Nach dem First Light Bericht haben wir, Andi und meine Wenigkeit, diesen von mir konstruierten und erbauten Foto-Newton weiteren Tests unterzogen und damit, no na, fotografiert. Wie versprochen, gibt es hier eine nähere Vorstellung des Teleskops. Also los geht's, erst mal damit. In weiterer Folge kommen die Testeinsätze zur Sprache.
Bei Eigenbau Volltuben bietet sich Hartpapier als Material an. Solche Tuben werden von diversen Herstellern angeboten. Bekannte Namen für dieses Material sind z.B. Pertinax oder Krüpax. Es ist schlicht ein Kunstkarz-Faserverbundwerkstoff. Ich habe mich für 4 mm Wandstärke entschieden. Genau genommen, um ein Teleskop zu konstruieren, muss man erst alle Maße genau kennen. Daher wurden alle zu verbauende Komponenten angeschafft, dann konnte ich den Tubus fertig konstruieren und bestellen.
Hier ist der Tubus im Rohbau zu sehen. Die Tubusmechanik, d.h. Hauptspiegelzelle, Spinne und Fangspiegelhalter, Fokussierer, Rohrschellen, alles bereits testhalber montiert. Die Rohrschellen aus Sperrholz haben ein geringeres Gewicht als solche aus Alu, und tun es auch, was die Stabilität betrifft
Lackierung: Ich habe einen weißen, wasserlöslichen Lack verwendet. Stinkt nicht, ist durchaus robust, wetterbeständig, und großer Vorteil, man kann jederzeit kleine Schäden ausbessern, ohne dass man großartig was davon merken würde, man kann sogar den ganzen Tubus locker nachlackieren. Einziger Nachteil dieses Lacks, er verrinnt nicht so schön wie Kunstharzlacke, die Pinselstriche bleiben sichtbar, daher bin ich nach Aufbringen des Lacks mit einer Lammfellwalze rein gefahren. Es ergibt sich damit eine feine, unregelmäßige Struktur. Schaut durchaus gut aus.
Irgendwoher war noch roter Lack vorhanden, also habe ich aus Spaß die Rohrschellen rot lackiert. Letztlich hat sich herausgestellt, dass die Tubusenden doch nicht so stabil sind, die Papierlagen könnten dort verquellen, deshalb habe ich mich entschlossen, Endringe zu bauen. Die Endringe habe ich aus 15 mm Birkensperrholz gefräst. Nun lag es nahe, die Endringe ebenfalls rot zu lackieren, und sie zu applizieren. So ist dieser Tubus zu seinem Aussehen gekommen.
Was noch notwendig war: Staubschutzkappen. Solche habe ich aus Pappelsperrholz, mit Kragen aus 0.6 mm Flugzeugsperrholz gefertigt. Passen sehr exakt, Nachteil, sie wollen nicht gar so gern wieder runter. Also musste ich mir dazu auch noch etwas einfallen lassen. Freilich, die Staubschutzdeckel sind ebenfalls rot lackiert, zumindest die Außenseiten.
Der fertige Foto-Newton, hier auf der iOptron CEM60
Die Rohrschellen habe ich innen mit Filz beklebt. An den Rohrschellen ist unten eine 3" Prismenschiene dran, oben sind die Rohrschellen mit einer Flachschiene verbunden. Man könnte drauf noch einen Sucherschuh applizieren, und beispielsweise einen 6x30 90° Sucher anbringen. Wenn der 8x50 Sucher von der Guider Kamera belegt ist, hätte man immer noch etwas um zu schauen, wo das Teleskop hin zielt. Kann manchmal hilfreich sein, nicht immer läuft alles ganz nach Plan.
Als
Fokussierer dient ein 2.5" Moonlite Crayford. Prinzipiell ein feines
Ding, sehr feinfühlig zu fokussieren. Der Fokussierer ist
rotierbar, ein Feature.
