Ein "verrücktes" Projekt

Der 25" f/4.5 Dob



Die Geschichte

Märchen fangen mit "es war einmal" an. So könnte man auch diese Story beginnen... Wir schreiben das Jahr 2006. Herbst. Die damalige Astro-Leiser Gruppe hatte sich an eine von einem befreundeten Verein organisierte Führung an der Universitätssternwarte Wien angehängt. Ich fuhr direkt von der Arbeit hin. Und traf dort Roland, den ich schon länger nicht gesehen hatte. Wir kamen so ins Gespräch. Roland erzählte, dass sie ein großes Vereins-Teleskop bauen wollten. Und ich eröffnete Roland, dass ich meinem Absprung aus der Softwareentwicklung entgegensähe, um, ja, um Dobson Teleskope zu bauen. Das traf sich also recht gut, wir vereinbarten Zusammenarbeit. Die Führung war für uns beide auf einmal ziemlich uninteressant. Wir hingen irgendwo diametral auf der anderen Seite des Rondeaus und diskutieren angeregt. Anneliese, die Koordinatorin der Vereinsgruppen, ermahnte uns öfters, leiser zu sein. Es ist dort ziemlich hallig. Letztlich standen wir im Stiegenhaus unter den gestrengen Augen des steinernen Kaisers, und quatschten weiter. Also das waren schon hochtrabende Gedanken. Einen 27" Dob hatte Roland im Kopf. Ich gab zu bedenken, dass dies ein bissl zu groß sein könnte, schon vom Transport her, und dass vielleicht auch wenige Leute bereit sind, auf eine Leiter zu klettern, die Füße 2 Meter über Grund, um ins Okular zu blicken. Ich stieg da auf die Bremse, und empfahl, es bei 25" bewenden zu lassen. Vernunft setzte sich letztlich durch.

Bei weiteren Treffen wurde die Sache langsam konkreter. Es sollte ein 25" f/4.5 Dob werden, und es wurde ein Antriebssystem ins Auge gefasst. Für ein Vereinsteleskop ist Goto und Tracking fast unabdingbar. Ganz ehrlich, auf der fünften Sprosse einer Leiter stehend wollte auch ich nicht am Teleskop rütteln müssen, um es nachzuführen... Das wäre nur etwas für die ganz Hartgesottenen. Mit diesem "Auftrag" zog ich mich einmal zurück und überlegte mir die grundlegenden Dinge zur Konstruktion. Frühjahr 2007. Mit meinem erarbeiteten Konzept setzten wir uns, Roland und einige Leute aus dem Vereinsvorstand, zusammen. Dabei wurde alles durchgesprochen und das Projekt-Go erteilt.

Im Mai 2007 hatte ich schon die Dinge beieinander, die wir brauchen würden. Der Spiegel wurde bei Swayze Optical, USA, in Auftrag gegeben. Die Antriebe, ServoCAT und Argo Navis inklusive der optischen Encoder wurden von RXDesign, USA, bezogen. Fokussierer und Truss Bauteile von Moonlite, USA. Carbon Rohre für den Truss Tube aus Deutschland. Ich ging nun daran, die Konstruktion baufertig zu machen, alle Holzteile wurden bis in die Details durchkonstruiert, auch die Gewichtsrechnung erfolgte - ein Dobson Teleskop soll ja letztlich in der Balance sein. Die Holzteile ließen wir bei einer Tischlerei in Guntramsdorf CNC fräsen. Metallteile gaben wir bei DI Armin Faltl in Auftrag. Alles angerichtet, es konnte los gehen.

Es ist Oktober 2007. Kaum hatten wir die Holzteile, startete ich mit Roland sofort in den Rohbau. Schon bei der Vereins-Jahrestagung im November 2007 konnten wir einige Rohbauteile herzeigen. Im Spätherbst und Winter war Sendepause durch meine damaligen dienstlichen Verpflichtungen. Wir konnten erst im ausgehenden Winter des Jahres 2008 die Bauarbeiten wieder aufnehmen. Bis in den Frühsommer hinein waren letztlich schon alle Sperrholz Rohbauteile fertiggestellt. Diverse Einbau- und Anbauteile wurden bereits vormontiert.


Die Teleskopstruktur im Rohbau. Diverse Teile sind schon vorab ein- und angebaut, auch die Antriebseinheiten, aber noch ohne Antriebsrollen


Und der erste Aufbau der Teleskop Struktur. Roland checkt die Beweglichkeit - natürlich ohne die echte Zuladung durch die Optiken ist noch alles provisorisch. Auf der Spiegelzelle liegt ein Dummy - eine Sperrholzplatte, die uns grad die Dimensionen des Spiegels im Durchmesser geben soll, mit etwas Ballast drauf

Jetzt war eigentlich die Teleskop Struktur soweit gediehen. Finish muss drauf. Wir sind mittlerweile im Herbst 2008. Ich hatte die Software Entwicklung an den Nagel gehängt, und war ab sofort selbständiger Unternehmer. Egal, dieser Teleskopbau wurde als Amateurprojekt begonnen und als solches weitergeführt. Meine ersten Arbeiten in der "neu gewonnenen Freiheit" - zumindest Freiheit in der Zeiteinteilung - waren also Schleifen, Grundieren, Pinseln. Das war eine zähe Arbeit. Die vielen Ausschnitte - der Hut besteht z.B. fast nur aus Löchern, ist ohne Ein- und Anbauten so leicht, dass man meinen könnte, er sei aus Balsaholz - und Rundlöcher waren nicht nur beim Schleifen eine irre Sache, beim Pinseln sowieso, damit man an diesen unzähligen Kanten keine Zahrer rein kriegt. Aufgetragen wurde - Roland hat mir dieses Zeug in die Hand gedrückt - eine Dünnschicht Lasur, Farbton Weide. Also so einen grausigen Farbton habe ich schon lange nicht gesehen. Ein Gaga-Gelbgrün, wo soll da Weide sein... Es war aber zu spät, das Zeug war drauf. In zig Arbeitsgängen: Schleifen, Grundieren, Lasur aufbringen, immer mit Zwischenschliff. Die zunehmend kühle,  feuchte Witterung und die kürzer werdenden Tage machten die Sache nicht leichter. Es trocknete alles sehr langsam, und beim Pinseln braucht man wirklich gutes Licht. Irgendwo drin im Haus war es unmöglich. Ich musste alles im Freien bei Tageslicht arbeiten.

