lieferumfang federgestützt. Fakt, die Feder hat sich gern in den Gewindegängen der Klemmschraube verfangen, dann konnte man nicht klemmen. Umgekehrt, wenn die Klemmschraube gelockert wird, ist die Feder fast entspannt und verhindert auch nicht wirklich, dass sich diese "Brille" verdreht. Nachdem diese Federn mehr Ärgernis als Hilfe waren, habe ich sie raus geschmissen. Am Ende ist es so einfacher und durchschaubarer. Nichts braucht man weniger, als in der Nacht beim Aufbau eine Klemmschraube, die sich nicht anziehen lässt.
Was zum Teleskop im Lieferzustand noch dazu gehört: Ein 2" Low-Profile Fokussierer mit Reduzieradapter auf 1.25". Der Fokussierweg ist sehr gering, und mit dem Auszugrohr in den Tubus hinein ragen geht nicht. Der obere Tubusteil ist sehr eng geschnitten, was insgesamt der ganzen Bude zur Komapktheit verhilft. Um dann etwas mehr Fokus Spielraum zu haben, ist ein ausziehbares Innenrohr im Fokussierer verbaut. "Wurfpassung", und durch die eine Klemmschraube wird dieser Schiebetubus beim Klemmen schief gedrückt. Fein, erst justiert man die Optik penibel, dann setzt dieses Ding das Okular schief hin... Ich sage es so, meine Begeisterung über diesen Fokussierer hält sich in Grenzen, jedoch ist es schwierig, etwas sinnvolleres als Ersatz zu finden. Man könnte schließlich den Nadirus Dob auch als Bausatz nehmen, dann muss man Optiken selbst beistellen und auch den Fokussierer. Am Ende habe ich aber so meine Zweifel, ob das Produkt so besser würde. Schließlich, ein Fremdspiegel hat vielleicht eine etwas abweichende Brennweite, das kann neue Probleme mit der Fokuslage erzeugen. Und ein in den Strahlengang ragendes Auszugrohr ist auch keine Lösung. Es erzeugt mehr Artefakte als das etwas schief gedrückte Okular.
Ein Ventilator für die Hauptspiegelbelüftung gehört noch zum Lieferumfang dazu, sowie eine Streulichtblende für den oberen Tubusteil. Sucher ist keiner dabei, es wäre auch nur ein 6x30 Sucher verfügbar, optional. An Optionen gäbe es noch ein Hülltuch, einen Filterschieber, ein Gegengewicht mit Magnetstreifen, und Schubkarrengriffe für den Transport. Die Gewindeeinsätze an der Rockerbox für das Verschrauben der Schubkarrengriffe sind standardmäßig vorhanden.
Als Staubschutz für den Fangspiegel gibt es ein Sackerl aus Kunststoff Fasern, und ebenso eine Tasche für die 8 Alustangen, Rohre, korrekterweise. Nachfolgend ein paar Bilder von der Teleskop Struktur.
Die Rockerbox von unten mit dem Groundboard. Man sieht die Ausfräsungen, und, ups - da ist mal der Fräser ein bisserl ausgerutscht. CNC Fräse? Kaum. Kopierfräsung eher. Das Laminat auf der Unterseite der Rockerbox ist fein strukturiert, das Gegenstück für die Gleitlager bilden Teflon Pads, die korrekt über den Füßchen angebracht sind. Die Höhenräder weisen selbige Gleitlager Kombi auf.
Hier die Mirrorbox ohne Spiegel, in die Rockerbox eingesetzt. Man erkennt die 18-Punkt Auflage für den Hauptspiegel. Die Waagebalken halten ihre Richtung, die Dreiecke an deren Enden können sich allerdings verdrehen. Der Spiegel liegt seitlich auf den 120° versetzten Bolzen, auf die oben dann die Sicherungen gegen Herausfallen aufgeschraubt werden. Zu sehen sind auch die Buchenholz Eckleisten, die die Gewindeeinsätze für die Klemmung der Stangen enthalten. Durch die Löcher werden die Stangen senkrecht eingeführt und dann leicht geneigt, bis sie in den unteren Bohrungen im Boden der Mirrorbox einrasten.
