Für mich ist es immer interessant, ein altes Teleskop in die Hände zu bekommen. In diesem Fall ein Celestron Ultima 8. Da musste ich schon ein bisschen nachgraben. Die Ultima Serie ist nach meinen Recherchen im späten Jahr 1988 erstmals in den Annoncen einschlägiger Magazine erschienen. Etwas spätere Modelle hatten die stärkere Wedge, und das PEC Feature. Das im Test befindliche Teleskop hat kein PEC, aber die schwere Wedge, die offensichtlich vom damaligen Besitzer (das Teleskop stammt aus einer Verlassenschaft) nachgerüstet wurde (die schwächere Wedge ist nämlich auch vorhanden). Es dürfte sich daher um ein Exemplar der frühen Serie handeln.
Wenn ich noch kurz dieses Teleskop beschreiben darf. Es ist - wie damals eher üblich - ein C8 Tubus, in einer Gabel montiert. Aber, es ist eine stabile Gabel mit Versteifungsrippen, was sich auch im Gewicht niederschlägt. Zusammen mit dem ja nicht allzu schweren Tubus hat man doch ein Bröckerl auf die Wedge zu heben. Die Polachse weist ein 4" Kugellager auf, ist sehr stabil ausgeführt. Beim Antrieb hat sich Celestron damals nicht lumpen lassen. Byers Gears, d.h. Schnecke und Schneckenrad in guter Qualität. Die Schnecke wird von einer Feder mit gleichmäßigem Druck an das Schneckenrad geführt. Der Motor treibt direkt die Schneckenwelle. Somit ergibt sich als PE ein nahezu Sinus förmiger Verlauf, der durch PEC auch gut korrigiert werden kann. Und, so liest man, dies habe auch sehr gut funktioniert. Das Ultima 8 wurde wegen seiner Nachführgenauigkeit gelobt, die Fotografen hatten wenig Kummer mit der Nachführkontrolle.
Das Teleskop kam damals mit einem beleuchteten 8x50 Sucher, der auch Strichplatten-Markierungen aufwies, um bei der Poljustierung zu helfen. Die Optik des Ultima 8 wird allgemein gelobt, es seien sehr gute Teleskope gewesen. Die Schmidtplatte soll aus Kronglas gefertigt worden sein. Starbright Coating war damals schon an Bord. Schlicht, die Ultima 8 wurden als die besten non-goto SC Teleskope dieser Zeit gelobt, so wie sie heute (leider) nicht mehr gebaut werden. Optimiert für die Fotografie. Die Sache hatte allerdings auch ihren Preis. Rund 23000 USD in USA. Hierzulande, durch Import, Zoll und Händlerspanne muss man einiges dazu rechnen. Es können gut 50000 ATS gewesen sein. Für die damaligeZeit war das ein Haufen Geld.
Elektrische Anschlüsse gibt es einige: Neben der 12V Spannungsversorgung ist eine Steckbuches für einen Dec Motor vorhanden, sowie eine Buchse für Western Stecker, für die Handbox. Erwähnenswert ist noch ein "Power" Drehregler - bei dem allerdings der aufgesetzte Knopf fehlt. Dieser Regler stellt die Stromstärke für den Nachführmotor ein. Es sollte eigentlich die niedrigsten Einstellung reichen, bei Bedarf kann man jedoch mehr "Saft" drauf geben. Auf diese Weise sollte man mit den 5 Ah der eingebauten Akkus etwa 8 Stunden auskommen. Sagen wir so, man wird auch mit dem Dec Motor fallweise nachpositionieren, aber für 6 Stunden sollte es allemal reichen, oder: für zwei Beobachtungssessions. Mehr als 2 bis 3 Stunden ist man normal eh nicht aktiv. Andererseits: Blei Akkus wollen am liebsten immer voll geladen werden, so wäre es sinnvoll, die Akkus nach jeder Beobachtung nachzuladen.