Es war schon klar, dieses Finish musste ordentlich durchtrocknen. Monate, nicht nur Wochen. Es fühlte sich lange pickig an. Aber im Jahr 2009 hätten wir durchaus nach dem Winter die Fertigstellung in Angriff nehmen können. Es hieß hingegen: Warten auf den Spiegel.

Allerdings gab es einen ersten Auftritt für den halt unfertigen Dob: Der Verein hielt seine Jahrestagung im Herbst 2009 in den heiligen Hallen der Universitätssternwarte Wien ab. Dort, wo das Projekt aus der Taufe gehoben wurde, stand der Dob nun mal in seiner Rohstruktur, aber schon gefinished. Statt eines Spiegels lag halt ein Gewichtsdummy unter dem Deckel der Spiegelkiste. Man konnte immerhin sehen, es handelt sich nicht um ein "Luftschloss" - ich hatte meinen Part, soweit es im Projektverlauf möglich war, erfüllt.


Fahles Herbstlicht. Einladen - in einen Van geht es problemlos rein, da kann sogar der Hut auf der Spiegelkiste ruhen


Roland transportiert den Dob zur Universitätssternwarte. Ab da wurde er bei ihm eingelagert


Der 25" Dob in der Rundhalle der Universitätssternwarte Wien, anlässlich der Vereins-Jahrestagung 2009
Daneben links ein GSO 8" Dob, für den ich eine neue Sperrholz Rockerbox gebaut habe. Der Achtzöller sieht neben dem 25" Dob wie ein Spielzeugteleskop aus.

Die lange Wartezeit auf den Spiegel tat dem Projekt nicht gut. Zufrieden war niemand von uns, das kann man sich denken. Gerüchte kamen auf, es sei dieses Projekt eines, das nie vollendet würde. Es hieß warten, warten. Die Lage wurde mit der Zeit uneträglich...

Der Spiegel, der Spiegel. Das ist eine eigene Geschichte in der Geschichte. Es hat schon mit einiger Verzögerung nach der Anzahlung, ohne die Mr. Swayze nicht einen Finger rühren würde, begonnen. Die Herrschaften bei United Lens haben Steve Swayze bei der Beschaffung des Pyrex Rohlings erst mal auflaufen lassen und immer wieder vertröstet. Bis er endlich an einen anderen Mitarbeiter gelangt ist, dann hat es auf einmal geklappt. Da sind schon Monate verloren gegangen. Letztlich ist ein 25" Spiegel kein Klacks mehr. Warum habe ich eigentlich Swayze als Spiegelhersteller empfohlen? Mir war zu dieser Zeit kein anderer Spiegelhersteller bekannt, dem zuzutrauen war, so große Spiegel in guter Qualität zu fertigen, und das vor allem zu einem noch christlichen Preis. Irgendwer vom Verein hätte von diesen BVC (Black Vitrified Ceramics) Spiegeln geträumt. Mir war zu dieser Zeit aber schon bekannt, dass sich diese nicht unbedingt nur mit Ruhm bekleckert hatten. Es gab Berichte von Mirror Blanks mit argen inneren Spannungen, weil die Rohlinge aus laminierten Platten erzeugt wurden. Es wird auch einen Grund haben, warum sich dieses Material nicht durchgesetzt hat. Mein Rat war also zu einem "anständigen" Pyrex Spiegel. Hatte ja mit meinem 18" von Pegasus Optics (denen man nachsagte, dass sie "Scherben" produzieren würden) gute Erfahrungen. Es war die Zeit des ausgehenden Pyrex für Teleskopspiegel. Corning ist der Schmelzofen kaputt gegangen. Dieser Spiegelrohling, den Steve Swayze bekommen hat, ist aus der letzten Charge von Corning. Es hat sich im Laufe der Zeit herausgestellt, dass diese Spiegel auch irgendwie ein Eigenleben führen. Jedenfalls, Steve Swayze war mit einigen Schwierigkeiten konfrontiert. Der Spiegel wollte nicht ganz so wie er wollte. Irgend wann war er für seine Begriffe fertig, und hat den Spiegel zur Seite gestellt. Um ihn nach etlichen Wochen wieder mal auf den Teststand zu hieven, und da war er gar nicht zufrieden. Das sah ganz anders aus als er es in Erinnerung hatte. Er musste nach jeder Korrektur dem Spiegel viel Zeit zum Austemperieren geben, bevor er das Ergebnis beurteilen konnte. Damit zieht sich die Korrektur wie ein Strudelteig. Speziell die Kante machte Probleme. Zwischendurch hat sich Steve mit einem gewissen Mr. Zambuto ausgetauscht, der genau solche Dinge mit seinen letzten Pyrex Spiegeln erlebte. Die Vermutung war, dass die Zutaten bei der Schmelze nicht gut genug durchmischt waren. Lassen wir das einmal. Irgendwann war der Spiegel fertig. Ich stand ja immer wieder in Kommunikation mit Steve. Wir hofften, nun da der Spiegel, nach eh schon sehr langer Zeit, fertig sei, dass er bald zum Coating komme, um letztlich zu uns zu gelangen. Immer wieder kam die Aussage von Steve, dass er es in den nächsten Tagen erledigen werde, aber nie geschah etwas. Und so lief Zeit ins Land, viel Zeit. Was der Grund war, warum der Spiegel nicht daherwachsen wollte, können wir nur mutmaßen. Wir haben unsere Version, die zutreffen könnte... Nun, es war klar, dass man hier offenbar juristisch anschieben würde müssen. Es dauerte wiederum sehr lange, bis sich im Verein diese Ansicht auch durchsetzte. Irgendwann war es soweit, dass die Leute vom Verein selbst mit Swayze in Kommunikation getreten sind, mit Androhung von Konsequenzen. Man hat sich letztlich drauf geeinigt, dass der Spiegel ohne Coating geschickt wurde, obwohl komplett bezahlt. Die Restzahlung des Spiegels hatte ich berappt, weil ich ja den Spiegel ohnehin hier gebraucht hätte, also wäre es nur ok, gewesen, wenn er auch gleich zu mir käme. Es kam anders.