Die Mirrorbox mit aufgesetzter Hauptspiegel Abdeckung, scherzhaft "Klodeckel" genannt. Man sieht hier eine Offaxis Öffnung. Der Deckel ist zweiteilig ausgeführt, den unteren Teil kann man so drehen, dass die Öffnung im oberen Teil verdeckt wird, wie abgebildet, oder eines von drei unterschiedlich großen Löchern frei gibt - für offaxis Sonnenbeobachtung, natürlich nur mit eingeklebter Solarfolie. Der Deckel liegt durch seine Konstruktion nicht sehr satt auf der Mirrorbox auf, daher gibt es hier die zwei Gummizüge die den Deckel fixieren. Kleine Details der Verarbeitung: ein Maßband war offenbar nicht zur Hand, als die Gleitbeläge auf die Höhenräder aufgeklebt wurden...
Die Höhenräder sind an zwei Stellen mit der Mirrorbox verschraubt. Wenn man den Hut zwecks Transport oder Aufbewahrung auf die Mirrorbox sezten will, muss man die Höhenräder abnehmen. Die Mirrorbox sitzt dann auch ganz unten in der Rockerbox auf. Jedenfalls ist das Design der Höhenräder und der Mirrorbox so gehalten, dass man die Höhenräder gar nicht falsch aufschrauben kann, es ergibt sich aus der Form.
Der Hauptspiegel in der Mirrorbox. Man sieht oben im Bild (vorne in der Mirrorbox) die beiden seitlichen Auflagepunkte, auf denen der Spiegel beim Schwenken des Tubus ruht. Die Sicherungsscheiben sind aufgeschraubt. Der dritte Bolzen mit Sicherungsscheibe ist unten (hinten in der Mirrorbox), hier verdeckt. Viel Platz ist dem Spiegel zwischen den Bolzen nicht gegönnt. Man muss den Spiegel schräg rein heben und ihn dann sachte in Postion heben. Recht eng ist auch das Loch in der Mirrorbox, man hat zu tun seine Finger noch rein zu kriegen aber den Spiegel dabei nicht zu betapsen. Der Hauptspiegel wurde ohne Mittenmarkierung geliefert. Das Ringerl wurde von mir appliziert.
Die Mirrorbox von unten, mit der Spiegelzelle. Oh, Spaltmaße, und schief auch noch - junge Römer, kennt ihr die Sonne noch? Na gut, auf Leim allein vertraut man eh nicht, der Boden der Mirrorbox, an dem die Spiegelzelle mit dem schweren Hauptspiegel hängt, ist mit den Seitenwänden der Mirrorbox verschraubt. Zwei dieser Schrauben findet man im Bild oben, an der Rückseite der Mirrorbox. Die Spiegelzelle ist mit den Justierschrauben (federgestützt) mit dem Boden der Mirrorbox verbunden. In der Mitte sitzt ein 120mm Ventilator. Dessen Kabel hat am Ende eine Kleinspannungsbuchse. Das Kabel dran ist runter gebaumelt und hat sich immer wieder in den propellerförmigen Ausfräsungen zwischen Rockerbox und Groundboard verfangen. Ich habe letztlich dieses Ding mit einem Kabelbinder fixiert.
Der Hut mit den Stangenklemmblöcken, dem Fokussierer, und der Streulichtblende. Der Telrad Finder gehört nicht zum Lieferumfang, er wurde von mir angebracht. Die Streulichtblende sitzt hier verkehrt, unten statt oben - warum, das werden wir später noch erörtern.
Der Low-Profile Fokussierer, schrägverzahnt geführt, kugelgelagert, wie es heute Stand der Technik ist. Das eigentliche Auszugrohr ist größer dimensioniert. Innen sitzt ein Schiebetubus (im Bild leicht ausgezogen), der den 2" Anschluss darstellt. Der 1,25" Reduzieradapter weist eine Zentrierklemme auf. Wo ein Vorteil ist, gibt es auch einen Nachteil - man muss zum Okularwechsel den Adapter immer herausnehmen, um ein Okular entklemmen und das nächste klemmen zu können. Der Schiebetubus hat innen einen Anschlag, irrtümlich ganz herausziehen ist unmöglich. Jedoch ist er so lose dimensioniert, man nennt so etwas "Wurfpassung", dass er mit der nur einen Klemmschraube (die rechts im Bild) beim Klemmen schief gedrückt wird. Die Klemmschraube links klemmt den Reduzieradapter. Der Fokussiertrieb hat - ersichtlich - eine Untersetzung.
Klemmblock für zwei Stangen am Hut: Die Pfannen nehmen die Kugelflansche rastend auf, klack, sitzt. Fixiert werden beide Stangen mit einer Metallklemme, ich sage "Brille" dazu, die dazu natürlich quer gedreht wird und mit einer Klemmschraube fixiert wird. Zum Einsetzen der Kugeln in die Pfannen bzw. zum Lösen der Stangen wird die Klemmschraube gelöst, und die Brille senkrecht gestellt. Diese Lösung ist durchaus gut, nur die federgestützte Brille hat mehr Probleme gemacht als geholfen. Nur zu gern hat sich die Feder in den Gewindegängen der Klemmschraube verfangen, worauf sich die Klemmschraube nicht mehr anziehen ließ. Ohne Feder kein Problem, alles klar und durchschaubar.
