C9.25 SC auf meiner iOptron ieq45
Das Celestron C9.25 Schmidt-Cassegrain Teleskop ist seit langen Jahren eine bekannte Größe unter den Amateurteleskopen. Eine gewisse Aura schwebt heute noch um diese Optiken. Man sagte, es sei das SC für die Fotografen, oder für solche, die eine Abbildungsqualität wie in einem Maksutov haben wollen. Was ist wirklich so besonders? Das C9.25 fällt von den Dimensionen aus der Reihe. Statt der wie bei den üblichen Vertretern, die einen f/2 Hauptspiegel haben, und einen Sekundärspiegel mit 5x Faktor, ist es beim C9.25 ein f/2.3 Hauptspiegel, mit einem 4.3x Faktor. Am Ende kommt wieder f/10 heraus, also eine Systembrennweite von 2350 mm, bei einer Öffnung von 235 mm. Der Tubus ist infolge der geänderten Konfiguration länger, fast so lang wie der des größeren C11. Folge der entspannteren Radien der Spiegel ist eine geringere Bildfeldwölbung, eine etwas größere Justiertoleranz, geringere Offaxis Koma. Die Obstruktion ist deswegen nicht geringer. Man findet hier Angaben von 34% (laut Lieferant), bei Celestron Deutschland sind es 36%, abgemessen sind es 90mm, also 38%. Das ist ganz schön viel, vor allem wenn das C9.25 als hochkontrastiges SC beworben wird.
Die Front des C9.25. Die gemessen 90 mm Durchmesser Obstruktion ist wohl der Fastar Lösung geschuldet. Rein bautechnisch wäre eine geringere Obstruktion möglich gewesen.
Zur Bauweise und Obstruktion noch eine Bemerkung: Die normale Konfiguration mit f/2 Hauptspiegel und 5x Faktor für den Sekundärspiegel ergibt einen kurzen Tubus, eine kleinere Obstruktion, auf Kosten einer ziemlich hohen Bildfeldwölbung. Die Konfiguration mit einem langsameren Hauptspiegel, einem Sekundärspiegel mit kleinerem Vergrößerungsfaktor ergibt einen längeren Tubus, eine größere Obstruktion, dafür ein geringer gewölbtes Bildfeld. Dass die Obstruktion so hoch ist, liegt sicher in der Fastar Konstruktion. Der Überwurfring, mit dem die Sekundärspiegeleinheit befestigt ist, trägt extra im Durchmesser auf. Am Ende ist es, wie es ist. Hohe Obstruktion bedeutet einen Kontrastverlust. Beim Planetenbeobachten hat man zwar die Auflösung der größeren Öffnung, aber die Farben sind nicht so tief und kräftig wie man es von Refraktoren kennt, sondern eher Pastelltöne, wo dann eben die feinsten Kontraste drunter leiden. Konkret liegt das C9.25 damit etwa auf dem Kontrastniveau eines 6" Refraktors, und das ist auch nicht zu verachten. Da geht schon was.
Das Business End des C9.25. Das SC Gewinde ist hier mit dem mitgelieferten 1.25" Visual Back abgeschlossen. Der Fokussiertrieb läuft butterweich, spielfrei, ohne Shifting. Mechanische Verarbeitung soweit top.
Im Standard Lieferumfang ist eine 2" Prismenschiene enthalten. Der Griff hinten am Tubus ist recht praktisch.
Mit der Prismenschiene gab es ein Hoppala. Laut Lieferant kommt das C9.25 mit einer 2" Schiene, auf Wunsch sei eine 3" Schiene erhältlich. Bestellt habe ich ohne diesen Wunsch, was im Paket zu finden war: Das C9.25 mit 3" Schiene. Also Reklamation. Hat ein paar Tage gedauert, dann war die 2" Schiene da. Nur, wie krieg ich dieses Ding da dran? Es gibt Schienen zum Nachrüsten, die gehen einfach an die vorhandenen Gewindebohrungen für die 3" Schienen. Diese Schiene ist aber zu schmal. Es hat ein Weilchen gedauert, bis mein scharfes Auge die gut versteckten Madenschrauben fand. Flugs herausgedreht, kamen die gesuchten Gewindebohrungen zum Vorschein. Die Madenschrauben habe ich im Gegenzug in die nun nicht benötigten Bohrungen eingeschraubt. Man sieht sie im obigen "geblitzten" Foto deutlich, oben, seitlich neben der Schiene.
Selbst das C9.25 kommt mit einem 6x30 Sucher. Einen 8x50 gibt es erst beim C11. Für meinen Kunden habe ich auf Wunsch einen 8x50 Winkelsucher adaptiert. Also, einen Sucherschuh auf ein Celestron SC zu schrauben, das habe ich schon x-mal gemacht. War auch diesesmal kein Problem. Oder doch? Der Stern, der im Okular sichtbar war, konnte nicht mal ins Sucherfeld gebracht werden. Ich griff schnell zu meinem geradsichtigen Sucher, und wackelte ohne zu Klemmen im Sucherschuh herum, um zu sehen, wo der Stern ist. Oh, beim Klemmen schaut der Sucher weit weg vom Tubus, das kann nicht funktionieren. Warum auch immer, ich musste hinten etwas unter den Sucherschuh unterlegen. Auf die Schnelle was? Ein Stück Karton ist zur Hand, und ist wenig komprimierbar. Also ran damit, und soviel wie notwendig. Dann war die Sache ok, auch der Sucher konnte justiert werden.