In der Zeit, wo es immer wieder "Alarm" gab, der Spiegel komme, fertigten wir neue Stangen für den Truss Tube. Etwas stärkere, und auch von der Ausfertigung etwas anders. Schaut insgesamt besser aus, so wie es letztlich geworden ist, als vorher (die alten Stangen sind nicht Müll, sie können anderweitig verwendet werden). Aber ja, die neuen Stangen ruhten auch sanft in ihrer Schachtel und setzten Staub an. Der Spiegel kam nicht und nicht.

Wir schreiben Ende 2013, und ein Wunder ist geschehen. Der Spiegel ist in Wien eingetroffen! Ich wurde davon im Jänner des Jahres 2014 in Kenntnis gesetzt. Es geht weiter! Wir kiegen das Ding doch noch gebacken! Da war eine gewisse Aufbruchsstimmung! Roland brachte das Teleskop, jetzt stand es wieder bei mir. Da war gleich einmal zu sehen, die mattschwarzen Lackierungen sind vergraut, und teilweise gab es Abriebspuren. Ich hatte also erst mal zu tun, einige Teiles nachzulackieren, und zum Schutz kam dann noch Klarlack drüber. Diverse weitere Feinarbeiten konnte ich durchführen, aber ohne Spiegel stand ich erneut an mit der Arbeit.

Nun war aufgrund der letzten Plaudereien von Steve Swayze mit dem Vereinskorrespondenten Zweifel an der Spiegelqualität aufgekommen. Seitens des Vereins hätte man einen interferometrischen Test bevorzugt, nur leider haben Amateurtester keinen so großen Planspiegel zur Verfügung. Wozu auch. Der Startest tut es auch. Der Startest ist kein quantitativer Test, den braucht man auch nicht. Von Zahlen hat niemand etwas. Es geht um die Qualität. Ob brauchbar oder nicht. Und ein qualitativer Test, der die Aberrationen sogar auseinander dividieren kann, ist der Startest allemal. So kam der Spiegel letztlich zu mir.

Das First Light mit dem unbeschichteten Spiegel hatten wir Ende Juli 2014. Der Spiegel wurde von mir für ok befunden, somit stand dem Coating nichts im Wege. Durchgeführt wurde das Coating bei Alluna Optics in Augsburg. Herr Felber war fürs Coating zuständig, hat aber Pits in der Außenzone des Spiegels moniert und gemeint, so einen Spiegel würde er zurückweisen. Tja, freilich, Herr Felber hätte gern selbst einen Spiegel verkauft, klar. Ende August war dann der belegte Spiegel endlich bei mir. Ich ging auf die Suche: Ja, diese mikrofeinen Pits gibt es, wenn man sie sucht, wird man sie finden. So beim Hingucken sieht man nichts. Kecke Frage: für diese Pits hat Swayze so lange gebraucht? Na, ich würde sagen, er musste mal zu einem gröberen Korn greifen bei der Korrektur, und letztlich ging Figure vor Smoothness, weil eh die Kante so trickreich zu bearbeiten war. Solche Sachen gibt es auch bei anderen Optikherstellern. Speziell bei Cassegrain oder RC Sekundärspiegel gilt dieses "Figure vor Smoothness" sehr oft, auch bei sehr namhaften Herstellern.

Ende August 2014 gab es also das richtige "First Light" mit dem fertigen Spiegel. Also was wir da gleich sahen, war nicht schlecht. Einen 25" Spiegel in der "Figure" so gut hinzubekommen, das ist schon eine Leistung. Was wir aber lernten mit der Zeit: Der Spiegel speichert ordentlich Wärme. Wenn er im Austemperieren ist, trotz dem, dass drei 80 mm Lüfter quer über die Oberfläche pusten, zeigt er vor allem durch den Warmluftkeil über dem Spiegel einen mehr oder weniger starken Astigmatismus. Wenn der Spiegel dann austemperiert, sagen wir weitgehend austemperiert ist, passt die Abbildung. Dann sieht man keinen Astigmatismus, keine hängende Kante, einen marginalen Zonenfehler gibt es. Das ist alles. Keine Spur von Streulicht. Zu sehen sind knackig scharfe Sterne. Was will man mehr!


Vorbereitung zum "First Light" mit dem unbelegten Spiegel. Man erkennt hier die 18 Punkt Zelle. 18 Punkt? Ja, völlig ausreichend, wenn die Zelle optimiert ausgelegt wird.

Jetzt, wo wir das Teleskop mal "komplett" bestückt hatten, ging es daran, die Feinbalance herzustellen, die Beweglichkeit in Azimut und Höhe auf "butterweich" zu trimmen. Bevor man irgendwas mit Antrieben will, muss ein Dobsonteleskop so einmal perfekt funktionieren und sich weich und gleichmäßig bewegen lassen. Bis das alles soweit war, war es Herbst. Und damit kam die Nebel und Hochnebelzeit, die Arbeit ruhte erneut.