Die "Brille" ist in der Mitte eingezogen, damit die Kugelflansche leichter vorbei können, wenn sie senkrecht steht.
Die Stangenklemmung in der Mirrorbox: hier werden je zwei Stangen mittels einer großen Scheibe geklemmt.
Der
Fangspiegel hat eine Staubschutzhülle. Es ist ein Beutel aus
widerstandsfähigen Kunststoff Fasern, man hängt ihn
locker drüber, das eingearbeitete
Schnürl zieht man sanft zu und legt es oben um die
Justierschrauben.
. Anmerkung: für die Stangen gibt es ein
ebenso gearbeitetes Behältnis mit Tragegriff.
Der Fangspiegelhalter mit dem Fangspiegel. Der Fangspiegel ist an drei Stellen geklebt. Die Justierschrauben sind federgestützt. mit der roten Rändelschraube kann der Fangspiegel in der Höhe verstellt werden.
Der fertig aufgebaute 16" Nadirus Dob, mit Telrad, damit man beim Test überhaupt etwas findet. Aufbau im Schatten, jaja, es war ein recht warmer Mai Tag.
Der Hauptspiegel ist aus BK7 Substrat gefertigt, was der Beschreibung zu entnehmen ist. Der Außendurchmesser des Spiegels liegt, wenn ich richtig gemessen habe, bei 405 mm. Die Brennweite ist mit 1815 mm angegeben. Grob gesagt halt 16" f/4,5. Versprochen wird eine Qualität besser als beugungsbegrenzt, im Begleitheft stand etwas von besser als λ/5. Das sollte eine brauchbare Performance hergeben. Der Fangspiegel misst in der kleinen Achse 88 mm, was knapp 22% lineare Obstruktion bedeutet. Hm, ein 80 mm Fangspiegel hätte es wohl auch noch getan, und wäre ein paar Gramm leichter gewesen.
Zum Fangspiegel noch ein Wort: der hat im Lieferzustand irgendwo hin geschaut, nicht einmal Richtung Fokussierer, war einfach "drangeschraubt". Ich musste fest, fest an der roten Schraube drehen, um den Fangspiegel in die Höhe zu kurbeln. Letztlich war es möglich, den Fangspiegel korrekt zum Fokussierer zu positionieren. Auf das kommt es an. Ob ein eher unbedarfter Amateur, der sich - im Öffnungsfieber - den Nadirus einfach so liefern ließe, damit klar käme, ist eine andere Frage. Ich musste schon all meine Justierhilfsmittel einsetzen, um dem Fangspiegel seine Grundjustierung zu geben. Letztlich muss ich das aber bei etlichen der handelsüblichen Newton Teleskopen auch machen, bei Selbstbauprojekten sowieso.
Nach dem ersten Zusammenbau: hin und her, auf und ab schwenken - na, das ist viel zu schwergängig. So kann man nicht beobachten. Also ging ich mal an die Optimierungen ran. Kleine Details machen oft viel aus. Und es kam auch schon viel "Zauberpaste" auf die Gleitbeläge. Das Teleskop ließ sich gleich merklich weicher bewegen. Ob es passt, kann nur ein Test unter Sternenhimmel zeigen. Gleich beim allerersten Anschnuppern hatte ich nicht einmal einen Telrad drauf zum Visieren. Es war somit sehr mühsam, gewisse helle Sterne ins Okularfeld zu bringen. Angentan war ich nicht, matschige Sterne, und noch viel zu steif in der Bewegung. Da verwindet sich die Struktur erst einmal, bevor sich das Teleskop tatsächlich bewegt.