Mehr dazu weiter unten
Fokussierer und Sucherschuh. Damit es schön ausschaut, haben wir hier eine Galaxy 8x50 Sucher mit gleich roter Eloxierung wie sie den Moonlite ziert, aufgesteckt
Im obigen Bild sieht man eine Reihe der Kugellagerführung des Fokussierers. Es sind 4 Doppelkugellager, quasi wie Zwillingsbereifung beim LKW. Also gesamt 8 dieser Doppelkugellager. Das Auszugrohr wird sauber geführt. Da verkippt auch nichts bei hoher Zuladung. Der Anpressdruck kann per Rändelschraube etwas erhöht werden, und falls das nicht reicht, gibt es noch zwei kleine Madenschrauben, die man etwas anziehen kann, sachte, sachte, um den generellen Anpressdruck zu erhöhen. Beim Klemmen wird nicht wie üblich irgendwo auf das Auszugrohr gedrückt, sondern die Achse selbst geklemmt. Es verschiebt sich gar nichts im Bild, wenn man diese Klemmung anzieht, um den Fokussierer zu "sperren".
Ein Blick auf die Hauptspiegel-Zelle und den darauf ruhenden Hauptspiegel
Die HS Zelle ist modular aufgebaut, kann also leicht auf unterschiedliche Tubendurchmesser angepasst werden. Für den 8" Spiegel bietet sie eine 9-Punkt Auflage. Der Spiegel ruht auf Korkplättchen. Die Justierung wird über federgestützte Sterngriffschrauben erledigt, es gibt dazu radial angeordnete Inbusschrauben zum Kontern. Der HS kann etwas mehr als 10 mm gesamt durch die Justierschrauben versetzt werden, z.B. um den Fokus weiter raus zu legen. Für bestmögliche Ausleuchtung sollte man den Spiegel weiter hinten im Tubus halten. Es reicht, wenn man ein paar mm nach innen freien Fokusweg übrig hat.
Spinne und FS Halter
Die Spinne muss dem Tubusdurchmesser angepasst werden, der Fangspiegel Halter dürfte in dieser Größe für die meisten Anwendungen passen. Er bietet wiederum federgestützte Justierschrauben, es sind die größeren, mit Beilagscheibe versehenen, seitlich daneben die kleineren Inbusschrauben dienen zur Konterung. Sehr glücklich ist die Anordnung der Schrauben nicht ausgefallen, weil eine ziemlich mit einem Spinnenarm fluchtet. Überhaupt, diese Art von Justierschrauben mit seitlich versetzten Schrauben ist etwas trickreich bei der Justierung. Sagen wir so, was leicht zu verstellen ist, verstellt sich auch leicht. Daher, mit Inbusschlüssel arbeiten zu müssen, kein Beinbruch. Etwas fummelig ist es auch immer. Aber so, dass sich die Spinne gleich verbiegt, wie man es bei den handelsüblichen Fangspiegel G'machter sieht, so ist es nicht. Man kann den Laserpunkt mit Ruhe und minimalen Korrekturen in die Mitte der Hauptspiegelmarkierung dirigieren. Kontern würde ich nicht mit Werkzeug, das wird mehr als mühevoll, weil beim Kontern verstellt sich die Justierung wieder, man müsst genau genommen diese Verstellung durch die anderen Konterschrauben wieder ausbügeln. Und was, wenn es am Ende sich doch etwas verstellt? Zu viel Mühe. Ich lege die Konterschrauben einfach von Hand etwas an, und achte drauf, dass sich der Laserpunkt dabei nicht bewegt. Detto verfahre ich mit den Konterschrauben der HS Zelle.
Ein Wort zur Tubusschwärzung: Es ist eine sehr stumpfe Farbe, im Auflicht nicht gar so schwarz, bei streifendem Licht aber sehr stumpf. Leider verkratzt sie leicht. Die Zelle ist so passgenau, dass diese Innenlackierung schon fast zu viel ist. Somit hinterlässt man Schneckenspuren beim Einbau der Zelle. Ok, man könnte den Pinsel nehmen, und diese gleich wegretouchieren, aber beim Ausbau der Zelle, z.B. zwecks Reinigung des Hauptspiegels, hat man diese Spuren gleich wieder drin. Es ist wie es ist, es tut der Funktionalität keinen Abbruch. Gut, auch industriell geschwärzte Tuben, erstens recht reflektiv bei streifendem Licht, verkratzen leicht, wenn man dran zu arbeiten hat.
Die Spinnenlackierung ist ja auch so eine Sache. Wenn ich sie selbst baue, ich weiß, es ist lausig - die Farbe platzt leicht ab, speziell an den Kanten. Das ist auch bei dieser Komponentenbau-Spinne so, wie man erkennt. Konkret, man kann immer was finden, da helfen teurere Komponenten auch nicht. Freilich hätte ich die HS und FS Dinger selbst in die Hand genommen, wenn ich keine brauchbaren Komponenten gefunden hätte. Da es diese gab, wäre es müßig, sich selbst hinzusetzen, und welche zu "schnitzen". Es treibt den Preis nur weiter in die Höhe.