Vonseiten des Vereins wurde im beginnenden Jahr Druck gemacht - es wäre schon wieder so und so viel Zeit vergangen seit der Spiegel in Wien angekommen ist. Na schön, ein gutes halbes Jahr hat der Verein selbst auf der Rechnung - siehe das Gezeter um die Spiegelqualität. Sobald sich der Frühling 2015 einigermaßen eingelaufen hatte, sich das Wetter von der Dauerhochnebelzeit weg bewegte, konnte es tatsächlich weiter gehen. Solange noch vom Winter Streusplitt auf der Straße lag, war aber nicht an Arbeit mit offenem Spiegel zu denken. Wir hatten sowieso anderes zu tun, wo man die Optik nicht gleich braucht. Die grundlegende Parametrierung von Argo Navis, Encoder Steps und Drehrichtung, war zu tätigen. Beim Az Encoder sind die Steps durch den Encoder selbst vorgegeben. Beim Alt Encoder meiner Konstruktion nicht, weil der Encoder die Bewegung des Teleskops über ein Reibrad abgreift. Damit ist ein Übersetzungsverhältnis vorhanden. Konstruktiv-rechnerisch klar, aber durch Bearbeitung der Teile nicht zutreffend. Wir stellten einen Abgleich mit einer digitalen Wasserwaage her. Bis auf minimale Abweichung an der Hundertstel Stelle kamen wir heran. Nachfolgend standen Tests mit Argo Navis an. Zenitstellung, Zwei-Stern Alignment, und Zielführung zu Objekten. Das funktionierte erstaunlich gut, wir hatten eine Riesengaudi damit.

Dann kam langsam die Pollenzeit, auch da legt man den Spiegel besser nicht frei. Es stand ohnehin noch Montage Arbeit an. Roland hatte anderweitig zu tun, Andi, der auch im Spätsommer des letzten Jahres bei den Tests dabei war, sprang ein und unterstützte mich nun. Der Seilzug für den Antrieb in Alt musste installiert werden, wozu noch diverse Kleinteile zu fertigen waren. Die Tests im Mai wurden durch wenig brauchbares Wetter behindert. Erst im letzten Maidrittel ging es wieder voran. ServoCAT Steuereinheit und Antriebseinheiten wurden verkabelt, die ersten Tests: die Motoren bewegten das Teleskop. Eine Grundparametrierung wurde dafür in die ServoCAT Box reingeschossen, aber halt nur damit sich mal was bewegen kann. Es galt eine Feinabstimmung der Parameter zu finden Vor allem mussten die Übersetzungsverhältnisse der Antriebe konfiguriert werden. Die mussten wir natürlich erst je von einem errechneten Ausgangswert ermitteln. Für diesen Zweck wurde nun die Kommunikation zwischen Argo Navis und ServoCAT hergestellt, um mit der Goto Funktion im Diagnose Modus arbeiten zu können. Es folgten viele Nachtstunden, ob mit oder ohne Mondlicht, ob klarer Himmel oder dünne Wolken. Es ging um die Feinparametrierung der Übersetzungverhältnisse. Wir kamen letztlich an einem Punkt an, wo eine Stelle rauf oder runter an den Werten schlechter war als was wir hatten. Damit war dieses Thema ausgelutscht. Die Speeds, es gibt zwei Settings davon, mussten auf akzeptable und energieoptimierte Werte gebracht werden.

Ein b'sonderes G'schiss war diese Sache mit der Wireless Handbox. Das war ein Bastelkit, wo vom Andwender in beiden Einheiten, Sender wie Empfänger, IC Boards einzulöten waren. Sehr eng zu setzende Lötpunkte, dabei darf man auch nichts anderes ankokeln. Und man hat große Chancen die ganze Elektronik durch elektrostatische Entladung zu "schießen". Ich war freudig überrascht, nach dieser leicht dramatischen Lötarbeit, die mir gewisses Bauchweh verursachte, die Sache funktionieren zu sehen!

Ein Hoppala gab es auch noch, in Alt arges Spiel. Die Antriebsrolle hatte sich auf dem Motorschaft gelockert. Um an die Rolle zu kommen, mussten wir den Seilzug aushängen, und die Spiegelkiste abnehmen. Die Madenschrauben wurden nun mit flüssiger Schraubensicherung eingedreht und festgezogen. Das muss halten. Etliche Routinetests erfolgten noch in der engen und trauten Testumgebung meiner Einfahrt. Wir hatten das Gefühl: wir sind fertig. Und nun sollte es für einen finalen Test raus gehen aufs freie Feld.

Weit wollten wir nicht fahren, grad auf den Hügel östlich von Mistelbach, dort oben beim Weinviertelfries Container. Wir waren aber erstmals mit dem Transport konfrontiert - wie tun wir. Also ganz ohne vorher besprechen und Bemühung des Maßbandes wäre es nicht so flott gegangen. Was wir prinzipiell zu tun hatten, war letztlich klar, dieser Prozess musste halt noch optimiert werden. Jedenfalls, zu Dritt kriegen wir die Kiste mit ein paar Tricks in meinen Focus Kombi hinein. Man hätte meinen können, ich hätte das Teleskop auf mein Auto hin konstruiert. Roland packte den Hut und die Stangen in seinen Mondeo Kombi, Leiter und Rampenbretter mussten auf den Dachgepäcksträger. So schipperten wir die paar Kilometer im "Kanaldeckelslalom" auf den Hügel hinauf. Dort verlief alles glatt, nur der Mond, der bald aufging, verdarb uns den Spaß etwas. So richtig hatten wir noch nie gesehen, was diese 25" Optik kann.



