Produkt Test: Skywatcher EQ8 Pro Synscan

Prolog

Bereits vor einigen Jahren rumorte es in der Astroszene, dass Skywatcher eine schwere Astromontierung auf den Markt bringen würde. Es war erst die Rede von einer EQ7, interessante neue Features wurden schon von Händlern angekündigt, Preis war noch keiner bekannt. Irgendwie hätte man am ehesten eine monolithische Version der Celestron CGE erwartet. Auf youtube hatte ich vor drei Jahren ein Video über die EQ7 gefunden, vermutlich ein Vorserienmodell. Die Montierung war damals weiß und sah durchaus gut aus. Ein bissl zu viel Kabelsalat hätte man vielleicht aufs erste Hinsehen bemängeln können. Aber es kam ganz anders. Es wurde die EQ8, und die ist nun schwarz lackiert, und sieht doch anders aus. Es gab substantielle Veränderungen, teils zum Guten, teils zum Schlechten. Was gewesen wäre hilft sowieso nicht. Wir müssen uns mit der EQ8 auseinander setzen, so wie sie jetzt erhältlich ist.

Mobil oder nicht?

Für die EQ8 gibt es ein schweres Stahlstativ. Wer die Montierung mobil einsetzen möchte, sollte nur den Montierungskopf anschaffen und ein Berlebach "Planet" Holzstativ. Damit ist man wesentlich besser dran. Damit, kann man sagen, wird die EQ8 mobil. Mit dem Stahlstativ würde man sicher nach wenigen Einsätzen aufgeben. Einfach zu schwer und klobig. Ein weiterer Stopper für mobilen Einsatz ist der Transportkoffer, mit dem die Montierung geliefert wird. Der Koffer allein ist schon schwer genug, hat aber unten Rollen dran, man kann ihn fahren. In ein Auto würde man dieses Trumm doch heben müssen, und das ist wieder so eine Sache. Wie oft man sich das antun würde? Zudem geht die Montierung eher spießig rein und raus in die Styropor Schale. Speziell beim Rausnehmen muss man den Koffer mit den Knien einzwicken, und wenn man die Montierung an den Griffen packt hat man die Handflächen nach innen verdreht. So kann man die Montierung aber niemals wo aufsetzen, also muss man die Montierung jeweils mit einer Hand halten und umgreifen, oder auf eine weiche Ablage legen, und von dort wieder aufheben.

Somit braucht es für mobile Einsätze eine praktikablere Lösung. Es wird im Idealfall eine Holz- oder Alukiste sein, die selbst nicht arg schwer ist, aber: Tragen nie gemeinsam, immer getrennt. Dann legt man einfach die Montierung gepolstert in die Kiste die schon im Kofferraum steht. Was wiederum gut für mobilen Betrieb ist: Die Griffe an der EQ8, die man für stationären Betrieb in einer Sternwarte abschrauben kann. Mit 25 kg Montierungskopf hat man schon ein Bröckerl in der Hand, die Montierung ist allerdings sehr kompakt und lässt sich an den Griffen gut packen, fühlt sich gar nicht so arg an. Man muss allerdings immer die Polhöhe auf die niedrigste Höhe einstellen. Kein Problem, das geht rasch vonstatten. Also in Summe, es geht sicher mobil, wenn man sich nicht davor schreckt, eben 25 kg in der Hand zu haben. Für manchen Zeitgenossen mag das zuviel sein, andere finden es gerade noch akzeptabel. Jedenfalls, weh getan hab ich mir mit dem Ding nicht, und mein Kreuz ist schon etwas bedient... Das will was heißen.

Die EQ8 und ihre Features

Die EQ8 ist eine hoch belastbare, kompakt gebaute, stabile parallaktische Montierung. Was heißt hier hoch belastbar? Bei dem Achsenkreuz von 25 kg wird wie üblich die Instrumentenzuladung mit maximal 50 kg angeben. Das ist als Limit für visuelle Beobachter zu sehen. Fotografische Anwender sollten sich mit 30 kg Instrumentenlast zufrieden geben, wenn es noch ausreichend stabil bleiben soll. Kommt natürlich immer drauf an, welcher Teleskoptyp es ist. Cassegrain-Fokus Typen sind kompakter, das meiste Gewicht sitzt direkt über dem Achsenkreuz, die Enden sind relativ leichtgewichtig. Beim Newton schaut es schon anders aus, der wird normal einen wesentlich größeren Hebel aufbringen. Refraktoren? Naja, könnten wir außer Betrachtung lassen, man weiß was diese Dinger mit größerer Öffnung kosten. Freilich darf man auch kleinere und leichtere Teleskope auf die EQ8 geben, diese sitzen dann aber ultra stabil. Also nicht nur die maximale Zuladung kann ein Gesichtspunkt für die EQ8 sein. Für alle, die eine EQ6 oder AZ-EQ6 schon an die Grenze bringen mit ihrem Teleskop, wird die EQ8 interessant sein.

Die EQ8 auf dem Berlebach "Planet" Stativ im Testeinsatz. Hier ist ein 110/770 ED Refraktor aufgesattelt, für die EQ8 eher Spielzeug. Nein, eigentlich nicht.
Ein Teleskop sollte sich zur Montierung verhalten wie der Stundenzeiger zur ganzen Uhr... In der Tat, da zittert nichts, absolut stabil, und gar so "überdimensioniert" wirkt die EQ8 gar nicht.
Man verzeihe den "Stilbruch" mit dem grünen Sucher, aber der war grad zur Hand. Kommt bei mir öfter vor, Funktion geht halt vor "schön"...

Für solche Teleskope ist die EQ8 eher gedacht. Hier ist testhalber ein 10" GSO RC aufgesattelt. Freilich, wenn man den Tubus anstubst, zittert es schon ein wenig,
jedoch wenn man am Fokussierer dreht, stabil, da rührt sich nichts. Dieses Teleskop ist doch schon ein ziemliches "Bröckerl".