Generell ist der Tubus "üppig" ausgelegt. Der Fangspiegel wie der Hauptspiegel sitzen relativ tief im Tubus, daher ist Streulicht oder Tau kein Problem. Das Auszugrohr des Fokussierers schaut nie in den Tubus hinein, es wäre zudem auch noch etwas Spielraum. Jaja, viele haben diesen Tubus schon bei mir herumliegen gesehen, und einen Zehnzöller vermutet. Die typisch eng ausgelegten Rohre der günstig zu kaufenden Newton haben so ihre Nachteile. Das sollte auch einmal gesagt sein. Es gibt ja einen triftigen Grund, der mich angetrieben hat, selbst einen Foto-Newton zu entwerfen und zu bauen. Man braucht nicht Rocket-Science dafür, aber seine Hausaufgaben muss man machen, sonst kommt ein Verhau raus.
Ich vertraue auf GSO Spiegeloptiken, diese haben mich noch nie enttäuscht. Als Hauptspiegel dient ein 200/1000 Parabolspiegel, BK7 Substrat, 94% Verspiegelung mit Quarz Schutzschicht. Einziger Nachteil dieses Spiegels, Fokusdrift. Also wird man nach einiger Zeit nachfokussieren müssen. Es hilft auch ein Zero-Expansion Spiegel wenig, wenn der Tubus einen Wärmedehungskoeffizienten hat . Da ist z.B. Hartpapier nur halb so schlimm wie Alu (das meist verwendete Tubusmaterial) - genau genommen unproblematisch. Wenn es 1° C abkühlt, verkürzt sich der Hartpapiertubus um 0.01 mm. Selbst bei einem Refraktor wird man den Fokus nach gewisser Zeit nachbessern müssen. Daher braucht man sich deswegen keine grauen Haare wachsen lassen.
Als Fangspiegel kommt ein 80 mm GSO zum Einsatz, ebenfalls 94% verspiegelt, mit Quarz Schutzschicht. Die Seitenfläche des Fangspiegels habe ich geschwärzt. Natürlich war der Fangspiegel auf dem FS-Halter anzubringen. Er ist mit drei Silikon Punkten verklebt, mit einem etwas üppigeren Klebespalt, damit sich der Spiegel nicht durch die Verklebung verspannen kann. Freilich ist der Fangspiegel mit dem entsprechenden Offset aufgeklebt.
Foto-Newton sind systembedingt hoch obstruiert, wir liegen bei 40%. Dennoch, ein Blick durch das 17.5 mm Morpheus Okular hat überzeugt, feine Stern über das gesamte Feld. So, wie gewohnt, so, wie erwartet. Die Performance passt. Jaja, zum Schauen, wenn es darum ginge, wär der Newton anders geraten. Visuelle Auslegung und fotografische, das sind zwei Paar Schuhe. Ein Newton ist aber flexibel auszulegen, wenn man weiß was man will, baut man eben entsprechend.
Als Komakorrektor dient ein relativ preisgünstiger Zweilinser, der unter verschiedenen Labels vertrieben wird. Dieser Korrektor bringt einen geringen Reduktionsfaktor von 0.95x mit sich. Wir haben also fotografisch damit nicht einen 200/1000 Newton, sondern arbeiten bei 950 mm Brennweite, statt f/5 bei f/4.75. Wir kennen diesen Komakorrektor prinzipiell, hatten ihn schon an einem GSO 8" f/5 Newton im Einsatz, und da gab es keinen Anlaß zur Kritik. Man kann damit arbeiten. Der leichte Reduktionsfaktor ist sogar durchaus willkommen.