Das zufriedene Testteam, von rechts nach links: Roland, Andi, Howdii. Für Andi ist sich's nimmer ausgegangen, ein freundlicheres G'schau aufzusetzen -"Blitz".
Er hatte den Selbstauslöser aktiviert und musste sich schnell dazustellen...

Ein Übergabetermin des Dobs an den Verein stand noch aus. Wir hatten eine Woche "Luft". Wir nützten eine super klare Rückseitennacht auf der Ebenwaldhöhe, hier der Bericht dazu. Immerhin gab es durch diese Reise etliche neue Erkenntnisse, die auch sogleich in das Handbuch einflossen (jaja, ich habe zu diesem Dob ein Handbuch geschrieben, mit Erklärungen, Bildern, 110 Seiten insgesamt). Roland hatte danach irgendwie einen Riecher. Er drängte, dass wir bei mir nochmal einen Testaufbau machen sollten. Und prompt gab es eine Panne. Nach mehreren erfolglosen Alignment Versuchen entdeckte ich, dass der Az Encoder nicht arbeitet. Siehe da, das Kabel hatte sich gelockert, es hing nur mehr so an einem Pin dran. Kaum wieder gesteckt, funktionierte alles wie gewohnt. Einen neuerlichen Testaufbau gaben wir uns auch noch, um die Fokuslage div. Okulare zu checken, mein ganzes Sortiment wurde durchgenommen. Damit war letztlich alles abgeschlossen.


Leicht angekippt passt die Kiste in meinen Focus Kombi. Die Sicheln sind vorne mit Spanngummi fixiert So sind wir bis auf die Ebenwaldhöhe geschippert, und auch zur Übergabe Demo auf den Buschberg, und letztlich bis zum Vereinsdepot.
Irgend ein Kombi ist nicht ausreichend. Es sind gewisse Maße erforderlich, was die Ladeluke, die Innenhöhe, Ladelänge sowie die Durchladebreite zwischen den Radkästen betrifft. Warum mein Focus das schafft, liegt u.a. an der genialen Hinterachskonstruktion, und vor allem daran, dass in dieser Baureihe noch auf Praxistauglichkeit Wert gelegt wurde. Genau das war der Grund, warum ich einst dieses Auto gekauft habe. Nicht weil es so toll oder so schön wäre.

Die Übergabe des 25" Dob an den Verein fand am 20. Juli 2015 statt. Da die Getreideernte in vollem Gang war, wählten wir den Buschberg Parkplatz als Ort. Der Dobson wurde beäugt, und noch in der sehr hellen Dämmerung stellten Roland und Alex Arkturus ein. Der stand messerscharf gezeichnet im Okular. Ein "magischer" Moment, wo Temperaturausgleich zwischen Tag und Nacht herrschte, und die Spiegeltemperatur dazu passte. Später ging es los, es kühlte ein wenig ab, der Spiegel entwickelte Thermik und auch die Erde begann, Wärme in den Weltraum abzustrahlen. Diese Abendthermik bescherte uns sogar nocheinmal Wolken, die sich lokal neu gebildet hatten. Wir wollten eigentlich schon aufgeben, da bekamen wir Besuch von einer Polizeistreife. Na so ohne irgendwas kann man jetzt nicht einfach abbauen. Siehe da, mit behördlichem Beistand begannen die Wolken sich aufzulösen, und in der beginnenden Nacht gab es noch einige schöne Eindrücke im Okular.


Bei der Übergabe Demo auf dem Buschberg: Nach dem ersten Beschnuppern des Teleskops - Warten auf dunkleren Himmel.
Im Hintergrund mein "Raumschiff", mit dem ich die Dob-Kiste transportierte


Am Buschberg: Grübel, grübel und studier, wie tun wir mit dem Argo hier?
Der Doppelsternkatalog des Argo Navis ist - hm: Wer hat schon die Herschel, Struve und Burnham etc. Nummern im Kopf?`
Der Tour Modus ist allerdings sehr mächtig. Hier kann man filtern und nach Sternbildern und Objektkategorien suchen. Hier wird man fündig.

Nach der Beobachtung auf dem Buschberg verbrachten wir das Teleskop ins Vereinsdepot und versetzten es in Lagerzustand. Es liegt nun am Verein, diesem Teleskop den Himmel zu gönnen, den es verdient. Damit hat die Geschichte für mich ein Ende gefunden.

Verrückt? Zeitlich auf alle Fälle. Und irgendwie verrückt war dieses Projekt sowieso. Mein erstes von Grund auf konstruiertes Teleskop. Fangen wir halt mit etwas Kleinem an ;-) Genie und Wahnsinn liegen nur knapp nebeneinander. Was davon? Weder noch. Ziemlich trockene Ingenieur Arbeit, methodisches Vorgehen, einem Inschinör ist nichts zu schwör. Ich war es ja aus der Software Entwicklung gewohnt, dass man vor Projekten steht, die wie sich wie ein unüberwindlicher Berg vor einem auftürmen, wo man letztlich durch muss und am Ende drüber stehen muss. Durch die lange Zeit habe ich auch hier irgendwie den Bezug zu diesem Dob Projekt verloren. Es ist ja schon alles nicht mehr wahr gewesen, sozusagen, dass es einst passiert ist. Ein gewisser Abstand, ein gewisses Drüberstehen schadet nicht. Letztlich war die Beobachtung auf der Ebenwaldhöhe so, dass ich mich vom "Hersteller-Dasein" abkoppeln konnte und meine Rolle als Beobachter wahrnehmen konnte, und es hat gepasst! Es gab nichts was mich gestört hat, wo ich gemeint hätte, das ist ein Provisorium, das müsste anders werden. Nichts, gar nichts. Wir haben nur die Bestätigung bekommen, was wir schon ahnten: Es ist ein Traum mit diesem Teleskop zu arbeiten! Eigentlich eh das, was wir uns vorgestellt haben. Nicht mehr, nicht weniger. Wenn die lange Zeit etwas Gutes hatte: Die sonderbare gelbgrüne Farbe des Dobs wich einem satteren Gelb bis Mittelbraun, je nach Lichteinfall und Beleuchtungssituation. Das Holz ist sichtlich etwas nachgedunkelt. Die Lasurschichten sind leicht durchscheinend, vielleicht sind die dafür verantwortlich, dass der Dob nun ein so unterschiedliches Erscheinungsbild von der Farbe her aufweist.