Der Polblock ist sehr massiv und stabil ausgeführt. Man hat mittig große Drehknöpfe zum Fixieren der Polhöhe, und hinten an den Wangen noch M8 Inbusschrauben, dort klemmt es sich sehr effizient. Die Polhöhenverstellung wird mittels Schnecke bewerkstelligt, man dreht mit einem abnehmbaren, recht langen Bedienhebel dran, das geht fein, auch bei Zuladung, und ausreichend feinfühlig. Vor allem ist die rasche Verstellung der Polhöhe von Arbeitseinstellung zu Transportstellung rasch zu bewerkstelligen. Genau das ist mit ein Grund, warum man die EQ8 als mobil einsetzbar bezeichnen darf. Dazu tragen natürlich auch die beiden stabilen Griffe bei, die am Polachsengehäuse montiert sind. Auch die beiden massiven Azimut Feinverstellungsschrauben sind gut gelöst, sowie der recht große Verstellbereich in Azimut. So schief zum Pol kann man das Stativ kaum aufstellen, um nicht ausreichen Spielraum zur Poljustierung zu haben.

Der Polblock der EQ8. Man erkennt den weiten Azimut Verstellbereich. Und auch, dass das Stativ so aufgestellt werden muss, dass der Zapfen, an dem sich die Az Einstellschrauben abstützen, nach Süden zeigt.
Die unter dem RA Schneckenrad hervorlugende Polhöhenskala dient zur groben Einstellung der Polhöhe, aber ausreichend, dass man den Polarstern im Polsucher hat.
Man erkennt hier auch die Klemmung der Polhöhe sowie den Hebel zur Feinverstellung der Polhöhe. Die Libelle ist, wie erwartet, nur ein Ausstattungsmerkmal, darauf sollte man nicht vertrauen.
Die Libelle des darunter befindlichen Berlebach Stativs ist hingegen hoch genau.

Hier erkennt man den Hebel zur Feineinstellung der Polhöhe. Man dreht konkret eine Schneckenwelle, wie ersichtlich. Die Einstellung ist spielfrei zu bewerkstelligen

Die Schneckenräder beider Achsen sind ordentlich groß, damit geht einen feine Verzahnung einher und eine relativ schnell laufende Schnecke. Es sind aber u.a. die Zutaten, um auf einen niedrigen Trackingfehler zu kommen. In RA wird die Schnecke 1:1 über einen Zahnriemen angetrieben, in DEC wird die Schnecke direkt vom Motor angetrieben. Außer dem Motor Untersetzungsgetriebe ist hier nichts was das teils gefürchtete DEC Spiel bewirken könnte. Die Motorgehäuse sind außen angeschraubt und bestehen aus Kunststoff. Der Nachteil der sehr kompakten Bauweise sind die teils freiliegenden Schneckenräder.

Hier sieht man die großen Schneckenräder sowie die seitlich abstehenden Motorengehäuse. Frontseitig ist die Buchse für die Spannungsversorgung angebracht, sowie der Snap Port zum Ansteuern von DSLR Kameras.
Auch der Ein-/Ausschalter ist frontseitig angebracht. Gut erkennbar sind auch die beiden Griffe, die sehr hilfreich beim Handling der Montierung sind.
Der links seitlich abstehende Balken ist der Ausleger, an dem der Polsucher montiert ist

Die Montierung verfügt über Achs-Encoder, wobei diese Strichmarkierungen direkt auf das Schneckenrad appliziert sind, ganz außen am Rand. Was neu ist hier an der EQ8: es gibt einen Index für die Home Position und einen Index an der Schneckenwelle. Somit gibt es ein Auto Home Feature in der Steuerung, sowie PPEC, eine permanent speicherbare PE Korrektur.

Die Achsklemmen sind als kleine Hebel ausgeführt, haben einen Anschlag für offen, und sind mit Feder versehen. Man kann die Hebel heraus ziehen und versetzt wieder einrasten, um mehr Weg zum Klemmen der Achse zu haben. Ja, man muss durchaus fester klemmen, sonst hat man eher eine Rutschkupplung, und kann die Achsen mit mäßiger Krafteinwirkung verstellen, auch unbeabsichtigt.

Der installierte Sattel ist für 3" Schienen ausgelegt. Die Klemmung ist so ausgeführt, dass die ganze Backe angepresst wird. Drei Klemmhebel greifen an, die zudem einen Inbus Einsatz aufweisen, also nicht nur per Handkraft bedient werden müssen. Dadurch ist eine sichere Klemmung der Teleskopschiene möglich, was unerlässlich für schwere Zuladung ist. Der Sattel weist einen Pfeil auf, mit einem Hinweis im Handbuch, dass der Pfeil nach oben zeigen sollte. Man kann es sich einrichten, aber wichtig ist, es ist eine Richtungsvorgabe, das braucht man für die Home Position.

Hier ist der Sattel für 3" Prismenschienen zu sehen sowie die dreifache Klemmung. Es wird die ganze Backe geklemmt. Der mittlere Drehgriff sollte beim Klemmen zuerst betätigt werden, dann die beiden äußeren, um ein Verkanten der Backe zu verhindern. Der im Bild linke Drehgriff kommt mit dem Dec Motorgehäuse in Konflikt, man kann nicht richtig zupacken. Jedoch, die Drehgriffe weisen Inbus Einsätze auf, und können so problemlos fest geklemmt und gelöst werden. Man beachte den Pfeil auf dem Sattel. Die einmal gewählte Richtung muss letztlich beibehalten werden, sonst gibt es Konfusion mit der Home Position.
Leichte Gebrauchsspuren sind auf dem Sattel bereits erkennbar, der Lack ist dünn...
Was auf diesem Bild noch zu sehen ist. Das rückseitig offen liegende Dec Schneckenrad. Beim RA Schneckenrad ist es nicht anders...