Wenn man einen Newton zum ersten Mal zusammenbaut, muss der Fangspiegel grundlegend positioniert und justiert werden. Diese Tätigkeit ist eine Spielerei, eine Geduldsarbeit. Zudem sind einige Tools erforderlich. Es muss nun der Offset auch in achsialer Richtung eingenommen werden, der Fangspiegel wird optisch unter dem Fokussierer zentriert. Letztlich darf man mit dem Laser alles zusammenjustieren, und dann nochmals das Ergebnis mit einem Justierokular betrachten. Selten so perfekt gesehen, dass selbst die Spinne mit dem Fadenkreuz des Justierokulars perfekt zur Deckung kommt, auch der HS im FS perfekt zentriert ist, und das Einguckloch des Justierokulars perfekt in der Mittenmarkierung des HS sitzt. Da bleibt gerade ein hauchfeiner Lichtspalt dazwischen. Man kann es mit dem Justierokular wirklich perfekt einjustieren. Wenn man mit einem guten Laser wirklich genau arbeitet, wird es aber kaum schlechter sein. Oft genug nach der Laserjustierung kontrolliert, passt. Ich habe mich doch ein Weilchen damit auseinandergesetzt.
Wie gut hält der Newton nun die Justierung? Sagen wir so, er könnte wohl noch besser, würde man die Kontermöglichkeiten konsequent nützen. So ist nach einem Transport im Auto der Laserpunkt einen Hauch aus der Mitte des FS gewesen, und am HS war an einer Schraube eine winzige Drehung notwendig. Also die Nachjustierung ist kein Thema, das ist ruck-zuck erledigt. Einen Vorteil hat die Fangspiegel Justiermechanik: dass die Justierschrauben so locker würden, und sich der Spiegel dann der Schwerkraft nach verdreht, das kann nicht passieren. Es ist halt eine Sache, die vielen unbedarften Amateuren, die im Laser ihr Heil suchen, schnell mal passiert, bei all den "Standard Newton", die allesamt gleich gestrickt sind in dieser Hinsicht.
Nach dem First Light Test hatten wir eine weitere Testnacht vom 9. auf den 10. August 2018. Wir wollten eigentlich raus fahren auf's freie Feld, jedoch stellte ich auf meinem frühabendlichen Ausgang mit Canis Maior fest, dass in der Siedlung kaum spürbar, draußen auf freiem Feld ein lebhafter und böiger Südoster weht. Darum war ein weiterer Einsatz bei mir daheim angesagt, wir stehen auf der Nordseite des Hauses und sind so weitgehend vor Südwind geschützt. Vielleicht eh gut, weil wir den Newton nun ein erstes mal auf einer iOptron CEM60 hatten, und es ist immer gut, wenn man bei Tests Licht hat, und alles Werkzeug das man vielleicht brauchen könnte, gleich bei der Hand hat.
Die Bedingungen waren nicht wirklich toll. Dunstiger Stadthimmel, gerade dass man die Milchstraße im Zenitraum noch erahnen konnte, dazu pumpendes, schnelles Seeing. Wir konnten nicht einmal feststellen, ob wir den Fokus richtig getroffen hatten, was gerade scharf ausgeschaut hat, war es im nächsten Augenblick nicht mehr. Aber Tests sind eben Tests. Wir hielten dennoch wacker drauf, erst mal auf NGC 6888, den Crescent Nebel.
NGC 6888 und Umgebung, 3x10 min Median combined, ISO 400. Canon 1000D, astromodifiziert
Nun ja, could be worse. Sagen wir so, "0.5x quick and dirty" in Fitswork bearbeitet. Solang man es nur bei 40% der Originalgröße belässt, schaut es nicht so übel aus. Die gar dicken Sterne musste ich schon etwas dressieren.
Wir hatten den Komakorrektor verschraubt. Bei der Kontrolle der Abbildung gefiel uns die Sternabbildung in den Ecken nicht recht. War mal da ein Zipfel radial verzogen, dann dort. Ich versuchte den Komakorrektor direkt zu verschrauben, was keine Besserung brachte. Wir waren mittlerweile auch etwas aus dem Fokus gerutscht, da passte die Abbildung in keiner Ecke mehr. Wir fokussierten neu. Dann versuchte ich den Fokussierer zu rotieren, und wieder war es so mal so. Sonderbar. Bis ich letztlich auf die Verschraubung verzichten wollte. Nur, die direkte Verschraubung ließ sich nicht mehr so einfach lösen. Ich musste den Fokussierer voll einfahren, in den Tubus hinein greifen, den Komakorrektor mit der Hand drehen, da löste sich der Schraubadapter und ich konnte ihn wieder herausdrehen. Ok, dafür würde ich auch eine Lösung finden, zwei Löcher bohren, ein Werkzeug mit 2 Stiften, das genau in diese Bohrungen eingreift, zack, kleine Drehung, und schon geht's.