Hier ist der unterlegte
Sucherschuh
zu sehen. Iiiieh, weiß! Aber ja, auch unter der für
den Kunden adaptierten Rigel Systems QuikFinder (sic) Basis gucken
weiße Klebestreifen hervor.
Der Zweck heiligt die Mittel, und
in der Nacht sind alle Katzen grau.
Auf eine klare, wolkenfreie Testnacht musste ich warten. Am 22. Juni 2016 war es so weit. Eine warme 4 mag Mondnacht, kaum ein Lüftchen, geringe Feuchtigkeit. Das Teleskop hatte von der Lagerung etwa die Außentemperatur, daher gab es keine thermischen Effekte zu Beginn. Bei langsam sinkender Temperatur war dann leichte Tubusthermik zu bemerken. Dennoch, pipifeine Sterne, ja, ich bemühe hier das alte Schlagwort: nadelfeine Sterne! Und das auch bei 390-facher Vergrößerung. Absolut Refraktor-like! Zudem, der Fokus ist sehr gut definiert, da sucht man nicht wo scharf ist, man stellt einfach scharf. Rein der Fokussiertrieb ist etwas zu grob, man muss schon ganz langsam drehen, sonst ist man schnell drüber. Speziell bei schwachen Lichtreizen braucht das Auge ein bissl Zeit, sich drauf einzustellen. Dies mag auch ein Grund sein, dass viele SC Besitzer hinten einen externen Fokussierer mit Feintrieb anflanschen.
Wir (Andi Berthold war bei meinem Test zugegen) beobachteten mit Genuss die Kugelhaufen M3, M13, und M92. M57, der Ringnebel im Sternbild Leier, zeigte Strukturen, das Innere im Ring war verdammt hell. Da den Zentralstern rauspicken war eine harte Nuss für mich, obwohl ich einen Stern mit 15.6 mag einwandfrei sehen konnte. Es ist so: die Schwierkigkeit den M57 Zentralstern sehen zu können steigt mit der Öffnung. Leicht ist er nicht zu erwischen. Erst brutale Öffnung macht es leicht - so die Bedingungen es zulassen. Den krönenden Abschluss bildete der Blinking Planetary (NGC 6826). Zu sehen war der Zentralstern, eine hellere, längliche Struktur innen, drum herum ein etwas schwächerer runder Halo. Mit Galaxien ist unter so einem matten, aufgehellten Himmel wenig zu wollen. Probiert haben wir es, war aber klar dass dies nicht viel hergeben wird.
Die geringere Bildfeldwölbung macht sich durchaus bemerkbar. So bietet z.B. ein TeleVue 50 mm 2" Plössl Okular eine gute Feldabbildung. Das letzte bissl gegen den Rand zu zeigt schon etwas verzeichnete Sterne, so es aber nur schwache Sterne sind, nimmt es das Auge auch nicht mehr wahr. Meine Panoptic Okulare, das 27 mm und das 22 mm, haben sich an diesem Teleskop pudelwohl gefühlt. Es ist angenehm für ältere Beobachter, zu denen ich mich auch schon zählen muss, wenn man das ganze Feld scharf sehen kann, ohne großartig mit dem Auge akkomodieren zu müssen.
Was schon bei der Beobachtung aufgefallen ist, hat sich im Startest bestätigt. Mehr noch. Es sind schon viel SC Teleskope durch meine Hände gegangen. Neben den üblichen λ/4 Optiken waren einige erstaunlich gut, dieses C9.25 hat mich aber aus den Socken gehoben. Da sieht man tatsächlich gleich aussehende Beugungsbilder intra- wie extrafokal. Ja, das bringen viele SC Optiken so zusammen, selbst richtige "Gurken". Doch, in welcher Distanz zum Fokus, und wie groß ist dabei der zentrale Schatten der Obstruktion? Hier kann man gar nicht mehr mit freiem Auge und Abschätzung der Drehung am Fokussierknopf irgend eine Abweichung feststellen. Es ist die Distanz vom Fokus praktisch gleich, die Größe des Obstruktionsschattens praktisch gleich. Man müsst da mit Messokular und Gradskala am Fokussierknopf arbeiten um irgendwas noch rauszukriegen. Wozu aber auch. Es ist eine exzellente Optik!
Es ist das zweite C9.25, das ich in jüngerer Vergangenheit in der Hand hatte. Das eine war ein CPC, die Optik war als gut zu bezeichnen, aber doch in der Qualität meilenweit von diesem Exemplar entfernt. Durch die hohe Obstruktion vergibt das C9.25 schon einiges. Doch diese im Test befindliche Optik hält stark dagegen, den Lichtverlust im Beugungsscheibchen in Grenzen zu halten. In den Sternen ist irgendwie "Feuer" oder man könnte sagen "Glanz" drin. Das merkt man schon bei der Beobachtung. Mit Fug und Recht darf ich sagen, dieses Test Exemplar weist die beste SC Optik auf, die ich je vor meiner Nase hatte. Damit macht nicht nur die visuelle Beobachtung Spaß. Dieses Teleskop wird bei gedeihlichen Bedingungen hervorragende Planetenbilder ermöglichen. Und wenn man damit Deepsky Fotografie betreiben wollte, wird es auch da eine tolle Performance bieten. Dass ich mich einmal in eine SC Optik verlieben würde, das hätte ich vor etlichen Jahren niemals gedacht.
Howdii