Die Gegengewichtsstange ist ausreichend lang und ordentlich dick, bringt auch selbst schon 2.6 kg auf die Waage. Die von Skywatcher angebotenen 10 kg Gegengewichte sind ok für größere und schwerere Teleskope, für leichtere Teleskope kann man auf die besser gestückelten Losmandy Gegengewichte zurückgreifen, die passen drauf und können problemlos geklemmt werden. Wer die EQ8 als "EQ8 Head" kauft, muss sich sowieso um Gegengewichte umschauen. Im Lieferumfang sind keine enthalten.

Die EQ8 mit montiertem Polsucher. Die Gegengewichtsstange ist ausreichend lang und stabil. So soll es sein. Der Sicherungsknopf am Ende kann auch mit Handschuhen gut gegriffen werden.
Das ist im Winter angenehm, wenn man kaltes Eisenzeug angreifen muss...

Für die 12 Volt Spannungsversorgung gibt es einen verschraubten Winkelstecker an der Front des Polachsenblocks. Dort thront auch mittig der Einschaltknopf. Seitlich findet man Westernstecker Buchsen für die Handbox und den Autoguider. Die V4 Steuerung beinhaltet die neue Handbox. Die Buchsen sind so angeordnet, dass man beide Stecker ordentlich stecken und ziehen kann. Hier wurde mitgedacht. 

Seitlich sind die Buchsen für die Handbox und den Autoguider angebracht. Bei genauem Hingucken erkennt man auch den Klemmhebel für die Dec Achse

Einen eingebauten Polsucher gibt es nicht. Man hat hier auf Stabilität vor Komfort gesetzt. Es wird ein externer Polsucher angeboten, extra zu bezahlen. Der Polsucher wird mit zwei kurzen M8 Inbusschrauben am Montierungskörper befestigt. Die 12 Volt Buchse liegt genau darüber, der Winkelstecker führt das Kabel genau über diese beiden Schrauben. Das ist nicht sehr sinnvoll gelöst. 

Die Steuerung für die EQ8 bietet neben bereits bekannten V4 Features eben das Auto Home Feature, PPEC. und in der neuesten im Testbetrieb verwendeten Firmware V4.37.03 war im Setup noch die Abfrage der Seehöhe des Standorts zu finden. Jedenfalls erkennt die Steuerung die Montierung, sie muss ja wissen, ob sie das Auto Home Feature anbieten soll oder nicht. Hm, die Angabe der Seehöhe soll für die Refraktionskompensation dienen. Dazu nimmt die Steuerung wohl irgendwelche "Standardwerte" für Temperatur und Luftdruck an. Sagen wir so, eine Wetterstation hat man mobil meist nicht dabei, in einer Sternwarte eher, um Luftdruck und Temperatur eingeben zu können. Wozu das Theater aber gut sein soll? Wer beim Fotografieren einen Autoguider einsetzt, dem ist die Refraktion eher egal. Und beim Pointing werden auch andere Faktoren eher den Ausschlag geben. Ob das PAE Feature irgendwer verwendet? Es wäre sowieso etwas für Sternwartenbetrieb, dort wird man im Laufe der Zeit vielleicht soviele "Syncs" absetzen, dass die Steuerung für ihre Himmelssektoren jeweils einen eigenen Offset für besseres Pointing hat. Doch da wird wohl die Refraktion auch eher untergeordnet sein, vor allem mit Standardwerten...

Erstes Anschnuppern

Um es klar zu stellen: Im Test war die EQ8, der Montierungskopf, auf einem Berlebach "Planet" Stativ mit EQ8 Flansch und Doppelklemmung. Es geht einmal darum, wie die Montierung auf dem Stativ befestigt wird. Eine zentrale, mit Feder versehene, M12 Schraube gibt es am Stativ Flansch. Die beiden Schrauben, die die Montierung seitlich mit dem Stativflansch verbinden, fand ich weder im Lieferumfang des Kopfes noch beim Stativ. Nach meiner Ermittlung sind es M8x30 Inbus, und große Scheiben zum Unterlegen sind kein Fehler. Bevor ich wo reklamiert hätte, habe ich diese Teile einfach im Baumarkt besorgt - schneller, billiger. Kurz nochmal zum Berlebach Stativ: es ist gut durchdacht, und sehr stabil. Ich bin restlos davon begeistert.

Bevor man raus geht in die dunkle Sternennacht, sollte man sich mit einem neuen Ding vertraut machen. Eile mit Weile, heißt es. Also Aufbau im Innenraum. Damit die Montierung auch etwas zu tun hat, habe ich ein für diese Montierung "Spielzeugteleskop" aufgesetzt. Naja, 8 kg bringt dieser 110/770 ED Refraktor im Einsatztrimm auch auf die Waage. Stromversorgung und Handbox anschließen, einschalten. Die erste Frage nach der Initialisierung: "Auto Home?" Na bitte. Schaun wir mal. Eigentlich hatte ich die Montierung eh praktisch in die Home Position gestellt, jetzt sollte sie halt genau eingenommen werden. Die Motoren der Montierung heben an, das Teleskop bewegt sich, in RA ein Stück, in Dec fährt es im Kreis spazieren, um letztlich so zur Ruhe zu kommen, dass es in den Boden schaut, Fokussierer gegen den Himmelspol gereckt. "Home Postion established". Echt jetzt? So soll es nicht sein. Also Montierung aus, wieder an. Jetzt steht das Teleskop halt verkehrt herum, und wo ist jetzt die Home Position? Siehe da, das Teleskop wird umgedreht, so ist es richtig. Neuer Versuch - Montierung aus, wieder an. Home Position wieder verkehrt herum, das Teleskop schaut in den Boden. Heißt das, man muss das Teleskop verkehrt aufsetzen, damit die Montierung es dann richtig herum dreht in die Home Position? Mir ist die Wiener Sagengeschichte vom "Stock im Eisen" in den Sinn gekommen. Aber ich wüsste nicht, dass ich irgendwann einen Pakt mit dem Teufel eingegangen wäre...