Wir befanden, wir sind mit dem Komakorrektor, mit dem M48 Gewinde durch den Adapter verschraubt, ein paar Millimeter zu lang im Arbeitsabstand. Also nun den Komakorrektor direkt mit dem M48 Bajonettring der Kamera verschraubt und rein in den 2" Steckanschluss. Es sind eh drei Schrauben vorhanden, das lässt sich bombensicher klemmen. Und siehe da, die Abbildung war dann deutlich besser, die Bildecken sahen so weit gut aus. Das Seeing war zudem auch nicht mehr gar so ruppig wie vorher.
M57 und Umgebung, 3 min Singelshot bei ISO 400. Canon 1000D, astromodifiziert
Die wesentlichen Erkenntisse aus dieser Testnacht: Moonlite hin oder her, er eiert beim Rotieren. Dann darf man sich über leichte Feldschieflage nicht wundern. Der Fangspiegel braucht noch einen Hauch Rotation. Die Verschraublösung fein und gut, aber mit 58 mm Arbeitsabstand statt 55 mm ist der Komakorrektor nicht happy. Er kommt mit der Bildfeldebnung nicht klar und reagiert sensibel auf leichte Verkippung. Solange man die Bilder stark verkleinert, sieht man ja nichts davon. Also für die Verschraublösung mit DSLR bräuchte man einen Komakorrektor mit etwas größerem Arbeitsabstand, dann gehen die 3 mm auch noch rein, und man sollte eine Rotierlösung einziehen. Konkret ist aber die Klemmung im 2" Anschluss des Moonlite ein gangbarer Weg und praktisch watscheneinfach. Eine schwerere CCD oder CMOS Kamera würde man aber vielleich doch lieber verschrauben. Gut, die haben schon geringeres Auflagemaß, da geht es sich noch aus, und ja, eine Rotiermöglichkeit wäre dann angebracht, weil Verschraubgewinde halt in irgend einer Stellung anschlagen. Der Komakorrektor selbst ist nicht so schlecht wie es scheint. Korrekter Arbeitsabstand, korrekte Justierung, und passt. Es arbeiten viele Amateure damit. Freilich gibt es elaboriertere Werke an Komakorrektoren.
Eine weitere wolkenfreie Testnacht ergab sich für uns vom 12. auf den 13. August 2018. Für die Nacht war abflauender Wind angesagt, aus Richtung SO. Bei meiner abendlichen Runde mit Canis Maior stellte ich schwachen Wind aus Ost fest. Nicht aufregend, also sollte alles klappen. Der Himmel war schön blau, so etwas deutet auf einen guten Nachthimmel hin. Wir trafen um rund 21:40 an unserem Beobachtungsort auf dem Hügelzug östlich von Niederleis ein. Leichter Ostwind, der mal auch wieder fester andrücken könnte, so stellte ich das Auto mit der Nase in den Wind, wir bauten im Windschatten der geöffneten Heckklappe auf. Tatsächlich legte der Wind etwas zu. Wir konnten aber arbeiten.
Der Ostwind schlief ein, doch später kam wieder Wind auf, diesmal aus NO. Zum Glück nicht sehr heftig, der Guider konnte diesen Winddruck noch einigermaßen gut parieren. Auch der NO Wind schlief wieder ein, erneut drehte der Wind auf Ost. Wir hielten wieder auf NGC 6888 drauf, der zu dieser Zeit noch östlich des Meridians stand. Da zogen wir bei ISO 800 einige 10-minütige Bilder. Bei der Inspektion waren wir prinzipiell mit der Abbildung in den Ecken zufrieden, die Sterne waren aber wieder ziemlich dick. Ja, das Seeing, auch in dieser Nacht hatten wir eine recht starke Szintillation.