Das Teleskop

Einst einmal waren Dobson Teleskope irgendwelche Kisten, die aus diversen Materialien, was halt grad zur Verfügung war, zusammengeschustert waren. Durchaus in Traditon des Erfinders dieser Teleskope, John Dobson. Langsam begannen Amateure, diese sog. Dobson Teleskope gezielter zu bauen. Zum Teil sind da richtige "Saurier" entstanden. Das moderne Dobson Teleskop geht auf David Kriege zurück, er kreirte dieses Design und vermarktet es unter Obsession Telescopes. Die meisten kommerziellen Hersteller bauen alle mehr oder weniger das Obsession Design nach, man nennt so etwas gemeinhin "Obsession-Style" Dob. Ich hatte das Vergnügen, Obsession zu sehen, genauso wie ich meinen Starsplitter II direkt aus eigener Anschauung kennen gelernt habe. Es sind beileibe keine schlechten Teleskope. Nur mir gefielen ein paar Dinge nicht, die würde ich gern an meinen Dobson anders gelöst haben. Mir war klar, dass dies einen Aufwand zu höheren Kosten darstellt, aber Geld ist nicht alles.

Ultra puristischer Leichtbau war mir suspekt. Da hat man vielleicht einen Basisring, eine Flexrocker, die Spiegelfassung - an der die Alt Bearings und auch gleich die Aufnahmen für die Stangen sitzen, ultralanges Stangelwerk, oben einen Monoring, an dem irgendwie das notwendigste, halt ein Fokussierer und vielleicht ein Telrad, drangepfriemelt ist. Blendschutz hat man keinen. Man kann irgendwelche Blenden dranhängen, oder man lebt damit, Fremdlicht ins Okular bekommen zu können. Der Hauptspiegel liegt bei diesen Konzepten auch sehr frei, kann von Umgebungsluft ausreichend "umspült" werden. Wenn aber kein Wind geht, ist eine Zwangsbelüftung schon sehr hilfreich. Die bringt man nicht mehr sinnvoll wo unter. Ich wollte also weder ultraleicht bauen, noch sonst irgendwie das Dobson Teleskop neu erfinden. Ich wollte dort ansetzen, was mir an dem typischen Obsession Style Dob nicht so taugt.

Was ich konkret besser machen wollte: Die Spiegellagerung in einem Gurt wollte ich vermeiden. Ich wollte eine Belüftung für den Hauptspiegel haben, aber nicht nur einen Ventilator, der unter dem Spiegel einfach die Luft im Kurzschluß im Kreis pumpt, sondern eine Belüftung, die die warme Luft direkt über dem Spiegel weg bläst. Nur, so wie ich es bei einem Hersteller gefunden habe, wo der Lüfter an der Rückwand der Spiegelkiste montiert war, das fand ich sinnbefreit. Der Venti bläst die warme Luft vorn raus, die dann erst durch den Strahlengang des Truss Tube aufsteigt. Also wenn, umgekehrt.

An den bewährten Gleitbelägen wollte ich nicht rütteln. Teflon und Glassboard hat sich für das Groundboard bewährt, genauso wie Teflon und Ebony Star Formica für die Alt Bearings. Soviel hatte ich schon von meinem alten, ehemaligen 18" Dob gelernt. Wenn man diese Gleitbeläge richtig baut und einsetzt, gibt es keinen Anlass zur Unzufriedenheit. Selbst bei einem rein handgeschubsten Dobson nicht.

Generell wollte ich nicht eine so schwere und plumpe Kiste bauen, sondern in Richtung Leichtbau, aber nicht kompromisslos. Je nachdem, ob man die Stangenklemmblöcke, wie beim Obsession, außen an die Spiegelkiste setzt, mit allen Problemen die damit verbunden sind, erhält man dadurch eine kompaktere Kiste vom Fußabdruck her, oder wenn man die Stangenklemmblöcke innen ansetzt, was problemloser ist, erntet man jedoch eine ausladendere Spiegelkiste. Die Standfestigkeit ist auch ein Aspekt, also bin ich eher geneigt, dass eine ausladendere Spiegelkiste nicht so schlecht ist. Wir diskutierten mit Roland, der mir beim Bau der Rohstruktur des Dobson half, die Stangenklemmung. Recht schnell waren wir bei den Kugelflanschen. Oben waren sowieso schon solche von Moonlite vorgesehen, und unten haben wir selbst welche mit größeren Kugeln appliziert. Was noch zum Aufbau des Truss Tube kommt: Oben direkt den Hut auf die Stangen fummeln ist nicht sehr gemütlich. Deshalb habe ich, was Obsession erst beim 30" bot (die Obsession enden mittlerweile bei 25", David Kriege will keine großen Brummer mehr bauen), einen Connectionring vorgesehen. Damit werden die Stangen an ihren oberen Enden verbunden. Den Hut aufsezten und mit dem Connectionring verschrauben ist keine große Sache mehr. Der ganze Aufbau braucht nicht länger als bei meinem ehemaligen 18" Dob. Wir sind eher flotter unterwegs.