Konkret gesagt, die Auto Home Position ist für den mobilen Amateur eher nur "nice", aber nicht wirklich notwendig. Wie hätte man sonst mit all den anderen Montierungen die keinen Home Index haben, je arbeiten können? Aber im Sternwartenbetrieb wird die Auto Home Sache interessant. Konkret für remote oder robotic betriebene Sternwarten. Da kann es sein, dass das Teleskop in irgend einer Stellung zum Stehen kommt. Wie könnte so ein Fall zustande kommen? Eine remote betriebene Sternwarte sollte tunlichst zwei Stromkreise haben. Das Dach muss unter allen Umständen geschlossen werden können, egal wie das Teleskop gerade steht weil dem Teleskop vielleicht gerade der "Saft" ausgegangen ist. Kann bei Inselbetrieb über Photovoltaik durchaus passieren. Damit man weiter arbeiten kann ohne eine Reise zu seiner Sternwarte einplanen zu müssen,  muss die Montierung das Teleskop zuverlässig wieder in die Home Position fahren können. Das ist genau eine Position, nicht wechselnd mal so, mal so.

Die Lösung hat letztlich eine Passage im Handbuch gebracht. Nach absolviertem 1 Stern Alignment wird man nach einer Optimierung der Home Position gefragt. Wie das Teleskop gerade richtig herum gestanden ist, habe ich von da aus einen Alignment Stern anfahren lassen, keine Korrekturbewegungen gemacht, sondern einfach mit Enter abgenickt. Darauf die Home Position Optimierung durchführen lassen, diese Aktion ist still verlaufen, die Motoren sind nicht angesprungen. Und siehe da, ab diesem Zeitpunkt war der Spuk vorbei. Die Montierung hat immer brav die richtige Home Position gefunden.

Mit dem externen Polsucher habe ich mich auch erst vertraut gemacht, untersucht was der so kann. Da ist einmal die Befestigung mit zwei kurzen M8 Inbusschrauben. Beim raus drehen sind mir diese Schrauben gleich runter gefallen, man ist überrascht weil die Gewinde so kurz sind. Noch etwas. Diese Schrauben sind im Konflikt mit dem Spannungsversorgungskabel. Es ist also anzuraten, die Sache mit dem Polsucher zu erledigen, ihn dann abzumontieren, bevor man die Montierung verkabelt.

Die Strichplatte des Polsuchers ist bekannt, mit den Skalen am Polsucher fängt man nichts an. Die sind halt drauf weil sie drauf sind. Die Strichplatte musste justiert werden, die eierte gewaltig, wenn man den Polsucher drehte. Ein wenig konnte ich schon im Innenraum vorjustieren. Damit war vorerst genug getan für einen ersten Einsatz unter Sternenhimmel.


Nächtliche Tests

In der ersten Test Nacht am 26. April 2015 war nicht viel zu wollen. Erst dachte ich, es wird gar nichts, spät, gegen 23 Uhr hat es doch noch aufgeklart. Also schnell raus mit Stativ und Montierung. Es stand ja noch die Feinjustierung der Polsucher Strichplatte an. Kaum hatte ich angefangen, zogen dünne Wolken herein, die immer dicker wurden, bis ich aufgeben musste, weil ich den Polarstern nicht mehr sehen konnte. Fertig geworden bin ich nicht. Was es da gleich zu bemerken gibt: Der Polsucher hat keine Beleuchtung. Es ist auf der Seite eine Gewindebohrung angebracht. Dort könnte man wohl eine Beleuchtung einschrauben. Ich habe mir halt beholfen, indem ich selbst immer wieder mit einer Rotlicht LED vorn in den Sucher rein geleuchtet habe. Etwas mühsam so zu arbeiten.

Am 27. April konnte ich gleich nach Sonnenuntergang aufbauen - klarer Himmel. Erste Erkenntnis des Aufbaus: Die Libelle des Berlebach Planet Stativs passt. Da komme ich mit meiner digitalen Wasserwaage auf Werte von 0 bis 0,1 Grad Abweichung, wobei die Anzeige manchmal schwankt, also ausreichend genau. Die Libelle auf dem Montierungsfuß ist wie erwartet ein "Ausstattungsmerkmal", aber nicht zu gebrauchen. Die Luftblase war ziemlich dezentriert bei waagrecht stehendem Stativflansch.

Nun konnte ich den letzten Feinschliff an der Justierung der Polsucher Strichplatte durchführen, und profitierte vom noch so hellen Himmel, dass ich Polarstern und Strichplatte gut sehen konnte. Als nächsten Schritt soll man den Polsucher selbst justieren, indem man die Polachse der Montierung jeweils um 180 Grad verdreht. Egal wie, da bin ich nicht auf einen grünen Zweig gekommen. Das war auch nach mehreren Iterationen nicht so vertrauenserweckend wie ich mir das vorgestellt hätte. Externe Polsucher sind halt Luder... Belassen wir das einmal so, die Steuerung verfügt ja über eine Polar Alignment Routine, damit sollten wir eine gute Polaufstellung sowieso "gebacken" bekommen.

Polsucher abmontiert, dafür Gegengewicht und Teleskop dran. Eine kleine Spitzfindigkeit gib es zu beachten. Der Sattel der Montierung weist einen Pfeil auf. Im Handbuch steht nur, dass man den Pfeil nach oben orientiert halten sollte. Mir wäre es anders herum lieber, weil so mit Pfeil nach oben ist einer der drei Klemmgriffe des Sattels so positioniert, dass die Hand mit dem Dec Motorgehäuse in Konflikt gerät. Man kann nicht wirklich gut zupacken. Aber mit Pfeil nach unten will es nicht. Die Montierung hat das Teleskop beharrlich in die Auto Home Position mit Blick zum Boden gedreht. Also Teleskop noch mal runter, den Sattel um 180 Grad drehen, Teleskop wieder aufsetzen. Jetzt hat es gepasst. Der Hersteller hat dennoch mitgedacht: Die Klemmgriffe haben M8 Sechskant Einsätze, man kann die Klemmgriffe mit dem Inbusschlüssel bedienen, was sowieso die beste Lösung ist. Ich kann mir nämlich vorstellen, dass man bei Kälte mit klammen Fingern die Klemmgriffe, einmal angeknallt, sowieso nicht mehr auf kriegt. Konkret nochmal zur Pfeilrichtung: Man könnte den Sattel sicher auch anders herum gedreht verwenden, man müsste diese Orientierung aber konsequent beibehalten, klar, und die Home Position auf diese Orientierung des Sattels anlernen.