Die Optik sah bei meiner ersten Begutachtung tadellos aus, bis auf ein paar Staubflankerl, wie neu! Aus der Verlassenschaft ist nicht alles mitgekommen. Nicht vorhanden waren: Sucher, Star Diagonal, Okulare. Interessanterweise war auf dem Ultima 8 ein Sucherschuh drauf, den wir heute von Meade/Bresser kennen, oder hat Celestron damals auch diesen Schuh verwendet? Nun, ich hatte einen beleuchteten Explore Scientific Sucher herumliegen, der passte. Zudem hat dieser Sucher am Fadenkreuz Gradmarkierungen, somit kann dieser Sucher auch bei der Poljustierung helfen - damit ist praktisch auch der Originalzustand quasi hergestellt. Ein 1,25" Celestron "Visual Back" ist mit einem Griff zur Hand gewesen, detto ein Celestron 1,25" "Star Diagonal", konkret ein Zenitprisma. Ein paar Plössl Okulare dazu, und das Teleskop wäre soweit wieder "fertig". Doch halt, die Elektrik stellte sich tot. Nach Anschluss von 12V kam zwar die grüne "Charge" LED, aber mehr tat sich nicht. Ein Dec Motor war vorhanden, auch eine Handbox. Ob es lohne würde, die fehlenden Teile zu ergänzen und die Elektrik instand zu setzen? Da muss die Optik vorher beweisen, was sie kann. Und notfalls müsste ich die Optik auch justieren.
Das Ultima C8 im Test. Man sieht hier gut die schwere Gabel, und auch die stabile Wedge
Auf einen ersten Test unter'm Sternenhimmel war ich sehr gespannt. Ich hatte Glück mit der Wetterlage: Nachttemperatur etwa gleich wie Lagertemperatur. Kurz den Justierzustand an einem Stern erhoben: pefekt! Dann gleich auf Jupiter. Und das war gar nicht übel, was ich zu sehen bekam! Etwas Tubus-Thermik war zu bemerken, mit der Zeit wurde es besser und besser. Das Seeing war auch durchaus gut. Ich war sehr erstaunt. Ein feiner Jupiter war zu bewundern! Das geht locker über das Können eines guten Vierzoll Refraktors hinaus.
Die Justierung der Optik war, wie gesagt immer noch perfekt! Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Dieses Teleskop hat die Werksjustierung über all die Jahre gehalten. Man sieht keine Spuren, dass die Kappe vorn, die die Justierschrauben abdeckt, jemals rausgehebelt worden wäre. Und die Qulität der Optik zeigte sich im Startest erstaunlich gut. Ich war schwer beeindruckt!
Auch die Stabilität des ganzen Teleskops ist beachtlich. Wenn man anstößt, wackelt es schon, die Schwingung ist aber auch sofort weggedämpft. Inwieweit die Gummikappen der Stativbeine positiv oder negativ in dieser Hinsicht wirken, ist nicht einfach einzuschätzen. Das Stativ selbst ist nicht ganz verwindungssteif. In diesem Sinn dämpfen die Gummikappen wohl eher, als dass sie Ursache der Schwingungen wären.
Oben auf dem Tubus des Testexemplars ist vom Erstbesitzer ein Piggyback Kamerahalter montiert, ein schweres Ding. Zusammen mit dem 8x50 Sucher und Zenitprisma mit Okular ergibt sich in Deklination eine heftige Inbalance. Die Offaxis Masse des Suchers macht sich auch in Rektaszension bemerkbar, beim Öffnen der Achsklemme zieht der Sucher den Tubus nach unten. So ist es schon etwas schwierig, Himmelsobjekte über den Sucher anzuvisieren. Man kann die Achsklemmen so einstellen, dass sie als Rutschkupplung fungieren und das Teleskop gerade noch bewegen lassen, so geht es noch am ehesten. Sagen wir so: ohne Taukappe wird man mit einem SC Teleskop sowieso wenig Freude haben. Die Taukappe könnte man aus dünner ISO Matte fertigen, und so auslegen, dass damit der Tubus in Deklination ausbalanciert ist. Was sonst auffiel: Der Fokussiertrieb hat mal einen Schlag abgekriegt (vielleicht durch die selbst gebaute Holzkiste zur Aufbewahrung und zum Transport - da ist es etwas eng beim Hineinlegen des Tubus mit Gabel, da kann am ehesten mal etwas passiert sein). Er lässt sich soweit leicht drehen, aber es gibt eine Stelle, da eckt es etwas. Ein wenig Shifting ist vorhanden, aber nicht schlimm. Soweit einmal die ersten Eindrücke. Und damit war klar, es ist angebracht, die Elektrik wieder instand zu setzen, zumindest es zu versuchen.