Demnach musste ich nochmals ran. Vom vielen Wachseln, es kommt drauf an, wieviel wo drauf, haben meine Finger schon sehr penetrant gerochen. Und den Telrad habe ich mal appliziert, damit man leichter etwas finden möge. Beim zweiten Test war die Beweglichkeit schon viel besser. Aber noch immer optimierbar. Den Ventilator nahm ich mal in Betrieb, weil der Hauptspiegel doch recht eingesperrt ist, und von hinten kaum Luft bekommt. Aber nach einer Weile denke ich mir, warum geht da nichts weiter, greife hin und merke, der Ventilator bläst hinten raus. Häh? Will der da warme Luft vom Spiegel hinten absaugen? Das wird nix. Werkzeug geholt, den Lüfter abmontiert und verkehrt rum wieder angeschraubt. So, jetzt bläst er Frischluft auf die Unterseite des Hauptspiegels, und die Luft kommt auch spürbar auf der Seite der Spiegelzelle raus. Das hatte auch Auswirkung auf die Abbildung. Die Sterne wurden feiner, und M3 war bei 100x dann schon eine Augenweide. Feine Sterne, so wie man es gerne sieht. Geht ja doch. Nun schnell den Hauptspiegel im Startest begutachten - ja, schaut ok aus, das, was versprochen ist, hält er.
Problematisch war der Blick auf den Nordhimmel (Straßenseite). Z.B. bei der Beobachtung von M82 und M81. Ich hatte viel Streulicht im Okular, von oben, von unten, in der Mitte eine dunkle Brücke. Da steckte ich mal die Streulichtblende oben auf, das war aber nur die halbe Miete. Von unten noch viel Streulicht. Der Fokussierer sitzt schon mal sehr tief unten am Hut. Da wollte ich etwas anderes, als das Hülltuch für den Stangltubus, und bastelte eine Blende unter den Fokussierer rein. Damit war Streulicht von oben kein Thema mehr, und die Streulichtblende konnte unten rein. Diese Blende ist ein Stück stabilerer Folie, mit zwei Einschnitten, die hinter die Spinnenarme an der Tubuswand einfahren. Bei einem neuerlichen Test war kein Problem mehr mit Streulicht gegeben, selbst mit einem 42 mm 2" Weitwinkel Okular nicht, dessen Feldblende fast so groß ist wie der Innendurchmesser der Okularsteckhülse.
Die Blende unter dem Fokussierer, aus 0.6 mm Flugzeugsperrholz, lässt im Prinzip nur mehr Licht durch, das vom Fangspiegel kommt. Zusammen mit dem Streulichtschutz unten rum (wie schon auf Fotos weiter oben gezeigt, und im nächsten Bild) lässt sich streulichtfrei beobachten, selbst unter aufgehellten Stadthimmel, umzingelt von Straßenlaternen.
Hier nochmals die Streulichtblende, unten eingesetzt, die mit der Blende unter dem Fokussierer zusammen den Streulichtschutz bestreitet. Es geht ganz ohne Hülltuch, was den Tubus eh nur zur Windfahne macht, und gern Feuchtigkeit aufsaugt, den Tubus dann noch kopflastig macht. Der Hauptspiegel verstaubt auch nicht weniger mit dem Hülltuch. Ich habe da so meine Erfahrungen.
Die Beweglichkeit in Azimut war mir immer noch zu steif, speziell bei Objekten im Zenitraum. Also ging ich da final dran, dachte schon, das ist verrückt was ich mache, war es aber nicht. Und, um den 16" Dob zu einer richtigen Beobachtungsmaschine zu machen, kam noch ein 8x50 Winkelsucher drauf. Mit dem Telrad hat man eine Visiereinrichtung, und kann dann mit dem Sucher weiter arbeiten, und sehr schnell zwischen Sucher und Okular wechseln. So macht es Spaß. So leichtgängig wie der Tubus nun zu bewegen war, zeigte sich auch die Kopflastigkeit, die durch die Montage des Suchers entstanden ist. Hinten musste ich zwei 1 kg Edelstahlgewichte applizieren um die Balance wieder zu erlangen.
Das "Business End", mit Fokussierer, Telrad, und Sucher
Die Tariergewichte, um die Balance wieder herzustellen
Damit hatte ich den 16" Nadirus so, wie ich es mag. Geht leicht bewegen, weich und g'führig an der Hand, man hat alles dran, um auch etwas zu finden, und mit dem Ventilator in Betrieb geht auch nach etwa einer Stunde die Performance der Optik in einen zufriedenstellenden Bereich. Was mir aufgefallen ist: nach der Optik Justierung kann es sein, dass man den Dob ein bissl mehr neigt und die Justierung ist off. Es empfiehlt sich, nach dem Aufbau den Dob erst mal stärker in der Höhe runter zu neigen, wieder aufzustellen, und gegebenenfalls die unteren Stangenklemmen nochmals nachziehen. Erst dann justieren, dann hält's.