Von der Auto Home Position weg wurde nun ein 2 Stern Alignment durchgeführt. Das sollte eigentlich reichen, um den Fehler der Polaufstellung festzustellen. Der danach angezeigte Mel/Maz Wert war jeweils über 40 Bogenminuten. Das ist viel.. Wer sich fragt was "Mel" und "Maz" heißt: es ist der Mount Offset zum Pol in Elevation (Polhöhe) bzw. in Azimut. Gleicht weiter mit der Polar Alignment Routine. Diese funktioniert so, dass in zwei Schritten, erst die Abweichung in Elevation, dann in Azimut korrigiert wird. Man fährt zuerst einen Stern aus einer vorgegebenen Liste an, zentriert diesen im Okular. Danach verfährt die Montierung das Teleskop, man korrigiert, indem man mit der Polhöheneinstellung der Montierung den Stern wieder in die Bildmitte bringt. Dann das gleiche Spielchen nocheinmal, nur wird der Stern nun mit den Azimut Einstellschrauben der Montierung in die Bildmitte zurück zentriert. Das Display zeigt dann einen Mel/Maz Wert von 0/0 an. Nicht vorschnell freuen, diese Anzeige kommt immer, auch wenn man gar nichts korrigiert hat. Da die Polachse nun verstellt wurde, ist ein neues Alignment notwendig. Das war nun ein 3 Stern Alignment. Daraus resultiert ein Mel/Maz Wert von 40/30 Bogenminuten. Kaum besser. Also nochmals rein in die Polar Alignment Routine. Korrektur in El und Az, und anschließend ein neues 3 Stern Alignment. Draus resultierte die Mel/Maz Anzeige von 5/3 Bogenminuten. Das war mir gut genug. Es ist so, es ist ein iterativer Prozess, man wird meist zweimal die Polar Alignment Routine ausführen müssen. Ich muss dazusagen, ich hatte aber nur ein Weitwinkel im Okularauszug, das mir ein Himmelsfeld von fast 2 Grad zeigte. Damit ist "Zentrierung" eines Sterns irgendwie "schätzomativ".

Jetzt ein paar Goto Ziele angesteuert. Alle angefahrenen Objekte waren recht gut in der Bildmitte, zentriert oder nur wenig dezentriert, selbst Ziele in hohen nördlichen Deklinationen wurden gut getroffen. In Summe: Die EQ8 trifft bei guter Poljustierung so gut wie andere Skywatcher Goto Montierungen, nicht schlechter aber auch nicht wirklich besser. Für's erste war ich recht zufrieden mit den Testergebnissen. Es war sowieso schon spät geworden und Zeit zum Abbauen. Erkenntnis daraus: Den Inbusschlüssel darf man nicht vorzeitig wegräumen, den braucht man noch, um die Montierung vom Stativflansch zu lösen. Ein Wort noch zur Spannungsversorgung: im Testbetrieb verwendete ich ein 12 V Netzteil, das 2.25 A liefern kann. Vollkommen ausreichend, vorausgesetzt das aufgesetzte Teleskop ist gut balanciert.

Am 29. April bot sich die Gelegenheit für einen weiteren Test. Diesesmal wollte ich etwas genauer arbeiten, und hatte mir ein 12 mm Fadenkreuzokular hergerichtet. Also nach Aufbau der Montierung erst ein Polar Alignment via Polsucher, dann diesen abmontiert, Teleskop aufgesattelt und ein erstes 3 Stern Alignment durchgeführt. Mel/Maz war danach bei 7/13 Bogenminuten, nicht gar so schlecht. Dennoch in die Polar Alignment Routine, Korrektur in El und Az, neues 3 Stern Alignment mit Mel/Maz = 0/4 Bogenminuten. Nicht schlecht! Wäre eigentlich ausreichend. Aber, geht's noch besser? Deshalb nochmals die Polar Alignment Routine ausgeführt. Ich fahr einen Stern an, um ihn im Okular zu zentrieren. Das Teleskop fährt hin, ich seh den Stern schon im Okular "kommen", das Teleskop fährt etwas über die Position, kehrt um in Tracking Richtung, um das Spiel raus zu nehmen. Soweit, so gut, nur: Das Teleskop hat nicht gestoppt, sondern ist einfach so auf Trab-Speed davongefahren. Es war nicht zu stoppen, ich musste die Montierung ausschalten. Nicht fein. Aber was bleibt mir über, ich musste die Montierung wieder einschalten, habe das Teleskop aus dieser verquerten Position heraus auf die Home Position geschickt, was tadellos funktioniert hat. Erst musste nun ein neues 3 Stern Alignment erfolgen, das war mit den resultierenden Mel/Maz Werten etwa so wie vorhin, unter 5 Bogenminuten in beiden Achsen. Die nun erfolgte Polar Alignment Routine ist wieder klaglos verlaufen, der nach dem neuerlichen 3 Stern Alignment resultierende Mel/Maz Wert war mit 1/3 Bogenminuten wirklich gut. Ich denke, besser hätte man es nur mehr mittels Scheiner Methode hingekriegt.

Die Goto Performance war nach dieser wohl schon sehr guten Polaufstellung etwas besser als letzte Nacht, ich war zufrieden. Was ich aber nun machte, nachdem ich das Spannungsversorgungskabel abgenommen habe: Den Polsucher wieder montiert, und nun vice versa den Polsucher so justiert, dass der Polarstern genau dort zu liegen kam, wo er nach der Polarfinder Applikation zu liegen hat. Muss ja prinzipiell funktionieren.

