Unsereiner hat als Kind angefangen, mit kleinsten Teleskopen die ersten Eindrücke vom gestirnten Himmel gesammelt. Freilich war bei uns auch bald der Wunsch nach mehr da, doch schwierig, alles sehr teuer, und man braucht auch edle Spender. Dennoch, nur kleine Steigerungen waren drinnen. Bei mir damals vom 60mm Refraktor auf einen 110mm Newton. Und das war schon so viel mehr. Ja, bei wirklich kleinen Öffnungen zieht es an, je größer, desto weniger merkt man von einer Steigerung der Öffnung. Auch das ist eine Erfahrung, die ich machen musste. Da hilft nur ein Riesensprung in der Öffnung.
Wer in heutigen Tagen in die beobachtende Amateurastronomie einsteigt, kennt unsere Erfahrungen in aller Regel nicht. Dagegen hat man gleich Bilder vom Hubble Space Telescope im Kopf, und überhaupt. Da scheint ein GSO 8" Cassegrain (203/2436mm), der ein sehr helles Bild für einen Achtzöller liefert, vielleicht zu wenig. Irgendwie war da ein Celestron C11 (280/2800mm) im Gerede, von einem Astroclub so hingestellt, als wenn es das Überding gegen den 8" wäre. Mit dieser Aussage konfrontiert, war ich schon skeptisch. Gar so viel wird's nicht sein, war meine Einschätzung. Ich kenne ja den 8" Cassegrain, hatte ihn ja im Test gehabt, und auch das C11. Den Beweis wollte ich antreten, und selbst sehen, ob ich eine richtige Einschätzung habe. Andi wollte auch dabei sein, es auch sehen.
Heuer wäre schon seit dem Frühjahr dieser Vergleichstest angesagt gewesen. Doch muss man erst einmal terminlich zusammen kommen, und braucht auch noch passendes Wetter. So ist es Ende Oktober 2022 geworden. Den Standort im Raum Amstetten kenne ich schon, dort hat man einen nicht gar so schlechten Himmel, doch dunstanfällig. Sicher besser als ich es so im Weinviertel hier habe, aber auch keine Konkurrenz zur Ebenwaldhöhe, dem Hochbärneck, oder der Steyersberger Schwaig. Eines steht fest: Unter dunklerem Himmel geht jedes Teleskop besser.
Angekommen, noch vor Sonnenuntergang, war erst zu diskutieren, wie, wo stellen wir auf. In einer zu erwartend feuchten Herbstnacht keinesfalls in der Wiese. Also auf der asphaltierten Zufahrt, dass wir nicht zu weit voneinander weg stehen, uns aber auch nicht im Weg sind. In der blauen Stunde war bald der Polarstern ausgemacht, so konnte ich die iOptron CEM60 ausrichten, und das C11 aufsatteln. Auch die Kunden waren tätig, hatten den 8" Cassegrain schon auf der Celestron CGEM II montiert, und mit dem Celestron StarSense geht's halt nicht um eine exakte Polausrichtung. Ich hörte schon den StarSense Alignment-Lauf, während ich noch beschäftigt war. Es galt, das C11 zu balancieren, die Polausrichtung zu erledigen und die Zero Position der Montierung einzunehmen. Andi half derweilen beim 8" Cassegrain, den Vierfachstern ε Lyrae her zu zeigen. Nach meinem Stern Alignment mit dem C11 konnte es los gehen.
Das erste Vergleichsobjekt war der Kugelsternhaufen M13. Wir haben recht schnell bemerkt, dass, wenn ich das 17.5mm Morpheus am C11 habe, und am 8" Cassegrain das 14mm Morpheus im Einsatz ist, die Vergrößerung ziemlich gleich ist. Was ich auch bemerkt habe: Mit dem 14mm Morpheus am C11 sah man an den M13 Sternen schon das Seeing etwas zupfen, es war es schon schwieriger, den exakten Fokus zu treffen. Freilich, im C11 etwas eindrucksvoller, aber M13 auch im 8" nicht von schlechten Eltern.
So ging es weiter mit M57, daran war eigentlich nicht mehr zu sehen im C11, ja, wenn man alles ausschöpft schon, aber der Ringnebel gab da wie dort nicht mehr her, obwohl etwas heller im C11. Meine sicher nur kurze Jagd auf den Zentralstern blieb ohne Erfolg - wohl dem Seeing geschuldet.
Bei M71 war der Wurm bei unseren Gastgebern drin. Irgendwer muss am Teleskop angestoßen sein, das Alignment war auf einmal futsch. Ich bin hinzu gekommen, um den vermeintlich viel schwächeren M71 zu sehen. Es waren aber nur ein paar Sterne in etwa dreieckiger Konfiguration, kein M71. Letzteren fand ich etwas außerhalb des Feldes, zentrierte den Kugelhaufen, und siehe da, eine schöne und helle Abbildung. Also wirklich nicht schlecht.