Irgendwann war es so weit, der Meridan war erreicht. Die Steuerung der Montierung gab einen leisen Pfeifton von sich, dann setzte sich das Instrument in Bewegung, um den Crescent Nebel nun von der anderen Seite anzufahren. Na schön, die Bilder würden wir halt drehen müssen. Ich suchte einen neuen Leitstern, kalibrierte den Guider neu, und los. Was wir nach 10 Minuten auf den Bildschirm kriegten, war dies:
Rohbild als RGB. Das ist aber nicht der Crescent Nebel
Wir waren einigermaßen verwundert. Trifft die CEM60 mit einem 3-Stern Alignment so schlecht nach Meridianflip? Also wir hatten schon eine CEM60 in der Hand, und da lief alles sehr zufriedenstellend. Kontrolle: Wir fuhren den Stern Vega an: Oh, eigentlich fast perfekt in der Bildmitte. Da kann es sich nicht um Schrittverluste handeln, oder dass das Teleskop vielleicht ins Stativ gefahren wäre, und so Schittverluste entstanden wären. Also wir hätten den Crescent Nebel praktisch mittig drauf haben sollen. Ich stellte als Objekt erneut NGC 6888 ein, die Montierung fuhr die Position an, ich startete das Guiding, und nach 10 Minuten erschien der Crescent Nebel auch wie erwartet auf dem Bildschirm. WTF? Was war da? Glitch in der Matrix? Da haben wir es: Wir leben in einer Simulation ;-)
Während wir nach dem Meridianflip erneut ein paar Aufnahmen zogen, drehte der Wind auf SO und frischte zum Teil böig auf. Heh, das hat keiner so bestellt, und nun stand das Teleskop voll im Wind. Zudem war der Himmel auf einmal matter geworden, es roch feucht, und die Lichtverschmutzung am Horizont reichte höher in den Himmel. Gerade noch direkt im Zenit sah der Himmel noch weitgehend gut aus. Was so die Nacht der Nächte sein hätte können, wo wir ausreichend Zeit zum Spielen haben sollten, wollte nicht sein. Wir gaben letztlich w. o. und packten zusammen. Das Foto Ergebnis, resultierend aus insgesamt 45 Minuten Belichtungszeit (eine 10 Minuten Belichtung mussten wir nach 5 Minuten aufgrund des Meridianflips abbrechen), nachfolgend:
NGC 6888 mit Umgebung, 4x 10 min + 1x 5 min Median Stack, Bias und Dark Kalibrierung. ISO 800, Canon 1000D astromodifiziert
Man merkt schon, dass der Himmel besser war als der dunstige Stadthimmel bei mir daheim während der zweiten Testnacht. Genau genommen, hätten wir es auch bei 5 Minuten Belichtungszeit belassen können. Vom Cerescent Nebel ist auch auf den 10 Minuten Bildern nicht mehr zu sehen. Bei ISO 800 und 5 Minuten sind die Sterne jedoch noch nicht solche Pletschen. Zudem ist uns der Fokus während dieser Serie ein bissl weggedriftet. der Nordoster hat das Guiding etwas versaut. Aber was soll man machen. Wenn ich nur diese Bilder der Anriß-Serie habe, nicht einmal die ganz nach Plan gelaufen sind, muss ich daraus ein Bild schnitzen. Wir wollten mehr, es war leider nicht drin.
Sollte jemandem der p. t. Leserschaft in den Bildern unten ein dunkler Streifen aufgefallen sein - das ist ein Artefakt der DSLR. Wir kommen mit einem wesentlich steileren Lichtkegel daher, im Gegensatz zu den üblichen f/7 Refraktoren, und nun scheint der aufgeklappte Spiegel ein wenig Abschattung zu erzeugen. Wir haben es so weit verfolgt, es ist eindeutig ein Kamera Artefakt, der sich nicht mit Bias und Darks beheben lässt. Also es liegt nicht am Sensor, schon gar nicht am Teleskop.
Zurück zur Nacht. Natürlich, wie wir fast schon alles im Auto verstaut hatten, schlief der Wind wieder ein. Aber was soll's, der Himmel war stumpf geworden, vorbei mit der Herrlichkeit. Wir haben es oft schon so erlebt, und es ist die Lichtverschmutzung, die seit den 90-er Jahren gewaltig zugelegt hat. Der Nordhorizont war damals noch weitgehend dunkel, ist nicht mehr. Der Osten auch schon ziemlich aufgehellt, deutlich mehr als damals, es zieht sich bis in den Südosten, geht dann gleich in die Wiener Lichtglocke über, die den Himmel fallweise bis in den Zenitraum aufhellt. Gerade noch der Westen ist einigermaßen dunkel. Eigentlich die Ecke, die es damals auch war. Man kann hier nur noch den engeren Zenitraum und ein bisschen Westhimmel beackern.