Auf den nächsten Test musste ich etwas warten, doch am 7. Mai war es soweit. Kurz gesagt: Poljustierung mittels Polsucher, und nach dem ersten 3 Stern Alignment Mel/Maz = 14/3 Bogenminuten. Polar Alignment Routine ausgeführt, neues 3 Stern Alignment mit Mel/Maz = 3/14 Bogenminuten. WTF? Ich habe doch mit Fadenkreuzokular gearbeitet, nach bestem Wissen und Gewissen. Also ein zweites Mal in die Polar Align Routine, und wieder der Fehler wie beim letzten Mal: Das Teleskop stoppt nicht beim Anfahren des Sterns, sonder galoppiert einfach davon. Ich musste wiederum die Montierung ausschalten, um das Ding zu bändigen. Das bedingt natürlich Auto Home, und ein extra 3 Stern Alignment, mit allerdings Mel/Maz = 4/7 Bogenminuten. Die Polar Alignment Routine ist nun wiederum glatt verlaufen, und das anschließende 3 Stern Alignment hat einen Mel/Maz von 0' 30" / 3' 38" ergeben. 

Meine weitere Aufgabe für diese Testsession war die Ermittlung des PE, also wurde ein Tracking Protokoll erstellt. Dazu kam meine SBIG ST 402 Kamera, gesteuert via CCDSoft, zum Einsatz. Mit einem neuen Notebook, da mein alter Acer Ferrari im letzten Herbst von mir gegangen ist... Da war aber einiges an Software zu installieren, bevor ich für den nächtlichen Test bereit war.

Aus den Rohdaten dieses Tracking Logs war zu erkennen: keine merkbare Drift über den Analyse Zeitraum. Das heißt, die Poljustierung ist wirklich gut gelungen.

Der Trackingverlauf der EQ8. Hier ist nur das Seeing als Noise ausgefiltert. Die Schneckenperiode wurde mit 200 Sekunden ermittelt. Der PE beträgt PV knapp 12".
Auffallend ist das auf- und ab Schwingen des Trackingverlaufs. Dies ist durch den recht ausgeprägten langperiodischen Fehler bedingt, der bei ca. 1020 Sekunden liegt.
Dieses langsame Auf und Ab spielt für den Guider keine Rolle. Erfreulich ist die Form des Fehlers der einzelnen Schneckenzyklen.
Man sieht im Frequenzspektrum auch keine Fehler hoher Magnitude mit schnellerer Periode als die Schneckenperiode selbst, auch das ist gut so

Wenn man den Hochpassfilter verwendet, um die langperiodischen Terms raus zu filtern, sieht man die Noise Kurve schwingen.
Dafür ist der Tracking Verlauf nun linear, und man erkennt den eigentlichen PE, der PV knapp 8" beträgt.
Nun liegen die Kurven der einzelnen Schneckenzyklen überlagert auch weit enger beieinander, und man erkennt eine hohe Ähnlichkeit.
Freilich, ein Autoguider muss mit dem realen, ungefilterten Fehler klar kommen, aber wie oben geschrieben, die langperiodischen Fehler sind unproblematisch


Guiding

Am 8. Mai spielte ich die neueste FW Version V4.37.03 auf. Eine klare Nacht bahnte sich an. Man wird sehen, ob dieser lästige Fehler bei der Polar Alignment Routine damit behoben ist. Bei diesem Test hatte ich Unterstützung, Andi Berthold war zugegen. Und da nicht nur ich im eigenen Saft braten wollte, ließ ich Andi ran, die ganzen Dinge auszuführen. Kurz, insgesamt wurde die Polar Alignment Routine zwei Mal ausgeführt, und beide Male korrekt. Wir starteten nach Polsucher und 3 Stern Alignment mit Mel/Maz = 7'01" / 0'10". Wir endeten letztlich mit einem Mel/Maz von 3'19" / 4'33". Alles was unter 5 Bogenminuten liegt, ist gut genug.

Eines habe ich in den vielen Testsessions auch gelernt. Man möge alle Befestigungschrauben, die M8 am Montierungsflansch, die Drehknöpfe und die M8 am Polblock, es sind die für die Polhöhenfixierung, schon auf Tuchfühlung bringen, und mit dem Inbusschlüssel leicht anziehen. So dass man die Montierung noch in Polhöhe und Azimut verstellen kann. Es soll also nirgendmehr wo "Luft" sein. Und dann lässt man die Sache besser so. Jedes weitere fixieren wollen führt nur dazu, dass man die mühsam erkämpfte Polausrichtung wieder zunichte macht.

Diese Nacht ging es um ein Test Foto mit Guiding. Große Objektauswahl habe ich nicht gerade zur Zeit von meiner Einfahrt aus, also wurde M3 anvisiert. Damit wir den Haufen nicht gleich ausbrennen und dennoch 10 Minuten belichten können, fuhren wir die Sache auf ISO 200. Auf dem Kamera Display sahen die Sterne gut aus, der MGEN Autoguider wirkte unterbeschäftigt. 

M3, 1x 10 Minuten bei ISO 200 belichtet. Kamera: Canon 1000 D, Teleskop: 110/770 ED Refraktor. Bildbearbeitung; Bias und Dark Abzug

Ein Ausschnitt aus obigem Bild in voller Auflösung.
Wer hier einen leichten Guidingfehler vermutet: Fehlanzeige. Kamera leider etwas verkippt beim Klemmen... RA waagrecht, Dec senkrecht. Ein Guiding Fehler wäre am ehesten in RA zu erwarten gewesen.
Ein "Davonlaufen" in Dec hätte ich auch am MGEN Display erkennen können. War nicht der Fall.
Die leicht schief gezogenen Sterne sind auch nicht gleich übers gesamte Feld, man sieht, dass es eine Schieflage des Sensors war.