M27 war auch sehr ähnlich, ja, im C11 etwas heller, etwas tiefer, aber nicht berauschend, der Unterschied. Der Zentralstern war lustigerweise im 8" Cassegrain etwas leichter zugänglich als im C11. Ich war mit dem C11 bei einer höheren Vergrößerung dran, der Nebel selbst noch immer heller als im Achtzöller, was wohl den Unterschied gemacht hat betreffend Zentralstern.
NGC 6905, "Blue Flash Nebula", brachte im C11 doch mehr, vor allem weil ich höher vergrößerte. Den 14 mag Zentralstern packte auch der 8" Cassegrain locker, der Nebel selbst zeigte im C11 etwas Strukturen, aber undefinierbar zu beschreiben. Auf jeden Fall ein hübsches Objekt, eines meiner Lieblingsdinger am Sternenhimmel.
M15 war hübsch, da wie dort. Freilich im C11 etwas eindrucksvoller, und mir gelang schnell die Orientierung, dass ich erfolgreich Jagd auf Pease 1 machen konnte. Ich kenne dieses Dingerchen schon lange genug, und wenn ich dran bin, kann ich es halt nicht lassen.
Saturn konnte bei diesem Seeing nicht recht gefallen, doch recht tief am Himmel, im Westteil des Sternbilds Steinbock. Ich sage zu so etwas "Schwimmschule". Kaum, dass man etwas an Details ausmachen konnte, da kann man auch nicht wirklich etwas vergleichen.
Weiter ging es mit M33. Ich hatte noch das Bild im Kopf, wie ich M33 vor Jahren auf der Ebenwaldhöhe im C11 gesehen hatte. Jetzt, ein matter Abklatsch davon. Das Zentrum und drumherum etwas. Ich brauchte einige Zeit mich zu orientieren, dann bekam ich einige Details zusammen, und sah auch die S-förmigen Spiralarme. Diese hatte zumindest Andi am 8" Cassegrain auch schon entdeckt.
NGC 404, Mirach's Ghost, war im C11 recht nett, im 8" Cassegrain auch. Die Sternfarbe da wie dort schön dargestellt, und der schwache Nebeltupf der Galaxie als Kontrast. Mehr gibt's eh nicht her an Details.
Ich wollte nun auch zeigen, dass bei größeren Objekten im C11 noch weniger davon ins Okular passt als im 8" f/12 Cassegrain. M34 und M45 sind da recht anschauliche Beispiele.
Jupiter stand nun deutlich höher als Saturn, der auch noch geringfügig an Höhe zugelegt hatte. Aber auch Jupiter war schwierig, sehr vom Seeing gezaust. Es gab manchmal bessere Momente, da wurden einige Details sichtbar. Andi meinte Jupiter im 8" Cassegrain wirklich schön gesehen zu haben, ich solle mir das ansehen. Ich ging hin, und sah eine Schwimmschule so wie meist auch im C11. Man nennt dies den Vorführeffekt. Kann sein, man erwischt manchmal einen Moment mit besserem Seeing, kann eine halbe Minute sein, und dann ist es wieder der übliche Käse. Dass der 8" Cassegrain scharf abbildet, und gegebenenfalls Planeten sehr schön darstellen kann, daran habe ich keine Zweifel.
Als letztes Objekt schlug Andi M76 vor. Im C11 sag man etwas mehr Struktur im "Korken", die Schmetterlingsflügel angedeutet, aber diese auch im 8" Cassegrain.
Der Tau hatte zugeschlagen. Der Tubus des 8" Cassegrain nass, das C11 mit isoliertem Tubus nicht mal wirklich feucht, die Taukappe im oberen Bereich aber sehr wohl nass, die Schmidtplatte dennoch trocken. Man sah nach Süden zu auch schon Nebel in den Niederungen. Nebel, ziemlich heftig und feucht, war dann auch großteils auf unserer Heimfahrt anzutreffen, bis ins Weinviertel.
Das eine ist ein Achtzöller, wenn auch mit brillanter Abbildung, das andere ein Elfzöller. Der Unterschied ist merkbar, aber nicht so groß wie man meinen möchte. Es erinnert mich an den Vergleichstest C11 gegen C14. Es war ähnlich. Klar, mit der größeren Optik kommt man im Fall des Falles etwas weiter - wenn es nicht so wäre. hätten größere Optiken ja keinen Sinn. Manche Objekte aber geben so oder so nicht mehr her, oder es bräuchte brutal mehr Öffnung für mehr Details. Der 8" Cassegrain hat sich wirklich wacker gegen das C11 geschlagen. Es fragt sich, ob der Unterschied, den das C11 ausmacht, den Preis rechtfertigt, oder man gleich auf eine wesentlich größere Optik los geht: Dann ist der Sprung im Seherlebnis deutlich merkbar.
Howdii