Während der Tests schaut man natürlich immer auch durchs Okular. Der Himmel war die meiste Zeit etwas mau, so knapp besser als 4.5 mag im Zenitraum. Dann kommt auf einmal quasi aus dem Nichts eine Nacht mit 5.5 mag, es war der 13. Mai 2018. Ich hatte damals den Dob schon vom Handling her gut im Griff, aber zum Suchen nur den Telrad drauf. Dass der Himmel besser werden würde, habe ich vorher ja nicht ahnen können. Zu Beginn der Blauen Stunde stellte ich den Dob raus, nahm den Ventilator in Betrieb und wartete auf Einbruch der Dunkelheit.
Und ich war durchaus angetan von dem, was ich im Okular zu sehen bekam. An Objekten holte ich mir: Das Leo Triplet, also M65, M66 und NGC 3628, dann M3, M13, M51 (Whirlpool Galaxy), M63 (Sunflower Galaxy), M64 (Black Eye Galaxy), NGC 4631 (Whale Galaxy), NGC 4656/57 (Hockey Stick Galaxy) und NGC 4565 (Needle Galaxy). Ich war letztlich so angefixt, dass ich nicht schnell aufhören konnte. Obwohl die Suche unter aufgehelltem Stadthimmel nur mit Telrad und ohne Sternkarte ein bissl Fummelei am Himmel ist, mit etlichen Zielversuchen und Herumfischen, bis das gewünschte Objekt im Okular auftaucht. Beim Test hatte ich ein Baader Morpheus 17.5 mm Okular im Einsatz, und muss sagen, dieses hat sich sehr, sehr wacker geschlagen, wo mein 22 mm Panoptic und das 27 mm Panoptic ordentlich ins Schwitzen gekommen sind. Mit dem 17.5 mm Morpheus hat man knapp über 100x am Nadirus 16", und mit dieser Lichtleistung sieht man auch schon was. Sehr angenehmer Einblick, sehr gute Abbildung, auch über das gesamte Feld. Mit der Vergrößerung bin ich hübsch bis über 200x gegangen, auch da war der Dob noch gut zu bewegen und nachzuschubsen.
Beim Kunden konnten wir den Mond beobachten, und Jupiter, leider nicht bei wirklich gutem Seeing, ziemliches Flimmern, und dann noch M3 und M57.
Beim Kunden, in der Blauen Stunde (Foto mittels Mobiltelefon). Die Striche am Himmel, das ist eine Hochspannungsleitung, unter der wir standen.
Design, das Schöne für's Auge, ist vorhanden. Das Teleskop sieht hübsch aus. Das technische Design ist ebenfalls vorhanden. Hier hat sich sehr wohl wer Gedanken gemacht. Welchen Problemen man sich gegenübersieht, die man lösen muss, das kenne ich als einer, der selbst Dobson Teleskope konstruiert und baut, sehr gut. Die Struktur ist ok, die leichten Verarbeitungsmängel stören das kritische Auge, sie sind aber ohne Folgen für die Funktion. Die Kiste ist sehr knapp dimensioniert, damit verbundebn sind Vorteile beim Transportvolumen und Gewicht, aber auch Nachteile, weil auch der Hut sehr eng geschnitten sein muss. Ein Fokussierer, der zum Teil in den Tubus ragt, würde hier schon Bildartefakte verursachen.
Kein kommerziell gefertigtes Dobson Teleskop größerer Öffnung kommt ohne Wachseln der Gleitbeläge und andere kleine Modifikationen aus. Beim Nadirus 16" braucht es Wachs auch noch an anderen Stellen, um die Gängigkeit in Höhe zu verbessern. Eine seitliche Führung, ein Teflon Pad, dafür gibt es keinen Platz, es geht sehr eng zu, zwischen Rockerbox und Mirrorbox. Letztlich hab ich den Nadirus 16" so hin gebracht, wie ich mir das vorstelle. Somit, die Struktur passt, man kann was draus machen, um eine großartiges Beobachtungsinstrument zu haben. Auf das kommt es an. Dass ein größerer Dob regelmäßig Wartung und Pflege braucht, ist auch keine Besonderheit. Mir hat die Beobachtung mit dem 16" Nadirus Spaß gemacht, ich habe vor allem eh nur den erweiterten Zenitraum abgegrast. Und, um Licht von hinten aufs Okular abzuschirmen (es liegt an der Umgebung, straßenseitiger Beobachtungsplatz), brauchte ich eine Hand, mit der anderen Hand konnte ich den Dob bei der Suche nach den Objekten dirigieren. Sagt alles, wie weich und leichtgängig sich der Dob in Azimut und Höhe mit meinen Tuningmaßnahmen bewegen lässt.
Howdii