PPEC

Eigentlich könnte man sagen: Job done, review over. Doch, da gibt es ein vielleicht interessantes Feature, nennt sich PPEC. Die Schnecke hat einen Index, PEC kann permanent gespeichert werden und man kann jederzeit mit PEC Tracking einsteigen. Bringt's was? Das ist die Frage, die zu beantworten ist. Sagen wir so: die übliche PEC Sache funktioniert so: Nach dem Training geht die Montierung sofort in das Replay beim Tracking. Der Schneckenzyklus wird rein nach theoretischer Zeit genommen. In der Praxis gibt es leichte Abweichungen. Vernünftigerweise "merken" sich die meisten Montierungen das Training nicht. Wenn man die Montierung ausschaltet, ist es weg. Manche merken es sich aber schon. Es gilt halt, dass die Schnecke immer motorisch bewegt wurde. Dann kann die Steuerung rein theoretisch Schritt halten. Dennoch: Wenn der theoretische Zyklus von dem aufgezeichneten realen Zyklus (für eine Schneckenumdrehung) in der Zeit leicht abweicht, wird die Sache irgendwann aus der Phase laufen. Dann ist mehr schlecht als gut getan. Das normale PEC Feature ist also ein Ausstattungsmerkmal, ziemlich unbrauchbar. Bei der EQ8 mit dem Schneckenindex besser?

Also gab ich mir eine extra Nacht, am 11. Mai. Auch bei diesem Test war Andi Berthold zugegen und assistierte beim Aufbau. Diesesmal waren wir ganz genau und haben uns die exakte Polaris Position mittels der Polarfinder Applikation geholt. Nach dem Ausrichten der Montierung via Polsucher war nach dem 3 Stern Alignment der Mel/Maz Wert bei  2'50" / 1'40". Das lässt man besser so, genauer wird es nicht. Wir waren durchaus überrascht. Damit haben wir auch Zeit gespart. Zum Einsatz kam wiederum meine SBIG ST 402 CCD Kamera, gesteuert via CCDSoft. PEC Training war angesagt. Man könnte es visuell via Fadenkreuzokular tun, alternativ via Autoguider. Der Unterschied liegt darin, dass das Auge etwas toleranter ist, und Korrekturen dann und wann kommen. Der Autoguider hämmert seine Korrekturen in gleichen Abständen rein. Damit der Autoguider nicht zu zackig arbeitet, habe ich die Parameter so eingestellt, dass Korrekturbefehle im Sekundentakt mit relativ geringer Aggressivität an die Montierung geschickt werden. Die EQ8 ist sowieso sehr reaktiv, also da kann man den Guider generell etwas weicher "fahren". Erst sucht das PEC Training den Schneckenindex. Mit etwas Pech wartet man fast die Dauer von zwei Schneckenumdrehungen bis das PEC Training abgeschlossen ist. Aufgezeichnet wird jedoch nur ein Zyklus. Was die Steuerung damit dann macht, ist immer etwas Geheimnisvolles. Anders als bei Soft PEC, wo die Montierung nach Training gleich mit PEC läuft, muss man PEC Tracking hier bei der EQ8 erst aktivieren. Und, wie ist es nun mit dem EQ8 PEC? Lässt sich so mit relativ kurzer Brennweite unguided fotografieren? Zwei Shots, zwei unterschiedliche Resultate.

M3, 3 Minuten belichtet, unguided, PEC aktiviert. Kamera: SBIG ST-402, ungekühlt, Autodark Abzug. Der 10 mag Stern links unten reicht um die Kamera ins Blooming zu bringen... Darum geht es aber nicht. Perfekt runde Sterne! Beweis gefällig? Siehe unten:

Ein Ausschnitt des obigen M3 Bildes, direkt vom FITS File, auf 400% vergrößert

Ein Schwenk auf M13, wiederum 3 Minuten unguided mit PEC. Hier sind die Sterne in RA leicht verzogen. Man könnte allerdings dieses Bild noch "retten" und den Nachführfehler retuschieren

Der PEC Tracking Fehler ergibt nach dieser Analyse einen PV Wert von 3.34". Im Frequenzspektrum fällt wieder ein langperiodischer Term auf. Filtert man diesen, ergibt sich ein PV Wert von 2.44". Hoho, das wäre durchaus brauchbar für Fotografie ohne Guiding, halt mit moderaten Brennweiten. Aber leider, in der Realität lebt man mit dem höheren Fehler, der eben gegen PV 4" hin geht. Es ist halt das PPEC Feature nun mit Schneckenindex besser als das üblicherweise anzutreffende PEC Feature, aber doch nicht sinnvoll implementiert. Die Hersteller lassen hier was liegen. PEMPro könnte helfen, den Restfehler deutlich zu drücken. Nur, eines sei noch gesagt: Wer unguided fotografieren will, eben weil es der Restfehler erlaubt, muss penibelst poljustiert haben, sonst erntet man Drift. Nichts ist so einfach wie es scheint...

Der PEC Tracking Graph sagt uns was los ist, warum das Ergebnis der beiden Aufnahmen differiert. Generell kann man sagen, der PE wird durch PEC halbiert. Wäre da nicht der langperiodische Fehler, könnte man mit PEC Tracking bis etwa 900mm Brennweite durchaus arbeiten, gute Polausrichtung der Montierung vorausgesetzt. Der langperiodische Fehler plagt aber den PE Verlauf, lässt ihn in Wellen auf und ab gehen. Dadurch ist der verbleibende Fehler mit PEC nicht wirklich so gering. Man kann mit etwas Glück eine gute Phase erwischen, mit Pech eine wo der Fehler heftiger ausfällt. Damit werden wohl nur Brennweiten unter 500 mm unguided mit PEC fotografisch zu betreiben sein. Für solchige Fotozwerge muss dann ein kleines Gegengewicht her. Mit den 10 kg Trümmern, die Skywatcher anbietet, wird man nicht glücklich werden. Die Losmandy Gewichte passen aber tadellos, solche habe ich bei meinen Tests verwendet. Bei Losmandy gibt es brauchbarere Gewichtsabstufungen.