Die Antriebe wurden bei meiner Konstruktion mit konzipiert, deswegen sind sie integriert, und nicht irgendwie hintennach als "Retrokit" rangefummelt. Die flache Spiegelkiste und die elegant geschwungenen Sicheln als "Höhenräder" haben natürlich einen Nachteil - eine Mitte des "Höhenrades" gibt es nicht, wo man einen Encoder billig ansetzen könnte. Daher wurde ein Reibradabgriff vorgesehen. Warum nicht. Wird nicht das erste Mal sein, dass ein Encoder indirekt die Drehung abnimmt, mit Übersetzungsverhältnis...

Statt der üblichen Schubkarrengriffe, die jeweils an- bzw. abmontiert werden müssen, habe ich ein Transportsystem konstruiert, das direkt am Teleskop verbleiben kann. Es geht um rasches Entladen und Verladen, speziell bei der Auslegung als Vereinsteleskop. Selbst in meinen Kombi rein, auch wenn wir zu Dritt dabei gefordert sind, ist das kein großes Thema, ruck-zuck ist die Kiste drinnen und transportfit gemacht. Eines ist klar: So ein Teleskop wie dieses von mir konzipierte und gebaute gibt es nirgendwo am Markt zu kaufen.

Es war eine Knochenarbeit, alles zu konstruieren, durchzurechnen, und möglichst an alles zu denken. Nicht nur wie man die Dinge zusammenbauen und einbauen wird, sondern auch, und da kommen meine eigenen Ansprüche und Wünsche als Beobachter ins Spiel, wie man als Anwender damit umgehen wird. Die Einfachheit der Handhabung war ein ganz großes Ziel. Kein Gepfriemel mehr. Viele Stunden des Überlegens, des Nachdenkens, sind in dieses Projekt geflossen. Jedes kleinste Detail musste ich berücksichtigen.

Dass der 25" eine Prototypen Entwicklung war, ist auch klar. Dennoch, gekämpft habe ich um jeden Zentimeter, um jedes Gramm. Daher musste ich halt auch Kompromisse eingehen. Es geht nicht anders. Schon von der Gewichtsrechnung war klar, vorn sind wir ein bissl übergewichtig. Dass wir hinten in der Spiegelkiste nachtarieren müssten, wurde in Kauf genommen. Wollte man dies vermeiden, ginge es zu Lasten der Dimensionen, und damit der Transportfähigkeit.

Nun ja, bei Prototypen ist man vor Überraschungen nicht ganz gefeit. Dass die ursprünglich anvisierten Carbon Rohre zu schwach waren für den Truss Tube, war nicht so das Problem, die neuen Rohre sind etwas schwerer, tragen aber nur zum Teil zur Last vor dem Schwerpunkt bei. Schlimmer traf mich der heftig dimensionierte Fangspiegel. So dick hätte ich den nicht erwartet. wodurch auch die Spinne etwas nach oben zu setzen war. In Summe hat das doch mehr Tariergewichte in der Spiegelkiste notwendig gemacht, jedoch, kein Problem, Platz genug. Es ist so: Ein paar Dutzend Gramm vorn dazu müssen hinten am kurzen Hebelarm mit etlichen Kilogramm aufgewogen werden.

Ich darf den 25" Dob nun in Bildern vorstellen


Der 25" Dob in Lagerstellung. Hut und Connectionring sind auf der Spiegelkiste abgelegt, oben auf eine Abdeckung zum Staubschutz. Man kann auch was drauf ablegen.
Man erkennt auch schon was sich an dem "Business End" des Teleskops bietet: Ein Moonlite Fokussierer mit Feintrieb, ein Standard Sucherschuh und eine Telrad Basis.
Das Transportsystem ist so konzipiert, dass es am Teleskop verbleiben kann.


Das Transportsystem in Aktion. Danach werden die Holme einfach eingeschoben, fertig


Unter dem "Klodeckel" ist natürlich das Herzstück verborgen, der 25" Spiegel. Man erkennt hier an der Vorderseite der Spiegelkiste die Lüfter


Beim Aufbau des Truss Tubes werden die Stangen paarweise ausgerichtet


So stehen die perfekt ausgerichteten Stangen in den Himmel. Sie erwarten den Connectionring


Der Connectionring wird aufgesetzt und geklemmt


Nun wird der Hut aufgesetzt und verschraubt


So sieht das Teleskop fertig aufgebaut aus


Hier sieht man den "Argo Stalk". Die Argo Navis Steuereinheit liegt schon auf dem Pult in ihrem Halter, sie somit fest verankert, kann nicht rutschen oder herunterfallen


Hier ist zwar das Hinterende des Teleskops, aber hier, unten in der Rockerbox, ist auch genug "Business":
Der Akku, die Verteilerdose, Schalter, und man sieht die Az Antriebseinheit. Am linken Höhenrad erkennt man den Seilzug für den Höhenantrieb


Das andere Ende der Rockerbox. Vorne in der Mitte ist die ServoCAT Steuereinheit zu sehen, links der Alt Encoder, rechts die Alt Antriebseinheit


Und das ist der 25" Dob im Beobachtungsbetrieb. Man braucht keine Hände mehr am Teleskop. Einfach reingucken und staunen!

Was ich als Beobachter noch zu sagen habe: Die Wahl des Öffnungsverhätnisses war gut. Es ist zwar eine f/4.5 Optik, jedoch die Brennweite von fast 2.80 Meter bedeutet eine recht geringere Feldwölbung. Dadurch lässt sich mit Okularen eine bessere Performance erzielen. Sogar mein altes Baader Eudiascopic 30 mm machte keine so schlechte Figur. Ok, hat nur 45° Eigenfeld, aber immerhin. Bei etwas kürzeren Brennweiten sind meine Eudiascopic alle pipifein. Feiner als sie es an meinem alten 18" f/4.4 sein konnten. Das 35 mm Panoptic ist eine Wucht. Auch das 27 mm performed besser als an meinem ehemaligen 18" Dob. Überhaupt arg war ein 17 mm Delos. Pipifeine und scharfe Sterne über das gesamte Feld. Da haben wir nur so gestaunt. Ich hatte nie das Bedürfnis, den TeleVue ParaCorr auszupacken, den ich an meinem alten 18" f/4.4 Dob viel in Verwendung hatte.