Nachdem Andi ein ebenfalls recht gutes C8 hat (es ist ein alter Celestar Tubus, genau dieser hier), wäre es interessant, die beiden Teleskope gegeneinander antreten zu lassen. Gesagt, getan, Andi kam zu mir. Sein C8 setzten wir auf meine iOptron ieq45, das C8 Ultima ist ja mit Stativ, Wedge und Gabel komplett. Zu dieser Zeit war der Antrieb des C8 Ultima noch nicht repariert. Wir beobachteten Jupiter, M3 und M13. Ich nahm mir auch Andis C8 nochmal im Startest vor, prinzipiell kenne ich diese Optik schon, hatte aber just noch ein bissl was nachzujustieren. Eigentlich war es meiner Erinnerung nach besser. Es war klar: Das C8 Ultima performt merklich besser. Die Sterne sind schärfer, auch bei höherer Vergrößerung. Was auffiel: Ich hatte das 1,25 Star Diagonal dran, Andi einen 2" Zenitspiegel. Wir testeten nochmals, wo auch an Andis C8 dieses Star Diagonal Prisma dran war, und siehe da: Das Celestar C8 war wieder dort wie ich es damals eingeschätzt hatte. Man staune, die haben zumindest damals die Optiken auf den Glasweg des 1,25" Zenitprisma ausgelegt. Umgekehrt, mit 2" Zenitspiegel am C8 Ultima dran, verlor dieses ein wenig an Schärfe, detto mit einem 2" Zenitprisma. Einerlei, beide 8" SC auf gleichem Setup, war das Ultima einen Zacken schärfer. Sowohl bei der Planetenbeobachtung, als auch im Deepsky Bereich merkbar. Das C8 Ultima zeigt selbst im hohen Vergrößerungsbereich noch sehr feine Sterne. Schlecht ist das Celestar C8 deswegen nicht, im Gegenteil, es ist besser als die übliche λ/4 SC Ware, es ist etwa auf dem Niveau wo heutige Celestron SC in aller Regel liegen. Dass das Ultima ein wenig besser korrigiert ist, zeigt auch das Ronchi Okular. Es war also nicht nur meine persönliche Meinung, auch Andi stimmte mir zu.
Die
beiden 8 Zoll "Celeströner" im Paralleltest. Links das Ultima,
handbetrieben, rechts Andi mit dem Celestar Tubus auf der iOptron ieq45
Goto Mount.
Das Stativ des Ultima ist ausziehbar, ich habe die
Höhenverstellung nur zur Nivellierung benützt. So
lässt
sich eigentlich im Sitzen beobachten. Die Wedge bietet eine praktische
Ablage für Okulare oder auch einen Notizblock, die Sternkarte,
etc. Normalerweise wird halt die Handbox dort liegen.
Ich habe das Ultima 8 mehrmals raus gestellt, weil es einfach Spaß machte, durch diese Optik zu gucken. Dabei habe ich einmal mittels des Suchers die Poljustierung versucht. Voraussetzung ist natürlich ein gut justierter Sucher. Das Stativ nach der eingebauten Libelle der Wedge zu nivellieren, reicht. Mit der Einstellung der Polhöhe nach Skala braucht man sich nicht abzumühen. Die Libelle passt offenbar nicht recht, bis ich den Polarstern im Sucher dort hatte, wo er sein soll, war die Polhöhe laut Skala um etliche Grad daneben. Für die Poljustierung nehme man also einen zölligen Imbusschlüssel, um die Azimut Klemmschrauben zu lockern, und stelle dann mittels Azimut- und Polhöhenverstellung den Polarstern im Sucher dort hin wo er im umkehrenden Fernrohr sein soll. Polarfinder.exe (by Jason Dale) ist eine gute Referenz. Mittels der 1° Teilung kann ein Kreis abgeschätzt werden, und auch die Position an diesem Kreis. Es geht so natürlich schon etwas schätzomativ, für visuelle Zwecke reicht es allemal. Ich musste bei der nachfolgenden Beobachtung freilich in RA laufend nachdrehen, in Dec aber sehr selten korrigieren, um ein Objekt selbst bei hoher Vergrößerung in der Mitte des Okularfeldes zu halten. Eine Anmerkung noch zur Poljustierung in Azimut: Die Feinverstellung kennt nur eine Richtung, man muss also das Ziel "überschießen", um sich dann von dieser vorgegebenen Richtung zu nähern.
Die Reparatur der Elektrik gestaltete sich einfach bis knifflig. Erst mal musste ich wissen, welche Akkus verbaut sind, und Ersatz ausfindig machen. Zu meiner Freude waren diese 2V 2,5 Ah D-Cell Akkus doch bald gefunden. Der Tausch der Akkus war kein Problem. Einfach die Stecker abziehen, alte Akkus entfernen, neue Akkus rein, Stecker wieder drauf. Was tut sich nun? Nach Anlegen von 12V Spannung leuchtete die grüne LED, aber: man konnte nun einschalten, die rote LED ging an und man konnte den Motor hören. Ich hatte die Abdeckung ja noch offen, ich konnte sogar sehen, wie sich die Schnecke dreht.