Das allerletzte Wort ist in Sachen unguided mit PEC fotografieren aber sicher nicht gesagt. Wenn man mit PEMPro drauf ginge, ließe sich sicher noch etwas herausholen. Man müsste halt so viele Schneckenzyklen aufnehmen, dass auch etliche Zyklen der längeren überlagerten Periode erfasst werden. Wenn man diese Kurven alle glättet und mittelt, könnte eine brauchbarere PEC Trainingskurve entstehen, die den Restfehler deutlicher runter drückt.

Bringt PEC eigentlich was beim Guiding? Nun ja, im besten Falle nichts. Es war definitiv auch kein Unterschied merkbar, wie ich PEC während des Guidings abgeschaltet habe. Damit ist klar, wer guided, braucht PEC sowieso nicht.

Abschließende Routinetests

Am 12. Mai führte ich noch einige "Trockentests" durch. Insgesamt zweimal Auto Home plus 3-Stern-Alignment, mit je zweimaliger Ausführung des Polar Alignment Features. Dann einige Goto Ziele und letztlich Parken in der Home Position. Die Montierung wurde zwischen den Test Durchläufen abgeschaltet. Erkenntnis daraus: Alles glatt, kein Fehler aufgetreten.

Was auffällt: Selbst wenn man die Alignment Sterne einfach mit Enter "abnickt", bekommt man schon irgendwelche Mel/Maz Werte, und beim Polar Alignment drückt man sich auch mit Enter durch - die Werte in Mel/Maz schwanken und streuen. Somit ist klar: in Stein gemeißelte Botschaften sind diese Werte nicht. Dennoch, bei meinen PE Tracking Auswertungen vom 7. Mai war bei der Analyse keine merkbare Drift über 50 Minuten erkennbar, was auf eine sehr gute Poljustierung hindeutet.

Fazit

Mit der EQ8 kann in dieser Tragfähigkeitsklasse keine andere Montierung preislich mithalten. Man bekommt eine kompakt gebaute, stabile und tragfähige Montierung, die trotz ihrer 25 kg mit den zwei Griffen gut zu packen ist, und damit sogar mobil einsetzbar ist. Auch vom Tracking her spielt die EQ8 durchaus in der oberen Liga mit, sie lässt sich gut guiden. Das Auto Home Feature macht sie für Sternwartenbetrieb interessant, speziell wenn man an eine remote bedienbare Sternwarte denkt. Sämtliche Schrauben sind mit dem beiliegenden Inbusschlüssel bedienbar.

Wo viel Licht ist, ist auch Schatten. Was weniger gefallen hat: Die praktisch freiligenden Schneckenräder. Da wird unweigerlich Staub eindringen und sich mit dem Fett mischen. Der Antrieb wird so mit der Zeit geläppt. Wenn das Guiding mal unruhig werden sollte, ist ausreichend Dreck in der Schmiere. Dann ist ein Service angesagt. Fett raus, Getriebe reinigen, neu fetten. Was den Hersteller getrieben hat, die Schneckenräder so exponiert zu belassen? Die EQ7 hatte noch gekapselte Schneckenräder. Ist es, um mehr Kompaktheit bei geringerem Gewicht zu gewinnen? Oder war die EQ7 einer anderen am Markt befindlichen Montierung vielleicht zu ähnlich, dass man kein Risiko eingehen wollte? Diese Art wie die EQ8 gebaut ist, ist sicher "unique". So etwas habe ich vorher  noch nie gesehen. Oder waren es doch nur Sparmaßnahmen? 

Der externe Polsucher ist unverträglich mit dem Spannungsversorgungskabel. Entweder - oder. Wer beides glaubt haben zu müssen - so ist Litzenbruch im Kabel vorprogrammiert. Freilich wollte man den Polsucher nicht drauf lassen im Betrieb, dennoch wäre es fein, wenn man die Montierung einschalten könnte, dann gäbe es von der Steuerung nach Eingabe der Setup Daten eine Information über den Polarstern - die "Clock Position" und den "Hour Angle". Genau die "Clock Position" ist es, die man brauchen könnte. Jaja, gibt auch andere Tricks, wie die Kochab Methode. Nur, wenn es noch so hell ist, dass man den Polarstern grad im Polsucher sieht, aber mit freiem Auge am Himmel noch nicht, sieht man auch Kochab (β UMi) nicht. Aber da gibt es auch die Polarfinder Applikation, mit der kann man sich sogar Ausdrucke für die geplante Beobachungszeit anfertigen und mitnehmen. Oder man hat gar so etwas als App auf dem Smartphone.

Dass die Alu Teile nicht eloxiert sind, sondern nur mit einem dünnen Häutl Lack überzogen sind, ist ganz sicher dem Preis geschuldet. Die Motorgehäuse sind aus Kunststoff. Es ist irgendwie Haarspalterei, dies zu monieren. Heute kann man Kunststoffe fertigen, die härter als Alu im Nehmen sind. Die Motoren hängen aber seitlich dran, damit wird die Montierung asymmetrisch vom Gewicht her. Balance des Teleskop Setups wird damit schwieriger. Es ist tunlichst angeraten, das Teleskop auf die Objektposition auszurichten, um die Balance in dieser Position zu checken bzw. anzupassen.

Für einen Moment habe ich mit der Idee gespielt, meine derzeitige Sternwartenmontierung durch eine EQ8 zu ersetzen. Doch diesen Gedanken habe ich auch schnell wieder verworfen. Es ist nicht sehr sinnvoll, eine Montierung raus zu schmeißen und eine gleicher Tragkraft rein zu stellen. Wenn ein Tausch in Frage käme, müsste sowieso etwas deutlich tragfähigeres rein..

Man kann abschließend sagen, die EQ8 ist ihr Geld wert. Wen die "Cons" stören, der muss halt ein paar Tausender mehr hinlegen, um auch das alles "perfekt" zu bekommen.

Howdii