Es war die Perseiden Nacht. Andi hatte seine DSLR, bewaffnet mit 8 mm Walimex Fisheye, in Betrieb, aber wir haben sicher mehr Perseiden gesehen, als die Kamera eingefangen hat. Die Sternschnuppen können halt überall am Himmel auftreten, und die Kamera sieht immer nur ein begrenztes Stück Himmel. Einige waren dabei mit Vega Helligkeit, einige hatten Jupiter/Mars Helligkeit, und sogar mit Venus Helligkeit war eine dabei. Die ganz große Show, von der schieren Anzahl, war es nicht. Zumindest bis knapp nach Mitternacht nicht. Dennoch nett, sonst ist es ja recht langweilig, während eine Fotoserie abgespult wird.
Die verbauten Komponenten sind so gut wie sie sind. Der Moonlite Fokussierer wird zwar CNC gefertigt, jedoch kann Eloxierung die ganze Genauigkeit kompromittieren (das gilt für die meisten Fokussierer...). Prinzipiell sind die Kugellager des Moonlite Fokussieres justierbar, nur, da wird man nichts holen können. Wenn ich den Laser im Auszug klemme, und den Fokussierer rein und raus bewege, steht der Punkt. Er hat einen Justierflansch, also man kann den Fokussierer prinzipiell gegen den Flansch ausjustierenl.
Ganz so heikel sollte man sowieso nicht sein. Selbst wenn man sich große Mühe gibt, bei der Justierung per Laser in der Nacht, wird sie nur so gut wie man es auch sieht, wie genau man eine Zentrierung schätzen kann. Rein so kann man sich durch minimale Justierfehler eine leichte Verkippung des Feldes einfangen. Es mag Komakorrektoren geben, die darauf nicht gar so empfindlich reagieren. Man könnte auch in der Distanzhülse zwischen Korrektor und Sensor, so man genug Spielraum hat, einen Kippflansch einziehen, und dort ausjustieren, was zu justieren wäre. Ich halte es für Overkill. Aus oben genannten Gründen. Wenn, scheint ein anderer Korrektor, der weniger auf kleine Verkippung sensibel ist, die beste Lösung. Alles nur eine Kostenfrage.
Einen Newton kann man beliebig auslegen. Diesen im Test befindlichen 8" f/5 habe ich so ausgelegt, dass er erbringt, was die meisten damit machen würden. Wir konnten die DSLR jedenfalls in allen Fällen fokussieren, egal ob direkte Verschraubung im Moonlite, Verschraubung über eine M68 Verlängerung, oder Klemmung im 2" Steckanschluss. Auch das 17.5 mm Morpheus lässt sich nun ohne Probleme fokussieren. Gegen den First Light Zustand habe ich den HS etwas weiter nach vorne gesetzt.
Ich kann jederzeit einen neuen Newton bauen, und anderen Anforderungen (Fokuslage, Ausleuchtung) anpassen. Es gäbe auch gegen Geld Hauptspiegel aus Quarz Substrat. Als Fokussierer gäbe es auch andere, die man verbauen könnte, aber nichts auf dieser Welt ist perfekt, jedes Produkt hat seine Eigenheiten. So mancher Fokussierer bietet gar keine Rotation an. Somit ist es sinnvoll, wenn man auf eine Schraublösung für Korrektor und CCD/CMOS Kamera geht, eine Rotation zwischen Korrektor und Kamera einzuziehen. Eine DSLR kann man einfach im 2" Steckanschluss klemmen, und das in jeder Orientierung des Sensors. Das ist kein wirkliches Problem. Es muss nicht wirklich ein Komakorrektor mit längerem Arbeitsabstand sein. Die allermeisten Korrektoren haben die üblichen 55mm.
Wir haben den 8" Foto-Newton im Test nun soweit erkundet, dass wir wissen, woran wir sind, wie wir damit optimal arbeiten können. Soweit alles klar. Wir sind der Meinung, die Übung ist gelungen. Freilich, teure Komponenten, mit den preisgünstigen Newton kann er preislich nicht mit. Das will er auch gar nicht. Er steht deutlich drüber. Billiger geht immer. Aber man kann gegen Einsatz von Geld auch noch teurere Komponenten verbauen bzw. verwenden. Ich wollte einmal einen brauchbaren Kompromiss finden.
Howdii