Jetzt war nur noch die Spannungsversorgungsbuchse zu reparieren. Konkret sitzt diese Buchse auf einer kleinen Platine, die unter der Hauptplatine mit Heißkleber befestigt ist. Heißkleber hält sofort, aber nicht wirklich viel. Die Klebestelle war gebrochen. Um da ran zu kommen, müsste die Hauptplatine entfernt werden. Das war nicht einfach möglich. Ich konnte die Hauptplatine zumindest etwas ankippen, und mit einem Stück Karton Alleskleber unter diese Klebstelle bringen. Mit dem Stecker dran, der die Buchse zentriert und fest hält, ließ ich den Kleber aushärten. Damit war die kleine Platine prinzipiell wieder fixiert. Ich konnte die Hauptplatine auch wieder ordnungsgemäß befestigen. Um die kleine Platine zu hindern, nochmal "abzutauchen", sollte auch die neue Klebung aufgeben, wollte ich ein Distanzstück einlegen. Damit würde die Hauptplatine die kleine Platine einfach abstützen. Ich richtete mir ein Holzklötzchen her, das genau passen sollte. Erst war's ein bissl zu groß, dann gleich auch ein bissl zu klein, und ist durchgefallen. Mit etwas Kleber oben und unten konnte ich das Ding jedoch einbringen und es hält nun. Zumindest kann man problemlos anstecken und den Stecker ziehen. Vorsichtig sollte man beim Anstecken jedoch vorgehen, den Stecker gerade in die Buchse einzuführen.
Der Dec Motor wird einfach auf den Achsstummel der Tangentialarm Verstellung aufgesteckt, und muss mit einer Klemmschraube fixiert werden, damit er sich nicht mit dreht. Die Klemmschraube war eine Schlitzschraube, unpraktisch, das Gewinde im Kunststoff gefressen. Ich schnitt das Gewinde auf M5 auf, und installierte eine Rändelschraube. Damit braucht es kein Werkzeug um den Dec Anrieb zu koppeln oder zu lösen. Im Trockentest hat mal alles funktioniert, nun stand noch ein Praxistest an.
Test mit reparierter Elektrik. Man sieht hier den Dec Motor am linken Gabelarm und auch die Handbox auf der Wedge Ablage.
Die nächst beste klare Nacht stellte ich das Ultima 8 nochmals raus. Mit der Poljustierung hab ich ein bissl gepatzt, mir ist in Azimut der Weg um's A... ausgegangen. Ich wollte jetzt das Stativ nicht neu ausrichten, und beließ es so. Mir war klar, dass ich eine stärkere Dec Drift ernten würde. Nun, die Arbeit mit dem Antrieb wäre ja einfach. Einschalten, und mit der Handbox die Objekte im Okularfeld zentrieren. Bei niedriger Vergrößerung merkt man aber gar nix von einer Feinbewegung. Über 100x sehr wohl. Das heisst, letztlich wird man erst ein Objekt im Sucher so gut es geht zentrieren, dann mit den manuellen Feinbewegungen im Okular zentrieren, und dann den Antrieb einschalten. Den Dec Motor muss man jedesmal wenn man manuell am Dec Trieb drehen will, auskuppeln, anschließend wieder festklemmen. Freilich ist es weit angenehmer, wenn man einfach rein schauen kann, und nur hin und wieder ein bissl nachjustiert mit der Handbox. Den Motorstrom musste ich nicht erhöhen, die Nachführung tat das Ihre auch bei der niedrigsten Einstellung. Zur Handbox kann man nur sagen: Diese ist eher auf fotografische Korrekturgeschwindigkeit ausgelegt, und taugt somit visuell nur bedingt, zumindest bei höherer Vergrößerung zur Feinverstellung im Okular. Kurios ist die Einstellung für Sonne, Mond und Sterngeschwindigket. Es ist einfach ein Drehregler. Man kann also die Nachführgeschwindigkeit ein bissl schneller oder langsamer stellen. Das spart bei RA Drift häufigere Korrekturen...
Ein letztes mal durfte ich
mich an der feinen Sternabbildung erfreuen, ich hatte den Kugelhaufen
M3 bei 133x im Okular, und das über eine Stunde lang. Damit
war
mein Test abgeschlossen, meine Mission erfüllt. Nun
darf sich
der neue Besitzer an dem wieder hergestelltem Ultima C8 erfreuen. Es
ist zwar wie damals, aber dennoch nett, damit zu beobachten.
Howdii