Dass wir die Optik nur "gekitzelt" hätten, stimmt nicht. Bei den Tests waren wir durchaus mit mehr Power drin. Bei hinreichend austemperierten Spiegel keine Klage, alles fein! Das Seeing muss auch passen, das gilt für jedes Instrument. Ja eh, diese furchtbar schlechte Swayze Optik. Ganz ehrlich: begeistert bin ich nicht von der Wartezeit auf den Spiegel, auch nicht von der Wartezeit, bis man oft eine Antwort von Steve bekommen hat. Aber dass er den Spiegel nicht gut hinkriegen würde, daran hatte ich nie Zweifel. Ich war vorbelastet. Ich hatte bereits einen 12" und einen 15" Swayze Spiegel vor Augen, meines Wissens gibt es noch einen weiteren Swayze Spiegel in Österreich, dessen Besitzer auch nichts über seine Optik kommen lässt.

Finale Gedanken

Es ist also geschafft. Würde ich etwas anders machen, wenn ich einen 25" Dob noch einmal bauen wollte? Definitiv ja. Den Spiegel bei einem anderen Hersteller in Auftrag geben. Ich hätte mittlerweile in USA wen, der schneller liefert, und auch gute Optiken fertigt. Sonst noch was? Hm, jede Sache macht man beim zweiten Mal besser, beim dritten Mal erst perfekt. Das ist eine gewisse Erfahrung als Heimwerker. Ich denke hingegen, es gibt wenig Raum dafür, etwas zu verbessern. Auf die Schnelle fällt mir nichts ein. Da müsste ich nochmals genau in mich gehen, ob ich etwas am Design ändern würde, sollte ich noch einmal einen bauen. Die Frage ist eher, ob ich noch einmal wollte. Wenn es denn sein muss, schon. So aus Jux, nein. Es ist ein bisserl zu groß, dieses Teleskop. Man kommt allein beim Bau nicht zurecht. Man braucht immer wieder zwei helfende Hände. Genau das ist es, wo man hängt, wenn man immer auf Hilfe angewiesen ist.

Eines ist klar. Auch wenn man einen Prototyp baut, kann man ziemlich gezielt vorgehen. Es ist allerdings fast unabdingbar, alle Teile, die an- oder eingebaut werden sollen, schon in der Konstruktionsphase in der Hand zu haben, oder exakte Spezifikationen davon zu haben. Sonst passiert, was halt passieren muss, dass man sich verschätzt. Es gab aber kein Problem, wo wir gesagt hätten: Da stehen wir an, wir müssen irgend etwas komplett neu bauen. Es hat immer eine Lösung gegeben. Einige Überraschungen gab es zwangsläufig. Bei einem weiteren Exemplar dieses 25" müsste man diese Dinge nicht noch einmal durchlaufen, da könnte man gezielter agieren. Also von daher, ließe sich etwas besser machen.

Sonst noch was? Ich habe mittlerweile auch einen anderen Tischler ausfindig gemacht, der nicht so ausgewerkelte Maschinen hat, wo ich die Sachen exakter gefräst und nicht voller Späne in die Hand gedrückt bekomme und etliche Male etwas reklamieren muss. Und ja, die heutige Generation von Argo Navis und ServoCAT hat sich von dem Stand aus dem Jahre 2007 weiter entwickelt. Zumindest die Firmware könnte man jeweils auf neuere Versionen heben. Was gäbe es da? Von Seiten des ServoCAT ein sog. "closed-loop-tracking". Wenn man  mich fragt, ich hätte dies von Anfang implementiert - wozu hat man denn Encoder und die Kommunikation mit einem Teleskopcomputer? Na wenigstens sind die im Nachhinein draufgekommen... Was Argo Navis mit der neuen FW Version bietet, habe ich auf die Schnelle nicht aus dem Manual ersehen. Was es auf jeden Fall in Argo Navis gibt: Ein Fehlermodell für die Verbesserung der Pointing Genauigkeit. Da ließe sich sicher noch etwas holen. Jedes Teleskop, egal wie präzise man fertigen will, hat mechanische Toleranzen, die zu Fehlern führen. Diverse Fehler sind persistent. Diese Terms kann man sogar bei einem Dobson Teleskop permanent speichern. Man kann es sehen wie man will: Braucht man sowas? Solang, und so war es bei allen unseren Tests, die Objekte nach dem Goto im Feld des 35mm Panoptic Okulars landen, hat man nicht wirklich ein Problem. Was ich jedoch rein aus dem Manual erlesen habe: Eine derartige Unterstützung beim Erstellen des Fehlermodells, welche Terms man rein nimmt und welche besser nicht, habe ich noch nie gesehen. Argo Navis ist da sehr hilfreich. Das Star Mapping für die Erstellung eines Fehlermodells kann man relativ bequem per Goto ausführen. Im Fall der Anwendung muss man vielleicht ein paar Sterne bei jeder neuen Session mappen, zusätzlich zu den Alignment Sternen. Wenn man eh in der noch hellen Dämmerung aufbaut, ist Zeit genug bis es dunkel wird, da könnte doch diese Arbeit erledigt werden. Sagen wir so: vier bis sechs Sterne bei jeder Session mappen würde ich in Kauf nehmen. Zwanzig sicher nicht. Man müsst's probieren. Beim diesem 25" Dob Dob hatte ich nicht die Zeit dazu. Bei meinen neuen 18", der grad im Entstehen ist, werde ich damit spielen.

Howdii